Museum Wehrgeschichte Oberösterreich

Auf dem Gelände der ehemaligen Hillerkaserne gibt es seit 2021 das Museum Wehrgeschichte Oberösterreich. Interessierte finden dort einzigartige Artefakte der oberösterreichischen Militärgeschichte und Ansprechpartner für eigene Forschungsprojekte. Der Fokus des Museums liegt auf dem Ersten Weltkrieg und dem Bundesheer der Zweiten Republik.
Die Anfänge
Im Jahr 2020 wurde die wehrkundliche Sammlung des ehemaligen Landesmuseums (jetzt Kultur GmbH) im Schloss Ebelsberg mit seiner umfangreichen Waffensammlung geschlossen. Die dortige Ausstellung, die auch die Schlacht von Ebelsberg am 3. Mai 1809 thematisierte, wurde abgebaut und die Masse der Objekte in ein Depot umgesiedelt oder an die Besitzer zurückgegeben. Das einzige Museum in Oberösterreich, das sich der Wehr-, Kriegs- und Militärgeschichte widmete, war somit Geschichte.
Dieser Umstand motivierte Mitglieder des Traditionsverein zum k.k. Landwehrinfanterieregiment Linz Nr. 2, Militärhistoriker und an der (ober)österreichischen Militärgeschichte Interessierte, das Forum Militärgeschichte Oberösterreich zu gründen. Ziel des Forums ist es die Militärgeschichte von Oberösterreich und des Österreichischen Bundesheeres bzw. seiner Vorläuferorganisationen darzustellen und so auf Basis der Grundwerte Österreichs den Wehrwillen im Sinne der Geistigen Landesverteidigung zu stärken. Ein weiteres Ziel war die Gründung eines Museums, das sich diesem Thema widmet. Das gelang bereits ein Jahr später im Gebäude der ehemaligen Militärpfarre Oberösterreich auf dem Gelände der 2016 verkauften Hillerkaserne in Linz-Ebelsberg. Dieses stellt die WSF Privatstiftung der XXXLutz-Gruppe, der neue Eigentümer der ehemaligen Kaserne, dem Verein seit 2021 zur Verfügung.
Auf ca. 370 m² befindet sich dort nun eine Ausstellung, die vor allem die Historie der k.k. Landwehr (das k.k. Schützenregiment Linz Nr. 2, das Landwehrulanenrgiment Nr. 6 und die Landesschützen) und das Österreichische Bundesheer der Zweiten Republik – aktuell mit der Sonderausstellung „Die Anfänge – 70 Jahre Bundesheer“ – thematisiert. Eine Besonderheit ist der Bestand zu den k.k. Freiwilligen Oberösterreichischen Schützen, die 1915 an der Italienfront eingesetzt waren. Die dazugehörigen Artefakte waren zuvor in Wimsbach-Neydharting untergebracht und wurden nach einem Hochwasser im Jahr 2005 vor der Vernichtung gerettet. Neben den drei Ausstellungsräumen und dem geräumigen Ausstellungsfoyer gibt es in dem Gebäude einen Raum für den Exekutivhistorischen Verein Oberösterreich.

Sammeln, Bewahren und Forschen
„Um alle Artefakte auszustellen, würden wir eine Ausstellungsfläche von mindestens 1.000 m² benötigen“, erklärt Andreas Danner, der Obmann des Forums Wehrgeschichte Oberösterreich. Der Platzmangel ist auch der Grund, warum die Ausstellung zur Schlacht von Ebelsberg 1809 aktuell wieder im Schloss Ebelsberg gezeigt wird und im Rahmen der Schloss Experience zu besichtigen ist.
Das Museum und der Verein sehen sich aber nicht „nur“ als Ausstellungsgelände. „Eine zentrale Aufgabe unseres Vereines ist das Sammeln, Bewahren und Erforschen historischen Zeugnisse der Militärgeschichte Oberösterreichs. Studenten, Schulen und andere Personen, die sich für Militärgeschichte interessieren, sind bei uns willkommen“, sagt der Vereinsobmann. „Wir sehen uns als Anlaufstelle für Wehrkunde, die allen Interessenten rasch und unkompliziert hilft.“ Zu diesem Zweck gibt es ein umfangreiches Archiv und eine reichhaltige Bibliothek mit Fachliteratur. Darüber hinaus versteht sich das Museum als Anlaufpunkt für Nachlässe, die dort gerne übernommen werden.
„Wir sind Teamplayer!“, stellt Danner klar. Deshalb strebe man die Zusammenarbeit mit anderen Stellen an. Ein Beispiel dafür sei die Lange Nacht der Museen. „Da haben wir bereits dreimal mitgemacht und viele positive Rückmeldungen erhalten. Das zeigt, dass wir in der oberösterreichischen Museumslandschaft angekommen sind.“ Aus diesem Grund gibt es auch eine enge Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Bundesheer, konkret dem Militärkommando Oberösterreich, und Partnerschaften mit wehrpolitisch relevanten Vereinen, wie
- Offiziersgesellschaft OÖ,
- Unteroffiziersgesellschaft OÖ,
- 13er-Kameradschaft,
- Schwarzes Kreuz OÖ,
- OÖ Kameradschaftsbund,
- Vereinigung der Traditionsregimenter Oberösterreichs und Salzburgs,
- Österreichischer Cavallerie-Verband,
- Hessenbund Wels,
- k.k. Landwehrinfanterieregiment Linz Nr. 2 – Gesellschaft für lebendige Geschichtsdarstellung.
Das Museum ist nur an festgelegten Tagen von Anfang Mai bis Ende Oktober (Tage der offenen Tür) geöffnet und nach Voranmeldung für Gruppen ab fünf Personen. Diese können Führungen buchen, die etwa zwei Stunden dauern und bei denen die speziellen Wünsche dieser Gruppen, z. B. Schulklassen, berücksichtigt werden.
Leistungsschau
„Die Highlights des Vereins- und Museumsjahres sind die Tage der offenen Tür“, sagt Danner. An diesen lädt der Verein alle ein, die sich für sein Angebot interessieren. Unter den Gästen sind auch zahlreiche Personen, die in der Ebelsberger Kaserne als Soldaten gedient haben und somit Teil der Geschichte dieser ehemaligen militärischen Liegenschaft sind.
Im Museum bzw. auf dessen Areal gibt es auch spezielle Veranstaltungen. Eine davon war die Leistungsschau der Einsatzkräfte (Bundesheer und andere Organisationen), die am 5. Juli 2025 dort stattfand. An dieser waren das Militärkommando Oberösterreich, Kommando Luftunterstützung, Panzergrenadierbataillon13, Panzerbataillon 14, Jägerbataillon Oberösterreich sowie die Berufsfeuerwehr Linz, die Freiwillige Feuerwehr Pichling und das Rote Kreuz Linz Süd beteiligt – allesamt Partner, mit denen der Verein eng zusammenarbeitet. Den etwa 3.000 Besucher wurden dort aktuelles Gerät wie der Hubschrauber AB-212, der Schützenpanzer „Ulan“ aber auch historische Fahrzeuge wie der Jagdpanzer „Kürassier“, der Schützenpanzer „Saurer“ oder der „Haflinger“ (geländegängiger Klein-LKW) präsentiert. Zusätzlich gab es eine Feldküche, Mitmachstationen und zahlreiche Vorführungen – vom Panzerverladen bis zum Hubschrauber-Überflug.
Hiller Kaserne
Die Hiller-Kaserne wurde ab 1940 in Linz-Ebelsberg als Kaserne für die Schutzsstaffel erbaut. 1942 erfolgte die Unterbringung von Volksdeutschen (Buchenlanddeutsche aus der Bukowina), jedoch nicht von militärischen Verbänden. Die Bauarbeiten wurden während des Krieges eingestellt, obwohl die Kaserne noch nicht fertiggestellt war.
Nach dem Krieg wurde die Liegenschaft von 1945 bis 1951 von der US-Militärverwaltung genutzt und darin ab 1947 das Lager „Davidstern“ für 1.600 jüdische Displaced Persons eingerichtet. 1951 wurde die Kaserne an die Republik Österreich übergeben und dort Abteilungen der B-Gendarmerie (Vorläuferorganisation des Bundesheeres) untergebracht. Aus diesen entstanden nach 1955 Elemente der Provisorischen Grenzschutzabteilung, die ab 1956 ein Teil der neugegründeten 4. Brigade wurde. 1964 erfolgte die Gründung der 4. Panzergrenadierbrigade (Nachfolger 4. Brigade bzw. 4. Jägerbrigade), dessen Kommando und Teile des Panzerstabsbataillons in weiterer Folge nach Ebelsberg kamen.
1967 erhielt die Hillerkaserne ihren Namen. Dieser erinnert an Feldmarschallleutnant Johann von Hiller, der die österreichischen Truppen bei der Schlacht von Ebelsberg 1809 befehligte. 1975 wurde neben der 4. Panzergrenadierbrigade die 4. Jägerbrigade in Ebelsberg gebildet, aus der das Landwehrstammregiment 42 und das Jägerregiment 4 wurden. Das Kommando und einige Kompanien waren ebenfalls in der Hillerkaserne stationiert, bis dieser Verband 1999 aufgelöst wurde. In der ab 2009 unter Denkmalschutz stehenden Kaserne waren darüber hinaus Elemente des Militärkommandos Oberösterreich, der Militärpfarre Oberösterreich und des Heerespersonalamtes untergebracht.
Im Februar 2016 erwarb die WSF Privatstiftung aus der XXXLutz-Gruppe die Hillerkaserne, womit die militärische Nutzung des Geländes nach 65 Jahren (1951 bis 2016) zu Ende war. Seit 2024 entstehen dort im Rahmen des Stadterweiterungsprojektes „Sommerfeld Ebelsberg“ etwa 3.000 Wohnungen für 6.000 Menschen.
Ausblick
Für die Zukunft hat das Forum Wehrgeschichte Oberösterreich viele Pläne, von denen einige schon konkret sind. Neben der ständigen Vergrößerung der Sammlung inklusive dem Archiv und der Bibliothek sollen möglichst viele historische Quellen aufgearbeitet und digitalisiert werden. Aktuell wird auch ein digitales Museum zur Ergänzung der Dauer- und Sonderausstellungen konzipiert. Dieses könnte auch jene Artefakte „aus dem Keller holen“, für die es aktuell keinen Platz gibt.
Egal ob Führung, Veranstaltung, Workshop, Vortrag, Beratung, Publikation oder Online-Auftritt, die das Museum Wehrgeschichte Oberösterreich anbietet, ist für Danner ist klar: „Wir wollen als modernes Museum ein integratives und breites Ausstellungs- und Wissensspektrum anbieten, damit einen wesentlichen Beitrag für die oberösterreichische Museumslandschaft leisten und so auch die Geistige Landesverteidigung stärken.“
Hofrat Gerold Keusch, BA MA; Leiter Online-Medien in der Redaktion TRUPPENDIENST