• Veröffentlichungsdatum : 11.01.2021

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Der Zauber der Montur

Wilfried Thanner

Trageweise von Orden und Ehrenzeichen zur Uniform des Österreichischen Bundesheeres. Schon Carl Michael Ziehrer (1843-1922) wusste in seinem berühmten und beschwingten Marsch um die Wirkung der Uniform. Ihre Ausstrahlung wird vor allem durch die unterschiedlichen Orden und Ehrenzeichen verstärkt. Für Soldaten aller Dienstgrade haben Auszeichnungen einen hohen Stellwert. Sie zeichnen den Träger für Mut und Tapferkeit aus, verweisen auf besondere erbrachte Leistungen oder machen auf seine dienstliche Verwendung aufmerksam. Umso wichtiger ist die richtige Trageweise.

Der Bedeutung im Militär wird im Verteidigungsressort unter anderem dadurch Ausdruck verliehen, dass diese Thematik direkt in der Zentralstelle abgebildet ist. Der Aufgabenbereich ist der Abteilung „Menschenorientierte Führung und Wehrpolitik“ zugeordnet. Damit kommen dort militärhistorisches Wissen und dienstbetriebliche Erfahrung zusammen. Dieser Beitrag widmet sich nicht der Ordenskunde im Detail, sondern der richtigen Trageweise der Orden und Ehrenzeichen zur Uniform des Österreichischen Bundesheeres (ÖBH). Er soll eine Hilfestellung für jeden Einzelnen sowie ein Ratgeber für die Kommandanten sein, um die korrekte Adjustierung sicherzustellen und diese gegebenenfalls überprüfen zu können. Zusätzlich werden einige „No-Gos“ und die wichtigsten Grundlagen für die Trageweise dargestellt.

Allgemeines

Die Tragebestimmungen für Orden und Ehrenzeichen gelten für alle Soldaten des Präsenzstandes, Wehrpflichtige des Miliz- und des Reservestandes sowie für alle Personen, denen die Berechtigung zum Tragen der Uniform erteilt wurde gleichermaßen. Der Zustand der Uniform und damit verbunden ihrer Effekten sowie die Art, wie sie getragen wird, ist das äußere Abbild von Disziplin und innerer Einstellung des Soldaten. Die Uniform als Gesamtes wirkt vertrauensbildend und ist für das Ansehen der Soldaten sowie des gesamten Bundesheeres in der Öffentlichkeit von größter Bedeutung. Jeder Uniformträger ist für seine Adjustierung selbst verantwortlich. Der Kommandant hat darüber hinaus eine spezielle Vorbildwirkung.

Häufig gestellte Fragen

Nach den oben angeführten Grundlagen werden folgend die häufigsten Fragen zur korrekten Trageweise der Auszeichnungen beantwortet und gleichzeitig eine Hilfestellung geboten. Eine Checkliste soll dazu dienen, den „Zauber der Montur“ richtig zu versprühen.

Ist die Ordensspange zum Anzug grau verpflichtend zu tragen?

Wird der Uniformrock getragen, so ist die Ordensspange immanenter Bestandteil. Dies gilt im militärischen wie auch im zivilen Bereich. Einzig bei Dienststellen, wo der Anzug grau als „Dienstanzug“ (z. B. in Kommanden, Ämtern etc.) verwendet wird, kann vom Tragen der Ordensspange abgesehen werden. Schreibt der Anlass jedoch den Ausgangsanzug vor, ist die Ordensspange immer zu fixieren.

Wie viele Auszeichnungen dürfen an der Ordensspange getragen werden?

Beinahe jeder Soldat hat zumindest die Wehrdiensterinnerungsmedaille und sehr bald auch das Wehrdienstzeichen 3. Klasse. Diese stellen das Mindestmaß der Ordensspange dar. Darüber hinaus gilt, dass die Ordensspange aus maximal fünf Reihen zu je drei Auszeichnungen bestehen darf. Es obliegt dem Träger, hier eine Auswahl für sich zu treffen.

Ordensspange fixieren – aber wie?

Ob die Wahl auf eine Nadel oder auf einen Pin-Verschluss fällt, bleibt dem Träger überlassen. Zu bedenken ist die Anzahl der Reihen. Besteht die Ordensspange aus mehreren Reihen, ist die Fixierung mit Pin-Verschluss meist einfacher. Dürfen Mehrfachauszeichnungen getragen werden? Grundsätzlich gilt, dass nur die höchste Stufe einer Auszeichnung zu tragen ist. Wird beispielsweise nach 15 Jahren Dienstzeit das Wehrdienstzeichen 2. Klasse verliehen, so ist es an der Ordensspange gegen das bronzefarbene Pendant auszutauschen, da die vorherige Stufe die Voraussetzung für das Erreichen der höherwertigen ist. Wird eine Auszeichnung mit einer „Zahl“ verliehen – z. B. Einsatzmedaillen –, so kann diese zusätzlich am Band fixiert werden.

Ist das Namensschild verpflichtend zu tragen?

Wie die Ordensspange ist auch das Namensschild fixer Bestandteil des Anzuges grau. Es ist bei militärischen Veranstaltungen und im militärischen Bereich zu tragen. Beim Verlassen militärischer Liegenschaften kann das Namensschild abgenommen werden.
ACHTUNG: Zum Anzug weiß ist das Namensschild niemals zu tragen!

Darf eine Schützenschnur oder ein erworbenes Marschabzeichen getragen werden?

Nein. Hier gibt der Dienstgeber klar vor, dass diese Art von Abzeichen nicht zur Uniform des Österreichischen Bundesheeres getragen werden darf. Somit sind gegebenenfalls die „Deutsche Schützenschnur“ oder auch die „Marc-Aurel-Marschmedaille“ abzunehmen.

Wie sind die Regelungen für Leistungs- und Verwendungsabzeichen?

Leistungsabzeichen sind je nach Form entweder an der linken Brusttasche (maximal zwei Stück), oberhalb des Namensschildes, wenn es sich um ein schwingenförmiges handelt, oder über der Ordensspange, bei Fallschirmsprungabzeichen, zu tragen. Verwendungsabzeichen werden hingegen – fast ausschließlich – an der rechten Brusttasche (maximal zwei Stück) mit einer Lederlasche oder einer Anstecknadel fixiert. Wird in Kombination ein Zugehörigkeits- oder Lehrgangsabzeichen getragen, so ist dies unterhalb des Verwendungsabzeichens anzubringen.

 

Wann und wie dürfen Jahrgangs-, Lehrgangs- oder Verbandsabzeichen getragen werden?

Diese Abzeichen stellen eine „Sonderform“ der Zugehörigkeitsabzeichen dar. Jahrgangsabzeichen sind an der rechten Brusttasche zu fixieren. Jene der Theresianischen Militärakademie sind aufgrund ihrer Form stets ohne zusätzliches Abzeichen zu führen. Lehrgangs- und Verbandsabzeichen drücken die Verbundenheit und Identifikation mit dem jeweiligen Verband oder Lehrgang aus und sind daher nur während der dienstlichen Verwendung bei diesem zu tragen. Wird der Verband gewechselt, ist auch das Zugehörigkeitsabzeichen zu tauschen. Darüber hinaus dürfen sie bei Kameradschafts- oder Traditionstreffen verwendet werden.

Dürfen ausländische Auszeichnungen oder jene ziviler Organisationen getragen werden?

Das eingangs zitierte Verlautbarungsblatt führt alle Orden und Auszeichnungen an, die zur Uniform getragen werden dürfen. Darin sind beispielsweise alle militärischen Auszeichnungen der EU-Mitgliedstaaten erfasst. Eine Tragegenehmigung für dort nicht erwähnte Orden ist über die Zentralstelle einzuholen. Ausländische Leistungsabzeichen dürfen grundsätzlich nur in Kombination mit dem bereits erworbenen österreichischen Gegenstück getragen werden.

Was ist das „Bundeswappen“?

Aus Gründen der Zweckmäßigkeit und Sparsamkeit, aber auch um die Zuordnung zum Österreichischen Bundesheer im nationalen und internationalen Kontext zu erleichtern, wurde mit März 2020 das „Bundeswappen“ ausgeliefert. Ein Stoffabzeichen in rot-weiß-roter Schildform, mit stilisiertem Bundesadler und dem Text „BUNDESHEER“ tritt auf dem Uniformrock an die Stelle des Verbandsabzeichens. Die „militärische Heimat“ wird weiterhin durch das Zugehörigkeitsabzeichen verdeutlicht. Der „Austausch“ erfolgt durch die Truppenschneidereien.

Laufschuh oder Ordensschnalle?

Jedem Kadersoldaten wird einmal jährlich die „Forterhaltungsgebühr“ gutgeschrieben. Diese dient grundsätzlich dazu, den Anzug grau (weiß) und die damit verbundenen Effekten instand zu halten und von Zeit zu Zeit zu erneuern. Abgeschmierte Dienstgrade sind ebenfalls zu erneuern wie abgetragene Tellerkappen oder nicht mehr ordentlich sitzende Uniformröcke. Die Ordensspange hat ebenfalls in einem gepflegten Zustand zu sein. Sollte darüber hinaus noch ein Restbetrag verfügbar sein, steht dem Kauf von Laufschuhen jedoch nichts entgegen.

Darauf ist stets zu achten

Der Uniformrock ist nur mit dem Uniformhemd (langarm) zu tragen. Grüne Wollsocken sind nicht in Kombination mit schwarzen Halbschuhen zu verwenden. Wird an der Ordensschnalle oder an der Ordensspange mehr als eine Auszeichnung getragen, so sind diese durch einen privaten Fachbetrieb professionell miteinander zu verbinden. Das Brustband, an dem das Kleinod fixiert ist, ist zu einem Dreieck zu falten. Folglich sind beispielsweise verliehene Einsatzmedaillen der EU oder der NATO dahingehend zu ändern. Ordensspange und Ordensschnalle oder Teile davon werden nie gemeinsam getragen. „Weniger ist mehr!“ – vor allem bei der Teilnahme an zivilen Veranstaltungen wird empfohlen, die Wahl der Orden und Ehrenzeichen, vor allem jedoch der Leistungs- und Verwendungsabzeichen, zu bedenken. So entspricht der Anzug weiß dem zivilen Smoking bzw. Frack. Ein Überladen der Uniform hat zu unterbleiben. Damit in Zukunft bei militärischen Veranstaltungen nicht die dem Anlass entsprechend gekleideten zivilen Bediensteten, die einzig korrekt adjustierten sind, darf an jeden Einzelnen appelliert werden, seine persönliche Adjustierung zu kontrollieren und andere im Sinne der Kameradschaft freundlich auf etwaige Fauxpas hinzuweisen.Ergänzend sind noch einige Beispiele absoluter „No-Gos“ angeführt, die basierend auf echten Schnappschüssen nachgestellt wurden.

Oberrat Oberstleutnant dhmfD Mag.(FH) Dr. Wilfried Thanner, MLS; Referent in der Abteilung Menschenorientierte Führung und Wehrpolitik.

 

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