• Veröffentlichungsdatum : 08.05.2025

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Miliz im Gefecht

Gerald Weihs

Das Jägerbataillon Oberösterreich setzte sich bei einer Sonderwaffenübung mit dem neuen Sturmgewehr hohe Ziele: weg vom Schulschießen hin zum Gefechtsschießen. Ein weiterer Schritt zur einsatzorientierten Miliz.

Das Schlüsselpersonal des Kommandos, der Stabskompanie und der drei Jägerkompanien des Jägerbataillons Oberösterreich (JgBOÖ) übte im Oktober 2024 auf dem Schießplatz Ramsau im oberösterreichischen Bezirk Kirchdorf. Bereits im Jahr 2023 rüstete das JgBOÖ auf das Sturmgewehr 77 A1 MOD (StG77 A1 MOD) um. Im April 2023 absolvierten die Soldaten des Bataillons die ersten Übungen mit dem modifizierten Sturmgewehr. Dabei legten sie besonderen Wert auf den Präzisionsschuss mit der neuen Dreifach-Optik.

In der Übungsnachbereitung ergab sich damals folgende „Lesson Identified“: Die vollständige Implementierung des erneuerten StG77 kann nur mit einer eigens dafür vorgesehenen Waffenübung gelingen. Das Schwergewicht der nächsten Übung musste daher vom Schulschießen auf das Gefechtsschießen verlagert werden. Deshalb beantragte der Bataillonskommandant eine Sonderwaffenübung (SWÜ) für den Herbst 2024 mit folgenden Rahmenbedingungen und Zielsetzungen:

  • Der Übungsschwerpunkt liegt auf dem Scharfschießen, bei Tag und Nacht, vorrangig mit dem modifizierten Sturmgewehr sowie mit der Pistole 80. Dabei soll auch die bereits erreichte Grundschießfertigkeit erhalten werden.
  • Der Themenbogen der Schießübungen hat sich vom Schul- über das Einzelgefechts- (EGS) bis hin zum Truppgefechtsschießen (TGS) zu spannen.
  • Die Übungsteilnehmer rekrutieren sich aus dem Bataillonskommando sowie den Schlüsselfunktionen (Kommandanten und Fachunteroffiziere) der Stabskompanie und der drei Jägerkompanien.
  • Die gesammelten Erkenntnisse bilden das Fundament für die geplante Volltruppenübung 2025. Dort sollen die Erfahrungen, neues Wissen und Fertigkeiten im „Schneeballsystem“ bis auf die Ebene Schütze weitergegeben werden.

Jägerbataillon Oberösterreich

Das Jägerbataillon Oberösterreich (JgBOÖ) ist ein infanteristischer Kampfverband des Österreichischen Bundesheeres. Es ist ein Mobilmachungsverband (mob) und besteht hauptsächlich aus Wehrpflichtigen des Milizstandes. Es wurde 2006 aufgestellt und gliedert sich in ein Bataillonskommando, eine Stabskompanie (inkl. Kampfunterstützung) und drei Jägerkompanien. Das JgBOÖ übt jedes zweite Jahr etwa zwei Wochen. Dabei erfolgt die Aus- und Weiterbildung durch die Kadersoldaten des Panzergrenadierbataillons 13, das sowohl der professionelle Partnerverband als auch das mobilmachungsverantwortliche Kommando der Oberösterreicher ist. Das JgBOÖ konnte sich bereits in Assistenzeinsätzen (AssE) beweisen, etwa im Jahr 2013 zur Beseitigung der Hochwasserschäden im nördlichen Oberösterreich am Inn und an der Donau. Im Jahr 2020 unterstützte eine mobilgemachte Kompanie während der COVID-19-Krise eine Kompanie die Exekutive bei Kontrolltätigkeiten an Grenzübergängen.


Vorbereitung

Bereits zehn Monate vor Übungsbeginn, zum Jahreswechsel 2023/24, ergingen die ersten Aufträge des Bataillonskommandanten an das Planungselement. Es wurden die generellen Ziele der Übung definiert, der teilnehmende Personenkreis festgelegt und erste Absprachen mit dem Personal des Schießplatzes Ramsau getroffen. Um den Ablauf der SWÜ möglichst konkret festzuhalten, wurde ein Drehbuch erstellt. Dieses definierte unter anderem die zu erreichenden Zwischenziele und Feinziele, regelte den zeitlichen sowie örtlichen Ablauf und stellte die zu schießenden Übungen im Detail dar.

Bei einer Dienstbesprechung im Frühjahr 2024 wurde das Drehbuch (geplante Einsatzführung) im Kommandantenkreis vorgestellt (das Drehbuch als ein Beispiel einer Schießorganisation für Einheiten und Verbände des Präsenz- und Milizstandes ist nach Rücksprache beim Verfasser des Artikels erhältlich). Vorab wurde drei Soldaten des Bataillons befohlen, diese Schießübungen gemäß dem geplanten Ablauf zu schießen. Dadurch konnte überprüft  werden, ob der geplante Schießablauf in der Praxis eingehalten werden kann und die Ziele von den Milizsoldaten auch erreicht werden können. Dabei wurden Videos erstellt, die in weiterer Folge dem für die Ausbildung verantwortlichen Personenkreis zur Verfügung standen.

Online-Schulung

Die Übungsteilnehmer wurden in die Vorbereitung der Übung miteingebunden. Über die Plattform Adobe Connect bot der Verband zwei Wochen vor der Übung eine Online-Schulung an. Das war notwendig, weil eine Vorinformation den Übungsablauf wesentlich optimierte und ein Zusammentreffen aller Verantwortlichen im Vorfeld nicht realisierbar war.
 

Übungstag 1 Waffen- und Schießdienst

Ziel des ersten SWÜ-Tages war es, bei einem mehrstündigen Waffen- und Schießdienst die neuen Komponenten auf dem Sturmgewehr kennenzulernen und auf den einzelnen Schützen anzupassen. Begleitend trainierten die Milizsoldaten mit der Pistole und wiederholten die Handhabung der Nachtsichtbrille NYX 3D. Das Hauptaugenmerk lag jedoch auf der Festigung der Anschlagarten und Körperhaltungen, das Zielen auf eine Entfernung von 450 Metern (die neue Dreifach-Optik erlaubt diese Entfernung) sowie der Ladegriffe und auf dem Verhalten bei Hemmungen.

Da der Großteil der Teilnehmer aufgrund des am Vortag erstmals im Bataillon durchgeführten Personalgipfels bereits administriert worden war, reduzierte sich der sonst am ersten Übungstag anfallende organisatorische Aufwand. Lediglich die Umrüstung auf den Tarnanzug für Teile des Bataillons nahm noch Zeit in Anspruch.

Wesentlich für das Gelingen der Ausbildungsphase war die Unterstützung durch Instruktoren aus dem Kreis der Berufssoldaten. Ein Schießausbilder der Heeresunteroffiziersakademie (HUAk), vier Instruktoren vom PzGrenB13 sowie ein Instruktor vom JgB15 waren gefordert, die vorgegebenen Feinziele bis in die Abendstunden an die Milizsoldaten weiterzugeben. Die enge Verschränkung von Berufs- und Milizsoldaten im Bataillon ist ein Mehrwert für die Ausbildung. Der S4-Gruppe (Logistik) gelang es, ausreichend Ausbildungsgerät bereitzustellen und es gab keine Engpässe.

Lessons Identified Übungstag 1

Wie auch an den folgenden Tagen wurde nach Ausbildungsende ein „Hot wash-up“ durchgeführt. Jeder verantwortliche Ausbildungsleiter des Bataillonskommandos und der Kompanien sowie die Instruktoren waren gefordert, die wesentlichen Erfahrungen zusammenzutragen. Diese wurden durch den Gesamtleiter niedergeschrieben. Sie waren Beurteilungsgrundlage für die kommenden Tage und werden darüber hinaus in die kommende Volltruppenübung einfließen.

Der Faktor Müdigkeit verleitete am Ende des Tages dazu, diesen „Baustein“ im Prozess der internen Qualitätssicherung zu vernachlässigen. Nichtsdestotrotz wurde konsequent auch an den Folgetagen die Evaluierung mit dieser Methode fortgeführt. Verbesserungsbedarf erkannte das JgBOÖ in der Kommunikation der Ausbildungsinhalte im Vorfeld der Übung, in der klaren Zuordnung von Verantwortlichkeiten sowie im Zeitmanagement während der Ausbildungsphase.
 

Übungstag 2 Schul- und Nachtschießen

Nachdem die Soldaten des Bataillons die Nacht im Lagerbereich des Übungsplatzes verbracht hatten, marschierten sie frühmorgens auf den Schießplatz und es erfolgte die Vorbereitung der einzelnen Schießanlagen. Ziel des Tages war es, die Dreifach-Optik und das Micro T-2 (Aimpoint) des StG77 A1 MOD anzuschießen sowie den Präzisionsschuss zu festigen. Eine Bataillonsmeisterschaft im Pistolenschießen und das abschließende Nachtschießen waren weitere Höhepunkte des ersten Schießtages.

Punkt 0915 Uhr fiel der erste Schuss. Die Milizsoldaten schossen zuallererst auf die 25 m entfernte Anschießscheibe. Zunächst wurde die Schützenstreuung ermittelt, danach die Dreifach-Optik und abschließend der Aimpoint justiert. Nach dem Anschießen erhielt jeder Schütze 30 Leuchtspurpatronen und die Soldaten wurden in Zweiertrupps gegliedert. Danach mussten die Schützen in die Tiefe des Gefechtsfeldes vordringen.

Die Soldaten konnten Ziele im scharfen Schuss auf Distanzen von 50 m bis 450 m bekämpfen und dabei selbstständig verschiedene Anschlagarten und Körperhaltungen ausprobieren. Auch die Verwendung des jeweiligen Visiers war den Schützen freigestellt. Die zweiten Schützen im Team unterstützten währenddessen als Beobachter mit Zielkorrekturen und verhalfen so zum gewünschten Schießergebnis. Zeitgleich begann ein Teil des Bataillons mit dem Schulschießen mit der Pistole 80.

Nachdem die Soldaten die Grundschießfertigkeit bereits erlangt hatten, stellte der leitende Schießausbilder die Schützen vor eine neue Herausforderung. Dabei mussten verkleinerte Ziele in Form von geometrischen Figuren auf eine Entfernung von zwei Meter getroffen werden: aus dem Bereitschaftsgrad, nach dem Ziehen aus dem Holster, mit Zielwechsel, im Einhandanschlag und mit dem Fokus auf den Trigger-Reset.

Nach diesem „Einschießen“ erfolgte das Schießen einer Bataillonsmeisterschaft auf die vergrößerte 10er-Ringscheibe. Ähnlich wie es bei anderen Sportwettkämpfen die Einteilung in Altersklassen gibt, gab es hier die Möglichkeit, verschiedene Scheibenentfernungen zu wählen. Die Soldaten durften selbst entscheiden, ob sie auf fünf, sieben oder zehn Meter schießen wollten. Jeder Schütze erhielt 13 Patronen, von denen die zehn besten Treffer gewertet wurden. Die Siegerehrung fand dementsprechend auch am letzten Tag der Übung in den drei Kategorien statt. Grundlage dieser Vorgehensweise ist, dass jeder Schütze seine Fertigkeiten selbst am besten einschätzen kann und jeder Teilnehmer ein individuelles Erfolgserlebnis haben soll.

Eine abschließende EGS-Übung stimmte auf den oben erwähnten „Paradigmenwechsel“ zugunsten des Gefechtsschießens ein. Bei dieser Übung war der Gegner zunächst „anzurufen“ und nach Vorliegen der Voraussetzungen für den lebensgefährdenden Waffengebrauch (§ 19 Militärbefugnisgesetz) zu bekämpften. Im Fall einer nicht eingetretenen Wirkung im Ziel (Lageeinspielung des Ausbilders) hatte der Schütze den Haltepunkt selbstständig zu verlegen. Diese Übung wurde unabhängig vom Erfolg zweimal geschossen und beendete die Tageslichtphase.

Im Zuge des Nachtschießens kam  erstmals die Nachtsichtbrille 3D zum Einsatz. Hier zeigte sich rasch, dass die bisherige Ausbildungszeit zu gering bemessen war und das Feinziel der selbstständigen Handhabung nicht erreicht werden konnte. Das Schießen selbst wurde als statisches und dynamisches TGS durchgeführt. Der Trupp hatte nach Zuweisung durch den Ausbilder vier Ziele zu bekämpfen, einen erzwungenen Magazinwechsel durchzuführen und sich mit dem Kampfgespräch zu koordinieren.

Da das JgBOÖ nicht mit dem taktischen Laser-Lichtmodul ausgestattet ist, erfolgte die Zielerfassung mit dem Aimpoint. Das war bis auf eine Distanz von 20 m problemlos. Schwieriger wurde es beim abschließenden Schießen mit der Pistole. Da hier keine Lichtmodule zur Verfügung standen, wurde mit Lampentechnik geschossen. Das Schießen in der Nacht mit der Nachtsichtbrille zeigte die Komplexität und den Anspruch an den Schützen bei Dunkelheit auf.

Lessons Identified Übungstag 2

Als großer Vorteil erwies sich, dass das Bataillon auf dem Schießplatz in dieser Woche die einzige schießende Truppe war. Die frühzeitigen Absprachen und rechtzeitigen sowie detaillierten Planungen machten sich bezahlt. So konnten fünf Schießanlagen, je eine pro Element, durchgehend beübt werden. Die Schießausbildner stellten fest, dass die Soldaten auf die Kampfentfernung (StG bis 200 m, Pistole bis 7 m) gute Trefferleistungen erzielten. So hatte etwa ein Drittel des Bataillons bei den Meisterschaften die 10 m Distanz gewählt und im Durchschnitt 89 Ringe von 100 möglichen erzielt. Die Bataillonsmeister in den drei Distanzen erreichten jeweils 99 bzw. 100 Ringe.

Um auch auf Einsatzschussweite – vor allem beim StG – gute Trefferergebnisse zu erzielen, muss zukünftig das Schwergewicht in der Schützenausbildung, bei den Anschlagarten und Körperhaltungen liegen. Die notwendige Handlungssicherheit ist bei den Schützen nicht (mehr) vorhanden. Das liegt unter anderem auch am derzeit gültigen Schießprogramm, das zum größten Teil den Schnellschuss aus einer freien Anschlagart verlangt.
 

Übungstag 3 Gefechtsschießen

„Der Schütze kann das StG einzeln und im Rahmen des Trupps sowie unter Rücksichtnahme auf unbeteiligte Zivilpersonen mit besonderer Beachtung der Mündungsdisziplin führen, im Schnellschuss auf eine Distanz von bis zu 80 m zur Wirkung bringen und zumindest acht Treffer erzielen“ lautete die Zielvorgabe für das TGS. Exemplarisch ist hier eines von insgesamt zehn Feinzielen zitiert, das die Soldaten des Jägerbataillons in den vier Tagen zu erreichen hatten. Die Umsetzung dieser Ziele wurde durch das Vorüben, das Trockentraining und letztlich durch das Scharfschießen 
sichergestellt.

Bereits am Vorabend erkannte der Kader, dass es zwingend notwendig war, dass spätestens ab dem EGS jede Übung durch einen Schießausbilder vorgeschossen werden muss. Die rein schriftliche Darstellung in Verbindung mit einer mündlichen Erläuterung ist ab einem gewissen Komplexitätsgrad nicht mehr ausreichend. Die Trainer müssen dazu „Bilder“ schaffen, um eine einheitliche Umsetzung zu gewährleisten, ganz im Sinne der Ausbildungsmethode
„Vormachen – Erklären – Nachmachen“.

Das oben zitierte Feinziel konnte erreicht werden. Die korrekte Waffenführung des Sturmgewehres in der Bewegung, die rasche Zielauffassung und das Training des Grundsatzes Synchronisation (Feuer und Bewegung) im Trupp konnten durch das Gefechtsschießen veranschaulicht werden. In einem Bewegungsparcours, gespickt mit Freund-Feind-Scheiben, musste der Schütze die Wendeklappscheibe rasch identifizieren und die bedrohlichen mit einem Schnellschuss bekämpfen. Dabei wurde besonderes Augenmerk auf die Mündungsdisziplin mit der Handfeuerwaffe gelegt, ein „Abstreifen“ (das Führen der Waffenmündung über Körperteile) der Zivilisten war strikt untersagt. Diese wurden durch Ganzscheiben dargestellt, die mit den vom BMLV genehmigten personifizierten Zielscheiben, jedoch ohne Waffenhand, beklebt waren.

Nach dem EGS wurde dieses Szenario um ein TGS erweitert. Hier mussten sich zwei Soldaten im Bewegungsparcours „raupenartig“ vorarbeiten und wiederum Klappscheiben auf einer Entfernung von 80 m bis 100 m bekämpfen. Die Schützen erkannten hier, dass es nicht nur auf das Schießen an sich ankommt, sondern auch die Faktoren Kommunikation, Feuerverteilung und nicht zuletzt die korrekte und sichere Waffenführung entscheidend sind. Beim Waffenwechsel übten die Soldaten den Übergang vom Sturmgewehr zur Pistole. Das trainierten sie mit einer Übung aus dem Schießprogramm. Weiters schossen sie die Übung „Verlegung des Haltepunktes“. Diese beiden EGS-Übungen absolvierten sie unabhängig vom Trefferergebnis zweimal.

Lessons Identified Übungstag 3

Die hohe Übungsintensität zeigte mit Fortdauer des Tages Wirkung. Die eintretende Müdigkeit führte zu einer Fehlerhäufung im gefechtstechnischen Verhalten. Daher wurden die notwendigen Regenerationsphasen in den Schießpausen kompromisslos eingehalten und die Begleitausbildung gestrichen. Insgesamt waren in den drei Tagen 21 Teilübungen mit beiden Waffen (StG und Pistole) zu schießen. Dieser Anspruch war, wie im Vorfeld vermutet und in der Retrospektive bestätigt, ambitioniert und stellte die Grenze des sinnvoll Machbaren in der veranschlagten Zeit dar.
 

Übungstag 4 Gefechtsschießen

Das folgende Szenario bildete den Abschluss und zugleich den schießtechnischen Höhepunkt der Sonderwaffenübung: „Ein truppstarkes Element hat den Auftrag, eine vorgeschobene Stellung zu gewinnen und den eigenen Zug in der Tiefe gegen Überraschungen durch den Gegner zu sichern. Auf dem Weg dorthin bekommt das Element Feuer von ebenso starken Kräften, es gelingt ihm noch, Stellung zu beziehen und den Feuerkampf aufzunehmen!“

Alle in den drei Tagen erlernten bzw. wiederholten Fertigkeiten wurden nun zusammenfassend überprüft. Das TGS wurde von den Soldaten des Bataillonskommandos und der Jägerkompanien jeweils in der Stärke 1:3 geschossen. Nach trockenem Vorüben folgte sofort der scharfe Durchgang. Jeder Soldat erhielt 60 Patronen, teilte diese auf mehrere Magazine auf, um auch den Magazinwechsel zu trainieren. Die Ziele wurden mit Wendeklappscheiben dargestellt, ein kontinuierliches Erscheinen trug zu einer hohen Feuerdichte bei. Eine weitere Aufgabe lautete: „… kurz nach Aufnahme des Feuerkampfes erkennt der Truppkommandant eine günstige Deckung in der Tiefe, die es nun zu gewinnen gilt. Gegliedert in ,Alpha‘ und ,Bravo‘  setzt sich der Trupp unter Feuer und Bewegung in diese Deckung ab. Dort wird der Feuerkampf bis zum Abbruch der Übung weitergeführt.“

Bei der Umsetzung dieser Gefechtsidee war die Motivation der Soldaten auch noch am Schluss der SWÜ sichtbar hoch. Rasch wurden die Stellungen bezogen, die gefechtsmäßige Kommunikation in den Elementen funktionierte, die getroffenen Wendeklappscheiben kippten um und das massive Feuer der Sturmgewehre war auf dem gesamten Schießplatz zu hören und zu sehen.

Lessons Identified Übungstag 4

Die Schieß- und Gefechtsausbildung des JgBOÖ muss genau hier, auf diesem Ausbildungstand, in den kommenden Jahren anknüpfen. In der Schützenausbildung wird künftig der Fokus auf die Wahl des Anschlages, die Ladetechniken und das Verhalten bei Hemmungen aller Art gelegt werden. In der Trupp- und Gruppenausbildung müssen zusätzlich die relevanten Faktoren Kommunikation, Synchronisation und der Meldefluss verstärkt geübt werden. Das Gefechtsschießen insgesamt ist im Laufe der kommenden Jahre zu intensivieren und Übungen, von der Gruppen- über die Teileinheits- bis auf die Einheitsebene sind voranzutreiben und in einem realistischen, zeitgemäßen Übungsszenario durchzuführen.
 

Zusammenfassung

Der Zulauf des Sturmgewehres 77 A1 MOD ermöglichte es dem Jägerbataillon Oberösterreich, sich wieder intensiv mit der Schießausbildung auseinanderzusetzen. Die intensive Einschulung am neuen Sturmgewehr in allen Facetten war notwendig und legitimierte diese Sonderwaffenübung bei Weitem. Dabei konnte der Entwicklungsschritt vom jahrelangen, wiederholenden Schulschießen zum Gefechtsschießen vollzogen werden. Das Zusammenwirken aller Beteiligten ermöglichte es, ein forderndes Programm nicht nur unfallfrei, sondern auch großteils erfolgreich zu absolvieren. Mit dieser Sonderwaffenübung hat das Jägerbataillon Oberösterreich gezeigt, dass die Miliz mit der modernen Schießausbildung Schritt hält.

Vizeleutnant Gerald Weihs; Hauptlehrunteroffizier an der Heeresunteroffiziersakademie


Dieser Artikel erschien im TRUPPENDIENST 1/2025 (402).

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