• Veröffentlichungsdatum : 12.11.2025

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  • 640 Wörter

30 Jahre Helpline-Service

Christian Langer

Seit 30 Jahren bietet das Psychologische Helpline-Service (PsychHLS) im Bundesheer ein Unterstützungsangebot, das seinesgleichen sucht. Was am 1. Oktober 1995 als Initiative des Heerespsychologischen Dienstes mit einem einzigen Mobiltelefon und viel Engagement aller Mitarbeiter begann, hat sich zu einem etablierten und rund um die Uhr erreichbaren Hilfsdienst entwickelt, der seither Tausenden Angehörigen des Ressorts – Soldaten ebenso wie zivilen Bediensteten – in schwierigen Situationen zur Seite stand.

Seit 1995 wurden etwa 15 000 Gespräche über das PsychHLS geführt. Menschen in persönlichen Notlagen und psychischen Krisen, mit Anliegen zu dienstlichen Herausforderungen oder familiären Belastungen – sie alle nahmen das Angebot der vertraulichen psychologischen Hilfe in Anspruch. Psychische Belastungen gehören zum Leben, besonders im militärischen Kontext. Doch nicht immer ist der Weg zu einer Ansprechperson einfach – sei es aus Angst vor Stigmatisierung, aus Unsicherheit oder schlicht aufgrund fehlender Informationen. Das PsychHLS schließt diese Lücke, indem es zu jeder Tages- und Nachtzeit eine vertrauliche und – auf Wunsch – anonyme Kontaktaufnahme mit Militärpsychologen oder speziell in psychologischer Erster Hilfe und Krisenintervention ausgebildeten PsychHLS-Betreuenden ermöglicht. Ziel ist es nicht nur, zuzuhören, sondern gemeinsam Lösungen zu finden: In vielen Fällen genügt ein beratendes Gespräch, in anderen erfolgt eine gezielte, persönliche Weiterbetreuung.

Die Gründungsidee zum PsychHLS geht auf Brigadier Prof. Dr. Ernst Frise zurück, der in seiner Zeit als Leiter des Heerespsychologischen Dienstes einen Mangel an niederschwelligen psychologischen Anlaufstellen erkannte. Frühere Erfahrungen, darunter Suizidfälle unter Wehrpflichtigen, hatten deutlich gemacht, wie dringend ein solcher Dienst benötigt wurde. Der Anfang war herausfordernd: Technische Hürden, institutionelle Skepsis sowie Vorurteile gegenüber psychologischer Hilfe erschwerten die Etablierung. Dennoch setzte sich die Initiative durch und bewies in einem einjährigen Probelauf, der auf Entscheid des damaligen Bundesministers für Landesverteidigung, Dr. Werner Fasslabend, angeordnet wurde, schnell ihren Wert. Das PsychHLS wurde zu einer offiziell anerkannten Einrichtung, die inzwischen vom Heerespsychologischen Dienst österreichweit organisiert wird und auf ein solides Netzwerk an qualifizierten Betreuern zurückgreifen kann. Diese sind gesetzlich zu fachlichen Fortbildungen verpflichtet und nehmen regelmäßig an berufsbezogenen Reflexionssitzungen teil, in denen die Arbeit am HLS-Telefon unter Anleitung eines Supervisors reflektiert und analysiert wird. 


Psychologisches Helpline-Service

050201 99 1656

Rund um die Uhr. 
Vertraulich.  
Anonym.


Das PsychHLS richtet sich an alle Bediensteten des Ressorts. Rekruten stellen etwa 50 Prozent der Anrufenden, doch auch Kaderangehörige – darunter Offiziere und Unteroffiziere, sowie Zivilbedienstete und Angehörige nutzen das Angebot. Oft geht es dabei nicht um eigene Sorgen, sondern auch um Hinweise auf gefährdete Kameraden. Das PsychHLS kann in solchen Fällen unterstützend beraten und geeignete Maßnahmen anstoßen.

Um das Angebot des PsychHLS bekannter zu machen, werden Informationsmaterialien aktiv über Stellungskommissionen, Sanitätszentren und Akademien verteilt und ebenso zur freien Entnahme bereitgestellt. Zusätzlich wird das Angebot des PsychHLS durch Plakate an den Anschlagtafeln aller Einheiten und Dienststellen kommuniziert. Ein zentraler Gedanke hinter dem PsychHLS war und ist, militärische Vorgesetzte in ihrer Verantwortung zu unterstützen. Gerade dort, wo klassische Führungsmittel an ihre Grenzen stoßen, etwa bei psychischen Krisen, persönlichen Schicksalsschlägen oder strukturellen Missständen, kann das PsychHLS eine wertvolle Ergänzung sein. Die Zusammenarbeit mit Kommandanten erfolgt grundsätzlich nur mit Einverständnis der Betroffenen.

In den vergangenen 30 Jahren hat sich die gesellschaftliche Haltung zur psychischen Gesundheit gewandelt. Themen wie Suizidalität, Burnout oder Belastungsstörungen werden heute offener diskutiert als früher. Zugleich hat sich durch die Verbreitung der sozialen Medien die Art und Weise, wie Menschen Beziehungen aufbauen, pflegen und kommunizieren, tiefgreifend verändert und damit neue Herausforderungen geschaffen, die sich auf die psychische Gesundheit auswirken. Die Aufgabe des Ressorts, seinen Angehörigen ein Umfeld zu bieten, in dem psychische Gesundheit nicht nur Thema, sondern gelebte Realität ist, ist damit ungebrochen. Dabei ist das PsychHLS ein wichtiges und unverzichtbares Werkzeug. Es steht für eine Haltung, die in einem Satz zusammengefasst werden kann: Niemand muss mit seinen Sorgen allein bleiben. Und genau darin liegt seine besondere Bedeutung – damals, heute und in
Zukunft.

 

Brigadier Mag. Christian Langer;
Leiter Heerespsychologischer Dienst


Dieser Artikel erschien im TRUPPENDIENST 3/2025 (405)

Zur Ausgabe 3/2025 (405).


 

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