Transportflugzeuge aus der Sowjetunion

Das neue Buch des Autors und ehemaligen NVA-Angehörigen Michael Normann schildert die Geschichte des militärischen und zivilen sowjetischen Flugtransportwesens vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis in die jüngste Zeitgeschichte. Bemerkenswert an dem Werk ist, dass nicht nur das „Endresultat“, das fertige Flugzeug besprochen wird, sondern die gesamte Entwicklungsgeschichte, beginnend bei der Planung über die Entwicklung und Erprobung und den Bau – bis hin zum realen Einsatz, erläutert wird. Damit eignet sich das Buch gut, um die Erfordernisse der sowjetischen Transportflugkräfte, sei es zivil oder militärisch, zu erkennen und zu verstehen. 

Beginnend beim kolbengetriebenen LI-2 Doppeldecker aus dem Zweiten Weltkrieg über den „Traktor der Lüfte“, die AN-2 - ein Modell, das bereits seit 1947 in Serie gebaut wird und sich nach wie vor am Markt behaupten kann. Es spannt sich der Bogen über Legenden der Luftfahrt wie die AN-12, AN-124 und die erst vor kurzen im Zuge des russisch – ukrainischen Krieges zerstörte AN-225. Bemerkenswert und für den Modellbauer sicherlich interessant ist die Vorstellung von Sondergerätschaften wie das Frühwarnflugzeug AN-50, das Fotoflugzeug AN-30, Artilleriebeobachtungsflugzeuge, U-Boot Jagdflugzeuge und diverse Sonderbauten für den zivilen Bereich. Beispiel dafür sind die verschiedenen Muster für die meteorologische Aufklärung, Löschflugzeuge und die Transportflugzeuge der Aeroflot.

Zu jedem der etwa 20 vorgestellten Hauptmuster gibt es eine detaillierte Entstehungsgeschichte, die auch die politischen Verhältnisse der damaligen Zeit wiedergibt. Ebenso werden der Bau sowie der real erfolgte Einsatz beschrieben. Unterstützt wird die Darstellung durch sehr gute Fotos, einige in Schwarzweiß, die meisten in Farbe. Die technischen Daten sowie die wichtigsten Versionen werden in jedem Kapitel in Tabellenform übersichtlich dargestellt. Es gibt auch Dreiseitenrisse, aber nicht zu allen Flugzeugen. 

Interessant sind zudem die Angaben zur Geschichte nach dem Zerfall der Sowjetunion. Die Flugzeugindustrie einschließlich der Triebwerksproduktion war auf die Unionsrepubliken verteilt, die plötzlich eigenständige Staaten waren. Das führte zu Problemen. Besonders ausgeprägt war das im Verhältnis zwischen Russland und der Ukraine (Sitz von Antonow) zu, das je nach Russlandfreundlich- oder -feindlichkeit der ukrainischen Regierung florierte oder nicht. Die an sich hervorragende AN-70, die in beiden Staaten eingesetzt werden sollte, wurde letztendlich ein Opfer dieser Animositäten. 

Die drucktechnische Ausführung des Buches ist einwandfrei. Der Text ist gut zu lesen, die Bilder passen zum Text und die Tabellen sind übersichtlich. Fußnoten geben zusätzliche Informationen. Das Buch ist sowohl für luftfahrthistorisch interessierte Leser als auch für Typensammler und im gewissen Rahmen für Modellbauer interessant und hat damit eine klare Kaufempfehlung. 

-mis-

Link zum Buch