• Veröffentlichungsdatum : 30.05.2022

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Ukraine-Konflikt und Bundesheer - TREND RADAR 1/2022

Redaktion TRUPPENDIENST

Am 24. Februar 2022 begann die Invasion Russlands in die Ukraine. Seither dauert der Angriffskrieg an. Die Opferzahlen sind unbekannt. Nach Angaben des Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR) haben bislang 5,3 Millionen Ukrainer ihr Land verlassen, mehr als 7 Millionen sind innerhalb der Ukraine auf der Flucht. Der aktuelle „Trend Radar“ befasst sich mit der Frage, wie die österreichische Bevölkerung den Konflikt wahrnimmt und ob dieser die Einstellung zur geistigen Landesverteidigung verändert hat. Dazu werden zwei Bevölkerungsumfragen aus dem März 2022 herangezogen.

Haltung zur Ukraine-Krise

Rund ein Drittel (32%) der Befragten fühlt sich persönlich durch den Konflikt in der Ukraine bedroht. Ein weiteres Drittel (35%) fühlt sich zumindest teilweise bedroht. Das „Bedrohungserleben“ ist vor allem bei Frauen (36%) sowie bei jüngeren Personen (unter 30-Jährige: 36%, 30 bis 59-Jährige: 31% ab 60-Jahren: 31%) stärker ausgeprägt. Bereits vor dem Kriegsausbruch war der Anteil der Österreicher, der sich über einen neuen „Kalten Krieg“ besorgt zeigte, im Jahresvergleich angestiegen (2019: 31%, 2020: 34%, 2021: 38%). Dieser Trend wird von zunehmenden Ressentiments gegenüber den außen- bzw. sicherheitspolitischen Bestrebungen Russlands begleitet. 2019 sahen 44% in der Außen- und Sicherheitspolitik Russlands keine Bedrohung für Österreich. Dieser Anteil sank 2020 auf 40% und 2021 weiter auf 36%. Die Sicherheitslage in Österreich wird seit Ausbruch des Krieges von knapp einem Fünftel der Österreicher als unsicher und damit deutlich pessimistischer als in den Vorjahren, eingeschätzt. 64% der Befragten haben für die Russische Position kein Verständnis.

 

Einstellung zur Haltung Österreichs

60% der Österreicher stimmen völlig oder eher der Aussage zu, dass die derzeitigen politischen Maßnahmen Österreichs zur Bewältigung der Ukraine-Krise (z. B. Beteiligung an Wirtschaftssanktionen gegen Russland, Lieferung von Schutzausrüstung etc.) richtig sind. Die Befürwortung ist bei Männern (66%) höher als bei Frauen (56%). Besonders hohe Zustimmung erlangen die Maßnahmen in den Altersgruppen ab 60 Jahren (73%) sowie bei Personen mit Matura (71%). Die Zustimmung zu einer Einschränkung der wirtschaftlichen Beziehungen zu Russland ist vor Ausbruch des Krieges von 17% im Jahr 2019 auf zuletzt 27% im Vorjahr gestiegen. Die Befürwortung der Neutralität Österreichs ist weiterhin ungebrochen hoch und Beginn des Ukraine-Krieges weiter gestiegen. 83% der Befragten sprechen sich 2022 für die Beibehaltung aus.

Einstellung zum Bundesheer

Das Vertrauen in das Bundesheer ist sehr hoch. Drei Viertel der Befragten geben an, dem Bundesheer „voll und ganz“, „überwiegend“ oder „eher“ zu vertrauen. Für 64% der Befragten ist das Bundesheer „sehr wichtig“ oder „eher wichtig“ für Österreich. Männer habe tendenziell eine etwas positivere Grundhaltung als Frauen (m: 66%, w: 64%). Sehr hoch ausgeprägt ist diese bei Personen ab 60 Jahren (72%). Die Mehrheit der unter 30-Jährigen (58%) sowie die 30 bis 59-Jährigen (63%) geben an, dass ihnen das Bundesheer wichtig ist. Mehr als die Hälfte der Befragten befürwortet eine Erhöhung der Ausgaben für die Landesverteidigung. Drei Fünftel der Männer und die Hälfte der Frauen sprechen sich dafür aus, die Ausgaben „stark“ oder „eher“ zu erhöhen. Vor allem Personen ab 60 Jahren (63%) treten für eine Erhöhung der Ausgaben ein. 41% der unter 30-Jährigen sowie 54% der 30 bis 59-Jährigen befürworten eine Erhöhung ebenfalls.

Haltung zur militärischen Landesverteidigung

Rund zwei Drittel der Befragten stimmen der Aussage „völlig“ oder „eher“ zu, dass das Bundesheer wieder verstärkt auf die Abwehr militärischer Angriffe ausgerichtet werden sollte. Vor allem den 30-Jährigen (67%) ist dies besonders wichtig. Auch knapp zwei Drittel der 30 bis 59-Jährigen und die Mehrheit der Personen ab 60 Jahren sprechen sich dafür aus. 86% der Befragten stimmen der Aussage „völlig“ oder „eher“ zu, dass Jugendliche in der Schule über Sinn und Aufgaben des Bundesheeres informiert werden sollten. Personen ab 60 Jahren (93%), mit Matura (88%) und Männer (87%) sprechen sich besonders häufig dafür aus. Knapp drei Viertel der Befragten stimmen zudem der Aussage „völlig“ oder „eher“ zu, dass Jugendliche in der Schule über Karrieremöglichkeiten beim Bundesheer informiert werden sollten. Insbesondere Personen ab 60 Jahren (82%) sowie Befragte ohne Matura (74%) vertreten diese Meinung.

 

Auf einen Blick

Die österreichische Bevölkerung sieht die Sicherheitslage zwar mehrheitlich positiv, im Vergleich zu den Vorjahren ist die Stimmungslage jedoch deutlich pessimistischer. Ein Drittel der Befragten fühlt sich durch den Ukraine-Krieg bedroht. Für die Position Russlands herrscht kaum Verständnis. Mit der Positionierung Österreichs sind die Befragten zufrieden. Für eine Beibehaltung der Neutralität sprechen sich 83% aus, das entspricht einem Anstieg gegenüber den Vorjahren (2019: 59%, 2020: 60, 2021: 60%, 2022: 67%). Gleichzeitig befürworten 61% eine verstärkte Ausrichtung des Bundesheeres auf die Landesverteidigung. Um dieses Ziel zu verfolgen, stimmt die Hälfte der Befragten einer Erhöhung der Ausgaben für die Landesverteidigung zu. Neun von zehn der Befragten wünschen sich zudem mehr Informationen in den Schulen über Sinn und Aufgabe des Bundesheeres. Drei Viertel der Befragten befürworten Informationen über Karrieremöglichkeiten des Bundesheeres an Schulen.

Archiv des „Trend Radar“

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