• Veröffentlichungsdatum : 04.02.2020
  • – Letztes Update : 05.02.2020

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Verantwortung übernehmen und das Richtige tun!

Roman Schuh

Kommentar von Brigadier Roman Schuh, der für die Traditionspflege im Bundesministerium für Landesverteidigung zuständig ist, anlässlich der Verleihung des Traditionsnamens „Bernardis-Schmid“ an die Roßauer Kaserne.

Soldat sein bedeutet, sich immer wieder auch mit Widersprüchen auseinanderzusetzen und zu lernen, damit umzugehen. So hat ein Soldat bei der militärischen Aufgabenerfüllung einerseits Leben zu schützen, während er andererseits dem Tod entgegentritt oder eine Bedrohung einerseits abzuwehren und diese andererseits zu bekämpfen. Aber auch das Vereinen und Trennen sind grundlegende militärische Verfahren, die gelernt und beherrscht werden müssen.

Sehr unterschiedlich gestaltet sich das militärische Aufgabenspektrum mit seinen extremen Ausprägungen, sodass es dem einzelnen Soldaten in schwierigen Situationen oftmals schwer fällt, die richtige Entscheidung, weniger in Bezug auf das militärische Handwerk, sondern in moralischer Hinsicht, zu treffen. Vieles, das im Einsatz passiert, kann nicht vorgeübt werden. Daher ist es von besonderer Bedeutung, Beispiele, Erfahrungen und Vorbilder zu haben, die zeigen, wie ein verantwortungsbewusster Umgang mit Entscheidungen in schwierigen Situationen funktioniert.

Als Werkzeug und zur Veranschaulichung dafür dient die Traditionspflege im Österreichischen Bundesheer (ÖBH). Aber auch die berufsethische Bildung und eine menschenorientierte Führungskultur sind von besonderer Bedeutung und greifen ineinander. Soldatische Erfahrungen, militärische Leistungen und vorbildliches menschliches Verhalten sind für die Identitätsbildung aller Soldaten unverzichtbar. Sie sollen daran erinnern, dass die Grundwerte der Humanität immer, also auch im Einsatz, zu wahren sind. Darauf ist bei der Traditionspflege besonderer Wert zu legen.

Der Zweck der Traditionspflege im ÖBH als Mittel der Geistigen Landesverteidigung ist es, zur Stärkung der Motivation und Moral der Soldaten beizutragen und die Bereitschaft zu fördern, die Wertevorstellungen der demokratischen Republik Österreich zu verteidigen. Das Leben in einer soldatischen Gemeinschaft ist auf gegenseitige Hilfe und Verlässlichkeit aufgebaut. Das begründet Wertvorstellungen, die dem Militär Tradition sein müssen, wie die zeitlos gültigen Pflichten und Tugenden des Soldaten. Menschenwürde, Tapferkeit, Opferbereitschaft, Kameradschaft, Pflichtbewusstsein und Treue sind nur einige davon.

Symbole und eingewurzelte Verhaltensweisen, militärisches Brauchtum und Zeremoniell sollen und müssen Probleme bewusst und verkraftbar machen. Damit werden militärische Traditionen und militärische Traditionspflege zu Motivationshilfen im Frieden genauso wie im Einsatz. Tradition ist kein Selbstzweck. Sie soll über das Vermitteln ethisch moralischer Werte hinaus unter Auswertung historischer Bezüge mithelfen, den Soldaten die demokratischen Lebensformen der Bevölkerung sowie den Auftrag des ÖBH zur Friedenssicherung zu erschließen.

Was sagen uns Soldaten, wie die beiden Traditionsnamensgeber der Roßauer Kaserne, Oberstleutnant Robert Bernardis und Feldwebel Anton Schmid, mit ihren besonderen Taten in der heutigen Zeit? Man könnte es vielleicht so ausdrücken: Verantwortung übernehmen und für das Richtige im Sinne des Gemeinwohls eintreten! Diese Sichtweise ist zeitlos und unterstreicht die Schutzaufgabe des ÖBH und die Verantwortung gegenüber der Bevölkerung. Bernardis und Schmid waren Österreicher, die für ihre Ideale und zum Schutz des Lebens für andere eingetreten sind und dafür schließlich ihr Leben geopfert haben. Vergangenheit vergeht nicht, wenn man sie verschweigt. Wir haben uns ihr zu stellen. Denn: Ohne Tradition und deren Deutung kann es kein Verständnis der Gegenwart und damit keine tragfähige Brücke in die Zukunft geben.

Brigadier Mag. Dr. Roman Schuh, MBA ist Leiter der Abteilung Menschenorientierte Führung und Wehrpolitik im BMLV.

 

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