• Veröffentlichungsdatum : 13.04.2021

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Wie resilient sind wir? - TREND RADAR 1/2021

Redaktion TRUPPENDIENST

Das Österreichische Bundesheer erfüllte 2020 vielfältige Einsatzaufgaben. In Spitzenzeiten waren bis zu 8.600 Soldatinnen und Soldaten sowie Zivilbedienstete im Assistenzeinsatz. 250.000 Arbeitsstunden, alleine 180.000 Stunden für die Bewältigung der Corona-Krise, wurden in 660 Unterstützungsleistungen aufgewendet. Erstmals in der Geschichte der Zweiten Republik erfolgte eine Teilmobilmachung der Miliz und die Einberufung zum Einsatzpräsenzdienst. Die erste Ausgabe des „Trend Radar“ widmet sich daher auch den persönlichen Belastungen der Soldatinnen und Soldaten im Krisenjahres 2020.

Grundlegende Belastungen

Zu den häufigsten Belastungsursachen aus Sicht der Ressortbediensteten zählten der Arbeitsumfang, der Zeitdruck sowie der Personalmangel und „Operational Tempo“. Knapp drei von vier Bediensteten (71%) stimmten in den vergangenen Jahren der Aussage zu, dass die Arbeit im Laufe der letzten Jahre mehr geworden ist. Mitunter wird von Überforderung im Zusammenhang mit Neben- bzw. Zusatzaufgaben berichtet, die zusätzlich bewältigt werden müssen. Sechs von zehn Bedienstete (62%) geben häufigen Zeitdruck aufgrund des hohen Arbeitsaufkommens an, der u.a. durch kurzfristige Aufträge bzw. Terminänderungen auftritt. In Zusammenhang mit unbesetzten Arbeitsplätzen und der bevorstehenden Pensionierungen wird mitunter Personalmangel als Belastungsursache angeben. Neben häufigen Übungen/Verlegungen steigen auch Dauer und Häufigkeit von Inlandseinsätzen sowie kurze Erholungsphasen nach Auslandseinsätzen das subjektive Belastungserleben.

Die häufigsten Grundbelastungsursachen für Grundwehrdiener sind die Entlohnung, Dienstzeiten und Stress sowie die Vereinbarkeit von Dienst und Privatleben sowie körperliche Belastung. In den vergangenen Jahren gaben mehr als zwei Drittel (69%) der Grundwehrdiener an, sich durch finanzielle Probleme oder Sorgen beeinträchtigt zu fühlen. Lange Dienstzeiten, Zeitdruck und allgemeiner Stress werden häufig als Belastungsursachen angegeben. Im ersten Monat des Grundwehrdienstes zeigen sich drei von vier Grundwehrdienern (73%) unzufrieden mit der Balance zwischen Dienst und Privatleben. Sportausbildung und Märsche werden mitunter ebenfalls als belastend erlebt.

 

Belastungen im Krisenjahr 2020

Zum Befragungszeitraum in Juni 2020 berichtete rund ein Fünftel der Bediensteten (20%) von starker oder sehr starker dienstlicher Belastung. Diese empfanden Berufssoldatinnen und Berufssoldaten tendenziell höher als Zivilbedienstete. Sechs von zehn Befragten (63%) berichteten von häufigem Zeitdruck. 72% schilderten den Eindruck, dass die Arbeit in den letzten Jahren mehr geworden ist. Im Vergleich zu anderen Faktoren haben Arbeitsaufkommen und Zeitdruck den größten Einfluss auf das Belastungserleben. 74% der Bediensteten waren mit der Balance zwischen Arbeit und Privatleben zufrieden. Nur ein Fünftel (20%) berichtete von einer Disbalance bei der Erfüllung beruflicher und privater Anforderungen. Ein Viertel der Berufssoldaten sowie vier von zehn (41%) Zivilbediensteten fühlten sich 2020 durch COVID-19 persönlich bedroht. Die Teilnahme am Assistenzeinsatz wurde von der Mehrheit (89%) des Einsatzpersonals positiv erlebt. Ein Viertel (24%) gab an, stark oder sehr stark dienstlich belastet gewesen zu sein.

 

Auch bei den Grundwehrdienern berichtete etwa ein Fünftel (21%) von starker oder sehr starker dienstlicher Belastung. Etwa vier von zehn Grundwehrdienern (38%) zeigten sich unzufrieden mit ihrer konkreten Verwendung im Grundwehrdienst. Mehr als die Hälfte (60%) bemängelte die Vereinbarkeit von Dienst und Privatleben, 67% plagten finanzielle Sorgen. Nur eine Minderheit von 12% fühlte sich 2020 persönlich von COVID-19 bedroht, 47% sorgten sich allerdings um das Wohlergehen ihrer Angehöriger. Knapp zwei Drittel (62%) der Grundwehrdiener gaben an, mehr als acht Stunden pro Tag zu arbeiten. 12% berichteten von einer sechs oder sieben Tage-Woche.

Auf einen Blick

Im Schnitt fühlte sich jede/jeder fünfte Bedienstete und Grundwehrdienst stark bzw. sehr stark durch die dienstlichen Aufgaben belastet. Die Ergebnisse der aktuellen Befragung zeigen weder eine generelle Zunahme des Anteils stark bzw. sehr stark belasteter Personen, noch einen Anstieg von Belastungssymptomen der Ressortangehörigen. Das Ressortpersonal konnte somit auch im Krisenjahr 2020 seine Resilienz unter Beweis stellen. Dennoch ist die Bewältigung der dienstlichen Aufgaben mit Belastungen verbunden, die nachweisbare Effekte auf subjektives Belastungserleben und Auftreten von Belastungssymptomen haben. Die Belastungsfaktoren 2020 waren unter anderem hohes Arbeitsaufkommen, Zeitdruck, Überengagement bzw. mangelnde berufliche Distanzierung und eine unzureichende Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Auch die Teilnahme an den COVID-Assistenzeinsätzen war mit erhöhter Beanspruchung verbunden. Die Grundwehrdiener fühlten sich vor allem durch geringe Zufriedenheit mit ihrer Verwendung im Grundwehrdienst, mangelnde Vereinbarkeit von Dienst und Privatleben sowie finanziellen Sorgen belastet.

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