• Veröffentlichungsdatum : 03.03.2023

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Betrieb/Versorgung am TÜPl Allentsteig

Herbert Gaugusch

Auf dem TÜPl A wird an mehr als 200 Tagen im Jahr scharf geschossen und es finden dort bis zu 100.000 Nächtigungen jährlich statt. Die Versorgungsinfrastruktur ist grundsätzlich auf dessen Eigenversorgung und die Unterstützung der übenden Truppe in der feldmäßigen Versorgung bis zur Kapazität einer verstärkten Brigade ausgelegt. 

Die dafür erforderlichen Einrichtungen sind für diesen Zweck geeignet und weisen die geforderte Kapazität auf. In den Bereichen Verpflegung, Betriebsmittel, Instandsetzung und Truppenbetreuung wird die erforderliche Unterstützungsleistung für die übende Truppe durch die TÜPl-Organisation bereitgestellt. Für die Munitions- und Sanitätsversorgung sind zwar die erforderlichen Einrichtungen vorhanden, sie unterstehen aber nicht dem Kommando des
TÜPl A.

Betriebsinfrastruktur

Die Betriebsinfrastruktur des TÜPl ist darauf ausgelegt, den uneingeschränkten Betrieb für die Truppen- und Schießausbildung sicherzustellen. Die modernen betrieblichen Einrichtungen (z. B. das Lagezentrum) sowie die technischen Warneinrichtungen ermöglichen einen intensiven, sicheren und koordinierten Schießbetrieb. 

Die Planung und Koordinierung der Scharfschießvorhaben mit den in der Regel gleichzeitig stattfindenden Erhaltungsarbeiten erfolgt durch den Sicherheitsoffizier des TÜPl im Lagezentrum des TÜPl-Kommandos im Schloss Allentsteig. Dieser bedient sich mehrfach überlagerter Kommunikationsmittel zur Truppe und zu externen Einrichtungen (z. B. Notarztversorgung über Notruf 144) und einer digitalen Lagekarte. Die Steuerung von elektronischen Hinweisschildern bei Sperre der durch den TÜPl A führenden Landesstraße 75 erfolgt ebenfalls aus dem Lagezentrum. 

Vor der Freigabe eines Scharfschießens stellt das TÜPl-Kommando die äußere Sicherheit her. Dabei muss gewährleistet sein, dass sich in der Gefahrenzone keine ungeschützten Personen befinden. Das betroffene Gelände muss daher vor Beginn eines Scharfschießens abgesperrt und gekennzeichnet werden. Dem Absperrpersonal des TÜPl A stehen dafür 38 Postenhäuser, 267 Schranken und 39 Warnkörbe zur Verfügung.

Aufgrund der hohen Auslastung des TÜPl werden die vorhandenen Einrichtungen stark beansprucht. Für die sich daraus ergebende Instandhaltung und Instandsetzung der Infrastruktur gibt es eine Zentralwerkstätte mit verschiedenen Handwerkern wie Maurer, Tischler, Schlosser, Elektriker und Maler. Die Kraftfahrzeuge und Baumaschinen werden in einer eigenen Kfz-Werkstätte gewartet und repariert.

Durch den militärischen Übungs- und Schießbetrieb kommt es immer wieder zu großflächigen Bränden. Aufgabe des Brandschutzzuges ist es, die unkontrollierte Ausbreitung eines Feuers zu verhindern. Zur Unterbringung des dafür notwendigen Personals und Gerätes gibt es im Lager Kaufholz ein Feuerwehrgebäude. Aufgrund der geplanten personellen und materiellen Aufstockung des Brandschutzzuges (z. B. Aufsatzlöschtanks für splittergeschützte Tanklöschfahrzeuge) sind Adaptierungen bzw. der Neubau eines Feuerwehrgebäudes notwendig.

Unterkünfte

Für die Unterbringung der Truppe stehen auf dem TÜPl A Unterkünfte in verschiedenen Kategorien zur Verfügung. In sieben Mannschaftsblöcken im Lager Kaufholz können bis zu 1.260 Personen, vorwiegend in Zwölfpersonenzimmern, untergebracht werden. Die Objekte verfügen jeweils über Sanitärräume, Kanzleien, einen Speisesaal und Magazine. Im Jahr 2021 wurde mit der stufenweisen Generalsanierung der im Jahr 1976 errichteten Gebäude begonnen. Zusätzlich stehen Kaderunterkünfte mit Ein- und Zweibettzimmern inklusive Sanitäreinrichtungen und Schulungsräumen, beispielsweise für Fortbildungen oder Seminare, zur Verfügung. Die Kapazität der Kaderunterkünfte liegt bei 112 Betten. 

Darüber hinaus ist die feldmäßige Unterbringung in Biwaks (insgesamt max. 104 Personen) und Feldlagern (insgesamt max. 280 Personen) möglich. Zusätzlich gibt es 15 Zeltplätze für bis zu 4.700 Personen. Diese Räume sind mit feldmäßigen WC-Anlagen und Kabelanschlusspunkten für Feldfernsprecheinrichtungen ausgestattet. Ein weiterer Zeltlagerplatz mit Kapazität bis zu Bataillonsstärke verfügt über vorbereitete Containerplätze mit Anschlüssen für Strom, Wasser und Abwasser. Als Zeltplätze dürfen nur jene Geländeteile verwendet werden, die dafür vorgesehen sind. 

Die Unterbringung bis zur Stärke einer verstärken Brigade kann durch die auf dem TÜPl A vorhandene Infrastruktur sichergestellt werden. Bei der Nutzung aller Kapazitäten könnten somit knapp 6.500 Personen gleichzeitig untergebracht werden. Bei Belegungen darüber hinaus kann auf die Infrastruktur der Liechtenstein-Kaserne und der benachbarten Garnisonen Weitra und Horn, aber auch auf zivile Unterkunftsanbieter aus der Umgebung zurückgegriffen werden.

Verkehr 

Ein ausgedehntes Straßen- und Wegenetz in einem Ausmaß von etwa 740 km ermöglicht die rasche Erreichbarkeit der Ausbildungseinrichtungen und eine effiziente Durchführung der Erhaltungsarbeiten. Die Straßen sind überwiegend Schotterstraßen, stark beanspruchte Abschnitte sind asphaltiert, betoniert oder gepflastert. Die Straßen auf dem TÜPl A sind bis auf wenige Ausnahmen Privatstraßen, auf denen grundsätzlich die Bestimmungen der Straßenverkehrsordnung gelten. Durch die militärische Benützung ist jederzeit mit Heereskraftfahrzeugen, gepanzerten Kampf- und Gefechtsfahrzeugen, Luftfahrzeugen und Soldaten (auch getarnt) zu rechnen.

Öffentliche Straßen sind die B38 (Töpenitzbrücke bis westlich Franzen), die L56 (Einmündung Panzerstraße bis Kreuzung Winkl/Neupölla) und die L75 (Allentsteig-Döllersheim). Für diese Straßen sind für alle Heereskraftfahrzeuge, ungeachtet ihrer Eigenart, Breite und ihres Gewichtes, generelle Transportweggenehmigungen erteilt. Die beiden Landesstraßen (L56 und L75) können bei Bedarf durch das TÜPl-Kommando für den öffentlichen Verkehr gesperrt werden.

Die Eisenbahnlinie Gmünd-Wien (Franz-Josefs-Bahn) führt direkt über das TÜPl-Gelände. In diesem Streckenabschnitt befindet sich das Anschlussgleis zum heereseigenen Bahnhof Wurmbach. Die Be- und Entladung von Zügen ist über eine Seiten- und Stirnrampe möglich. Ein Feldflugplatz ermöglicht das Landen von kleineren Flächenflugzeugen, für Hubschrauber sind mehrere vorbereitete Landeplätze eingerichtet. Ein Hubschrauberstützpunkt mit Hangar ermöglicht eine dauerhafte Stationierung. Die für den sicheren Flugbetrieb erforderlichen aktuellen Wetterdaten generiert eine Wetterbeobachtungsstelle im Lager Kaufholz.

Verpflegung

Die Verpflegung der übenden Truppe hat auf dem TÜPl einsatzorientiert zu erfolgen. Daher ist es auch die Aufgabe der Truppe, ihre Eigenversorgung mit Feldküchenelementen sicherzustellen. Zur Unterstützung werden drei Feldküchenboxen, zwei Waschboxen und ein Containerspeisesaal bereitgestellt. Im Ausnahmefall ist ein verpflegsmäßiger Anschluss an die Finalisierungsküche möglich, die der Eigenversorgung des TÜPl dient. In diesem Fall sind
Feldköche anteilsmäßig abzustellen.

Munition

Die Versorgung inkl. Transport von Munition hat die übende Truppe in Eigenverantwortung durchzuführen. Die Bereitstellung von Munitionsboxen im Munitionslager auf dem TÜPl ist nach Anforderung möglich. Kampfmittelbeseitiger für die Vernichtung von Blindgängern sind von der übenden Truppe zu stellen. Die erforderliche Schutzausrüstung wird vom TÜPl zur Verfügung gestellt und durch die Munitionslagerabteilung Edelbach mit dem Sprengausrüstungssatz ausgegeben.

Kraftfahrdienst

Die Instandsetzung des Gerätes der verlegten Truppe, vor allem von Gefechtsfahrzeugen, erfolgt durch die von der Truppe mitgeführten mobilen Instandsetzungseinrichtungen. Zur Unterstützung wird durch den TÜPl A eine beheizbare Feldinstandsetzungshalle mit vier Instandsetzungsboxen zu je zwei Torachsen bereitgestellt. Die Kfz-Werkstätten auf dem TÜPl führen grundsätzlich nur Instandhaltungen/Instandsetzungen für den eigenen Verantwortungsbereich durch. In dringenden Fällen kann auf die Kfz-Werkstätte des TÜPl A und die Truppenwerkstätte der Liechtenstein-Kaserne zurückgegriffen werden.

Zur Versorgung der übenden Truppe und für den Eigenbedarf der Dienststellen auf dem TÜPl gibt es im Lager Kaufholz eine Großtankanlage mit elf Zapfsäulen und einer Kapazität von etwa 540.000 l. Dort kann Diesel und Vergaserkraftstoff getankt werden, Schmiermittel sind ebenfalls verfügbar. Die Betankung ist mittels Chip auch außerhalb der Betriebszeiten möglich. 
Nach Beendigung von Übungsvorhaben müssen die Fahrzeuge vor der Rückverlegung im Straßenmarsch oder Eisenbahntransport gereinigt werden. Dafür steht ein leistungsfähiger Waschplatz mit vier Panzer- und acht Kfz-Stellplätzen (insgesamt etwa 1.500 m²) zur Verfügung. Darüber hinaus gibt es auf dem TÜPl A vier Abstellplätze im Ausmaß von etwa 11.000 m² mit etwa 120 Luftentfeuchtungsanlagen.

Sanitätsversorgung

In der truppenärztlichen Ambulanz wird die sanitätsdienstliche Versorgung der verlegten Truppen und der Rekruten des TÜPl A sichergestellt. Diese Einrichtung betreibt eine Bettenstation (28 Betten), die von einem Truppenarzt geleitet und durchgehend von einem Sanitäts-Journaldienst betreut wird. Für die Dauer einer Verlegung hat die Truppe San-Personal (Sanitätsunteroffizier und/oder Rettungs- bzw. Notfallsanitäter) sowie Sanitäts-Kfz in der erforderlichen Anzahl einzuteilen. Sanitäts-Personal des TÜPl A wird grundsätzlich nicht für die Sanitäts-Versorgung der übenden und/oder schießenden Truppe abgestellt.

Truppenbetreuung 

Für die Pausen und Freizeitgestaltung steht ein breites Angebot an Betreuungs- und Sporteinrichtungen zur Verfügung. In einer Cafeteria und einem Soldatenheim können Speisen und Getränke konsumiert werden. Beratung und Unterstützung bei der Freizeitgestaltung finden Soldaten in einer durch den TÜPl betriebenen Freizeitbörse, die verschiedene Sportanlagen (Sporthalle, Fitnessraum und Sauna) anbietet. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, Sport- und Mediengeräte zu entleihen. 
Der Militärseelsorge steht eine Soldatenkirche zur Verfügung. In dieser werden an Sonn- und Feiertagen fallweise Gottesdienste abgehalten, die auch von der Zivilbevölkerung der Umgebung besucht werden.

Kommunikation 

Zur Abdeckung des Eigenbedarfes und zur Unterstützung der Truppe verfügt der TÜPl A über folgende Kommunikationsinfrastruktur des Bundesheer-Fernmeldesystems:

  • Nebenstellenverbund Österreich;
  • ortsfeste Knotenvermittlung „Truppenanschaltkasten“;
  • mobiles Sicherheitsnetz;
  • Routernetz;
  • Mobilnetz VPN-BMLV.

Darüber hinaus besteht auch eine Anbindung an das ortsfeste Richtfunknetz des Bundesheeres. Die Netzabdeckung durch einen Mobilfunkanbieter ist auf dem gesamten TÜPl sichergestellt.

Truppenübungsplatz Allentsteig: Zahlen, Daten, Fakten 

  • etwa 100.000 Nächtigungen/Jahr
  • Mannschafts- und Kaderunterkünfte für knapp 1.500 Personen
  • Biwaks, Feldlager und Zeltplätze für etwa 5.000 Personen
  • Gesamtkapazität: ca. 6.500 Personen
  • Die übende Truppe versorgt sich selbst
  • TÜPl-Infrastruktur grundsätzlich für den Betrieb des TÜPl
  • Feldküchenboxen, Munitionsboxen, Tankstelle, Wasch- und Abstellplätze für Truppe
  • Sanitätsversorgung und Truppenbetreuung für alle Soldaten auf dem TÜPl

Oberst Herbert Gaugusch, MSD MA ist Kommandant des TÜPl A.

Themenschwerpunkt TÜPl A

 

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