- Veröffentlichungsdatum : 05.08.2020
- – Letztes Update : 06.08.2020
- 2 Min -
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Aus dem Kriegstagebuch des Einjährig-Freiwilligen Otto Born.
Von der Ostfront zum Isonzo 1915-1917

216 Seiten, 15 x 21 cm, broschiert, 55 s/w-Fotos, 8 Karten
€ 22,00
ISBN 978-3-901185-66-3
Österreichischer Milizverlag, Salzburg 2018
Tagebücher erzählen in subjektiver Weise Erlebtes „im unmittelbaren Eindruck des Geschehens“, also meist knapp nachdem diese Ereignisse tatsächlich stattfanden. Sie sind auch für die Zeit des Ersten Weltkriegs eher die Stiefkinder der für die Forschung herangezogenen Quellen, sieht man von den Monumentalwerken von Peter Broucek über Edmund Glaise-Horstenau oder Oskar Dohle über Constantin Schneider einmal ab. Sie zeigen nur einen eng begrenzten Ausschnitt aus dem historischen Geschehen. So subjektiv ist auch das Tagebuch von Otto Born (1894-1971), der in der Zeit zwischen 1915 und 1917 vom Offiziersanwärter zum Leutnant der Reserve der Artillerie aufstieg. Er vertraute seine Gedanken unmittelbar einem Tagebuch an, bewahrte dann das Manuskript nach Kriegsende auf und „glättete“ die sprachlichen Formulierungen. Es beginnt im Jahr 1915 – die ersten Originalseiten sind leider verloren – mit seiner Ausbildung als Einjährig-Freiwilliger in Wien und beschreibt seinen Einsatz als Artillerist in Galizien, Kongresspolen, an der Balkan- und der Isonzofront.
Born legt aber nicht nur Wert darauf seine unmittelbaren Erlebnisse aufzuzeichnen, sondern liefert auch Beschreibungen der Landschaft bis hin zum sozialen Leben im Frontgebiet; auch sind einige Skizzen von ihm überliefert (z.B. Seite 70 mit einer Zeichnung über ein Fuhrwerk in Polen – „Eine Straße in Polen. In glühender Sommerhitze eine Wüste, bei Nässe ein Schlammbad, der Panje und sein Pferd kennen es nicht anders“). Der Schreibstil ist sehr nüchtern, nur selten kommen Stereotype wie der angeblich korrupte „jüdische Offizier“ oder der „tschechische Verräter“ vor, meist sind es vermutlich Gerüchte. Bedauerlicherweise bricht das Tagebuch im Jahr 1917 ab, den Streit mit einem preußischen Offizier 1917, der zu seiner Versetzung an die Heimatfront führte, wurde leider nur angeschnitten, aber nicht genauer thematisiert. Landeskundlich bzw. sozialgeschichtlich sicher aufschlussreich - wenn auch thematisch weniger relevant - ist ein im Buch angeführter Text Otto Borns, der in seine Kindheit rund um die vorletzte Jahrhundertwende in Niederösterreich zurückführt. Die Tagebucheinträge werden von der Editorin durch eine viereinhalbseitige Zusammenfassung der Fronten, an denen sich der Tagebuchschreiber 1915-1917 befand, im Kapitel „Historischer Hintergrund“ angerissen.
Die Motive sowie die Gedankenwelt des Tagebuchschreibers sind durch die Analyse des Textes gut nachzuvollziehen. Auch die biographischen Notizen zu Otto Born geben etwas Aufschluss über sein Leben, jedoch lässt das knappe Kapitel über den Lebenslauf von Otto Born einige Fragen offen. Zwar wird durch zahlreiche Fotos das Geschriebene illustriert, mit teilweise detailliert ausgearbeiteten Quellen, jedoch vermisst man das persönliche Foto des Tagebuchschreibers.
Zusammenfassend handelt es sich bei dem Kriegstagebuch von Otto Born um einen sehr interessanten Text, der auch durch die vielen Originalzeichnungen persönlichen Einblick in das Kriegs- und Frontgeschehen gibt, ergänzt durch gute Analysen und Notizen zum Tagebuchschreiber.
-mpr-