Carl Weyprecht
Das Buch ist ein umfassendes Werk über Carl Weyprecht und beschreibt das mit den drei Teilen „Die Geschichte eines Marineoffiziers“, „Die österreichischen Polarexpeditionen“ und „Ein neues Zeitalter der internationalen Forschung“
Teil 1: Die Geschichte eines Marineoffiziers
Carl Weyprecht, geb. 8. Sept. 1838 in Darmstadt, gest. 29. März 1881 in König.
C.W. wurde 1856 in Triest Seekadett, 1861 Schiffsfähnrich unter Tegetthoff, er zeichnete sich in vielen Unternehmungen der Österreichischen Marine aus, so auch in der Seeschlacht von Lissa und der Evakuierung des Expeditionskorps aus Mexiko, wo er sich mit einer letalen Tropenkrankheit infizierte. Er entwickelte sich in der multinationalen Umgebung der Doppelmonarchie zu einem hervorragenden Offizier, in diese Periode fällt auch sein Interesse für die Polarwissenschaften, angefacht vom deutschen Geographen Petermann. Er erkannte die drei Probleme der Arktis: das Eis, das Klima und Skorbut sowie später die zu Depressionen führende Eintönigkeit. Zwei deutsche Polarexpeditionen, bei denen sich Oblt. Julius Payer, ein bekannter Alpinist, hervortat, waren bereits mißlungen.
Teil 2: Die österreichischen Polarexpeditionen
Dieser Teil befasst sich mit den österreichischen Polarbestrebungen, die in Graf Wilczek insbesondere, und Tichy einen Sponsor gefunden hatten und neben C.W. in Julius Payer einen weiteren Akteur. Hier werden die Vorbereitungen, die zwei Erkundungs-Expeditionen sowie die Österreichisch-Ungarische Nordpolexpedition von 1872 -74 beschrieben. Carl Weyprecht war für die Gesamtführung, Payer für den Landgang verantwortlich. Der schwelende Konflikt zwischen dem überlegten Menschenführer C.W. und dem unternehmenden, abenteuerlichen J. Payer sollte die Mission fast gefährden. Die Expedition war aber dank C.W. erfolgreich, denn es wurde sogar Franz Josefs Land entdeckt und die multiethnische Mannschaft kam unbeschadet zurück – eine Leistung für eine Nation, die in der Arktis noch unerfahren war!
Teil 3: Ein neues Zeitalter der internationalen Forschung
Hier werden die Nachfolge-Expeditionen der großen Expedition und deren ideelle Folgen auf die Polarwissenschaft behandelt. C.W. hatte die Bedeutung des Polareises auf das Weltklima erkannt, aber auch die Zwecklosigkeit einzelner Expeditionen, die meist nur dem nationalen Prestige dienten und mehr Märtyrer als Helden hervorbrachten und daher kaum von wissenschaftlicher Bedeutung waren. Er forderte eine globale und koordinierte Beobachtung des Polareises durch dauernd besetzte Stationen rund um die Pole mit Austausch der Messdaten. So gelang ihm nach europaweiten Vorträgen die Schaffung des Internationalen Polarjahres (IPY), das bis heute noch besteht und die moderne Wissenschaft begründete: weitläufig in der Beobachtung, international und kooperativ in Datenerfassung und Auswertung! Das erste IPY fand 1882-1883 statt und bescherte Österreich-Ungarn die Erforschung von Jan Mayen, das unter Lschlt. Edler E. von Wohlgemuth gründlich erfasst und dokumentiert wurde. Leider verschied Carl Weyprecht zu früh, um die Früchte seines Bemühens genießen zu können. Er war das, was man heute als Ausnahmeperson bezeichnen würde: ein hervorragender Seeoffizier, unerschrockener Expeditionsleiter und erfolgreicher Entdecker, Forscher und Wissenschaftler. Neben wissenschaftlicher Neugier war der „Treiber“ der österreichischen Polarexpeditionen die Konkurrenz mit Deutschland und der Auslöser Petermanns Hypothese der freien Navigation im Eismeer während des Sommers, was sich erst in unserem Jahrhundert bestätigt hat.
Das Buch ist ein umfassendes Werk über Carl Weyprecht. Es ist nicht nur eine Hommage an C.W., sondern auch an die k.u.k. Kriegsmarine mit ihren disziplinierten und lebensfrohen Mannschaften, durch welche diese Leistungen erst ermöglicht wurden. Dank der guten Übersetzung liest sich das Werk leicht und flüssig. Der Verfasser, ein glühender Triestiner, ist selbst Alpinist, Polarforscher, Historiker und Autor zahlreicher Werke über die k.u.k. Polarforschung, was seine Kompetenz auszeichnet. Für ihn ist C. W. ein Bürger seiner Heimatstadt, wie schon der Untertitel andeutet, also ein bedeutender Triestiner und Weltbürger. Die Abbildungen, darunter einige Karten, sind jeweils am Ende des betreffenden Buchteiles angeordnet. Eine Bibliographie aus alten und neueren Werken und ein Index vervollständigen das schöne, interessante Buch, das in jeder Bibliothek einen Platz verdient.
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