• Veröffentlichungsdatum : 21.07.2020
  • – Letztes Update : 30.07.2020

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Militärtechnik im ÖBH

Roland Oberschmidleitner

Soldaten und Technik ergänzen einander seit der Gründung der k.u.k. Ingenieursakademie vor über 300 Jahren. Das ist auch heute noch so. Im Österreichischen Bundesheer (ÖBH) gibt es unter anderen die Fachbereiche der Militärtechnik und den Dienstzweig des technischen Dienstes in zivilen und des militärtechnischen Dienstes in militärischen Verwendungen. Die umfangreichen Aufgaben im ÖBH und in der Heeresverwaltung bieten eine Vielzahl an Beschäftigungs- und Tätigkeitsmöglichkeiten und zahlreiche Ein-, Auf- und Umstiegsmöglichkeiten bei den Laufbahnen in diesem Bereich.

Die Gründung der k.u.k. Ingenieursakademie in Wien wurde im Jahr 2017 bereits zum 300. Mal gefeiert. Die strukturelle Entwicklung der Militärtechnik in Österreich geht somit auf das Jahr 1717 zurück. Anlässlich des Jubiläums wurde ein Festband „Viribus Unitis – Führung - Technik – Wissenschaft – 300 Jahre Militärtechnische Ausbildung in Österreich“ von der Landesverteidigungsakademie herausgegeben. Prinz Eugen von Savoyen (1663 bis 1736) spielte für die technische Ausbildung im österreichischen Militär eine zentrale Rolle, indem er 1710 bei Kaiser Karl VI. die Einrichtung einer Ingenieursakademie zur systematischen Ausbildung seiner Pionier- und Genieoffiziere beantragte, die allerdings erst im Jahr 1717 gewährt wurde.

Die technologische Entwicklung und jene der militärischen Einsatzarten und Einsatzverfahren gingen in den vergangenen Jahrhunderten Hand in Hand. Anfang des 18. Jahrhunderts steckten Rohrwaffen noch in den Kinderschuhen und die Pferde sorgten für die übliche Form der Mobilität. Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelten sich durch die Errungenschaften der Luftfahrt auch die militärischen Luftstreitkräfte. Andererseits fanden die durch Militärs entwickelten „Funkmessgeräte“ unter der Bezeichnung RADAR (Radio Detection and Ranging) Einzug in die zivile Luft- und Seefahrt. Mittlerweile stehen wir im 21. Jahrhundert und befinden uns im Zeitalter der „Industrie 4.0“ – in der umfassenden Digitalisierung der industriellen Produktion.

Im ÖBH unterscheidet man Wehrtechnik und Militärtechnik. Oft werden beide Begriffe synonym verwendet, wobei die Militärtechnik über die Waffen-, Geräte und Fahrzeugtechnik weit hinausgeht und Fachbereiche wie Militärgeografie, Meteorologie, Militärökologie und weitere miteinbezieht. Während wehrtechnische Aufgaben wie Erprobung und Entwicklung von Rüstungsgütern das Fähigkeiten- und Systemmanagement der Streitkräfteentwicklung begleiten, obliegt die Materialerhaltung der Geräte dem Nutzungsverantwortlichen durch die logistische Sicherstellung.

Militärtechnik versus Wehrtechnik

In der Militärwissenschaft und speziell im Internet werden die Begriffe Militärtechnik und Wehrtechnik in unterschiedlicher Weise definiert. So beschreibt Wikipedia die Wehrtechnik (Militärtechnik, Kriegstechnik oder Verteidigungstechnik) als den technischen Aufbau militärischer Rüstungsgüter. Einerseits gibt es für Berufsmilitärpersonen den Dienstzweig des höheren militärtechnischen Dienstes, andererseits sind im Bundesministeriengesetz die Angelegenheiten der Wehrtechnik einschließlich der militärtechnischen Forschung und Erprobung im Gesetzesvollzug den militärischen Angelegenheiten und somit dem Bundesministerium für Landesverteidigung zugeordnet.

Dies wurde bereits im Jahr 2013 zum Anlass genommen, die beiden Begriffe im Bundesheer und in der Zentralstelle des Bundesministeriums für Landesverteidigung eindeutig zu determinieren und im Militärlexikon zu definieren. Seither ist Wehrtechnik die „militärtechnische Erprobung und Weiterentwicklung ziviler Technologien und Naturwissenschaften für die Fähigkeitenorientierte militärische Nutzung“. Das bedeutet, dass neue zivile, sowie militärisch bereits serienreife Technologien ein Treiber der Fähigkeiten-orientierten Streitkräfteentwicklung sind und die Beschaffung und Logistik maßgeblich beeinflussen. Militärtechnik hingegen ist die Anwendung technischer und naturwissenschaftlicher Fähigkeiten für die militärische Planung, Bereitstellung sowie den militärischen Betrieb. Die Militärtechnik ist als Teilbereich der Technik zu verstehen und umfasst alle Bereiche der Bau-, Ingenieurs- und Naturwissenschaften, die zur Erfüllung militärischer Aufgaben erforderlich sind.

Facetten der Militärtechnik

Waren in den 1980er-Jahren des vorigen Jahrhunderts noch „Skynet“, „Wargames“ und „Robocop“ absolute Science-Fiction-Begriffe aus dem Hollywood-Universum, so sind „Additive manufacturing“ (3D-Druck), „Artifical Intelligence“ (künstliche Intelligenz) und kybernetische Körperteilprothesen längst zur Serienreife gelangt. Der limitierende Faktor ist mittlerweile nicht mehr das technisch, sondern das finanziell Machbare. Daher sollte bei allen ambitionierten wehrtechnischen Forschungsvorhaben die Realisierbarkeit der Ergebnisse nicht außer Acht gelassen werden.

  • Die Militärtechnik im ÖBH umfasst ein großes Spektrum von Fachbereichen. Die klassischen technischen Branchen der Waffen-, Geräte- und Systemtechnik sind ebenso wichtig wie naturwissenschaftliche und bautechnische Branchen. Exotisch anmutende Bezeichnungen wie Militärökologie und militärische Raumplanung sind besonders auf Truppenübungsplätzen und in der Liegenschaftsverwaltung ein Thema.
  • Die Militärgeografie ist mittlerweile weit über die Kartografie hinausgewachsen und beinhaltet gegenwärtig Geospatial Intelligence (Erfassen, Analysieren und Auswerten von Bildern, Geodaten und Ereignissen) genauso wie Navigation Warfare (siehe TD-Heft 4/2017).
  • Die Militärluftfahrttechnischen/-logistischen Dienste MLLD (siehe TD-Heft 1/2020) beinhalten die gesamte Militärluftfahrttechnik und die Radartechnik, die mittlerweile komplett in der Informations- und Kommunikationstechnik aufgegangen ist.

Nicht erwähnt wurde bisher die branchenübergreifende Sicherheitstechnik, die Brandschutztechnik und Ähnliches im Rahmen des Bedienstetenschutzes. In der ABC-Abwehrtruppe sind naturwissenschaftliche Kenntnisse in den Bereichen Physik, Chemie und Biologie ebenso notwendig wie Statik und Bautechnik oder die umwelttechnische Expertise. Diese Kenntnisse wurden bereits in den Katastropheneinsätzen der Austrian Forces Disaster Relief Unit (AFDRU, siehe dazu auch TD-Heft 2/2015) angewandt. Diese Fachbereiche, die weit über die bekannte Materialerhaltung hinausgehen, bedürfen eines hochqualifizierten Personals in allen Verwendungsgruppen. Aus diesem Grund beschäftigen das ÖBH und die Heeresverwaltung Zivilbedienstete und Militärpersonen aller Fachrichtungen und Ränge.

Berufsbild des Militärtechnikers

Dem ÖBH und der Heeresverwaltung steht ein hochqualifiziertes Technikerkorps zur Verfügung. Dieses besteht einerseits aus zivilen und militärischen Bundesbediensteten und anderseits aus einem qualifizierten Milizkorps von Experten unterschiedlicher Fachrichtungen. Der Beruf des Militärtechnikers, egal ob als Zivil- oder Militärperson, bietet er anspruchsvolle, abwechslungsreiche und spannende Tätigkeitsfelder. Es besteht die Möglichkeit einer zeitbefristeten und einer lebenslangen Berufsausübung. Im militärischen Bereich werden bei der Truppe die Techniker hauptsächlich in der Materialerhaltung eingesetzt. Dieser Teilbereich der logistischen Sicherstellung, der sowohl die Militärluftfahrttechnik, die Informations- und Telekommunikationstechnik sowie die Landmaschinentechnik betrifft, bedarf hauptsächlich des Gewerkes (handwerkliche und bautechnische Arbeiten im Bauwesen; Anm.) der mechanischen, elektronischen oder elektrotechnischen Fachbereiche. Die Ausbildung zum Mechatroniker bildet für viele dieser Verwendungen die Basis.

Der Technische Offizier im Stab des kleinen mechanisierten oder infanteristischen Verbandes wirkt als Berater im Stab des Kommandanten. Er muss im Rahmen des Führungsverfahrens in allen militärischen Einsatzarten und Einsatzverfahren die Voraussetzungen schaffen, damit der Instandsetzungszug der Stabskompanie bestmöglich wirken kann. Das bedeutet, dass neben einem technischen Grundwissen alle militärischen Qualifikationen zur Anwendung kommen. Anders ist dies bei den Leitenden Militärluftfahrttechnikern oder IKT-Technikern/Radartechnikern, die zwar spezielle gerätetechnische Herausforderungen zu meistern haben, aber dafür nicht direkt in den Einsatzverfahren Angriff, Schutz, Verteidigung oder Verzögerung eingesetzt werden. Sie wirken im Rahmen der Luftraumüberwachung oder der Militärluftfahrttechnischen Dienste.

Für Offiziere des höheren militärtechnischen Dienstes ist eine der Verwendung auf dem Arbeitsplatz entsprechende Hochschulbildung in Natur- bzw. Ingenieurswissenschaften erforderlich. Der Kern des Offiziersberufes umfasst neben militärischen Führungs- und Managementaufgaben auch die Bewältigung hochspezialisierter Aufgaben innerhalb des Fachbereiches. In dabei auftretenden komplexen Situationen müssen diese eigenständig und unter Belastungen verantwortungsvoll handeln und schnell Entscheidungen treffen.

Offiziere im Fachbereich Militärtechnik verfügen über hoch spezialisiertes Wissen, das in Verbindung mit der geforderten militärischen Ausbildung in Verwendungen innerhalb der einzelnen technischen Berufsfelder erforderlich ist. Durch die Ausbildung zum Truppenoffizier ist das Zusammenwirken von Militärtechnik und militärischem Führungsverfahren sowie das Erbringen spezifischer Einsatzdienstleistungen sichergestellt. Wichtig dabei sind die Vorbildfunktion gegenüber Untergebenen sowie das Erfordernis eines hohen Loyalitätsverständnisses. Der Einsatz moderner Waffensysteme erfordert zudem ein ausgeprägtes technisches bzw. naturwissenschaftliches Verständnis und die Fähigkeit der interdisziplinären Zusammenarbeit in einem komplexen Arbeitsumfeld. 

Bisher unerwähnt geblieben sind die spezifischen Verwendungen, die in der Systemtechnik der Rüstung und Wehrtechnik, im IKT- und Cybersicherheitszentrum sowie im Materialstab Luft eingesetzt werden. Dieses hochqualifizierte Personal, das in den Bereichen Militärluftfahrttechnik, Rüstungstechnik und Cybertechnologien arbeitet, schafft die Grundlagen, damit das ÖBH die eingeführten Technologien sicher und verlässlich nutzen kann. Dies geschieht bereits in der Herstellung der Verwendungsreife durch die Technische Dokumentation, bei der Güteprüfung und Erprobung von Sachleistungen, aber auch schon weit davor, indem künftige Technologien auf militärische Anwendungen erforscht, entwickelt und ebenfalls erprobt werden.

Die Gewerke des Bauingenieur- und Vermessungswesens sowie der Bau- und Gebäudetechnik werden zumeist im Militärischen Immobilienmanagement, den Militärischen Servicezentren, sowie bei der Pioniertruppe und bei der ABC-Abwehrtruppe (Stichwort AFDRU) benötigt. Die Verwendung dort erfordert zudem auch grundlegende Kenntnisse in den naturwissenschaftlichen Fächern Biologie, Physik und Chemie.

Berufslaufbahn Militärtechniker

Aufgrund der Vielfalt von Ausbildungswegen wird nur auf jene der Materialerhaltung in den Landstreitkräften eingegangen. Die Laufbahnen der Militärluftfahrttechnisch/-logistischen Dienste sind hier nicht berücksichtigt. Wie erfolgt nun der Einstieg in die Berufslaufbahn zum Militärtechniker bei den Landstreitkräften bzw. in die IKT-Technik? Entscheidend ist, inwieweit eine technisch/naturwissenschaftliche zivile Vorbildung vorhanden ist. Grundsätzlich ist es ratsam, zumindest einen technischen oder naturwissenschaftlichen Lehrabschluss aufzuweisen, um eine Karriere als Militärtechniker in ziviler oder militärischer Verwendung zu starten. Sollte noch kein Lehrabschluss erreicht worden sein, so kann dieser mit einer entsprechenden Praxis in einer Werkstätte und einem Lehrgang an der Heereslogistikschule (HLogS) nachgeholt werden. Die Vorbereitung zur Prüfung erfolgt durch die Spezialisten des ÖBH. Die Prüfung selbst ist bei einer Lehrlingsstelle der Wirtschaftskammern in den Bundesländern durchzuführen. Die HLogS bietet hier professionelle Unterstützung an.

Während die Zivilbediensteten mit einer entsprechenden Lehrberufsausbildung im Hilfsdienst und qualifizierten Hilfsdienst (Verwendungsgruppe A4) verwendet werden und einen entsprechenden Grundausbildungslehrgang absolvieren müssen, durchlaufen die Unteroffiziersanwärter als Person im Ausbildungsdienst (PiAD) die Grundausbildung zum Mechanikerunteroffizier in den jeweiligen Fachbereichen (z. B. Kfz-Technik, Panzertechnik, IKT-Technik etc.). Die entsprechende Weiterbildung zum Zugskommandanten (Kommandant des Instandsetzungszuges) erfolgt dann in der Kaderanwärterausbildung 4 und 5. Sowohl zivile als auch militärische Führungskräfte im Fachdienst (MBUO, A3) sollten sich einer entsprechenden Werkmeisterausbildung unterziehen und die Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen einer technischen Führungskraft aufweisen können. Gerade diese Meister- bzw. Werkmeisterqualifikation ermöglicht im Zusammenhang mit der Berufsreifeprüfung den Aufstieg in den gehobenen technischen Dienst als Ingenieur (A2) oder die Aufnahme an die Militärakademie zur Ausbildung als Technischer Offizier.

Vom Technischen Offizier zum höheren militärtechnischen Offizier

An der Theresianischen Militärakademie erfolgt die Grundausbildung zum Truppenoffizier in Form des Bachelor-Studienganges „Militärische Führung“ gemeinsam mit der Truppenoffiziersausbildung. Derzeit gibt es im technischen Dienst drei Fachrichtungen der Militärtechnik, nämlich den Militärluftfahrttechniker, den Radartechniker und den Technischen Dienst, vulgo Technischer Offizier. Grundsätzlich sind alle Militärtechniker im gehobenen militärischen Dienst (Technische Offiziere) in der Lage, eine technische Teileinheit zu führen oder als technischer Fachoffizier im Stab des kleinen Verbandes mitzuarbeiten. Anders als bei den zivilen Kollegen in der vergleichbaren Verwendungsgruppe A2 liegt das Schwergewicht der Tätigkeit weniger in der Tiefe der Systemtechnik, sondern vielmehr in der Planung und Steuerung der Truppenmaterialerhaltung im Rahmen der Verbraucherlogistik.

Zivile Techniker werden zumeist als Systemtechniker oder IKT-Techniker in den Heereslogistikzentren, in IKT- und Cybersicherheitszentren oder in den Militärischen Immobilienmanagementzentren (MIMZ) verwendet. Deshalb ist es wichtig, dass der Technische Offizier fähig ist, die militärischen Voraussetzungen für das Zusammenwirken der Instandsetzungseinrichtungen in allen Einsatzverfahren und Einsatzarten zu beherrschen. Daher sind neben den technischen Vorkenntnissen – die entweder eine HTL-Matura oder eine Meister- bzw. Werkmeisterausbildung sind – ein breites umfangreiches Wissen in den Bereichen Sicherheitstechnik, Risikomanagement, Qualitätsmanagement und technisches Betriebsmanagement notwendig. So kann der Technische Offizier auch komplexe und unvorhergesehene technisch logistische Aufgaben im Einsatz unter hohem psychischen und physischen Druck lösen.

Die Wertigkeiten der Arbeitsplätze der Technischen Offiziere (TO) sind trotz HTL-Matura und Bachelor-Studiengang „Militärische Führung“ niedrig und die Karrieremöglichkeiten enden wollend. Daher kommt es oft zu einem Umstieg in der Fachrichtung, wie zum Logistikoffizier (S4). Selten genutzt wird der Umstieg auf eine höherwertige zivile Verwendung in der Heeresverwaltung, was die große Anzahl an freien technischen A2-Arbeitsplätzen in den Militärischen Servicezentren und den Heereslogistikzentren zeigt. Auch die Versetzung nach Wien in die Zentralstelle ist für Truppenoffiziere aus den Bundesländern oft wenig attraktiv, was zusätzlich zu freien und unbesetzten Arbeitsplätzen führt.

Derzeit arbeitet das Bundesministerium für Landesverteidigung an neuen Wegen zur Grundausbildung für die Offiziere im höheren Dienst (siehe dazu TD-Heft 1/2020). Dazu gehören auch die Offiziere des höheren militärtechnischen Dienstes. Für die Verwendung als Offizier des höheren militärtechnischen Dienstes sind grundsätzlich ein technisches naturwissenschaftliches Hochschulstudium und eine militärische Basisausbildung erforderlich. Neuaufnahmen in den Bundesdienst unterliegen ebenso wie die Aufnahme als akademischer Militärtechniker (in der Verwendungsgruppe A1) einer entsprechenden Aufnahmekontingentierung. Ebenso ist es für Truppenoffiziere nicht einfach neben der fordernden und zeitintensiven Arbeit ein technisches oder naturwissenschaftliches Studium zu absolvieren. Deshalb sollten Aufstiegsmöglichkeiten für die Verwendung im höheren technischen oder militärtechnischen Dienst durch Vorgesetzte gefördert werden.

Wenn eine solche Verwendung angestrebt wird, ist es ratsam, bereits im Vorfeld eine Verpflichtung als Militärperson auf Zeit einzugehen, auch wenn es niedriger bewertet ist (z. B. als Militärperson auf Zeit). Denn ein Umstieg auf eine höherwertige Verwendung mit einem unbefristeten Dienstverhältnis ist in weiterer Folge leichter als eine Neuaufnahme unter den strengen Auflagen der Aufnahmekontingentierung im Bundesdienst. Es gibt auch die Möglichkeit, in der Miliz als Offizier des höheren militärtechnischen Dienstes eingeteilt zu werden. Das kann entweder in der strukturierten Miliz mit einer Beorderung bei einem Stammtruppenkörper oder als Experte in den Expertenstäben der Militärkommanden erfolgen.

Ausblick

In den kommenden Jahren werden aufgrund einer anstehenden Pensionierungswelle viele technische Arbeitsplätze in unterschiedlichen Verwendungen frei. Diese mit qualifiziertem Fachpersonal nachzubesetzen wird schwierig, weil einerseits die Aufnahmen in den Bundesdienst streng reglementiert sind und andererseits die berufsbegleitende zivile fachliche Weiterbildung wegen des hohen Aufwandes schwierig ist. Umso wichtiger wird die Information an die Militärtechniker der Truppe, dass ein Aufstieg mit einer Berufsreifeprüfung (von MBUO oder A3 in MBO2 oder A2) in Zukunft einfacher sein wird. Die neuen technologischen Herausforderungen im Zeitalter der Industrie 4.0 sind unter anderem die additive Fertigung, künstliche Intelligenz und Robotik. Diese werden in immer komplexeren technischen Geräten eingebaut bzw. verwendet. Neue Bedrohungen wie Cyberattacken, Navigationskriegsführung (Spoofing, Jamming), Drohnen und vieles mehr haben einen starken Einfluss auf die technischen Entwicklungen und Aufgaben in den Bereichen der Rüstung, der Wehrtechnik sowie auf die Truppentechnik (z. B. Materialerhaltung).

In der Truppentechnik und im Speziellen in der Materialerhaltung wird es künftig von entscheidender Bedeutung sein, dass die Differenzierung der militärischen und der zivilen technischen Aufgaben stärker betont wird. Um eine militärische Instandsetzungseinrichtung mit militärischem Personal zu begründen, ist es erforderlich, dass die ursprünglichen militärtechnischen Materialerhaltungsfähigkeiten, auf einem gefechtsmäßigen Versorgungspunkt Instandsetzung und die Gefechts- und Behelfsinstandsetzung unter Einsatzbedingungen beherrscht werden. Demgegenüber sollten die Fähigkeiten der tieferen Systemtechnik in der Basismaterialerhaltung bei den Heereslogistikzentren ausgebaut werden.

Ministerialrat Oberst dhmtD Mag. Roland Oberschmidleitner, MSc; Leiter des Referates Wehrtechnik in der Abteilung Zentrale Technische Angelegenheiten im Bundesministerium für Landesverteidigung.

 

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