• Veröffentlichungsdatum : 04.06.2019
  • – Letztes Update : 04.10.2019

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Bunker gegen Hitler - Teil 3

Gerold Keusch

Die leichten Bunker des Walles

Die leichten Bunker der tschechoslowakischen Landesbefestigung wirkten im Verbund und standen, bis auf jene in den Waldstellungen, hinter den schweren Werken, die die erste Verteidigungsreihe bildeten. Sie lassen sich in die beiden Basismodelle 36 und 37 einteilen, von denen es wiederum verschiedene Bunkertypen gab, die hinsichtlich ihrer Bauform die Geländegegebenheiten berücksichtigten.

Die Bunker vom Modell 36 wurden im Jahr 1936 als Auffangstellungen für die Grenztruppen errichtet. Sie wirkten frontal auf den Feind und boten nur wenig Schutz gegenüber feindlichem Flach- und Steilfeuer. Das Modell 37 war eine Evolution des Modell 36 und wirkte, ähnlich wie die schweren Bunker, flankierend. Von den insgesamt 10.000 leichten Anlagen, wurde etwa ein Drittel vom Modell 36 (ca. 3.600 Stück) und die restlichen zwei Drittel vom Modell 37 errichtet; in Südmähren gab es insgesamt 1.500 Bunker, wobei der Anteil des Modells 36 deutlich geringer war. Die MG-Bunker vom Modell 37 wurden, falls sie vorhanden waren, (feindseitig betrachtet) vor den Bunkern des Modells 36 errichtet und so in das Befestigungssystem integriert. Dadurch wurde das Flankenfeuer durch eine frontale Komponente erweitert und das Schussfeld verdichtet.

Leichter Bunker Modell 37 

Von dem leichten MG-Bunkermodell 37 gab es fünf verschiedene Typen mit der Bezeichnung A, B, C, D, E. Der Typ A war die Standardausführung. Alle Bunker des Modells 37 wurden nach demselben Bauprinzip errichtet und wirkten flankierend, wodurch sie nach vorne „blind“ und auf die Unterstützung der Nachbarn angewiesen waren. Die Seitenteile wiesen, je nach den tatsächlichen Geländegegebenheiten und den daraus resultierenden Feuerbereichen, unterschiedliche Winkel auf. Die Typen B bis E waren Adaptionen, die entweder nur eine oder zwei Schießscharten hatten, von denen eine in die Flanke, die andere frontal wirkte.

Bauliche Ausführung 

Ein Kleinbunker hat eine Gesamtfläche von etwa 12 m², einen Eingangsbereich (1 m²), zwei Kampfräumen (je 2,5 m²) und einen Verbindungsraum (1 m²). Die Stärke der Stahlbetonwände beträgt seitlich 50 cm, an der Stirnseite 80 cm. Zusätzlich ist der Bunker durch einen Erdwall mit Zerschellerschicht an der Feindseite geschützt. Die Stirnseite überragt den eigentlichen Baukörper, begrenzte das Schussfeld der eigenen MG und minderte die feindliche Waffenwirkung. Die Betondecke des Bunkers hat eine Stärke von 60 cm, die mehrere Treffer von 10-cm-Artilleriegranaten widersteht und eine zusätzliche Erdaufschüttung.

Mannschaft 

Die Besatzung eines leichten Bunkers vom Modell 37 bestand aus sieben Soldaten und setzte sich zusammen, aus: zwei MG-Trupps mit je drei Personen („Richtschütze“-MG1, „Ladeschütze“-MG2 und Truppkommandant, der über ein Periskop verfügte) sowie einem Soldaten, der für die Belüftung zuständig war. Einer der beiden Truppkommandanten war der Bunkerkommandant. Dieser war zumeist ein „einfacher Soldat“ ohne spezielle Führungsausbildung, da es nicht genügend Unteroffziere für diese Aufgabe gab. 

Bewaffnung, Munition und Ausrüstung 

In den Kampfräumen befanden sich zwei unterschiedliche MG-Typen vom Kaliber 7,92 mm: das MG 26 und das sMG 37. Welcher MG-Typ eingesetzt wurde, hing von der militärischen Beurteilung ab. Das MG 26 hatte ein 20-Schuss-Magazin, beim sMG 37 wurde die Munition mit einem Gurt zugeführt. Zwischen 7 000 und 14 000 Patronen befanden sich in einem Bunker, wobei die Zuweisung der Munitionsmenge von der Lage des Werkes abhing. 

Die MG 26 wurden mit einem Sporn oder einer Lafette fixiert. Die Feuerbereiche wurden mit einem Nagelholz in der Bunkerinnenseite begrenzt, was eine Kampfführung bei Nacht oder Nebel ermöglichte. Das sMG 37 hatte eine Lafette, die eine Besonderheit aufwies: Sie war mit dem MG mittels einer Vorrichtung verbunden, die auf einer Metalltafel die Position des MG-Laufes mit einer Nadel anzeigte. Auf diese Tafel wurde eine Geländeskizze (mit Zielpunkten bzw. der Geländetaufe) gezeichnet. Deshalb musste der MG-Schütze das Ziel nicht direkt anvisieren, sondern konnte vom Truppkommandanten „blind“ geführt werden. Um die giftigen Gase, die beim Feuerkampf entstehen, aus dem Kampfraum abzublasen, gab es einen händisch betriebenen Ventilator, damit diese über die Schießscharten oder andere Öffnungen entweichen konnten. Zur Bunkernahverteidigung gab es Handgranatenschächte.

Leichter Bunker Modell 36 

Die Bunker dieses Modells waren die ersten leichten Befestigungswerke und wurden in den Jahren 1935 und 1936 errichtet. In Südmähren waren sie zunächst als Auffangstellungen der Grenztruppen geplant und wurden später als hinterste Reihe in die Grenzbefestigung integriert. Es gibt drei Varianten: den dreischartigen Typ C und die zweischartigen Typen A und B, die sich insofern unterscheiden, dass der Typ B zehn Zentimeter stärkere Mauern aufweist. Alle Typen dieses Bunkermodells wirkten frontal bzw. schräg zum Feind. Ab dem Jahr 1937 wurden sie vom neueren Bunkermodell 37 abgelöst.

Bauliche Ausführung 

Das Modell 36 ist aus Stahlbeton gefertigt und hat nur einen Kampfraum, der von der Freundseite zu betreten ist. Der Kampfraum der Typen A und B hat eine Fläche von etwa 5 m², jener vom Typ C ist knapp 9 m² groß. Die Decken und Wände sind zwischen 30 und 70 cm stark. Zusätzlich befindet sich eine etwa einen Meter starke Zerschellerschicht um den Baukörper. Aufgrund der relativ großen Schießscharten war bei diesem Modell keine Lüftungsanlage notwendig.

Mannschaft und Bewaffnung 

Die Typen A und B hatten ein bis zwei MG 26 und eine Besatzung von vier Mann (je zwei MG-Schützen 1 und MG-Schützen 2). Im Typ C befanden sich bis zu drei MG 26 und eine Besatzung von sechs Mann. Als Waffenauflage dienten Holztische. 

Leichte Bunker - Allgemein 

Die Bunker waren durch diverse Maßnahmen wie aufgeschüttete Erde, Sträucher oder Holzverschalungen getarnt. Das Modell 37 hatte einbetonierte Tarnhaken, um Tarnnetze oder Seile daran befestigen zu können. Die Tarnmaßnahmen waren aufwändig und aufgrund der Größe der Anlagen - zumindest des Modells 37 - kaum zielführend, da die Bunker als solche erkennbar blieben.

Die leichten Bunker waren nicht ständig besetzt. Nach dem Befehl zum Beziehen, fasste die Bunkerbesatzung Waffen, Munition und Gerät aus und verlegte zu ihrer Anlage. Diese wurde nur für die unmittelbare Kampfführung bezogen, da sie für einen Aufenthalt zu eng war. Aus diesem Grund lagerte die Besatzung im Angelände in Zelten. Eine Strom- oder Wasserversorgung war weder installiert noch vorgesehen.

Die Verbindung zwischen den Werken erfolgte mit Flaggen und Signalmunition. Jeder Kleinbunker hatte einen Kampfauftrag, mit dem die Feuerbereiche und die Feuereröffnung geregelt waren und wäre im Kampf weitgehend auf sich allein gestellt gewesen. Die Besatzung hatte nur den Auftrag, den Feuerkampf zu führen. Für Gegenstöße, Aufklärung etc. wäre sie nicht eingesetzt worden.

Link zu Teil 4

Offiziersstellvertreter Gerold Keusch, BA ist Redakteur beim TRUPPENDIENST.

 

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