• Veröffentlichungsdatum : 12.06.2018
  • – Letztes Update : 14.06.2018

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Die SETC18 im Rückblick

Jörg Loidolt

Der Wettkampf ist geschlagen. Das deutsche Panzerbataillon 393 aus Bad Frankenhausen hat den Bewerb für sich entscheiden können. Österreichs „Welser Hessen“ erzielten den starken dritten Platz. Das schwedische Team sah lange Zeit als Sieger aus und erreichte den zweiten Platz.

Die, wie erwartet starke, schwedische Mannschaft war lange in der Punkteskala vorne. Allerdings hatte sie einen Verletzten bei der Tanker Olympics zu beklagen, weshalb ein Reservemann für das abschließende „Shoot off“ eingewechselt werden musste.Die fehlenden Punkte aus dieser Subdisziplin und der etwas verloren gegangene „Drive“ gaben wohl den Ausschlag, dass die Schweden am Ende nicht mehr mit den Deutschen mithalten konnten. Die junge Kaderpräsenzeinheit vom österreichischen Panzerbataillon 14 hat aus Sicht des Verbandes das Beste herausgeholt, den hervorragenden dritten Platz belegt und damit das ausgegeben Ziel „Stockerlplatz“ erreicht. Abseits des Resultates gibt es aber natürlich viele Lehren die aus der SETC18 gezogen werden können. Bevor die Performance der Österreicher ins Blickfeld rückt, sollen jedoch zuerst die Beobachtungen über anderen Teilnehmer erörtert werden.

Frankreich

Die L Ármee de Terré hat, entgegen den vorhandenen Informationen eine neues Regiment entsandt. Es war dies das 1er Régiment de Chasseurs. Die Franzosen zeigten sich logistisch sehr gut aufgestellt. Das war aber auf Grund des hohen Wartungsaufwandes beim Kampfpanzer „Leclerc“ erwartbar. Bei den Stationen Angriff und Verteidigung wurden gute Leistungen gezeigt, die fehlende Aufklärung durch das gewohnte Aufklärungselement mit vier Fahrzeugen konnte aber nicht kompensiert werden. Bei den Sportwettbewerben hatten sie auf Grund der geringeren Besatzungsstärke keine Nachteile, da im Reglement darauf Rücksicht genommen wurde. Frankreich hat auch klar zu verstehen gegeben an der SETC19 teilzunehmen.

Grossbritannien

Die Royal Queens Hussars aus Sennelager haben beim ersten Antreten „Lehrgeld bezahlt“. Es stellte sich klar als Nachteil heraus bisher keine Beobachter zu den bisherigen Wettkämpfen entsandt zu haben. Dadurch blieb ein Spitzenplatz verwehrt. Trotzdem herrscht auch hier ein klares Commitment 2019 im Teilnehmerfeld zu sein. Dem Vernehmen nach wird das Royal Tank Regiment im nächsten Jahr antreten. Die Royal Queens Hussars stehen nicht zur Verfügung, da dieses Regiment, wie berichtet, 2019 nach 20 Jahren in Sennelager nach Tidworth verlegt.

Die Entscheidung ein Tankregiment mit Ajax Schützenpanzer auszurüsten dürfte nochmals überdacht werden. Eine weitere Stärkung der verbleibenden Regimenter durch eine vierte Panzerkompanie ist ebenfalls eine mögliche Variante, um die aktive Panzerflotte nicht um ein Drittel zu reduzieren. Technisch ist das Life Extension Program anscheinend in der Entscheidungsphase. Ein strittiger Punkt ist der Umstieg auf eine Glattrohrkanone, im Besonderen aus logistischen Gründen aber auch, weil sich die Überlegenheit des Systems gegenüber der gezogenen Kanone auch bei der SETC18 gezeigt hat.

Schweden

Lang hat es ihm Bewerb nach einem schwedischen „Veni, vidi, vici“ ausgesehen, doch am letzten Tag wurden die Wikinger ein wenig vom Glück verlassen. Eine Verletzung während der Tanker Olympics bedeutete den zum letzten Platz in dieser Disziplin, welcher auch beim abschließenden „Shoot off“ nicht mehr kompensiert werden konnte. Trotzdem war das Auftreten der Schweden beeindruckend und auch diese Nation wird Ziel 2019 wieder dabei zu sein. Der Stridvagn 122 erwies sich schiesstechnisch dem A6 bis 2000 m zumindest ebenbürtig und auch darüber hinaus kaum unterlegen. Die Sicht- und Zieleinrichtungen sind, wie erwartet, als sehr gut einzustufen und können durchaus als „best-practice“ dienen.

Obwohl von der Truppe erwünscht wird es zu keinem Zulauf weiterer Panzer kommen und so wird die aktuelle Gliederung mit drei Dreierzügen in der Kompanie zurzeit nicht aufgebrochen. In wie weit die wiedereingeführte Wehrpflicht die bestehenden Berufskompanien betreffen wird ist noch nicht klar, geplant ist aber auch in diesen Wehrpflichtige auszubilden. Die Teilnehmer an der SETC18 waren, entgegen der ursprünglichen Annahme, ausnahmslos Berufssoldaten, die den Streitkräfte in der Umstiegsphase als Hilfsausbildner zur Verfügung stehen sollen.

Polen

Obwohl die Polen wieder das Bataillon, das bei der SETC16 teilnahm, entsandten, konnten sie nicht an die damaligen Erfolge anschließen. Logistisch und technisch gab es heuer, auch auf Grund eines klar erhöhten Instandsetzungsanteils beim polnischen Kontingent, keine gröberen Schwierigkeiten. Die polnischen Panzermänner stellten klar unter Beweis, dass sie ihr Handwerk beherrschen. Ein Nachteil bei den Schießen war das Fehlen von Übungsmunition, weshalb mit Einsatzsprenggranaten geschossen wurde. Dies führte dazu, dass die Polen immer als letzte Mannschaft schießen konnten, da der Ausfall von Klappscheiben durch die Sprengmunition zu langen Unterbrechungen in der Schiessorganisation geführt hätte. Auch Polen wird wieder nach Grafenwöhr kommen und dabei vermutlich ein besseres Resultat als in diesem Jahr erziehlen.

Ukraine

Die ukrainischen Panzer des Typ T84 „Oplot“ konnten nicht restlos überzeugen. Von russischen Medien wurde berichtet, dass die Feuerleitanlage völlig versagt hätte, was aber auf Grund der Beobachtungen vor Ort so nicht bestätigt werden kann. Die verbaute Technik an dem Kampfpanzer ist robust und eine stätige Evolution der früheren sowjetischen Panzertypen. Die geteilte Munition mit Ladeautomat ist den westeuropäischen Glattrohrkanonen in der Ladegeschwindigkeit und in der Durchschlagsleistung ebenbürtig zu sein. Die niedrige Silhouette gepaart mit geringem Gewicht und einem starken PS/Tonnen Verhältnis ist weiteres starkes Plus des T-84.

Klar zeigte sich die Einsatzerfahrung der Soldaten aus dem Donbass-Konflikt, die auch den Einsatz von eigenen und gegnerischen Drohnen umfasst. Hier zogen vor allem auch die US-Streitkräfte ihre Lehren, da diese neue Art der konventionellen Einsatzführung nicht im eigenen Erfahrungsschatz vorhanden ist. Daher wird die Teilnahme der Ukraine beim nächsten Bewerb wohl ein starkes Anliegen der USA sein.

Deutschland

Die Deutsche Bundeswehr nahm den Bewerb wie immer sehr ernst und hatte sich gediegen darauf vorbereitet. Auch wenn ein anders Bataillon als ursprünglich vorgesehen angetreten ist, war auf den ersten Blick erkennbar, dass Informationen über den Bewerb vorhanden waren und die Panzersoldaten aus Bad Frankenhausen genau wussten was auf sie zukommt. Das zeigte sich unter anderen in der hohen körperlichen Fitness der Mannschaft. Der Wettkampf- und Einsatzpanzer der Deutschen, der „Leopard“ 2A6 ist mit Sicherheit die Benchmark der truppenreifen Kampfpanzer, die weltweit verfügbar sind.

Allerdings zeigte die Leistungselektronik im Turm Schwächen. So kam es auf Grund der für Anfang Juni ungewöhnlichen Hitze im „Stab-Ein-Betrieb“ zu Ausfällen, die der Panzerzug aber wettmachen konnte. Die Deutsche Bundeswehr wird die SETC auch im nächsten Jahr als Co-Host mit organisieren. Hier bleibt das Panzerbataillon 104 in der Pflicht, was wegen der Erfahrung aus drei ausgerichteten Bewerben und der örtlichen Nähe zum Übungsplatz Grafenwöhr verständlich ist. Die Wettkämpfer sollen aber weiter im Rotationsprinzip von einem Panzerbataillon stammen, das bisher noch nicht an der SETC teilgenommen hat. Die Informationen über die Aufstellung eines sechsten aktiven Panzerbataillons bei Stilllegung des Gebirgspanzerbataillons 8 haben sich verdichtet.

Internationale Beobachter

Neben den Teilnehmern waren auch heuer wieder einige Nationen als Beobachter während des gesamten Wettkampfes oder am Besuchertag vor Ort. Kroatien zeigte sich sehr interessiert an dem Bewerb, gab aber keine klare Aussage über eine mögliche Teilnahme ab. Griechenland war ebenfalls mit Beobachtern vertreten, blieb jedoch auch ohne Zusage. Seitens der Schweizer Armee wurde der Besuchertag genutzt und die zukünftige Entsendung von Beobachtern wird angedacht. Dänemark, immerhin Zweiter des SETC16, war nicht vertreten, da der Umstieg von „Leopard“ A6 auf A7 wohl auch 2019 ein Antreten nicht zulässt. Auch die Niederländer zeigten Interesse an der SETC. Rein logistisch wäre es durchaus denkbar einen Zug aus dem Deutsch-Niederländischen Panzerbataillon 414 zu entsenden. Da dieses Bataillon bisher noch nicht bei der SETC teilnahm, ist es denkbar, dass dieser Verband zwei Züge für zwei verschieden Nationen stellt. Kanada war ebenfalls mit Beobachtern vertreten, da die Kanadischen Streitkräfte allerdings keine Panzer in Europa stationiert haben, ist es wohl unwahrscheinlich dass 2019 ein kanadischer Zug zu sehen sein wird. 

Lessons identified international

Ein Programmpunkt des Besuchertages war eine Gesprächsrunde über Herausforderungen der Panzertruppe in naher und mittlerer Zukunft. Hier wurden die drei Themenbereiche Einsatz von Drohnen, Mischung von Einheiten und Teileinheiten und Military Schengen and Transport Capability angesprochen.

Einsatz von Drohnen

Der Einsatz von Minidrohnen zur Gefechtsaufklärung auf Ebene des Panzerzuges und die daraus resultierenden Potentiale aber auch Risiken. So sendet jede Drohne elektromagnetische Impulse aus, die wiederum zur Gegenaufklärung genutzt werden können und zum Zielpunkt für Artillerie oder waffenbestückten Drohnen werden können. Im urbanen Umfeld ist dieses Mittel aber ein mögliches Asset, das die Waffenwirkung des Kampfpanzers erhöhen kann, um die Infanterie besser zu unterstützen. Im konventionellen Panzergefecht müssen solche Drohnen mit Counter-UAS/V-Systemen abgeschirmt werden, um die weitreichende Bekämpfung zu unterbinden oder zumindest zu unterdrücken.

Mischung von Einheiten und Teileinheiten 

Die Mischung von Einheiten und Teileinheiten war das zweite Thema. Hier gab es den klaren Konsens, dass je robuster der Einsatz ist, desto höher ist die Ebene, ab der nicht mehr multinational gemischt werden kann. Die NATO wurde zu Zeiten der Divisonsgliederung ins Leben gerufen und ist doktrinär auch noch immer danach ausgerichtet. Die Spezialisierung und Verkleinerung der Streitkräfte europaweit macht aber sogar eine Durchmischung innerhalb der Einheitsebene notwendig. Als Beispiel wurde eine deutsche Pioniereinheit angeführt, die im 7th Army Trainings Centers häufig einen britischen Zug unterstellt hat, um seine Aufgaben überhaupt erfüllen zu können da diese Fähigkeit durch die Deutsche Bundeswehr aktuell nicht erbracht werden kann. Hier liegen die Ansichten weit auseinander, die Beschäftigung mit der Multinationalität ist aber sicher auch in Zukunft unumgänglich, wobei ein gewisser Konsens dahingehend besteht, zumindest im konventionellen Kampf, keine Verbände zu mischen.

Military Schengen and Transport Capability

Der Dritte Bereich war, wie der Stabschef des 7th Army Trainings Centres umriss: Military Schengen and Transport Capability. Nach Ende des Kalten Krieges wurde ein Gutteil der Eisenbahnwaggons für die Militärische Lastenklasse 60 und darüber durch die nationalen Eisenbahngesellschaften von NATO-Mitgliedsländern ausgeschieden. Die Privatisierung und Liberalisierung des Eisenbahnwesens tut ihr übriges zur komplexen und unbefriedigten Lage hinsichtlich Schienentransports von Panzerverbänden. Hier ist die EU gefordert, als politische Regelungsinstanz den freien Verkehr von militärischen Gütern zu erleichtern. Dieser Themenbereich wurde bereits erkannt und ist daher als PESCO-Ziel formuliert (Permanent Structured Cooperation/PESCO; auch Ständige Strukturierte Zusammenarbeit/SSZ; ist die Bezeichnung jener EU-Mitglieder die sich bei der bezeichnet die Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten der Europäischen Union, die sich in der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik/GSVP besonders engagieren), bei dem Österreich unter deutscher Führung mitarbeitet.

Lessons identified national

Der I. Zug der Kaderpräsenzeinheit vom Panzerbataillon 14 errang den viel beachten dritten Platz und lies damit die Mannschaften großer Berufsarmeen wie USA, Frankreich oder Großbritannien hinter sich. Seitens der Schiedsrichter wurde den österreichischen Panzersoldaten ein hohes gefechtstechnisches Können zugesprochen, auch in Bereichen die nicht unmittelbar Teil des Wettkampfes waren und damit nicht in Punkte umgesetzt wurden. Bei den Schießergebnissen konnte das außergewöhnliche Ergebnis des letzten Jahres jedoch nicht erreicht werden. Angesichts der kurzen Ausbildungszeit der KPE-Richtschützen wäre dieser Anspruch aber auch vermessen gewesen.

In vielen anderen Ausbildungsschritten war der österreichische Zug jedoch mehr als nur konkurrenzfähig, sonst wäre die Platzierung nicht erreicht worden. Der technische Zustand der Kampfpanzer „Leopard“ 2A4 ist als brauchbar zu bewerten und die jahrzehntelange Erfahrung des Instandsetzungspersonales sorgte für einen hohen Klarstand während des Wettkampfes. Dass neuere Modelle des „Leopard“ allerdings deutchlich leistungsfähiger sind, haben die Schweden und Deutschen klar aufgezeigt.

Besonders der Stridvagn 122 mit elektrischem Turm, L44-Glattrohrkanone, Kommandantenperiskop mit Wärmebildgerät und Zielzuweisungsfähigkeit im Zug beeindruckte nicht nur die Welser Hessen.

Logistische Herausforderungen im Bereich der Ersatzteile und bei Laufwerkskomponenten wie Laufrollen oder Laufpölster kennen alle Nationen und sind daher auch weiter in Kauf zu nehmen. Als Resümee gilt es klar festzustellen: Die Panzerwaffe in Österreich ist klein aber fein. Ein professionelle Einstellung gepaart mit Leidensfähigkeit, dem notwendigen Angriffsschwung und der dem österreichischen Soldaten eigenen Improvisationsfähigkeit haben den Österreichern auch im zweiten Jahr der Teilnahme an der SETC hohe Anerkennung eingebracht.

Wie sich die österreichische Teilnahme an der SETC19 gestalten wird ist derzeit noch nicht restlos geklärt. Die Teilnahme mit einer Wettkampfmannschaft ist derzeit nicht vorgesehen und bedarf auch in Zukunft weiterer Beurteilungen. Die Entsendung von Beobachtern 2019 sollte jedoch das Minimum des „Level of Ambition“ des Österreichischen Bundesheeres im Jahr 2019 sein, um den Anschluss an das internationale Know-How zu erhalten. Das wäre aber auch durch das Einrichten einer Gefechtstechnik-Station im Zuge der strategischen Mech-Partnerschaft mit dem Panzerbataillon 104 eine Möglichkeit des Know-How-Erhaltes.

Das Ergebnis der Teilnahme an der SETC17 und der SETC18 ist der Fakt, dass das Panzerbataillon 14 das international anerkannte waffengattungs- und missionsübergreifende Bild des Bundesheeres um einen goldenen und einen bronzenen Mosaikstein bereichert hat.

Major Mag.(FH) Jörg Loidolt, MA ist Kommandant (mdFb) des Panzerbataillons 14 im Welser #panzerhort.

SETC18 mit Ergebnislisten

TRUPPENDIENST-Artikelserie zur SETC18 

 

Ihre Meinung

Meinungen (1)

  • Michael Kauf // 26.06.2018, 16:59 Uhr Sehr geehrte Redaktion!
    Sehr interessant, wie sich die unterschiedlichen Pz-Typen und Mannschaften schlagen. Es zeigt sich wieder, dass es nicht nur auf das top-Material ankommt.
    Für das BH würde ich sagen, dass man den Leo A4 auf den Stand des schwedischen stridvagn 122 aufrüsten sollte. Die längere Kanone kann bei unserer Topografie eher unterbleiben, Handlichkeit und Gewichtsbeschränkung wären wichtiger.
    Was mir aber seit Jahrzehnten fehlt, ist ein Schutzschirm gegen Luftangriffe, der die Pz in Bewegung begleitet - etwas wie früher der deutsche Gepard und Roland. Es gibt einige interessante Turmkonstruktionen auf dem Markt, auch einiges in Entwicklung, da sollte m.E. auf z.B. gebraucht gekauften Fahrgestellen so etwas aufgebaut werden.
    Sicher interessant und logistische zusammenpassend wären auch Berge-, Pionier- und BrückenlegePz. Aber da ist wohl kein Geld vorhanden.
    Einige LuftabwehrPz sollten aber schon vorhanden sein, denn ohne "Kappe" fahren wir nicht lange...
    Beste Grüße und Panzer marsch!
    Michael Kauf, OltdRes