Traditionsnamen für Wiener Kasernen

Am 27. Jänner 2020 verlieh die Bundesministerin für Landesverteidigung, Klaudia Tanner, die Traditionsnamen „General Spannocchi“ an die Stifts-Kaserne und „Bernardis-Schmid“ an die Rossauer-Kaserne.

Beinahe jede militärische Liegenschaft des Österreichischen Bundesheeres (ÖBH) steht im Zeichen einer militärischen Persönlichkeit. Diese dienen entweder als Namensgeber für Kasernen oder als „Paten“, deren Wirken und Taten mit einem Traditionsnamen gewürdigt werden. Beide Formen der Namensgebung sind ein Ausdruck der gelebten militärischen Erinnerungs- und Gedenkkultur des Österreichischen Bundesheeres und seines Selbstbildes.

Gallionsfigur der Raumverteidigung 

General Emil Spannocchi prägte eine Generation von Soldaten. Es waren jene, die in den 1970er und 1980er Jahren im ÖBH dienten, das damals unter dem Zeichen der Raumverteidigung stand. Mit dieser Verteidigungsdoktrin, als deren Vater er heute gilt, sollte sich das ÖBH gemeinsam mit der Bevölkerung gegen einen übermächtigen Gegner stellen. Das Ziel war es, einen Gegner davon abzuhalten, Österreich als Auf- oder Durchmarschgebiet zu nutzen.

Emil Spannocchi wurde am 1. September 1916 in Aigen bei Salzburg geboren. 1934 trat er als Einjährig-Freiwilliger in das Bundesheer der Ersten Republik ein und absolvierte ab 1935 die Offiziersausbildung an der Theresianischen Militärakademie. Kurz nach seiner Ausmusterung begann der Zweite Weltkrieg, in dem er zunächst als Kavallerie- und danach als Panzeroffizier in der Deutschen Wehrmacht diente, bevor er zum Generalstabsoffizier ausgebildet wurde.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war er zunächst in der Privatwirtschaft tätig, bevor er 1954 in die B-Gendarmerie eintrat und ab 1955 eine wesentliche Rolle beim Aufbau des ÖBH einnahm. Zunächst war er Kommandant der Panzertruppenschule und danach der erste Kommandant der 9. Panzergrenadierbrigade. Ab 1963 war Spannocchi Kommandant der Landesverteidigungsakademie, die sich auf jener Liegenschaft befindet, die heute seinen Namen als Traditionsnamen führt und an der er mit anderen Offizieren die Raumverteidigungsdoktrin entwickelte. Ab 1978 war er Leiter der Sektion III im Bundesministerium für Landesverteidigung und wurde im September 1981 in den Ruhestand versetzt. Am 29. August 1992 starb General Emil Spannocchi in Wiener Neustadt.

Tapferkeit und Zivilcourage

Oberstleutnant im Generalstab Robert Bernardis (1908 bis 1944) war einer der Köpfe des Hitler-Attentates, das unter der Führung von Oberst im Generalstab Claus Schenk Graf von Stauffenberg am 20. Juli 1944 in der Wolfsschanze verübt wurde. Bernardis wurde für die Teilnahme an dem Attentat zum Tode verurteilt und am 8. August 1944 in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Der Wiener Feldwebel Anton Schmid (1900 bis 1942) war als Soldat der Wehrmacht in der litauischen Hauptstadt Vilnius eingesetzt. Dort rettete er mehrere hundert Juden vor deren Vernichtung durch die SS-Einsatzgruppen. Schmid wurde dafür vor ein Kriegsgericht gestellt, zum Tode verurteilt und am 13. April 1942 hingerichtet.

Die Bundesministerin für Landesverteidigung, Mag.a Klaudia Tanner, betonte bei ihrer Ansprache, dass das Spannungsfeld „Widerstand, Desertation und Verrat“, mit dem Soldaten häufig im Einsatz konfrontiert wären. Gerade am 27. Jänner (Holocaust-Gedenktag und Jahrestag der Befreiung des KZ Ausschwitz) hat die bewusste Auseinandersetzung mit diesem Themenfeld eine besondere Bedeutung. Tanner betonte, dass vor allem für Soldaten die Notwendigkeit bestehe, Tapferkeit und Zivilcourage zu zeigen, dem Gewissen zu folgen, bereit zu sein die Konsequenzen dafür zu tragen und zu versuchen, das Beste aus schwierigen Situationen zu machen. Das vorbildhafte Wirken der beiden Traditionsnamensgeber Bernardis und Schmid, die ihren Widerstand gegen ein mörderisches Unrechtsregime mit ihrem Leben bezahlen mussten, stehe für diese Tugenden, die nicht nur aber besonders dann gelten, wenn eine Diktatur das Militär missbraucht.

-red-