• Veröffentlichungsdatum : 16.05.2025

  • 3 Min -
  • 538 Wörter

Strategische Kommunikation

Reinhard Kraft

Rahmenbedingungen

In einer „Welt aus den Fugen“ befindet sich jeder mit jedem im Wettbewerb. Dabei ist das strategische Umfeld für Staaten durch Kooperation, Rivalität, Konfrontation und bewaffnete Konflikte gekennzeichnet. Zur Durchsetzung der eigenen Interessen kommen die staatlichen Instrumente der Macht zum Einsatz. Diese Instrumente sind Diplomatie, Wirtschaft, Militär und Information. Deren Einsatz soll eine gewünschte Verhaltensänderung zu eigenen Gunsten bewirken, welche die eigene Zielerreichung unterstützt. Dies gilt auch für den Einsatz von Streitkräften, wie Carl von Clausewitz festgehalten hat: „Der Krieg ist also ein Akt der Gewalt, um den Gegner zur Erfüllung unseres Willens zu zwingen.“ Alle Instrumente der Macht wirken dabei aktiv und passiv im Informationsumfeld, das direkten Einfluss auf die kognitive Ebene hat.

Im Informationszeitalter haben moderne Technologien es Einzelnen und Gruppen ermöglicht, Informationen schnell und einfach zu erstellen, speichern, managen, kontrollieren, manipulieren und zu übertragen. Diesem Faktum kann sich niemand entziehen und es wurde mittlerweile zentral für die Menschheit, mit positiven wie negativen Auswirkungen in allen Lebensbereichen. Die Deutungshoheit von komplexen Ereignissen und Zuständen liegt dabei schon lange nicht mehr ausschließlich bei staatlichen Autoritäten. Das Informationszeitalter bedingt, dass eine Unzahl an Verbreitungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Viele dieser Quellen verfolgen dabei nicht das Ziel zu informieren, sondern zu beeinflussen. Die Wahrnehmung („perception“) ist dabei oftmals entscheidender als Fakten oder die Wirklichkeit. Streitkräfte sind von diesen Entwicklungen nicht ausgeschlossen. Diese unterliegen vielmehr einer besonders kritischen Beobachtung in demokratischen Staaten.

Aufgaben der strategischen Kommunikation

Die vor allem durch das Informationszeitalter geänderten Rahmenbedingungen für den Einsatz von Streitkräften haben zu einem nachhaltigen Umdenken in der Einsatzplanung und -führung geführt. Dies spiegelt sich auch in internationalen Vorschriften wider. Die Einsatzführung im verhaltensorientierten Ansatz mit Narrativ-geleiteter Ausführung („behaviour-centric approach“, „narativ-led execution“) rückt die kognitive Dimension in den Fokus. Jede Aktion, jedes Auftreten/Verhalten, jedes Wort und Bild sendet Botschaften, wirkt im Informationsumfeld und muss mit dem Narrativ übereinstimmen. Es darf kein Bild der Unstimmigkeit entstehen, zwischen dem was beabsichtigt ist und dem was getan wird („say-do gap“). Alles und jeder ist permanent unter Beobachtung, egal auf welcher Führungsebene – alles kann eine sofortige strategische Relevanz entwickeln.

Als Effektoren kommen die militärische Öffentlichkeitsarbeit sowie psychologische Operationen zum Einsatz. Diese verfolgen das Ziel zu informieren bzw. unter bestimmten Umständen auch zu beeinflussen. Die vertikale Synchronisation aller Aktivitäten über alle Führungsebenen wird durch die Stabsfunktion strategische Kommunikation sichergestellt. Im Gegensatz dazu sind Information Operations eine Stabsfunktion, die horizontal, innerhalb des Stabes, die Planung, Synchronisierung, Integration und Koordinierung aller Aktivitäten im Informationsumfeld sicherstellen. Diese Aktivitäten werden mittels Operationen im Informationsumfeld umgesetzt.

Ausblick

Die strategische Kommunikation findet sich auch im Zielbild ÖBH2032+ wieder. Auf militärstrategischer Ebene werden die Aufgaben durch die Gruppe Direktion Kommunikation wahrgenommen. Auf operativer Ebene ist die Etablierung einer eigenen Stabsabteilung J10 STRATCOM im Force Headquarters (FHQ) vorgesehen, welche zentral die Wirkung aller militärischen Handlungen im Informationsumfeld beurteilt und Kommunikationsmaßnahmen sowie Operationen im Informationsumfeld plant. Dabei wird diese in allen wesentlichen Planungsprozessen des FHQ mitwirken.

Diese Ebene stellt das Schwergewicht in der Umsetzung strategischer Kommunikationsvorgaben dar, werden doch hier alle Effekte und die dazugehörigen Aktivitäten zur militärischen Zielerreichung geplant. Es kommt nun besonders darauf an, ein strategisches Kommunikationsdenken („strategic communication mindset“) auf allen Ebenen zu entwickeln, das die Relevanz des Informationsumfelds vollumfänglich erkennt.


Dieser Artikel erschien im TRUPPENDIENST 1/2025 (402).

Zur Ausgabe 1/2025 (402)


 

Ihre Meinung

Meinungen (0)