Kaderausbildung neu

Nach mehr als zwei Jahren Vorbereitung wird im September 2016 die Kaderanwärterausbildung (KAAusb) beginnen. Sie wird die bisherige Ausbildung der Unteroffiziere zur Gänze und jene der Offiziere in Teilbereichen ersetzen.
Die Neugestaltung der Laufbahnkurse vor allem bei den Unteroffizieren wurde notwendig, um dem enormen Mangel an Ausbildungs- und Fachpersonal in den Streitkräften entgegenzuwirken. Durch den kompakten Ablauf des neuen Systems sollen Unteroffiziersanwärter bereits nach achtzehn Monaten Dienstzeit bei der Truppe eingesetzt werden können. Sie stehen dann den Streitkräften für die unterste Führungsebene zur Verfügung.
Das Ziel dieser Maßnahme ist es, jungen Unteroffizieren entsprechende Qualifikationen zu vermitteln, um sie als vollwertige Ausbilder einsetzen zu können. Die Schulung der künftigen Kadersoldaten soll wie bisher, sowohl qualitativ hochwertig sein, als auch ein breites inhaltliches Spektrum abdecken.
Ein besonderes Augenmerk liegt im Themenbereich der Führungs- und Ausbildungsmethodik sowie der Persönlichkeitsbildung der angehenden Kadersoldaten. Diese Inhalte sollen dem zukünftigen Ausbilder das Rüstzeug geben, um vor der Gruppe zu bestehen und das militärische Handwerk adäquat vermitteln zu können. Darüber hinaus wird auch der Kommandantenschulung im Gefechtsdienst eine große Bedeutung zugemessen. Dabei werden die angehenden Führungskräfte, je nach Waffengattung auf ihre Aufgabe als Kommandant auf Gruppen- bzw. Truppebene vorbereitet.
Wenn die zukünftigen Unteroffiziere als Wachtmeister zur Truppe ausmustern, verfügen sie meistens über wenig militärische Erfahrung. Deshalb sind sie auf die Unterstützung des Stammpersonals in ihrer Dienststelle besonders angewiesen. Den erfahreneren Kameraden in den Einheiten fällt die Verantwortung zu, den „Reifeprozess“ dieser jungen Ausbildungs- und Führungskräfte zu begleiten und zu unterstützen.
Künftig werden drei Wege in die Kaderanwärterausbildung offen stehen. Die überwiegende Anzahl der Kaderanwärter wird sich auch in Zukunft aus dem Kreis der Grundwehrdiener rekrutieren. Ein großer Teil wird wie gewohnt aus den Kaderpräsenzeinheiten heraus den Weg in die Kaderanwärterausbildung finden. Eine wesentliche Stütze wird künftig jedoch die zentrale Personalsteuerung und die zentrale Werbung für die Rekrutierung sein. Dieser Weg soll stärker ausgebaut werden.
Jene Soldaten, die in ihrer militärischen Laufbahn eine Kaderfunktion anstreben, treffen sich in der Kaderanwärterausbildung. Dabei ist es egal, welche Laufbahn sie in weiterer Folge einschlagen werden.
Das Ziel der neuen Struktur ist es, die Schulung zu Trupp- oder Gruppenkommandanten bzw. gleichwertigen Funktionen zusammenzufassen. Das geschieht, indem ein weitgehend homogener Ausbildungsgang für alle Kaderanwärter durchgeführt wird. Bisher erfolgte dies in verschiedenen Kursen für Berufsoffiziers- und Berufsunteroffiziersanwärter sowie für Anwärter von Funktionen mit einer Milizverwendungen.
Die Vorteile dieses komprimierten Systems sind die kurze Dauer der Ausbildung und die hohe Miliztauglichkeit. Darüber hinaus kann die erworbene Qualifikation für eine Funktion im „Öffentlichen Dienst“, auch außerhalb des BMLVS angerechnet werden. Dort gilt sie als Grundlage, um einen Arbeitsplatz der Stufe A4 zu besetzen.
Die nicht vorhandene Erfahrung des jungen Kaderpersonals in der Truppenpraxis wird bewusst in Kauf genommen. Diese lässt sich jedoch durch die soziale und fachliche Kompetenz des Stammkaders ausgleichen. Eine wesentliche Bedeutung wird der erfolgreichen Integration des Jungkaders in ihren Einheiten und Dienststellen zukommen. Die Qualität der Erstinformation und die Verfügbarkeit von Bezugspersonen bei den Einheiten werden entscheidend sein, damit das neue Ausbildungssystem in der Praxis bestehen kann. Hier gilt es die vorhandene Kameradschaft in den Einheiten und Verbänden zu nutzen und zu optimieren. Vor allem die Ebene der Teileinheiten, also der Züge kommt hier eine entscheidende Bedeutung zu.
Die Offiziere und Unteroffiziere der Truppe müssen sich der Tatsache bewusst sein, dass ihnen bei der Heranbildung ihrer Nachfolger hohe Verantwortung zukommt. Der junge Soldat von heute ist ein Spiegelbild unserer Gesellschaft und der Armee. In der Verantwortung des gesamten Kaders liegt es, das Bild der zukünftigen Unteroffiziere und Offiziere des Bundesheeres positiv zu gestalten.
Vizeleutnant Rudolf Pfalzer ist Kommandounteroffizier der HUAk.