Kommunikation und Information
Jede militärische Organisation regelt die Informationsweitergabe an ihre Soldaten. Dies geschieht bereits seit Anbeginn militärischer Strukturen. Das dabei Informationen ideologisch, politisch und manipulativ eingesetzt wurden und werden, ist ein nicht wegzudiskutierender Sachverhalt. Der Zugang zu Sozialen Medien und die Möglichkeit, innerhalb kürzester Zeit Informationen zu geben und zu erhalten, stellt moderne Streitkräfte vor große Herausforderungen. Das Österreichische Bundesheer hat eine klare Kommunikationslinie und betreibt ebenfalls Kanäle auf den Plattformen von Sozialen Medien.
Das Militär, und somit auch das Bundesheer, funktioniert – zumindest glauben das manche Menschen – nach einem einfachen Prinzip: Ein Kommandant erteilt einen Befehl und dann laufen hunderte Soldaten in Richtung Gegner, um diesen zu besiegen. Dieser verklärten Romantik bedienen sich heute nur noch Unwissende außerhalb des Militärs, die sich noch nie mit militärischen Einsätzen beschäftigt haben, aber auch Kommandanten, die kein Talent zum Führen von Menschen haben. In den Reihen des Bundesheeres gibt es diese „Dinosaurier“ immer noch. Doch es gibt viele – und ich meine, es ist die Masse des Führungspersonals – die erkannt haben, wie wesentlich es ist, Soldaten mit Informationen zu versorgen. Diese gehen deutlich über den Inhalt eines Befehls mit Lage, Auftrag und Durchführung hinaus.
Um die richtigen Informationen zum richtigen Zeitpunkt in der richtigen Formulierung auf dem richtigen Kanal zu übermitteln, bedarf es einer zielgerichteten Kommunikation innerhalb der Streitkräfte sowie die dazu passenden Ausbildungs- und Fördermaßnahmen.
Um Menschen zu einem gewünschten Handeln zu motivieren, muss ihre innere Einstellung an das „gemeinsame“ Ziel adaptiert werden. Um das zu erreichen, werden oft stereotype Erzählungen so lange wiederholt, bis diese als die einzig mögliche Wahrheit angenommen werden. Nach diesem Muster werden Ideologien verbreitet. Auch die Wirtschaft manipuliert auf diese Weise das Kaufverhalten der Kunden. Diese Vorgehensweise wenden aber nicht nur Werbestrategen, sondern auch Politiker und Militärs an.
Jeder Mensch ist heute mit manipulierenden Informationen konfrontiert. Für Soldaten, vor allem für jene in Führungspositionen, ist es daher – unabhängig der Ebene – wichtig, genau zuzuhören und den manipulativen Anteil einer Information herauszufiltern. Dann können sie als kritisch denkende Menschen analysieren, ob diese Inhalte mit ihren persönlichen Werten kompatibel sind und ob sie den Ansprüchen einer modernen Ethik standhalten. Andererseits sollten sich Verfasser manipulativer Informationen bewusst sein, dass diese entlarvt werden können.
„Soldaten, die viel fragen, wollen nur von einer zielorientierten und harten Ausbildung ablenken. Sie stören den Dienstbetrieb und ihre innere Einstellung lässt zu wünschen übrig.“ So oder so ähnlich lauten oft Argumente, warum die „Frage nach Fragen“ manchmal kaum oder zu einem ungünstigen Zeitpunkt gestellt wird. Der Durst nach Informationen ist jedoch beinahe unerschöpflich. Die Möglichkeiten, Antworten zu generieren sind es ebenso.
Eine dieser Möglichkeiten ist der Ausgleich des Informationsdefizits durch wissendes Personal. Das kann der Kommandant ebenso sein wie ein Kamerad oder eine externe Auskunftsperson. Jedenfalls sollte man den Wissensdurstigen niemals das Gefühl geben, dass ihre Fragen nicht ernst genommen werden, denn dann wird der Informationsbedarf rasch woanders gedeckt. Ob dort die „Wahrheit“ oder zumindest objektive Inhalte vermittelt werden, ist zu bezweifeln.
Die Neugierde eines Soldaten signalisiert sein Interesse am Bundesheer. Dieses Interesse gilt es am Köcheln zu halten. Eine Maßnahme, die Anzahl offener Fragen zu minimieren, ist eine ernst gemeinte und ehrliche Kommunikation. Wenn diese auf Augenhöhe erfolgt, entsteht jenes Vertrauen, das ein Untergebener braucht, um seinem Kommandanten Gefolgschaft zu leisten. Die verantwortlichen Bildungsstätten für Offiziere und Unteroffiziere täten also gut daran, weiterhin kritisch denkende und verantwortungsbewusste junge Österreicher auf ihre Führungsfunktionen vorzubereiten.
Der österreichische Soldat im Jahr 2025 ist mit einer Vielzahl von Informationen und Kommunikationskanälen konfrontiert. Welchen er vertraut, hängt nicht zuletzt von der Glaubwürdigkeit des Mediums ab. Diese Medien können selbstverständlich auch die Kommandanten und Kameraden im eigenen Umfeld sein.
Das Bundesheer steht vor gewaltigen Herausforderungen, Nur eine gut informierte Belegschaft wird die Ziele des Aufbauplanes 2032+ und der damit einhergehenden Maßnahmen besser verstehen und mittragen. Deshalb müssen sie ermutigt werden, neugierig zu bleiben, Sachverhalte kritisch zu hinterfragen und Fragen zu stellen. Denn: Kommunikation und Information sind die Basis jenes Vertrauens, das den Kampfwillen einer Kampfgemeinschaft prägt. Dieser entscheidet letztlich über den Erfolg oder Misserfolg einer jeden militärischen Maßnahme – im Frieden wie im Einsatz.
Vizeleutnant Rudolf Pfalzer; Kommandounteroffizier der Heeresunteroffiziersakademie

Dieser Artikel erschien im TRUPPENDIENST 2/2025 (403).