• Veröffentlichungsdatum : 16.12.2022
  • – Letztes Update : 15.12.2022

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Aufbauplan Bundesheer 2032

Bruno G. Hofbauer

Der Ukraine-Krieg hat gezeigt, wie rasch sich die Sicherheitslage in Europa ändern kann. Neben hybriden subkonventionellen Bedrohungen gewinnt auch die konventionelle militärische Einsatzführung wieder an Bedeutung. Eine Folge ist, dass die militärische Landesverteidigung wieder ernster genommen wird. Für das Österreichische Bundesheer bedeutet das die Umsetzung des Streitkräfteprofils „Unser Heer“. 2022 wurde im Generalstab intensiv an einem Aufbauplan für das Bundesheer 2032 gearbeitet.

Dieser Zeithorizont ist nötig, da es zumindest zehn Jahre dauern wird, um die Fähigkeiten, die notwendig sind, um den Konflikt der Zukunft bestehen zu können im Bundesheer (wieder-)herzustellen. Im Fokus steht die Stärkung der militärischen Landesverteidigung. Dazu braucht es nicht nur motivierte und bestausgebildete Soldaten, qualifizierte zivile Mitarbeiter, eine adäquate und zeitgemäße Infrastruktur in Kasernen für die Ausbildung und Einsatzvorbereitung, sondern auch die geeignete Ausrüstung.

Im Kern des Aufbauplans stehen die drei Bereiche:

  • Mobilität der Einsatzkräfte;
  • Schutz und Wirkung für die Soldaten;
  • Autarkie und Nachhaltigkeit.

Für die Investitionen in diesen Bereichen sind bis 2032 etwa 16 Milliarden Euro geplant – etwa fünf Milliarden für die Mobilität, etwa sieben Milliarden für Schutz und Wirkung und etwa drei Milliarden für Autarkie und Nachhaltigkeit. Das Landesverteidigungs-Finanzierungsgesetz (LVFinG) sichert die Finanzierung bis 2032 und bietet damit die notwendige Planungssicherheit für zielgerichtete mittel- bis langfristige Investitionen in die Sicherheit Österreichs. Damit verbunden ist ein Landesverteidigungsbericht (LV-Bericht), der jährlich dem Nationalrat vorzulegen ist.

Verbesserung der Mobilität

Um die geschützte Mobilität der Streitkräfte zu verbessern, sind Investitionen in den Bereichen Mobilität am Boden, taktische Luftmobilität und aktive Luftraumüberwachung geplant. Unter anderem wird die bereits vorhandene Flotte der Mannschaftstransportpanzer „Pandur“ erweitert und ausgebaut. Außerdem werden Transportfahrzeuge aller Art in alle Waffengattungen des Bundesheeres integriert. Die Pioniere bekommen beispielsweise moderne Pionierpanzer und neue Fähren. Für das Jagdkommando bzw. die leichte Infanterie ist die Beschaffung leichter ungepanzerter Fahrzeuge geplant.

In Bezug auf die taktische Luftmobilität steht der Ersatz des am Nutzungsende stehenden Systems C-130 „Hercules“ im Fokus. Zudem soll die Hubschrauberflotte modernisiert werden. Der Eurofighter soll aufgerüstet werden, damit er seine vollen Fähigkeiten als modernes Kampfflugzeug nutzen kann. Bei der Luftraumüberwachung wird vor allem die aktive Komponente ergänzt bzw. verstärkt, um die permanente aktive Luftraumüberwachung bei allen Verhältnissen sicherzustellen.
 

Schutz und Wirkung 

Die Investitionen in Schutz und Wirkung betreffen die Bereiche Schutz der Soldaten, mechanisierte Kampftruppe, bodengebundene Luftabwehr, einsatzmittelabgestufte Wirkung, Aufklärungssysteme und verstärkte Übungstätigkeit.

Alle Soldaten sollen mit einem modernen Individualschutz, hochwirksamer Bewaffnung und zeitgemäßen Kommunikationsmitteln ausgerüstet werden. Für die Aufklärungstruppe werden etwa Sensoren aller Art beschafft, um in jeder Domäne (Land, Luft, Cyberraum, Informationsumfeld) ein Lagebild zur Verfügung zu haben und Führungsüberlegenheit herstellen zu können. Um Bedrohungen aus der Luft entgegenzuwirken, wird unter anderem in Drohnenabwehr investiert. Außerdem sollen vorhandene Systeme kampfwertgesteigert werden und die Reichweite für das Bundesheer und seine ungebundene Luftverteidigung auf 40 Kilometer oder mehr ausgebaut werden.

Der Ukraine-Krieg zeigt, dass mechanisierte Truppen nicht der Vergangenheit angehören, sondern nach wie vor ihre Rolle auf dem Gefechtsfeld haben. Dies betrifft mechanisierte Kräfte, Kampfpanzer, Schützenpanzer und Artillerie. Somit werden auch die mechanisierten Kräfte des Bundesheeres insgesamt erneuert. Das alles hilft aber nichts, wenn nicht geübt wird. Darum ist für alle Teile des Bundesheeres – Kader, Miliz, Rekruten – eine verstärkte Übungstätigkeit geplant.

Autarkie und Nachhaltigkeit zur Stärkung der Verteidigungsbereitschaft

Im Bereich Autarkie und Nachhaltigkeit steht die Verbesserung der Verteidigungsbereitschaft im Vordergrund. Das Bundesheer muss funktionieren, wenn sonst nichts mehr funktioniert. Dazu braucht es autarke Kasernen, die in der Lage sind die Truppe entsprechend zu versorgen und zu schützen. Um dies sicherzustellen sollen etwa Versorgungsgüter für zumindest 14 Tage bevorratet werden. Eine hochqualifizierte Sanitätsversorgung sowie die Reduktion der Energieversorgungsabhängigkeit von außen sind ebenfalls Zielsetzungen in diesem Bereich.

Auf dem modernen Gefechtsfeld ist der Kampf im Cyberspace und auch der Electronic-Warfare-Bereich nicht wegzudenken. Darum ist der Ausbau der Digitalisierung und die Einführung moderner, interoperabler, autarker Führungs- und Kommunikationssysteme ein weiterer Baustein des Aufbauplanes 2032. Damit wird die Führungsfähigkeit des Bundesheeres auf allen Ebenen erhöht. Die Digitalisierung und die Nutzung moderner Kommunikations- und Informationstechnologie bildet die Klammer über alle Teilbereiche des Aufbauplanes 2032.
 

Fazit

Das Bundesheer ist stark im Inland und fokussiert im Ausland. Nur die Umsetzung aller geplanten Maßnahmen in ihrer Gesamtheit führt zur Entwicklung der erforderlichen Fähigkeiten des Bundesheeres und somit zur Gewährleistung einer effektiven militärischen Landesverteidigung.

Link zum Interview mit Generalmajor Bruno G. Hofbauer

Generalmajor Bruno G. Hofbauer, Planungschef des Österreichischen Bundesheeres. 

 

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