UNTSO
Militärbeobachter der United Nations Truce Supervision Organization (UNTSO) stehen seit 1948 in einem besonders fordernden Krisenherd im Einsatz. Die andauernden Kampfhandlungen in der Region zeigen, wie schwierig die Mission ist. UN-Beobachter erstellen täglich ein aktuelles Lagebild für die Vereinten Nationen. Ihre Informationen sind auf der politischen und diplomatischen Weltbühne von großer Bedeutung.
Die UNTSO ist eine Militärbeobachtermission der Vereinten Nationen (UN) im Nahen Osten. Das Einsatzgebiet umfasst die Staaten Israel, Libanon, Syrien, Jordanien und Ägypten. Die Aufgabe der Mission besteht in der Überwachung bestehender Waffenstillstandsabkommen (Armistice Agreements), der Verhinderung der Eskalation einzelner Vorfälle zu umfassenden militärischen Konflikten sowie in der Unterstützung anderer, größerer friedenserhaltender Missionen der UN in der Region.
Kulturelle Unterschiede
Die UNTSO-Militärbeobachter – United Nations Military Observers (UNMOs) – setzen sich aus etwa 150 unbewaffneten Offizieren aus über 30 verschiedenen Nationen von fünf Kontinenten zusammen. Die Bedeutung der kulturellen Vielfalt innerhalb einer solchen Organisation ist von größter Wichtigkeit. Da UNTSO in verschiedenen Staaten tätig ist, werden regelmäßig Teams aus Beobachtern mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen gebildet.
Diese Vielfalt geht über bloße demografische Repräsentation hinaus und umfasst eine breite Palette an Faktoren wie Nationalität, Sprache, Geschichte, Religion, Werte, Überzeugungen, Kommunikationsstile und Arbeitsweisen. Diese Unterschiede können die Dynamik, Interaktion, Zusammenarbeit und Kommunikation innerhalb der Teams maßgeblich beeinflussen.
Die Auswirkungen kultureller Unterschiede sind zu berücksichtigen. In einem multikulturellen militärischen Umfeld sind das kulturelle Bewusstsein und die Sensibilität wesentliche Voraussetzungen für eine effiziente Zusammenarbeit innerhalb der UNTSO. Der „Kulturschock“ ist eine häufige und natürliche Reaktion, wenn Menschen ihre vertrauten nationalen und ethnischen Kontexte verlassen und in neue Umgebungen eintreten. Er äußert sich oft in Unbehagen oder Desorientierung.
Gefühle der Unsicherheit, Verwirrung oder Angst sind typische Reaktionen beim Anpassungsprozess an eine neue Kultur oder Umgebung. Solche Reaktionen sind normale Anpassungserscheinungen an ein unbekanntes Umfeld. Die kulturelle Vielfalt im allgemeinen Einsatzgebiet im Nahen Osten bietet sowohl große Chancen zur Zusammenarbeit als auch erhebliche Herausforderungen aufgrund unterschiedlicher kultureller Normen und Werte.
Durch ihr Prinzip „Beobachten und Melden“ tragen die UNMOs dazu bei, dass taktische Vorfälle mit potenziell friedensgefährdendem Charakter umgehend behandelt oder auf eine diplomatische Ebene gehoben und dort im Dialog – also nicht militärisch – gelöst werden.
Geschichte
UNTSO wurde durch die Resolutionen 50 (1948), 54 (1948) und 73 (1949) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen mandatiert. Ziel war es, die Konfliktparteien des ersten israelisch-arabischen Krieges, unmittelbar nach der Ausrufung des Staates Israel im Jahr 1948, bei der Umsetzung der 1949 geschlossenen Waffenstillstandsabkommen zu unterstützen und deren Einhaltung zu überwachen. Nach weiteren Kriegen im Nahen Osten in den Jahren 1956, 1967 und 1973 sowie anhaltenden bewaffneten Auseinandersetzungen wurden die Struktur und Aufgabenbereiche der UNTSO laufend angepasst.
Struktur
Derzeit führt UNTSO statische und mobile Operationen mit zwei Beobachtergruppen (Outstations) durch:
- Die Observer Group Lebanon (OGL) im Südlibanon arbeitet in Koordination mit dem Force Commander (FC) der United Nations Interim Force in Lebanon (UNIFIL). Die OGL ist dem FC UNIFIL auf Zusammenarbeit angewiesen.
- Die Observer Group Golan (OGG) besteht aus zwei Outstations: OGG-Damascus (OGG-D) und OGG-Tiberias (OGG-T) auf den von Israel besetzten Golan-Höhen. OGG kooperiert mit dem FC der United Nations Disengagement Observer Force (UNDOF) und ist dem FC UNDOF auf Zusammenarbeit angewiesen.
UNTSO unterhält Verbindungsbüros (Liaison Offices) in Beirut, Damaskus und Kairo. Ein weiteres Verbindungsbüro befindet sich im UNTSO-Hauptquartier in Jerusalem und gewährleistet die Kommunikation mit israelischen und jordanischen Behörden.
Militärbeobachter
Österreich beteiligt sich derzeit mit vier UNMOs und zwei Senior Staff Officers an der Mission. Die österreichischen UNMOs sind einsatzerfahrene Offiziere mit Dienstgrad Hauptmann oder Major, die einen Militärbeobachterkurs absolviert haben. Sie leisten Dienst in den Teams der Outstations und haben nach einer Einführungs- und Trainingsphase die Möglichkeit, sich für Stabsfunktionen in den Out-stations, den Liaison Offices oder im UNTSO-Hauptquartier zu bewerben.
Senior Staff Officers mit Dienstgrad Oberstleutnant oder Oberst werden nach nationaler Auswahl und Genehmigung durch das UN-Hauptquartier (UNHQ) in New York direkt in ihre Funktionen entsandt. Die Zuteilung dieser Funktionen erfolgt im Rotationsprinzip durch die UN an die truppenstellenden Nationen.
Aktuell stellt das Österreichische Bundesheer den für zwei Jahre bestellten Deputy Chief of Staff im UNTSO-Hauptquartier sowie den für ein Jahr eingesetzten Chief Liaison Officer in Beirut.
Die österreichischen Angehörigen der UNTSO unterstehen direkt der Mission und den Vereinten Nationen. Sie stehen in keinem Unterstellungsverhältnis zu den österreichischen Militärattachés in der Region oder zum österreichischen UNIFIL-Kontingent.
Krieg im Libanon
Die Lage im UNTSO-Einsatzraum stellte sich in den vergangenen eineinhalb Jahren als komplex, fragil und unvorhersehbar dar. Die Ereignisse seit dem 7. Oktober 2023, dem Tag des Überfalles der radikalislamischen Hamas auf Israel, führten zu einer massiven Veränderung der Sicherheitslage. UNTSO
ist die erste Peacekeeping-Mission der Vereinten Nationen. Ihr Mandat ist weitreichend, beinhaltet jedoch keine Zuständigkeit für Gaza und das Westjordanland. Der anhaltende Gaza-Konflikt, die Entwicklungen im Westjordanland sowie der politische Wandel in Syrien wirken sich unmittelbar auf die Sicherheitslage und die Einsatzführung aus.
Mit Beginn der israelischen Militäroperation in Gaza als Reaktion auf den Überfall der Hamas am 7. Oktober 2023 begann die Hisbollah, zur Unterstützung der Hamas, Israel massiv und indirekt aus dem Libanon heraus zu beschießen. Die israelische Reaktion bestand aus massiven Artillerie-, Drohnen- und Luftschlägen insbesondere im Südlibanon, in den südlichen Vororten Beiruts und in der Bekaa-Ebene nahe der syrischen Grenze.
Am 17. und 18. September 2024 explodierten bei zwei getrennten Vorfällen im Libanon und in Syrien zeitgleich Tausende Handpager sowie Hunderte Walkie-Talkies, die für die Hisbollah bestimmt waren. Dieser israelische Angriff trug den Codenamen „Operation Grim Beeper“.
Am 1. Oktober 2024 marschierten israelische Bodentruppen in den Südlibanon ein. Umfassende Gefechte zwischen den Israeli Defence Forces (IDF) und der Hisbollah dauerten bis zum Inkrafttreten eines Waffenstillstandes am 27. November an. Die libanesische Armee (Lebanese Armed Forces – LAF) beteiligte sich nicht an den Kampfhandlungen. Gezielte IDF-Aktionen gegen Hisbollah-Kämpfer und deren Infrastruktur wurden und werden weiterhin landesweit durchgeführt.
Der massive indirekte Beschuss sowie die unmittelbaren Kampfhandlungen im Einsatzraum der Observer Group Lebanon (OGL) während des Krieges zwischen Israel und der Hisbollah beeinträchtigten die operativen Aktivitäten und das tägliche Leben der UNMOs. Das OGL-Hauptquartier ist im UNIFIL-Hauptquartier Camp Naqoura untergebracht. Mobile und stationäre OGL-Aufgaben werden grundsätzlich von zwei UNTSO Patrol Bases aus durchgeführt, die sich innerhalb von UNIFIL-Einrichtungen befinden und entsprechend geschützt werden. Die Versorgung dieser Patrol Bases sowie der UNMOs liegt in der direkten Verantwortung von UNTSO.
Massive Einschränkungen
Ihre dienstfreie Zeit verbringen OGL-UNMOs gemäß Missionsvorgaben in der Küstenstadt Tyre in privat angemieteten Appartements. Aufgrund der sich verschlechternden Sicherheitslage wurden während der Kampfhandlungen alle operativen mobilen Tätigkeiten schrittweise reduziert sowie auf Lagebeobachtung und Wissensaustausch mit UNIFIL beschränkt.
Ab einem bestimmten Zeitpunkt wurden sämtliche Bewegungen außerhalb von UN-Stützpunkten vorab mit der UNIFIL Liaison Branch koordiniert, um Kollateralschäden zu vermeiden. Die Versorgung und Personalrotation der Patrol Bases wurde durch die zunehmenden Einschränkungen nahezu unmöglich, weshalb die UN Mitte Oktober alle UNMOs aus den Patrol Bases abzog.
Zeitgleich verstärkten sich die IDF-Angriffe auf Tyre, weshalb alle OGL-UNMOs aus ihren Appartements ins OGL-Hauptquartier im Camp Naqoura verlegt und dort zunächst in provisorischen Unterkünften untergebracht wurden. Bewegungen außerhalb des Camps waren ab diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich. Nahezu täglich mussten sich die UNMOs entsprechend der Sicherheitslage und den UNIFIL-Vorgaben für mehrere Stunden in Bunkern aufhalten.
Unterstützung für UNIFIL
In dieser Phase unterstützten UNTSO-Militärbeobachter das UNIFIL-Hauptquartier als Stabsoffiziere in den Bereichen Lagebild, Einsatzplanung und Einsatzführung. Gleichzeitig wurde die Kapazität der Beobachtergruppe OGL auf die Hälfte reduziert und aufgrund des möglichen UNTSO-Mandates auf die Golan-Höhen verlegt. Nach Inkrafttreten des Waffenstillstandes nahm die OGL ihre operativen Tätigkeiten schrittweise wieder auf – die Auftragserfüllung bleibt jedoch herausfordernd.
Der Zugang zur „Blue Line“ (siehe TD 6/2010 „Das Österreichische Bundesheer im Nahen Osten – UNIFIL und die ,Blue Line‘“) – einer durch das UNIFIL-Mandat und die Resolution 1701 des UN-Sicherheitsrates definierten militärischen Trennungslinie zwischen Israel und dem Libanon – sowie deren Beobachtung gestalten sich weiterhin schwierig. Die Beobachtung der „Blue Line“ gehört zu den Kernaufgaben der UNMOs im Südlibanon.
Erhebliches Risiko
Trotz Waffenstillstandes ist die IDF weiterhin unmittelbar nördlich der „Blue Line“ präsent und kontrolliert dort Pufferzonen. Straßensperren der IDF, durch Kampfhandlungen zerstörte oder blockierte Straßen, Minen und nicht beseitigte Kampfmittel verhindern in manchen Orten die Patrouillentätigkeit. Fortdauernde taktische Maßnahmen der IDF gegen Hisbollah-Ziele sowie die Präsenz nichtstaatlicher bewaffneter Gruppierungen erschweren die Bewegungsfreiheit der UNMOs erheblich. Hinzu kommen zunehmende Ressentiments der lokalen Bevölkerung gegenüber UN-Kräften – dies alles ist ein erhebliches Risiko für die Sicherheit und die Aufgabenerfüllung der UNMOs.
Im Einsatz gestorben
Zwei österreichische Offiziere ließen im Dienst für UNTSO ihr Leben:
- Major Hans-Peter Lang wurde am 25. Juli 2006 bei Kampfhandlungen zwischen der IDF und der Hisbollah getötet.
- Major Peter Semin verunglückte am 4. Februar 2014 während seines Dienstes.
Know-How-Verlust?
Mittelfristig droht der OGL ein Verlust an Fähigkeiten und institutionellem Wissen. Die Zahl erfahrener UNMOs, die vor Oktober 2023 noch frei patrouillieren konnten, nimmt stetig ab. Die UNMOs verbleiben entsprechend der UN-Richtlinien exakt zwölf Monate im Einsatzraum. Neue UNMOs können aufgrund der anhaltenden Einschränkungen nicht vollständig ausgebildet werden.
Zur Gegensteuerung wurde das OGL-Einsatzkonzept angepasst. Um den Schutz der unbewaffneten OGL-UNMOs zu gewährleisten und weiterhin in sensiblen Bereichen patrouillieren zu können, wurde die Zusammenarbeit mit der bewaffneten UNIFIL verstärkt. Der Fokus wurde vorübergehend von den „Blue Line Patrols“ auf „Village Patrols“ im Hinterland verlagert. Um die Kompetenz in Bezug auf die „Blue Line“ dennoch aufrechtzuerhalten, wird deren Beobachtung aus UNIFIL-Stellungen heraus sichergestellt.
Langfristig ist geplant, in enger Zusammenarbeit mit UNIFIL, eine dauerhafte Rückkehr der UNMOs in die Nähe der „Blue Line“ zu ermöglichen – auch, um künftig eine permanente Beobachtung der Linie, einschließlich der Nachtstunden, gewährleisten zu können.
Auswirkungen auf den Golan
Nach dem 7. Oktober 2023 griff die Hisbollah Israel mit Drohnen, Raketen und allen erdenklichen Varianten des indirekten Feuers an. Ein öffentlichkeitswirksamer negativer Höhepunkt war der Einschlag einer Hisbollah-Rakete auf einem Sportplatz in der drusischen Ortschaft Majdal Shams auf den Golan-Höhen, wodurch zwölf Kinder und Jugendliche ums Leben kamen. Südlich der „Blue Line“ kam es zu umfassenden Evakuierungen der israelischen Zivilbevölkerung.
Nahezu täglich – insbesondere nach dem Einmarsch der IDF im Libanon – mussten Israelis Schutz in Bunkern suchen. Gleiches galt für die OGG-Tiberias-Beobachter in den Observation Posts (OPs), im OGG-Tiberias-Hauptquartier und in ihren Appartements in Tiberias. Patrouillen, Versorgungsfahrten und die Personalrotation in den OPs wurden zur Herausforderung, weil das Zwischengelände nicht immer vollständig durch die ansonsten hocheffiziente Luftabwehr der IDF geschützt werden konnte.
Elektronische Beeinträchtigungen
Eine weitere Auswirkung des Konfliktes auf UNTSO sowie auf die nationale Rückwärtsverbindung der österreichischen UNMOs in OGG war die gezielte Störung von Mobilfunk- und Satellitensignalen. Satelliten- und Mobiltelefone, GPS und mobile Daten waren über weite Strecken hinweg elektromagnetisch gestört oder beeinträchtigt und somit nicht nutzbar.
Umsturz in Syrien
Direkt nach dem Inkrafttreten des Waffenstillstandes zwischen der IDF und der Hisbollah im Libanon im November 2024 begann in Syrien der Vormarsch der islamistischen Terrororganisation Hayat Tahrir al-Sham auf Damaskus, der am 10. Dezember 2024 im Sturz der Assad-Regierung gipfelte. In den Tagen und Wochen rund um den Umsturz in Syrien zerstörte die IDF – vor allem durch gezielte Luftschläge – wesentliche Kapazitäten der nunmehr im Bürgerkrieg verwickelten syrischen Streitkräfte. Dies betraf insbesondere die Luftwaffe und die Flugabwehr, aber auch anderes schweres Gerät sowie militärische Infrastruktur. Die militärischen Offensiv- und Defensivfähigkeiten Syriens wurden de facto vernichtet.
Bereits in den Monaten zuvor hatte Israel seine Defensivanlagen (Counter Mobility Obstacles) entlang der Alpha-Line, jene der beiden Waffenstillstandslinien am Golan, die de facto das von Israel besetzte Gebiet vom syrisch verwalteten Territorium trennt, verstärkt. Kurz nach dem politischen Machtwechsel in Syrien begann die IDF mit der Einrichtung einer Pufferzone östlich der A-Linie – innerhalb der UNDOF Area of Separation (AOS) sowie darüber hinaus – und stärkte damit ihre Verteidigungsposition gegenüber Syrien. Unter anderem besetzte die IDF das Gebiet um den Mount Hermon und hält es bisher –
jenen Gebirgszug also, der bis zum Abzug des Bundesheeres über mehrere Jahrzehnte von der 1. Kompanie des damaligen Austrian Battalion UNDOF überwacht worden war.
Bis heute gefährlich
In den Tagen des politischen Umsturzes geriet die Sicherheitslage für OGG-Damascus (OGG-D) vorübergehend außer Kontrolle. Eine direkte Bedrohung des UN-Personals bestand nicht, jedoch erhöhte sich das Risiko von Plünderungen durch lokale Zivilisten, die die Situation für eigene Zwecke ausnutzten. Ein UNTSO-Beobachtungsposten war infolge der Ereignisse vorübergehend außer Betrieb. Gleiches galt für den Hotelkomplex in Yaffour, einer Hotelanlage östlich von Damaskus, in der viele OGG-D UNMOs ihre Appartements hatten. Bis heute sind die OGG-DUNMOs nicht in ihre zivilen Unterkünfte zurückgekehrt und weiterhin im UNDOF-Camp Faouar untergebracht.
Immer wieder kam und kommt es im Umfeld von UN-Einrichtungen im Verantwortungsbereich von OGG-D zu gezielten, gegen Einzelpersonen gerichtete, taktischen Operationen der IDF. Nach einer gewissen Zeit stabilisierte sich die Lage. Der Übergang auf den Golan-Höhen zwischen Israel und Syrien wird derzeit vollständig durch die IDF kontrolliert. Für einen Seitenwechsel über die Alpha-Line ist aktuell „nur“ die administrative Genehmigung durch die IDF erforderlich.
Syrien hat unter den derzeitigen Bedingungen keinen Einfluss auf UNTSO-Bewegungen auf dem Golan. Statische Beobachtungsaufgaben in den OP werden im Bereich OGG wieder vollständig wahrgenommen. OP52, der letzte der UNTSO-Beobachtungsposten, der infolge des syrischen Bürgerkrieges vorübergehend aufgegeben werden musste, wurde nach umfangreichen Instandsetzungsarbeiten im Mai 2025 durch die OGG-T wieder in Betrieb genommen.
Beweglicher Einsatz
Mobile Operationen im syrischen Teil des Golan erfordern in vielen Gebieten eine Koordination mit der IDF und sind derzeit nur eingeschränkt möglich. Mittelfristig ist geplant, im Bereich der OGG-D Patrouillen mit Sprachmittlern durchzuführen, um ein verbessertes Netzwerk mit lokalen Behörden- und Würdenträgern aufzubauen und somit das UNDOF-Lagebild zu optimieren.
Inspektionen israelischer und syrischer Militäreinrichtungen – wie sie im UNTSO-Mandat zur Überwachung der Einhaltung von militärischen Beschränkungen in bestimmten Zonen vorgesehen sind – finden derzeit aufgrund der Sicherheitslage sowie wegen fehlender Zustimmung der Konfliktparteien nicht statt.
Israel und die umliegende Region
Am 13. April 2024 griff der Iran Israel mit etwa 300 Drohnen, Marschflugkörpern und ballistischen Raketen an. Am 1. Oktober 2024 feuerte die Islamische Republik erneut rund 200 ballistische Raketen auf Israel ab. In beiden Fällen wurden fast alle Geschosse –
unter anderem mit Hilfe der USA – abgefangen. Die entstandenen Schäden blieben überschaubar.
Beschuss
Zusätzlich zu den indirekten Angriffen durch die Hisbollah aus dem Libanon beschossen auch die Hamas aus dem Gaza-Streifen und die Huthis aus dem Jemen Israel. Ballistische Raketen und Drohnen aus dem Jemen lösen bis dato mehrmals monatlich Zivilschutzalarme aus, vor allem in Zentralisrael und Jerusalem. Diese Angriffe stellen gemeinsam mit der latenten und von israelischen Sicherheitsbehörden wiederholt ausgesprochenen Warnung vor terroristischen Aktivitäten ein erhebliches Sicherheitsrisiko für das gesamte Land und seine Bevölkerung dar. Davon betroffen sind auch das UNTSO-Hauptquartier in Jerusalem sowie die Observer Group auf den nunmehr von Israel besetzten Golan-Höhen.
Eingeschränkte Bewegung
Vor der Einigung auf einen Waffenstillstand für den Libanon waren Bewegungen zwischen den Staaten im UNTSO-Einsatzraum aufgrund des Konfliktes stark eingeschränkt. Die theoretisch für UN-Bewegungen offenen Übergänge zwischen Israel und dem Libanon bzw. Syrien waren infolge der Sicherheitslage und mangels Kooperationsbereitschaft der Konfliktparteien nicht passierbar. Auch die Grenzübergänge zwischen dem Libanon und Syrien waren zeitweise durch die von den IDF zerstörte Grenz- und Verkehrsinfrastruktur unpassierbar.
UNTSO-Bewegungen aus Israel nach Syrien und in den Libanon konnten – soweit es die Sicherheitslage zuließ – partiell über Jordanien erfolgen. Für solche Fahrten legte das UN Department of Safety and Security (UNDSS) Einschränkungen fest. Über weite Strecken durften Fahrten im Libanon, in Teilen Syriens und auf den von Israel besetzten Golan-Höhen nur in gepanzerten Fahrzeugen und in Konvois erfolgen. Die Verfügbarkeit einer ausreichenden Anzahl gepanzerter Fahrzeuge war für alle UN-Missionen in der Region eine Herausforderung.
Flugverkehr unterbrochen
Auf dem Höhepunkt des Konfliktes zwischen Israel und der Hisbollah strichen zahlreiche internationale Airlines ihre Flüge von und nach Tel Aviv sowie Beirut. Dies hatte Auswirkungen auf das Ein- und Ausrotieren von UNMOs in die bzw. aus der Mission und auf die Möglichkeit, Urlaube anzutreten. Für alle UNMOs in der OGL war über Wochen hinweg der Seeweg die einzige Möglichkeit, den Libanon zu verlassen. Mit Unterstützung der UNIFIL Maritime Task Force konnte Zypern angesteuert werden, um von dort aus Flüge in die Heimat anzutreten.
Diese Unsicherheit hinsichtlich des Wiedersehens mit den Familien der UNTSO-Soldaten war für alle UNMOs neben den eigentlichen Kampfhandlungen im Einsatzraum eine zusätzliche Belastung. Solche Einsatzerschwernisse setzten für die UNMOs in vollem Umfang ab 13. Juni 2025 während des israelisch-iranischen „Zwölf-Tage-Krieges“ ein, als die Bewegungen im Einsatzraum aus Sicherheitsgründen komplett oder großteils eingestellt werden mussten.
Höchstrangige Funktion
Seit Februar 2024 nimmt der Österreicher Oberst des Generalstabsdienstes Hubert Pavlic für zwei Jahre die Funktion des Deputy Chief of Staff (DCOS) UNTSO wahr. Sein Vorgesetzter, der Schweizer Generalmajor Patrick Gauchat, ist der Head of Mission UNTSO und zugleich Chief of Staff. Zur Umsetzung des UNTSO-Mandates liegt es in der Verantwortung des österreichischen DCOS, den beiden Schwestermissionen UNIFIL und UNDOF gut ausgebildete und qualifizierte UNMOs, ausgerüstet mit geeignetem Gerät, zur Verfügung zu stellen. Er ist als DCOS ebenfalls dafür verantwortlich, den offenen Dialog mit Ägypten, Israel, Jordanien, dem Libanon und Syrien als vertrauensbildenden Beitrag aufrechtzuerhalten, um ein zielgerichtetes und neutrales Lagebild der Situation im Nahen Osten zu gewährleisten.
Zur Sicherstellung der Umsetzung des UNTSO-Mandates unterstützt der DCOS die drei Outstations Observer Group Lebanon, die Observer Group Golan Damascus und die Observer Group Golan Tiberias. Das UNTSO-HQ stellt unter seiner Verantwortung die Rotation und Einweisung aller Militärbeobachter sicher. Zudem werden alle Tätigkeiten der Verbindungsbüros in Beirut, Damaskus, Kairo, Amman und Tel Aviv mit der Analyseeinheit im UNTSO-HQ koordiniert und mit den Regional Liaison Visits, das sind regelmäßige Treffen des Head of Mission der UNTSO mit Vertretern aller nationalen und internationalen Behörden im Einsatzraum, abgestimmt.
Herausforderungen
UNTSO – und insbesondere die militärische Komponente der Mission – haben sich einem weiten Spannungsbogen an Herausforderungen zu stellen. Neben den bestehenden Waffenstillständen und der instabilen Sicherheitslage im gesamten Nahen Osten, die nach wie vor die Existenz der seit 1948 bestehenden, friedenserhaltenden Mission rechtfertigt, gibt es vielfältige Herausforderungen im täglichen Betrieb: das Zusammenwirken von zivilen und militärischen Ansätzen, Ressourcenknappheit und vieles mehr, das die Arbeit in UNTSO zu einer aufregenden Erfahrung macht.
Das Ziel der Mission, einen friedlichen Ausgleich für die zukünftige Situation in Palästina zu erreichen, ist in erster Linie eine politische und diplomatische Aufgabe. Der Beitrag, den die Militärbeobachter leisten, besteht im Bereitstellen eines realen taktischen und operationellen Lagebildes für die strategische Ebene im UN-HQ sowie für die weitere Verwendung dieser Information auf politischer und diplomatischer Ebene.
Oberst dG Hubert Pavlic, MSc, MA; Deputy Chief of Staff UNTSO
Dieser Artikel erschien im TRUPPENDIENST 3/2025 (405).

