• Veröffentlichungsdatum : 12.08.2021
  • – Letztes Update : 16.08.2021

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Erfolgreiche Sommerspiele

Christoph Fuchs

Die 32. Olympischen Sommerspiele sind Geschichte und Österreichs Leistung kann sich sehen lassen. Unter den 75 qualifizierten Olympia-Athleten befanden sich 50 Heeressportlerinnen und Heeressportler. Diese konnten sechs der insgesamt sieben Medaillen erobern. 

Die Erwartungen an das österreichische Olympia-Team wurden übertroffen: Mit sieben Medaillen hat das rot-weiß-rote Team die beste Performance bei den Olympischen Sommerspielen seit Athen 2004 abgeliefert. Einmal jeweils Gold und Silber sowie fünfmal Bronze konnten die Athletinnen und Athleten nach Hause holen. Somit belegte Österreich Rang 53 im internationalen Vergleich. Lediglich Anna Kiesenhofer, die sensationell die Goldmedaille im Rad-Straßenrennen erkämpfte, ist keine Angehörige des Bundesheeres. Insgesamt fördert das Bundesheer in seinen zehn Heeresleistungssportzentren über 450 Athleten. Doch wer sind die Heeresathleten, die sich in Tokio so gut geschlagen haben? Hier ein Überblick:

Die Medaillengewinner 

Korporal Michaela Polleres errang die Silbermedaille im Judo in der Klasse bis 70 kg. Die Niederösterreicherin aus dem Bezirk Neunkirchen kam mit acht Jahren zum Judo. Später wurde sie Sportsoldatin im Heeresleistungssportzentrum Seebenstein. Bei den diesjährigen Sommerspielen gewann sie ihre fünfte Medaille. Schon zuvor konnte sie sich viermal Bronze bei mehreren Meisterschaften und internationalen Bewerben sichern.

Judo-Teamkamerad Shamil Borchashvili erkämpfte Bronze in der Klasse bis 81 kg. Nach einer Niederlage im Halbfinale gegen Saeid Mollaei (Mongolei) konnte er den Kampf um den dritten Platz gegen Dominic Ressel (Deutschland) für sich entscheiden. Der Korporal flüchtete im Alter von neun Jahren mit seiner Familie aus Tschetschenien nach Österreich und wurde 2017 eingebürgert. Seine beiden Brüder Kimran und Wachid sind ebenfalls Judoka.

Ebenfalls mit Bronze wurde Zugsführer Magdalena Lobnig im Ruder-Einer ausgezeichnet. Für die Kärntnerin ist es ihre insgesamt elfte Medaille bei internationalen Großereignissen. Lobnig ist die erste Frau, die eine olympische Ruder-Medaille für Österreich gewinnen konnte. Zuletzt sicherte sie bei den Ruderweltmeisterschaften 2018 in Plowdiw ebenfalls Bronze. Ihr Dienstort ist das Heeresleistungszentrum am Faaker See.

Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger holte sich bei den diesjährigen Olympischen Spielen seine dritte internationale Bronzemedaille in drei Jahren. Der 197 cm große Athlet aus dem oberösterreichischen Taufkirchen an der Pram belegte bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft 2019 in Doha (Katar) und der Leichtathletik-Europameisterschaft 2018 in Berlin jeweils den dritten Platz. Der Zugsführer trainiert im Heeresleistungszentrum Linz.

Zugsführer Bettina Plank erkämpfte sich nach den Weltmeisterschaften 2016 und 2018 ihre dritte Bronzemedaille innerhalb von drei Jahren. Bei den diesjährigen Spielen in Tokio ist Karate erstmals eine olympische Disziplin. 2015 wurde die Vorarlbergerin in Istanbul Europameisterin. Die Karateka kämpft in der Gewichtsklasse bis 50 kg und trainiert im Olympiazentrum Sportland Oberösterreich mit ihrem Welser Verein sowie im Olympiazentrum Vorarlberg.

Der Innsbrucker Jakob Schubert kletterte in Tokio bis auf den dritten Platz und damit zu seiner 14. Medaille bei einem Großbewerb. Nachdem er zuvor siebter im Speed-Wettbewerb und fünfter beim Bouldern wurde, dominierte er beim Lead. Das bedeutete Bronze. Bei der Kletterweltmeisterschaft 2018 in Innsbruck holte er Gold im Vorstieg- sowie im Kombinations-Wettbewerb. Da er den zweiten Platz bei der Kletterweltmeisterschaft 2019 erreicht hatte, qualifizierte er sich für die Spiele in Tokio. Der Zugsführer begann im Alter von zwölf Jahren mit dem Klettern und trainiert im Innsbrucker Heeresleistungszentrum.

Podest knapp verfehlt

Einige österreichische Athletinnen und Athleten blieben zwar ohne eine Medaille, können aber dennoch auf ihre Leistungen stolz sein. Der Schwimmer Felix Auböck teilte sich den vierten Platz beim 400 Meter Freistil mit dem Deutschen Henning Mühlleitner und verpasste um nur 0,13 Sekunden die Bronzemedaille. Beim 800 und 1.500 Meter Freistil belegte der Niederösterreicher jeweils Rang sieben. Die beiden Kanuten Korporal Nadine Weratschnig und Korporal Felix Oschmautz verpassten das Podest ebenfalls nur knapp. Während die Kärntnerin den fünften Platz im Canadier-Einer erreichen konnte, schaffte es Oschmautz beim Kajak-Einer auf Rang vier. Letzterer war mit 22 Jahren sogar der Jüngste der zehn Finalisten und verfehlte aufgrund eines kleinen Fehlers am sechsten Tor im Wildwasserslalom knapp die Medaille. Oschmautz ist dennoch stolz auf seinen Erfolg und noch jung genug für weitere Spitzenergebnisse.
 

Tokio 2020: Die achterfolgreichsten Sommerspiele

Misst man nach der Anzahl an gewonnenen Gold-, Silber- und Bronzemedaillen waren die Spiele in Tokio die achterfolgreichsten für Österreich in der Geschichte der Sommerspiele. Zuletzt war man bei Olympia 2004 in Athen beinahe gleich erfolgreich, als man ebenfalls sieben Medaillen gewann. Das Ergebnis war damals mit zweimal Gold, viermal Silber und einmal Bronze jedoch besser. Griechenland scheint den österreichischen Athleten Glück zu bringen: Auch bei den ersten Spielen der Neuzeit 1896 (ebenfalls Athen) war die Medaillenausbeute gut: Mit zweimal Gold und Bronze sowie einer Silbermedaille konnte Österreich damit sogar Platz sieben belegen. Die erfolgreichsten Olympischen Spiele für Österreich waren jene in Berlin 1936. Damals konnten die Athletinnen und Athleten 13 Medaillen, darunter viermal Gold, sechsmal Silber und dreimal Bronze gewinnen. 

Am 10. August 2021 empfing Verteidigungsministerin Klaudia Tanner die österreichischen Olympia-Medaillengewinner von Tokio in Wien. Den Erfolg bei den Sommerspielen sieht sie als „Beweis dafür, dass Heeressport wirkt“. Später wurden die Athletinnen und Athleten von Bundespräsident Alexander Van der Bellen sowie Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler in der Wiener Hofburg beglückwünscht. Lob gab es auch vom Präsidenten des Österreichischen Olympische Komitees (ÖOC) Karl Stoss. Doch auch wenn die Leistung der Heeressportlerinnen und -sportler mehr als zufriedenstellend war, gäbe es laut ÖOC noch „Luft nach oben“. Nach der Medaillenfeier soll sogleich die Analyse starten, um weiter „an den Schrauben zu drehen“ und noch mehr Medaillen bei sportlichen Großereignissen zu erzielen, so der ÖOC.

Christoph Fuchs, BA ist Redakteur beim TRUPPENDIENST.

 

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