• Veröffentlichungsdatum : 18.01.2024

  • 3 Min -
  • 590 Wörter
  • - 1 Bilder

Tiroler Kaiserjäger. Geschichte, Uniformierung und Traditionspflege von 1816 bis heute

Manfred Schullern-Schrattenhofen, Christian Haager, Ewald Krauss, Wilfried Beimrohr, Christian Kofler u.a.

Manfred Schullern-Schrattenhofen, Christian Haager, Ewald Krauss, Wilfried Beimrohr, Christian Kofler u.a.

Tiroler Kaiserjäger. Geschichte, Uniformierung und Traditionspflege von 1816 bis heute

Militaria-Verlag, Wien 2023

Text-Bildband, Hartkarton-Einband mit Schutzumschlag, fadengeheftet,

ca. 1.000 Farb- und Schwarzweiß-Abbildungen,

29,5×26 cm, 3 kg, 512 Seiten,

99,00 €

ISBN 978-3-903341-34-0

Kaiserjäger! Keine Formation ist innerhalb und außerhalb von Tirol und Österreich so eng mit dem Kampf an der Südfront des Ersten Weltkriegs verbunden. Ihr Name und Andenken überstrahlt die anderen Verbände der Streitkräfte Österreich-Ungarns. Ihr Nimbus vom „ritterlichen Kampf in Schnee und Eis“ und das tragische Ende im November 1918 wird bis heute tradiert – auch von ihren einstigen Gegnern, den heute noch existierenden italienischen Alpini, deren Leistungen im Gebirgskampf in Italien ein ähnliches Andenken bewahrt. Wie auf der Apenninenhalbinsel gerieten dadurch die anderen Regimenter – in Österreich die „Linzer Hessen“, die „Wiener Deutschmeister“ sowie die „Grazer Belgier“ oder in Italien die „Bersaglieri“ oder „Arditi“ – in den Hintergrund.

In der Zwischenkriegszeit erlebte die Kaiserjäger(erinnungs)literatur ihren Höhepunkt. Nördlich des Brenners erschienen zahlreiche Erinnerungen und Studien von Männern und Autorenkollektiven, die die Ereignisse zwischen 1915 und 1918 selbst erlebt hatten. In der NS-Zeit und nach dem Zweiten Weltkrieg hatte man für habsburgnostalgische Forschungen und Erzählungen wenig über. Dadurch ließ das Interesse an den Kaiserjägern und ihrer Geschichte trotz des populären Museums am Bergisel in Innsbruck stetig nach. Erst das Centennium 1914 – 2014 ließ das Interesse an den Tiroler Kaiserjägern, deren Gründung als „Tiroler Jägerregiment“ sich 2016 zum 200. Mal jährte, wieder aufleben.

Ein Autorenkollektiv um Manfred Schullern-Schrattenhofen und Wilfried Beimrohr hat mit dem vorliegenden Buch ein neues – und modernes – Standardwerk vorgelegt. Es beschäftigt sich nicht nur mit der Geschichte der Formationen selbst, sondern legt auch einen Schwerpunkt auf eine heereskundliche Betrachtung des Themas. Eingebettet in das allgemeine politische und soziale Geschehen der österreichischen Monarchie wird der Leser umfangreich an das Thema herangeführt. Konkret wird dargestellt wie sich aus dem 1816 durch Kaiser Franz I. gegründeten Tiroler Jägerregiment mit Veteranen aus den Franzosenkriegen, ein stark in Tirol und im angrenzenden Vorarlberg eine populäre Eliteeinheit der kaiserlichen Streitkräfte bildete, die seit ihrer Gründung an fast allen kriegerischen Konflikten bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges teilnahm. Im Jahre 1895 fand der Umbau dieses Tiroler Jägerregimentes in vier Kaiserjägerregimenter statt. Diese Formation hatte einen starken Bezug zum Kaiserhaus, dienten doch viele Erzherzöge – zumindest eine gewissen Zeit – in ihren Reihen.

Das Herzstück dieses Buches aus dem Militaria-Verlag ist der heereskundliche Teil mit den zeitgenössischen Abbildungen und aktuellen Fotos der Bewaffnung, Uniformen, Ausrüstungsgegenstände und Auszeichnungen dieser Formation. Das ist für Sammler nicht nur interessant, sondern regt auch zu einem Vergleich mit anderen Regimentern der k. (u.) k. Armee an. Wenn auch das Jahr 1918 das Ende der Streitkräfte der Donaumonarchie – und damit der Kaiserjäger brachte – blieb ihre Tradition in zahlreichen Vereinen und Institutionen, wie dem Kaiserjägermuseum, dem Alt-Kaiserjägerclub oder dem Kaiserjägerbund, erhalten. Auch sie werden im Buch ausführlich bedacht, das Museum am Bergisel hat mit anderen, teils privaten, Sammlungen die Objekte für die Bilder zur Verfügung gestellt.

Mit dem vorliegenden Werk ist ein Meilenstein für die weitere Forschung zum Themenkomplex Kaiserjäger und Gebirgskrieg gelungen. Es kann ein Ausgangspunkt für die weitere Beschäftigung mit diesen Themen sein, vor allem im Bereich der militärhistorischen Sozialgeschichte und einer vertiefenden Formationsgeschichte zu diesen vier Regimentern. Dieses Buch ist nicht nur für historisch Interessierte und Sammler sehr empfehlenswert, sondern auch für Fachhistoriker. Schließlich sind die Kaiserjäger und ihre Entwicklung– vor allem die Zeit zwischen 1816 und dem Beginn des Ersten Weltkrieges– noch lange nicht gänzlich erforscht.

-mpr-

Link zum Buch

 

Ihre Meinung

Meinungen (0)