• Veröffentlichungsdatum : 01.09.2023
  • – Letztes Update : 06.09.2023

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Gewalt am Arbeitsplatz

Renate Müller

Gewalt am Arbeitsplatz ist ein ernst zu nehmendes Problem, das zunehmend mehr Menschen betrifft. 2020 waren gemäß Statistik Austria fünf Prozent der Frauen und 3,3 Prozent der Männer im Alter über 15 Jahren von Gewalt oder Gewaltandrohungen am Arbeitsplatz betroffen. 4,1 Prozent der in Österreich lebenden Frauen und 2,5 Prozent der in Österreich lebenden Männer leiden unter Belästigung oder Mobbing. Die Dunkelziffer ist wesentlich höher. Doch was genau fällt unter Gewalt am Arbeitsplatz, welche Auswirkungen hat diese und wie können wir alle einen Beitrag dazu leisten, um Gewalt im Dienstbetrieb vorzubeugen?

Was ist Gewalt am Arbeitsplatz?

Gewalt am Arbeitsplatz kann viele Gesichter haben. Grob unterscheidet man zwischen physischer (Schlagen, Waffengewalt, körperliches Bedrängen etc.) und psychischer Gewalt (verbale Beleidigungen, Beschimpfungen, Erpressung, sexuelle Belästigungen, Bedrohungen und Demütigungen, soziale Isolation etc.). Kommt es zu einer systematischen Ausgrenzung von einer Person aus der Gruppe bzw. zu dem Versuch, diese Person von ihrem Arbeitsplatz zu vertreiben, spricht man von Mobbing. Gehen die Angriffe von Mitarbeitern gegen Vorgesetzte, dann wird der Terminus „Staffing“ verwendet. Wenn die Mitarbeiter von ihren Vorgesetzten gemobbt werden, dann handelt es sich um „Bossing“. 

Warum ist Gewaltprävention wichtig?

Gewalt am Arbeitsplatz kann schwerwiegende Auswirkungen für die Betroffenen haben. Häufig kommt es zu einer stark eingeschränkten Leistungsfähigkeit, körperlichen Beschwerden sowie verstärktem Konsum von Alkohol und/oder Medikamenten. Außerdem kann dauerhafte Gewalt am Arbeitsplatz zu Depressivität oder Suizid(absichten) führen. Auch für den Dienstgeber können durch Gewalt am Arbeitsplatz negative Auswirkungen entstehen (erhöhte Personalfluktuation, vermehrte Unfälle, niedrige Arbeitsmotivation etc.). Eine Untersuchung der Arbeiterkammer aus dem Jahr 2018 zeigt, dass mobbende und betroffene Personen etwa 40 Prozent ihrer Arbeitszeit für das Mobbinggeschehen aufwenden. Dadurch entstehen einem Unternehmen pro Mobbingfall Kosten von 7.000 bis 15.000 €. 

Welche Schritte können helfen?

Konflikte sind ein normaler Bestandteil des Arbeitsalltages. Immer, wenn verschiedene Personen mit unterschiedlichen Erfahrungen aufeinandertreffen, kann es zu Konfliktsituationen kommen. Diese sind nicht unbedingt negativ, sollten jedoch in Intensität und Qualität unterschieden werden. Gerade bei 
Gewalt am Arbeitsplatz gilt: Vorsorge ist besser als Nachsorge. Damit Gewaltprävention erfolgreich umgesetzt werden kann, braucht es eine organisationale und individuelle Ebene. Auf organisationaler Ebene wird für Rahmenbedingungen gesorgt, die gewaltbegünstigende Strukturen verhindern, auf individueller Ebene werden konkrete Fälle bearbeitet. 

Was kann das Unternehmen tun?

Zunächst ist auf Unternehmensseite eine Analyse und Bestimmung der Risikofaktoren vorzunehmen. Mitarbeitergespräche können hierfür eine wertvolle Ressource darstellen, da innerhalb eines vertraulichen Rahmens über etwaige Probleme in Bezug auf Gewalt am Arbeitsplatz gesprochen werden kann. Des Weiteren ist es hilfreich, klare Verhaltensregeln auf allen Hierarchieebenen festzulegen und mögliche Rechtsfolgen transparent darzustellen. Beschwerden müssen ernst genommen und die Mitarbeiter informiert und aufgeklärt werden. Hierfür empfiehlt es sich, eine betriebliche Kontaktstelle einzurichten (z. B. Vertrauensperson). Außerdem können Schulungen für Führungskräfte und Arbeitnehmer angeboten werden. Für akute Notfallsituationen können auch technische Alarmsysteme geschaffen werden (z. B. Notrufknopf). Aber nicht nur auf Unternehmensebene kann Gewaltprävention betrieben werden. Jede einzelne Person kann etwas dazu beitragen.

Was tun, wenn ich betroffen bin?

Wenn Sie selbst betroffen sind, kann es in einem ersten Schritt hilfreich sein, ein klärendes Gespräch mit der Konfliktpartei zu führen. Sollte dies nicht (mehr) möglich sein, dokumentieren Sie alle Vorkommnisse und Handlungen und melden Sie die Vorgänge Ihrem Vorgesetzten bzw. der dafür zuständigen Person. Wichtig ist auch: Sie müssen die Situation nicht allein bewältigen. Suchen Sie eine Vertrauensperson an Ihrem Arbeitsplatz und/oder nehmen Sie professionelle Hilfe in Anspruch.

Renate Müllner, BA MSc, Verwaltungspraktikantin Referat Angewandte Psychologie, Forschung und Qualitätsmanagement, Heerespsychologischer Dienst.


Dieser Artikel erschien im TRUPPENDIENST.

Zur Ausgabe 2/2023 (391).


 

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