• Veröffentlichungsdatum : 20.04.2022
  • – Letztes Update : 21.04.2022

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Entschlussbeispiel: "Ausbruch nach Einschließung"

Gerald Luger

Lageänderungen im laufenden Gefecht sind keine Seltenheit. Oftmals besteht nicht die Möglichkeit, diese an das vorgesetzte Kommando zu melden bzw. einen neuen Auftrag einzufordern. In diesem Fall muss der taktische Kommandant eine Entscheidung im Sinne des übergeordneten Kommandanten treffen und erforderlichenfalls vom Auftrag abweichen. Im Fall einer Einschließung durch feindliche Kräfte gilt es insbesondere abzuwägen, ob die Auftragserfüllung noch möglich ist. Wenn das eindeutig mit „Nein“ beantwortet werden kann, hat das Erhalten der eigenen Kampfkraft Priorität, um dadurch den Handlungsspielraum des vorgesetzten Kommandos zumindest zu erhalten. Das vorliegende Entschlussbeispiel befasst sich mit der Herausforderung des Ausbruches nach Einschließung als offensives Verfahren der Einsatzart Angriff.

Der feindlichen (XRL)1.motSDiv gelingt mit Teilen zunächst ein örtlicher Einbruch in den VRV der im Raum TULLNERFELD SÜD verteidigenden (XBL)3.JgBrig. Um die Kräfte im Einbruchsraum zu zerschlagen, wird eine (XBL)InfBKG als Reserve der Brigade angesetzt. In weiterer Folge soll durch diese Reserve die Voraussetzung geschaffen werden, den VRV durch weitere verfügbare Kräfte wieder zu schließen. Das Nichterkennen des Nachführens weiterer Feindkräfte in den Einbruchsraum führt in diesem Fall zur Einschließung der Gegenangriffskräfte und damit zur Gefahr der Vernichtung der (XBL)InfBKG. Dadurch wäre das gesamte Verteidigungsdispositiv und somit die Auftragserfüllung der (XBL)3.JgBrig gefährdet.

Definitionen 

Ausbruch nach Einschließung

… ist ein Verfahren der Landstreitkräfte, das durch eine eingeschlossene Truppe durchgeführt wird, durch offensiven Ansatz von Kräften eine Lücke in die feindliche Einschließung schlägt und dadurch die Verbindung zu eigenen Kräften wiederhergestellt wird. (MilStrat, Militärische Verfahren im Einsatz [Entwurf], Stand: 30.06.2021)

Ausbruch 

… ist der Einsatz aller Kräfte und Mittel mit dem Ziel, sich aus einer Einschließung zu befreien. (MilLex, Stand: 01.01.2022)

Einschließung

Im Verlauf eines Gefechtes können eigene Kräfte von ihren rückwärtigen Verbindungen abgeschnitten oder eingeschlossen werden, wenn es dem Feind gelingt, sie zu umfassen, oder wenn er an ihnen vorbei in die Tiefe stößt. Damit ist vor allem bei der Verteidigung, ohne oder mit nur einseitiger Anlehnung an Nachbarn, zu rechnen.

Ist eine Truppe eingeschlossen, verteidigt sie sich zunächst mit allen Mitteln rundum. Der übergeordnete Kommandant beurteilt, wie lange die eingeschlossene Truppe den Kampf aus eigener Kraft fortsetzen kann. Er entscheidet, ob die Truppe durch Entsatz befreit wird, ob ein Entlastungsangriff an anderer Stelle zu führen ist, oder ob die Truppe ausbricht. (DVBH Truppenführung, RdNr. 1012ff)
 

Aspekte der Einsatzführung

Der Ausbruch soll den Feind überraschen. Er bedarf gründlicher Vorbereitung. Meist müssen die eingeschlossenen Kräfte eine neue Gefechtsgliederung einnehmen. Für die Vorbereitungen zum Ausbruch gelten die Grundsätze des Angriffes gegen einen abwehrbereiten Feind. Die Rundumverteidigung muss jedenfalls bis zum Angriffsbeginn gewährleistet bleiben. (DVBH Truppenführung, RdNr. 1012ff)

Der Ausbruch wird grundsätzlich nur in eine Richtung und durch die schwächste Stelle des Feindes geführt, auch wenn Umwege und ungünstiges Gelände dabei in Kauf genommen werden müssen. (DVBH Das Jägerbataillon, RdNr. 759)

Beim Ausbruch wird die Einschließung in einem Zug durchbrochen und Raum gewonnen. Nicht unmittelbar am Kampf beteiligte Truppen folgen dichtauf. Die Flanken sind zu sichern. Die Zurücknahme der noch verteidigenden Kräfte, ihre Eingliederung in die ausbrechenden Truppen und das Verhalten der Nachtruppen sind mit Fortschreiten des Angriffes aufeinander abzustimmen. Die Truppe gewinnt ständig Raum in Ausbruchsrichtung, auch wenn der Feind sich immer wieder vorlegt und noch verteidigende oder verzögernde Kräfte angreift. (DVBH Truppenführung, RdNr. 1012-1033)

Gelingt es dem Feind, nach Ausbruch von Teilen die Ausbruchsstelle wieder zu schließen, verspricht der gemeinsame Angriff der bereits ausgebrochenen und der wieder eingeschlossenen Teile an gleicher Stelle mehr Erfolg als ein Angriff an anderer Stelle. (DVBH Das Jägerbataillon, RdNr. 761)
 

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Ausgangslage

Seit vielen Jahrzehnten gibt es Spannungen zwischen den fiktiven Staaten ROTLAND (XRL, umfasst das Staatsgebiet von TSCHECHIEN) und BLAULAND (XBL, umfasst die Bundesländer NIEDERÖSTERREICH, WIEN und BURGENLAND). Diese resultieren aus der historisch gewachsenen, ethnischen Aufteilung in beiden Staaten sowie aus einer damit verbundenen missglückten Integrationspolitik.

Nach der letzten kriegerischen Auseinandersetzung zwischen diesen beiden Konfliktparteien in den 1960er-Jahren wurde durch XBL eine neue Grenzziehung erwirkt und von der internationalen Staatengemeinschaft anerkannt. Da die Grenzziehung vor allem aus ökonomischen Gesichtspunkten erfolgte, wurden die bereits bestehenden ethnischen Spannungen und Probleme im Grenzgebiet weiter erhöht. Eine über Jahre stagnierende wirtschaftliche Entwicklung in XRL sowie eine wahrgenommene Unterdrückung der XRL-Minderheiten in XBL veranlassten die XRL-Regierung im Spätherbst 2021, ihre Streitkräfte zu mobilisieren und Angriffsvorbereitungen zu treffen. Was als politisches „Säbelrasseln“ begann, schaukelte sich innerhalb weniger Wochen zu einem militärischen Konflikt auf. 

Als Reaktion auf die Angriffsvorbereitungen der XRL-Streitkräfte setzte XBL zunächst die (XBL)1.PzGrenBrig zur Verzögerung im WALDVIERTEL nördlich der DONAU ein sowie weitere große Verbände (überwiegend Infanterie) unter Führung eines (XBL)LCC zur Verteidigung südlich der DONAU, um eine dauerhafte Inbesitznahme wirtschaftlich wichtiger Räume in XBL, insbesondere des TULLNERFELDES, sowie die Bedrohung der Hauptstadt WIEN durch XRL zu verhindern. 

Nach dem Scheitern politischer Verhandlungen zwischen XRL und XBL überschritten XRL-Verbände (als Teil des (XRL)LCC) am 29. Jänner 2022 die Grenze zu XBL mit dem Ziel, das TULLNERFELD in Besitz zu nehmen sowie die Hauptstadt WIEN als Faustpfand für spätere Verhandlungen zu bedrohen.

Nach Inbesitznahme der beiden DONAU-Brücken bei TULLN (7654 und 7854) und Errichten eines Brückenkopfes mit einem vmindmotSB griff das vstk(XRL)43.motSRgt weiter im Verfahren mit zwei Staffeln und einer allgemeinen Reserve auf den VRV der (XBL)3.JgBrig im Raum JUDENAU (7448) an. Nach heftigen Gefechten gelang einem gemmotSB der 2.Staffel des Regimentes ein Einbruch im Raum ASPERHOFEN (6843) sowie SIEGHARTSKIRCHEN (7544). Ein weiteres gemmotSB befindet sich als Reserve des Regimentes noch beim Übersetzen der DONAU.

Absicht der (XBL)3.JgBrig ist es, weiterhin unter Abriegelung dieses Feindeinbruches mit Masse der Brigade im VRV zu verteidigen, mit der (XBL)InfBKG31 als Reserve im Gegenangriff die XRL-Kräfte im Einbruchsraum zu zerschlagen, um in weiterer Folge mit durch diesen Angriff frei gewordenen Kräften den VRV wieder vollständig zu schließen. Die (XBL)InfBKG31 befindet sich seit etwa zwei Stunden im Gegenangriff zum Zerschlagen der Feindkräfte im Einbruchsraum der 3.JgBrig, und ist derzeit mit Spitzen im Raum SIEGHARTSKIRCHEN (7544).

Lageentwicklung am 29JAN22

Die (XRL)1.motSDiv hat nach Bereitstellung in den frühen Morgenstunden des 29JAN22 mit dem vstk(XRL)43.motSRgt als 1.Staffel die Staatsgrenze bei HOLLABRUNN überschritten. Die (XBL)1.PzGrenBrig verzögerte diesen Ansatz auftragsgemäß ab der Staatsgrenze bis unmittelbar nördlich der DONAU, ohne einen wesentlichen Abnützungseffekt zu erzielen, und wich danach Richtung WESTEN aus. Zurzeit befindet sie sich in einem VfgR bei ZWETTL (WP 01-08) und stellt sich dort als Gegenangriffskraft bereit.

Absicht des Kdt (XBL)InfBKG31

InfBKG31 greift weiter auf AZ NEUBERGEN (OBJ „N“ - Grid 7348) an, unter

  • Einsatz AufklZg in den Räumen KÜHBERG (7546) und ELSBACH (7744) zur Aufklärung AZ „N“ und Überwachung der Rm LANGENROHR (7450) und TULLN (7854), sowie zur Überwachung der ostwärtigen Flanke,
  • Einsatz sGrWZg aus FeuStgR GERERSDORF (7643),

mit

  • der gem4.PzGrenKp WEST und der gem1.JgKp OST voraus, SG WEST,
  • der vmind2.JgKp zur Abriegelung der w Flanke bei RÖHRENBACH (7343), sowie
  • Bereithalten der vstk3.JgKp als Reserve im Rm SIEGHARTSKIRCHEN (7544),

um den Feind im Einbruchsraum SIEGHARTSKIRCHEN zu zerschlagen, durch die Inbesitznahme des Raumes MITTERBERG-
NEUBERGEN (OBJ „N“) ein Nachführen feindlicher Kräfte aus dem Raum TULLN zu verhindern und somit die Voraussetzungen für das Schließen des VRV durch örtlich verfügbare Kräfte der (XBL)3.JgBrig zu schaffen.

Einsatzführung der (XBL)InfBKG31 bis 291530AJAN22

Der aus SÜDEN über RAPPOLTENKIRCHEN (7443) erfolgte Angriff der (XBL) InfBKG31 war bislang erfolgreich. In der Enge n RAPPOLTENKIRCHEN wurden durch die gem1.JgKp und die vmind2.JgKp im Zusammenwirken mit KHS eine vmind(XRL)motSKp(BTR) in RglStg vernichtet. Beide Kompanien hatten jedoch auch Verluste (siehe aktuelle Gliederung).

Die Spitzen der (XBL)InfBKG31 befinden sich um 1520A bereits nw SIEGHARTSKIRCHEN. Nach erfolgtem Staffelwechsel sind nun die gem4.PzGrenKp vorne links und die gem1.JgKp rechts in Stellung/Schutz Richtung AZ „N“, die vmind2.JgKp hat in Kürze die befohlene RglStg zur Flankensicherung im Raum no RÖHRENBACH bezogen, die vstk3.JgKp ist als Reserve noch im Anmarsch auf SIEGHARTSKIRCHEN und der sGrWZg ist im befohlenen FeuStgR unverändert gefechtsbereit.

Ein Gegenstoß einer gem(XRL)mechKp mit FeuU aus dem Rm AZ „N“ wurde im Rm ABSTETTEN (7346) zum Stehen gebracht. Diese gem(XRL)mechKp besteht vermutlich nur mehr aus drei bis vier BMP-3 und ein bis zwei T-80. Sie hält im Zusammenwirken mit einem PALZg auf BRDM-2(AT-4) und einem PzZg(T-80) vorerst nur mehr gewonnenes Gelände MITTERBERG-NEUBERGEN. Eine Rotte (XBL)KHS ist grundsätzlich verfügbar, kann jedoch nur bis etwa 1545A Luftnahunterstützung für eigene Kräfte sicherstellen.

Gliederung (XBL)InfBKG31 um 1530A (auszugsweise)

  • StbKp: bwglBefSt (2 PANDUR Evo) mit JFST in SIEGHARTSKIRCHEN (7544); PiZg, FMZg, VersZg, SanZg, IZg, FPZg
  • AufklZg: 5 IVECO (ZgKdt auf IVECO, 2 AufklGrp zu je 2 IVECO), je eine AufklGrp in HENZING (7546) bzw. ELSBACH (7744)
  • sGrWZg: 6 sGrW 120 mm auf Basis PANDUR in FeuStgR GERERSDORF (7643)
  • gem1.JgKp(ges): KpKdo, SSchGrp, 2 vmindJgZg (insgesamt 6 PANDUR Evo, je 3 JgGrp), 1 vmindPALZg (3 PAL 2000), 1 PzGrenZg (3 SPz ULAN)
    Anm.: In Stellung im Raum SIEGHARTSKIRCHEN NORD (7545)
  • vmind2.JgKp(ges): KpKdo, SSchGrp, 2 JgZg (je 4 PANDUR Evo, 4 JgGrp), 1 PALGrp (2 PAL 2000)
    Anm.: Beim Beziehen RglStg im Raum no RÖHRENBACH (7343)
  • vstk3.JgKp(ges): KpKdo, SSchGrp, 2 JgZg (je 4 PANDUR Evo), 1 PzGrenZg (4 SPz ULAN), 1 PALZg (4 PAL 4000 auf PANDUR 2 ATGM)
    Anm.: Derzeit als Reserve im Raum SIEGHARTSKIRCHEN SÜD (7544)
  • gem4.PzGrenKp: KpKdo, 2 PzGrenZg (je 4 SPz ULAN), 1 PzZg (4 LEOPARD 2A6), 1 JgZg (4 PANDUR Evo, 4 JgGrp) 
    Anm.: In Stellung im Raum s ABSTETTEN (7345)

 

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Weitere Lageentwicklung 

Sie erhalten als Kdt (XBL)InfBKG31 ab 1520A folgende Lagemeldungen bzw. Lageinformationen:

KpKdt gem4.PzGrenKp 
„Lagemeldung 1522A: Feindansatz gemmotSKp im Rm ABSTETTEN zum Stehen gebracht – nur geringe Feindkräfte – Schulterschluss und Zusammenwirken mit 1./31 – warte auf bereits angefordertes Blendfeuer vorwärts OBJ „N“ – greife in Kürze weiter an!“

KpKdt vmind2.JgKp 
„Alarmmeldung 1525A: eine gemmotSKp aus dem Rm WIMMERSDORF (7242) entlang gelbem Band s RÖHRENBACH (7342) im Angriff auf meine RglStg – stehe bereits im Feuerkampf … !“ 

S2 (bwglBefSt) 
„Lageinformation von G2/Brig 1520A: Ein weiteres fdl motSB beim Übersetzen der westlichen DONAU-Brücke bei TULLN. Ein Wirksamwerden im Rm JUDENAU (7448) beurteile ich grundsätzlich mit frühestens 1545A – Aufklärung steht!“

Kdt AufklZg
„Lagemeldung 1529A: Meine AufklGrp in ELSBACH (7744) meldet etwa zehn BTR-80 südlich ihrer B-Stelle im Vorgehen Richtung ÖPPING (7642) – RAPPOLTENKIRCHEN (7542), möglicherweise auch auf die TIROLERSIEDLUNG (7742). Mehrere T-72 und zumindest ein motSZg BMP-2 befinden sich im Rm RIED (7945) bereits entwickelt im Angriff mit KPz voraus entlang rotem Band Richtung ELSBACH!

Der Kdt der 3.JgBrig meldet über Funk 
„Lageinformation 1530A: Der Feind im Einbruchsraum ist offensichtlich wesentlich stärker als ursprünglich von uns beurteilt – jedenfalls hat er noch kampfkräftige Teile von etwa zwei motSB. Im Rm ASPERHOFEN (6843) derzeit Bindungsangriff durch eine gemmotSKp – dieser wird durch die 3.JgKp/JgB34 abgeriegelt. Schlimmer ist der Feinddurchbruch beim VRV JgB36 im Rm OLLERN (8046) – dort eine eigene JgKp vernichtet – Stoß zielt vermutlich in ihre tiefe ostwärtige Flanke, um sie einzuschließen! Habe außer der vmind2.JgKp/JgB25 im VfgR NEULENGBACH NORD keine Reserve verfügbar, und diese ist im offenen Gelände nicht stoßkräftig genug, um sie unterstützen zu können – daher neuer Auftrag: Ausbruch … !“

Hier bricht der Funkkontakt zur Brigade ab. Bereits auf Ihr Planungsverfahren fokussiert, stellen Sie fest, dass auch Ihr JFST keine Verbindung hat und somit vorerst auch Anforderungen hinsichtlich einer KU hinfällig sind.

Lösungsvorschlag

Entschluss (XBL)InfBKG31 (auszugsweise)

(XBL)InfBKG31 greift unverzüglich antretend auf AZ „TIROLERSIEDLUNG“ (OBJ „T“) an, unter

  • Einsatz AufklZg in den Räumen KÜHBERG (7546) und ELSBACH (7744) zur Aufklärung und Überwachung der Rm JUDENAU bzw. SIEGHARTSKIRCHEN NORD, sowie zur Überwachung der ostwärtigen Flanke,
  • Einsatz sGrWZg zunächst unverändert aus FeuStgR GERERSDORF (7643), Steilfeuerpriorität vorerst bei vmind2.JgKp, in weiterer Folge bei der gem1.JgKp für den Angriff auf AZ „T“, mit
  • der vmind2.JgKp aus RglStg no RÖHRENBACH (7343) zur Abwehr der fdl gemmotSKp aus dem Rm KOGL (7342),
  • der gem3.JgKp aus RglStg SIEGHARTSKIRCHEN OST (7644) zur Abwehr der fdl gemPzKp aus dem Rm RIED (7945) bzw. ELSBACH (7845),
  • der gem4.PzGrenKp nach Abbrechen des Gefechtes in der RglStg SIEGHARTSKIRCHEN NORD (7445) zum Angriff auf AZ „T“ WEST,
  • der gem1.JgKp nach Abbrechen des Gefechtes in der RglStg SIEGHARTSKIRCHEN NORD (7445) zum Angriff auf AZ „T“ OST, hier SG,
  • einem JgZg der gem3.JgKp als Reserve in Ortschaft GERERSDORF (7644),

um durch den Ausbruch aus der drohenden Einschließung die eigene Kampfkraft und den Handlungsspielraum der 3.JgBrig zu erhalten.

Anmerkung

Sofern die Verbindung zum Kdo3.JgBrig zwischenzeitlich wiederhergestellt werden kann, wäre dem BrigKdt der Einsatz der vmind2.JgKp/JgB35 auf AZ „EICHBERG“ (7240) vorzuschlagen, um dadurch ein mögliches Nachstoßen fdl Kräfte entlang der Bewegungslinie gelbes Band KÖGELBACHTAL zu verhindern.

 

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Begründung Entschluss/Eigene Absicht

Die Lageentwicklung in Verbindung mit der fehlenden Verbindung zum vorgesetzten Kommando löst zwangsläufig eine Folgebeurteilung durch den Kdt der (XBL)InfBKG31 aus, erfordert das Formulieren einer neuen Wesentlichen Leistung, das Treffen eines „freien Entschlusses“ sowie das initiative Handeln im Sinne der Brigade.

Die neue Absicht des Kdt der (XBL)InfBKG31 begründet sich aus den Ergebnissen des PlVf wie folgt: Es erfolgt ein Vorziehen der Bewertung der Lagefeststellung der Konfliktparteien, des Geländes im Großen und der Absicht der Konfliktparteien im Großen vor dem Erfassen des Auftrages in zeitlicher Hinsicht im Zuge der Orientierung. 

Zusätzlich wird vor dem Erfassen des Auftrages in zeitlicher Hinsicht noch ein Vergleich des feindlichen und eigenen Zeitkalküls (anhand der jeweiligen Ziele) durchgeführt und es werden die drei Prüffragen für das Abweichen vom Auftrag beantwortet:

  • Wer beeinflusst den Auftrag bzw. die Wesentliche Leistung des vorgesetzten Kommandos?
  • Was passiert, wenn ich nichts tue oder am aktuellen Auftrag festhalte?
  • Was ist daher zu tun bzw. zu verhindern? 

Die Antwort auf diese Frage wird in Folge zur Wesentlichen Leistung. Ein Festhalten oder ein Abweichen vom Auftrag ist die zu treffende Folgerung.

Ergebnis der Orientierung

Aufgrund der grundlegenden Lageänderung, der dadurch gegebenen Unmöglichkeit der Erfüllung der Wesentlichen Leistung, der drohenden Einschließung durch feindliche Kräfte, sowie der fehlenden Verbindung zum vorgesetzten Kommando muss ein „freier Entschluss“ getroffen und vom derzeitigen Auftrag abgewichen werden.

Wegen der fehlenden Verbindung zum vorgesetzten Kommando ist das rechtzeitige Einholen eines neuen Auftrages nicht möglich. Zudem hat der BrigKdt den Ausbruch aus der drohenden Einschließung bereits befohlen, bevor der Funkkontakt abgerissen ist. Auch das JFST hat zurzeit keine Verbindung. Somit ist die Berücksichtigung von Kräften und Mitteln der Brigade zur Kampfunterstützung vorerst obsolet.

Insgesamt ergibt sich ein hoher Zeitdruck und daher die Notwendigkeit eines PlVf Typ „C“, sowie die rasche Umorganisation der eigenen Kräfte vom derzeitigen Auftrag zum Angriff in die de facto entgegengesetzte Angriffsrichtung. Ein Aufklärungsbedarf ergibt sich aufgrund der Rundumverteidigung grundsätzlich in allen Richtungen, jedoch insbesondere

  • in die Rm JUDENAU, MITTERBERG-NEUBERGEN sowie SIEGHARTSKIRCHEN NORD, da von den feindlichen Kräften in diesem Raum die größte Bedrohung im Sinne eines Nachstoßens in den Rm s SIEGHARTSKIRCHEN ausgeht,
  • in den Rm ELSBACH-RIED, da hier eine feindliche gemPzKp sowie eine weitere motSKp südlich davon mit Stoßrichtung TIROLERSIEDLUNG (7742) angreifen,
  • im Rm TIROLERSIEDLUNG insbesondere bezüglich des dortigen Angriffes einer motSKp auf den II.JgZg/3.JgKp/JgB35. Dies bedingt die direkte Verbindungsaufnahme mit diesem stützpunktartig eingesetzten JgZg und erforderlichenfalls dessen Unterstellung.

Anmerkung: Der Informationsbedarf im Rm WIMMERSDORF (7242) hinsichtlich der dort angreifenden gemmotSKp kann durch die vmind2.JgKp abgedeckt werden.

Bei der Beurteilung der neuen Wesentlichen Leistung ist zu berücksichtigen, dass die 3.JgBrig als vorgesetztes Kommando bis zum Zuführen weiterer Kräfte des LCC nicht in der Lage ist, eine neue Reserve zu bilden. Die Erhaltung der Kampfkraft der InfBKG31 ist daher als neue Wesentliche Leistung zu definieren, um dadurch den Handlungsspielraum für den BrigKdt zumindest zu erhalten. Diese neue Wesentliche Leistung bedingt daher den Ausbruch aus der Einschließung (Angriff nach kurzer Bereitstellung), um möglichst kampfkräftig für weitere Aufträge der Brigade zur Verfügung zu stehen.

Ergebnis Beurteilung der Konfliktpartei 

Der Feind hat aufgrund des Nachführens eines gemmotSB als Reserve des 43.motSRgt die Möglichkeit, sich nicht nur im Einbruchsraum zu verstärken, sondern diesen sogar Richtung SÜDEN zu erweitern. Die Einschließung ist noch nicht vollständig gegeben. Feindliche Kräfte sind jedoch gerade dabei, auch im SÜDEN entsprechend wichtige Geländeteile und die dazugehörigen Bewegungslinien in Besitz zu nehmen. Ein Ausbruchsversuch mit Stoßrichtung NORD, WEST und OST ist aufgrund der örtlichen Überlegenheit feindlicher Kräfte ohne entsprechende Kampfunterstützung nicht erfolgsversprechend.

Es besteht eine stetige Flankenbedrohung insbesondere aus WESTEN und OSTEN. Das bedingt den Einsatz von Kräften in RglStg flankierend zur möglichen Angriffsrichtung. Der Feind kann den, durch den Ausbruch freiwerdenden Raum für eine weitere, offensive Einsatzführung nutzen. Daher muss ein Nachstoßen feindlicher Kräfte über den Rand des derzeitigen Einbruchsraumes hinaus in günstiges Gelände verhindert werden. Der Feind verfügt über Kräfte und Mittel zur Kampfunterstützung, insbesondere ein vmindPzAB in FeuStg westlich von TULLN.

 

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Ergebnis Beurteilung der Umfeldbedingungen 

Das Gelände im eigenen Verantwortungsbereich ist überwiegend Infanteriegelände, jedoch mit Anteilen von Panzergelände, was die Verfügbarkeit bzw. den Einsatz von KPz in diesen Geländeabschnitten erfordert, um im Angriff auch stoßkräftig zu sein.

Der Raum SIEGHARTSKIRCHEN stellt eine geschlossene Geländekammer dar, aus der nur wenige Bewegungslinien an Engstellen herausführen. Bewaldete Höhenrücken erschweren die aufgesessene Bewegung abseits der wenigen Hauptbewegungslinien, ermöglichen jedoch ein Beziehen von RglStg als Kamm- und Randstellungen, von denen aus in die jeweils nächste Geländekammer gewirkt werden kann. Diese Geländeteile sind daher sowohl bei der Rundumverteidigung, jedoch insbesondere bei der Flankensicherung ab Angriffsbeginn entscheidend. Als wichtige Geländeteile sind die Räume SIEGHARTSKIRCHEN NORD, der Höhenrücken no RÖHRENBACH (7343) sowie die Enge w ELSBACH (7644) anzusprechen.

Das entscheidende Gelände für den Ausbruch mit Stoßrichtung SÜDOST ist der Raum TIROLERSIEDLUNG-KRACKING (7742). Dieser ist daher als Angriffsziel festzulegen. Als Ablauflinie (LD) bietet sich der Verlauf der RglStg der vmind2.JgKp, verlängert über die Engstelle und den Übergang über die KLEINE TULLN (7443) in Folge Ri OSTEN weiter verlaufend, an. Der Raum BUCHBERG (8039) ist als Sammelraum (Staging Area – SA) der InfBKG31 festzulegen, da er erstmalig die Möglichkeit zur Reorganisation ohne unmittelbaren Feinddruck bietet und dennoch nahe genug am Einbruchsraum liegt, um für weitere Aufträge der 3.JgBrig zur Verfügung zu stehen.

Folgerungen für die Einsatzführung

Die Bildung einer neuen Bataillonsreserve der InfBKG31 (JgZg der gem3.JgKp) ist erforderlich, um auf unerwartete Lageentwicklungen wie örtliche Einbrüche reagieren zu können, und den Zusammenhalt der Kräfte zu gewährleisten. Nach Nehmen AZ „T“ müssen Kräfte der InfBKG31 im AZ verbleiben, um die Flankensicherung nach WESTEN bzw. NORDOST zu gewährleisten, dadurch die Rücknahme und das Durchschleusen der zu diesem Zeitpunkt noch im Einbruchsraum befindlichen Teile zu ermöglichen, und ein rasches Nachstoßen feindlicher Kräfte zu verhindern. Erst danach erfolgt das Abbrechen des Gefechtes durch den AufklZg und sGrWZg sowie deren Gefechtsmarsch in den SaR BUCHBERG.
In weiterer Folge können auch die vmind2.JgKp und die gem3.JgKp das Gefecht in ihren RglStg abbrechen und über den Raum AZ „T“ ebenfalls gefechtsmäßig in den SaR BUCHBERG marschieren. Der SaR BUCHBERG ist ebenfalls gegen nachstoßenden Feind zu sichern. Dafür bietet sich der Raum STEINBERG IN DER AU (7841) an. Darüber hinaus hat laufend der Versuch der Verbindungsaufnahme mit dem Kdo3.JgBrig zu erfolgen, um den BrigKdt den Entschluss der InfBKG31 und die aktuelle Lage zu melden.
 

Fazit

Ein Ausbruch nach Einschließung stellt besondere Ansprüche an die Kommandanten der gefechtstechnischen und unteren taktischen Führungsebene. Die Reaktion auf unerwartete Lageentwicklungen erfordert das rasche und initiative Handeln im Sinne des vorgesetzten Kommandos. Zusammenhalt der Kräfte, Schwergewichtsbildung und ein klares Ziel sind nur einige der zu berücksichtigenden Führungsgrundsätze. Kommandanten aller Führungsebenen müssen daher in besonderem Maß zur situationsbezogen aktiven, initiativen und flexiblen Einsatzführung ausgebildet und erzogen werden.

Oberst Gerald Luger, MSD MA; Hauptlehroffizier Taktik und Forscher; Referat Taktik/IHMF/LVAk.

 

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