• Veröffentlichungsdatum : 27.09.2022
  • – Letztes Update : 30.09.2022

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Wie der Vater, so der Sohn

Selina Lukas

Zwei Männer in Uniform. Lehrgangskommandant und Lehrgangsteilnehmer, aber auch Vater und Sohn. In Langenlebarn verrichten die beiden Soldaten ihren Dienst und teilen sich vor allem eines: die Leidenschaft für die Hubschraubertechnik.

Mathias befindet sich in der Kaderanwärterausbildung 2. Heute ist seine erste große schriftliche Modulprüfung – Thema: Waffen-, Geräte- und Fachausbildung. Zwei Tage später folgt die mündliche Prüfung. Mitte August 2022 wird er die Kaderanwärterausbildung 2 in Langenlebarn abschließen. Dann geht es weiter mit der Kaderanwärterausbildung 3 an der Heeresunteroffiziersakademie in Enns. Läuft alles nach Plan, mustert er im Februar 2023 als Wachtmeister aus. Dann beginnt er damit, Praxiszeiten als Militär-Luftfahrttechniker zu sammeln. Dazu hat er ein Ausbildungsjournal, in dem alle Wartungstätigkeiten aufgelistet sind, die er abhaken muss. Wenn er das erledigt hat, darf er zur Prüfung zum Militär-Luftfahrtwart antreten. 

Das Ziel von Mathias ist klar: Er will Bordtechniker werden. Warum er diesen Berufsweg eingeschlagen hat? „Als Bordtechniker kommt man viel herum. Gerade als junger Mensch ist es sehr interessant, wenn man Österreich und die Nachbarländer kennenlernt. Jeder Tag sieht anders aus. Ich habe diesen Beruf gewählt, damit ich nicht den ganzen Tag im Büro sitze, sondern am Hubschrauber ‚herumschrauben‘ kann und die Welt sehe.“ Die Begeisterung für seinen Beruf ist dem jungen Zugsführer anzumerken. Obwohl er in einer Stunde zur Prüfung antritt, zeigt er keinerlei Nervosität. „Ich habe die HTL, Fachrichtung Maschinenbau/Fahrzeugtechnik, absolviert und besitze daher eine gute Basisausbildung. Vor allem die mechanischen Fächer gefallen mir besonders gut.“ 

Neben Mathias sitzt sein Vater, Simon Riedl. Auch für ihn ist heute ein besonderer Tag. Am Morgen wurde der Kommandant des Lehrganges, den sein Sohn besucht, zum Oberst befördert. „Ich habe durch meinen Vater schon früh die Fliegerei kennengelernt. Eigentlich wollte ich Hubschrauber-Pilot werden, habe das Assessment probiert, aber nicht genug Punkte erreicht. Weil mich auch die Technik interessiert, habe ich mir gedacht, dass ich es als Bordtechniker bei den Black Hawks probiere.“ 

Was sagt der Vater zum Wunsch des Sohnes? Simon Riedl kommt aus Kärnten und besuchte dort die HTL, Fachrichtung Maschinenbau, und absolvierte danach die Militärakademie in Wiener Neustadt, bevor er nach Langenlebarn ging. Von 1997 bis 2019 war er Technischer Offizier am Hubschraubersystem OH-58B, dann wechselte er in die Lehre. Dass sein eigener Sohn heute in seinem Lehrgang sitzt, freut ihn. „Ich war schon immer an der Luftfahrt interessiert und habe meine Söhne oft auf den Fliegerhorst mitgenommen. Mathias wählte zuerst die Waffengattung Pionier und wollte dann abrüsten. Ein Studium hat ihn vorläufig nicht interessiert – er wollte Geld verdienen. Ich habe ihm gesagt, dass er zu uns nach Langenlebarn kommen soll, weil die Karrieremöglichkeiten in der Fliegerei vielfältig sind.“ 

In dem Lehrgang von Mathias sind insgesamt 24 Teilnehmer, neun davon Frauen. 19 Teilnehmer sind Zivilbedienstete, zwei Kaderanwärter und drei bereits Berufssoldaten. Auf „seinen Lehrgang“ ist Oberst Riedl stolz. „Das Niveau der Lehrgangsteilnehmer ist bezüglich Ausbildung und Prüfungsergebnissen sehr hoch. Mir gefallen vor allem die Zusammenarbeit und der Zusammenhalt. Die Schwächeren müssen sich zwar mehr anstrengen, werden aber von den Stärkeren mitgezogen.“ Für ihn macht es keinen Unterschied, dass der eigene Sohn im Lehrgang sitzt. „Ich sehe die Lehrgangsteilnehmer als Mitarbeiter und versuche, alle gleich zu behandeln. Ich glaube nicht, dass Mathias einen Vorteil hat, eher bin ich zu ihm ein bisschen strenger. Es ist aber klar, dass ich meinen eigenen Sohn nicht mit ,Herr Zugsführer‘ anspreche.“ Mathias lacht. „Ich sage auch nicht ,Herr Oberst‘ zu meinem Vater, aber trotzdem ist das Verhältnis im Lehrgang dienstlich.“ 

Ein typischer Kurstag beginnt für den Zugsführer um 0730 Uhr. Dann stehen diverse Fächer von Elektrotechnik bis zu Mechanik (Triebwerks- oder Hubschrauberkunde) auf dem Plan. Um etwa 1200 Uhr gibt es eine Mittagspause, und um 1540 Uhr endet der Unterricht, und das Lernen geht weiter. Oberst Riedl weiß, dass seit seiner Ausbildung nicht nur das Gerät moderner und die Infrastruktur besser geworden, sondern auch die Anforderungen an die Bediensteten gestiegen sind. Was bedeutet das für die Prüfungsvorbereitung von Mathias? Lernen rund um die Uhr? „Nein, so schlimm war es nicht“, lacht Mathias. „Man bekommt ein Fragenprogramm und Skripten, mit denen kann man sich gut vorbereiten. Außerdem nimmt man die vielen Belastungen und die lange Ausbildungszeit in Kauf, wenn man ein Ziel erreichen möchte. Am Ende geht es darum, die Möglichkeit zu bekommen, das schöne Österreich aus der Perspektive von oben betrachten zu können und keinen 08/15-Job zu haben.“ 

Sein Vater stimmt ihm zu. „Die Motivation bei den jungen Kameraden ist die gleiche wie in meiner Generation. Man will Österreich sehen, man will das Ausland sehen, und man will etwas erleben. Österreich ist wunderschön, und wenn man sich das Land aus der Vogelperspektive ansehen darf, egal, zu welcher Jahreszeit, ist das ein unbeschreibliches Gefühl.“ Der Offizier erinnert sich gerne an seine Zeit bei der Hubschrauberstaffel. Der nördlichste Punkt, den er mit seiner Staffel erreicht hat, war in Norwegen, der südlichste in Italien. Er war viel in Europa unterwegs, bei lehrreichen Auslandsübungen oder aber bei zahlreichen Assistenzeinsätzen im Inland. 

Es war immer etwas Besonderes, wenn man vor Ort ,etwas Gutes‘ leisten kann. Egal, ob man einen Feuerwehrmann irgendwo hinfliegt, damit er sich ein Lagebild verschaffen kann, oder einen Bezirkshauptmann. Man hilft der Bevölkerung und wird gern gesehen. Die Menschen freuen sich, wenn wir kommen.“ Diese Erfahrungen versucht der Oberst, auch seinen Lehrgangsteilnehmern zu vermitteln. Blanke Theorie allein sei nicht zielführend. „Wenn ich es schaffe, dass kein Lehrgangsteilnehmer während des Unterrichtes mit dem Kopf auf der Tischplatte aufschlägt, ist mein Ziel erreicht“, meint der Oberst mit einem Lächeln. Mathias nickt zustimmend und schaut auf die Uhr. Es wird Zeit für seine Prüfung. 

Laufbahn

Wer beim Bundesheer Militär-Luftfahrttechniker werden möchte, hat im günstigsten Fall eine Berufsausbildung als Metall-, Kfz-, Elektrotechniker oder Elektroniker. Diese kann auch nachgeholt werden, wodurch sich die Ausbildungszeit verlängert. Jedenfalls ist eine Freiwilligenmeldung für den Ausbildungsdienst und die positive Eignungsfeststellung durch das Heerespersonalamt notwendig. In den Luftstreitkräften gibt es zivile und militärische Militär-Luftfahrttechniker. Die praktische Ausbildung ist ident, bei Zivilbediensteten fallen jedoch die militärischen Kurse weg. Die Ausbildung besteht aus Schulungs- und Praxisphasen. Diese unterscheiden sich hinsichtlich der Funktion und der Stufe der Ausbildung, in der man sich befindet. Grundsätzlich ist es für einen Techniker vorgesehen, die folgenden Stufen zu durchlaufen:

  • Militär-Luftfahrttechnischer Assistent in Ausbildung zum Militär-Luftfahrtwart;
  • Militär-Luftfahrtwart;
  • Militär-Luftfahrtwart I. Klasse.

Nach Möglichkeit (freier Arbeitsplatz) und mit der Bereitschaft zur Absolvierung der Ausbildung ist das Erreichen der höchsten Stufe Militär-Luftfahrtmeister (für Unteroffiziere), möglich.

Mehr Infos zur Karriere als Luftfahrttechniker.

Selina Lukas, MA; Redakteurin beim TRUPPENDIENST.

Weitere Artikel zum Schwerpunkt des TRUPPENDIENST-Heftes 3/2022 finden Sie unter
Die Luftstreitkräfte des Österreichischen Bundesheeres

 

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