• Veröffentlichungsdatum : 29.11.2023

  • 3 Min -
  • 636 Wörter

Reaktionsmiliz: In 48 bis 72 Stunden in den Einsatz

Claus Triebenbacher

Das "Risikobild 2030" analysiert die Bedrohungen für Österreich bis ins Jahr 2030 und prognostiziert, wie wahrscheinlich deren Eintritt ist. Themen wie das Auftreten von resilienzgefährdenden Extremereignissen mit kurzer oder keiner Vorwarnzeit sowie der Schutz der Grenzen und kritischer Infrastruktur betreffen direkt die Miliz. Um hier schnell reagieren zu können, werden Milizverbände mit höherem Bereitschaftsgrad geschaffen. Gut ausgebildet, körperlich fit und gut bezahlt stehen sie als Reaktionsmiliz "Gewehr bei Fuß" bereit, um innerhalb von 48-72 Stunden einzurücken. Für den Beginn 2024 sind zwei Jägerkompanien und ein Aufklärungszug geplant.
 

Wozu Reaktionsmiliz?

Je kürzer die Vorwarnzeit, umso schnel­ler und flexibler muss das Bundesheer reagieren können. Das bedeutet: Die Einsatzbereitschaft muss dementspre­chend hoch sein. Nach dem aktuellen System sind die präsenten Verbände Rahmeneinheiten, die im Einsatzfall mit Soldaten aus der Basisausbildung und/oder der Miliz aufgefüllt werden. Der Bedarf für Erstreaktionskräfte in der militärischen Landesverteidigung ist ein brigadestarker Verband und dessen Unterstützungskräfte. Gesamt werden etwa 6.000 Soldaten als Re­aktionskräfte benötigt. Dieser Bedarf ist aus den präsenten Kräften nicht zu decken, sodass hier die Miliz erforder­lich ist.

Zielgruppe für die "Miliz mit hö­herem Bereitschaftsgrad" sind Milizsol­daten sowie Frauen in Miliztätigkeit. Vor dem Einsatz durchlaufen die Soldaten eine Einsatzvorbereitung. Wie lange diese dauert ist vom Ausbildungsstand und dem Einsatzszenario abhängig. Im Covid-19-Einsatz waren es etwa drei Wochen, bei komplexen Szenarien im Bereich der militärischen Landesver­teidigung kann sie bis zu acht Wochen dauern. Zeit, die man unter Umständen nicht hat. Deshalb sind die Elemente der Reaktionsmiliz auf einem Ausbil­dungsniveau, mit dem sie ohne Ein­satzvorbereitung österreichweit zum Einsatz kommen können. Im Ernstfall sind sie innerhalb von 48 bis 72 Stunden einsatzbereit. Der Startschuss für die Reaktionsmiliz ist der 1. Jänner 2024, ab diesem Termin sind Beorderungen möglich. Vorgestaffelt dazu erfolgt seit Mitte August 2023 die Informa­tionskampagne, seit September ist die konkrete Bewerbung möglich - Inter­essierte können sich melden und die körperliche sowie die medizinische und psychologische Eignungsprüfung ab­legen.

Medizinische und psychologische Eig­nungsprüfungen entsprechen der Stel­lungsuntersuchung. Um sich zur Re­aktionsmiliz melden zu können, ist die Wertungsziffer 5 oder besser erforder­lich. Für die Eignungsprüfung kann jede der sechs Stellungsstraßen in Österreich genutzt werden. Befindet sich der Hauptwohn­sitz beispielsweise Innsbruck, der Le­bensmittelpunkt eines Interessenten aber in Wien, kann die Stellungsstraße in Wien genutzt werden. Die körperliche Eignungs­prüfung findet grundsätzlich beim for­mierungsverantwortlichen Kommando (JgB12, JgB26 oder AAB4) statt. Noch gültige positive medizinische, psychologische bzw. körperliche Eig­nungsprüfungen werden anerkannt!

Wann und wo kann man sich melden?

  • Interessentenmeldung ab 1. Sep­tember 2023
  • Eignungsprüfungen ab 1. Septem­ber 2023
  • Beorderung ab 1. Jänner 2024

Voraussetzungen

  • Militärischer Bedarf
  • Freiwillige Meldung
  • Hauptwohnsitz im Inland
  • Berufliche und private Abkömm­lichkeit
  • Gültige Verlässlichkeitsprüfung
  • Erfüllung der medizinischen, kör­perlichen und psychologischen Eignung

Mannschaften

  • Alterslimits max. 30 Jahre bei Beorderung (Ausnahmen bis max. 47 Jahre bei Erfüllung aller Voraussetzungen möglich)
  • Einsatzsoldat: BAK, BA1, BA2/3

Unteroffiziere

  • Alterslimit gem. Wehrgesetz (max. 65. Lebensjahr)
  • Abgeschlossene MUO-Ausbil­dung (inkl. Modul Ausbildungs­praxis)
  • Kaderanwärterausbildung bevor­zugt

Offiziere

  • Abgeschlossene MO-Ausbildung
  • Alterslimit gem. Wehrgesetz (max. 65. Lebensjahr)

Ablauf

  • Meldung beim jeweiligen Verband, der die Voraussetzungen prüft
  • Bei positivem Ausgang:
    • Zuwei­sung zur körperlichen, psychologischen und medizinischen Eignungsprüfung
    • Verläss­lichkeitsüberprüfung
    • Umbeor­derung aus bisheriger Funktion/ Einheit in die Reaktionsmiliz

Leistungen Milizsoldat

  • Erstverpflichtung 3 Jahre
  • Nach Maßgabe der persönlichen und familiären Verhältnisse keine Befreiungsanträge
  • Einrücken innerhalb von 48 Stun­den nach Aufbietung, Formierung, kurze Einsatzvorbereitung und Einsatz bis zu 3 Monate
  • Regelmäßige Übungen
  • Auf fWÜ-Basis max. 30 Tage in­nerhalb von zwei Jahren, auf MÜ-Basis max. 30 Tage in zwei Jahren für BWÜ gem. dem jeweils festgelegten Übungsrhythmus
  • Erhaltung der körperlichen, me­dizinischen und psychischen Leistungsfähigkeit. Diese ist bei Weiterverpflichtung durch regel­mäßige Eignungsüberprüfungen nachzuweisen.

Leistungen Bundesheer

  • Regelmäßige, interessante/ abwechslungsreiche Übungs-und Ausbildungsmöglichkeit
  • Prämie in der Höhe von EUR 6.000 jährlich, zusätzlich zu regu­lären Bezügen

Austritt

  • Zurückziehen der Freiwilligenmel­dung
  • Nichterfüllung einer vorausge­setzten Leistung
  • Ableistung der Miliz-Übungstage ohne Verlängerung (fMzwMÜ)
  • Erreichen eines Alterslimits

Hier bekommen Sie weitere Informationen zur Reaktionsmiliz.

Oberstleutnant Ing. Claus Triebenbacher; Referent in der Generaldirektion für Verteidigungspolitk; Direktion Kommunikation/Interne Kommunikation.

 

Anmerkung: Dieser Artikel erschien in der Miliz-Info Ausgabe September 3/2023.

 

 

 

Ihre Meinung

Meinungen (0)