• Veröffentlichungsdatum : 07.03.2025
  • – Letztes Update : 13.06.2025

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  • 661 Wörter

Die richtige Person am richtigen Ort

Armin Regittnig

Jeder Mensch bringt besondere Fähigkeiten und Stärken mit. Diese gezielt zu erkennen und entsprechend zu fördern, ist ein entscheidender Faktor für eine motivierte und leistungsstarke Einheit. Ein effektives Talentemanagement bietet den einzelnen Soldatinnen und Soldaten nicht nur persönliche Entwicklungsmöglichkeiten, es steigert auch die Qualität und Einsatzbereitschaft des gesamten Österreichischen Bundesheeres.

Die Basis des militärischen Handelns bildet die Menschenführung, die auf dem Mindset des Vertrauens und der Motivation beruht. Dieses Vertrauen in die Kompetenzen von Militärangehörigen und die dementsprechende Förderung zeigen sich als eine Form der Wertschätzung. Gemeinsam können so der Kampfwert gesteigert und Einsätze im Schulterschluss erfolgreich gemeistert werden. Talente zu erkennen, ist keine komplizierte Führungsmethode. Es ist vielmehr eine Einstellung. Kommandantinnen oder Kommandanten  aller Ebenen können dieses mächtige Werkzeug in ihrem Verantwortungsbereich aktiv umsetzen. Der Ansatz ist simpel: Wenn Soldatinnen und Soldaten bestimmte Fertigkeiten besitzen oder eine besondere Leidenschaft für ein Thema haben, dann sollten diese gefördert werden. Denn was man gerne macht, das macht man auch gut.

Ein Gruppenkommandant, der privat als Sportschütze oder Kampfsportler aktiv ist, könnte beispielsweise sein Wissen als Schieß- oder Nahkampfausbilder weitergeben und so einen wesentlichen Beitrag zur positiven Auftragserfüllung der Einheit leisten. Ein technikaffiner Korporal, der sich in seiner Freizeit mit IT-Themen beschäftigt, könnte die Möglichkeit erhalten, sich in Richtung Cyber weiterzuentwickeln. Ein weiteres Beispiel ist ein junger Offizier, der sich in seiner Freizeit ehrenamtlich im Rettungsdienst engagiert. Hier besteht die Möglichkeit zur Weiterentwicklung zum Militärarzt im Zuge eines seit 2022 speziellen Programmes (siehe TD-Heft 2/2022). Die angeführten Beispiele sind keine theoretischen. Solche Talente gibt es in jedem Verband und sie sind oft an unerwarteten Stellen zu finden. Es liegt an jedem Einzelnen, diese zu erkennen, zu fördern und zu nutzen.

Kampfgemeinschaften sind Vertrauensgemeinschaften. Sie bilden sich im Zuge der Ausbildung bei gemeinsamen Belastungen, Übungen, Einsätzen und Kameradschaftsabenden. Viele Talente und Interessen kommen erst in einer Atmosphäre der Wertschätzung und des Vertrauens zum Vorschein. Die Gelegenheiten, sich auf Augenhöhe zu unterhalten, Vertrauen aufzubauen und über Möglichkeiten zu sprechen, dient nicht nur als Akt der kameradschaftlichen Höflichkeit. Sie bildet vielmehr eine kameradschaftliche Basis und damit das Fundament, um „das Beste“ für jeden Einzelnen herauszuholen.

Das Mitarbeitergespräch ist in diesem Zusammenhang ein unverzichtbares Werkzeug, um bestehende Interessen, Neigungen und Möglichkeiten offenzulegen und offiziell einen Weg zu finden, diese zu fördern. Dies dient neben der Nutzung der Talente für den Dienst auch zur Motivationssteigerung. Menschen, deren Fähigkeiten geschätzt werden, sind bereit mehr zu geben – für ihre Kameradinnen und Kameraden, ihre Einheit und ihren Auftrag. Es ist wichtig, dass Führung nicht nur als Technik oder Punktation auf einer Checkliste verstanden wird, sondern als gelebte Verantwortung. Leadership bedeutet, das „große Ganze“ im Blick zu behalten, aber auch die Bedürfnisse jener wahrzunehmen, für die einem die Verantwortung übertragen wurde. Jeder, der ein militärisches Element führt, ist somit gut beraten, die Fähigkeiten seiner Leute optimal einzusetzen und weiterzuentwickeln, unabhängig von Einheit oder Dienstgrad. Niemand kann mit Sicherheit sagen, welche Fähigkeiten bei künftigen Einsätzen benötigt werden. Die Anforderungen an moderne Streitkräfte sind vielseitig – von körperlicher und geistiger Leistungsfähigkeit über Katastropheneinsätze bis hin zur militärischen Landesverteidigung. Daher ist es notwendig, über den Tellerrand hinaus zu denken und zu handeln.

Neben dem Erfüllen der aktuellen Aufträge gilt es für alle Führungskräfte, künftige Herausforderungen zu antizipieren und die Soldaten darauf vorzubereiten. Es ist daher unerlässlich, ein möglichst breites Spektrum an Kompetenzen in den Verbänden abzudecken. Die Kunst besteht darin, trotz der Auftragslage und den damit verbundenen Herausforderungen ein gezieltes Talentemanagement auf allen Ebenen umzusetzen, denn: Vielseitigkeit ist ein strategischer Vorteil. Am Ende bleiben die Fragen: „Haben wir als Kommandanten in unserer Führungsverantwortung alles getan, um unsere Kameradinnen und Kameraden bestmöglich auf ihre Aufgabe vorzubereiten? Haben wir Stärken erkannt und genutzt?“ Wenn eine Kommandantin oder ein Kommandant diese Fragen bejahen kann, dann sind wir nicht nur als Individuen erfolgreich, sondern auch als Einheit. Das ist die Basis für eine starke, motivierte und bestens vorbereitete Truppe.

 

Offiziersstellvertreter Armin Regittnig; Kommandounteroffizier der 4. Panzergrenadierbrigade
 


Dieser Artikel erschien im TRUPPENDIENST 1/2025 (402).

Zur Ausgabe 1/2025 (402)


 

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