Mit scharfer Klinge. Die Hieb- und Stichwaffen der Habsburgermonarchie 1600-1848
Artlieb, Erich:
Mit scharfer Klinge. Die Hieb- und Stichwaffen der Habsburgermonarchie 1600-1848
Verlag Militaria (Wien 2025)
zwei Bände, zahlreiche Abbildungen (s/w- und farbig)
ISBN: 978-3-903341-45-6
€ 179,9
Es ist bereits das zweite große Werk von Erich Artlieb im Militaria-Verlag, das sich neben seiner Diplomarbeit an der Universität Wien mit den Blankwaffen des Habsburgerstaates beschäftigt (2003 als Co-Autor: „Mit blankem Säbel. Österreichisch-ungarische Blankwaffen von 1848-1918“). Erneut bietet der Autor dem (fach-)kundigen Leser ein Nachschlagewerk für die Zeit der Ausläufer des „Langen Türkenkrieges (1593 bis 1606) bis zum Revolutionsjahr 1848.
Eingeteilt ist der Inhalt in vier Abschnitte, wobei er neben den wichtigsten militärischen Konflikten des Habsburgerstaates (Spanischer Erbfolgekrieg, Siebenjähriger Krieg, Revolution 1848) auch die Wende zum 19. Jahrhundert in der Zeit des Zweiten Koalitionskrieges (1799 bis 1802) sowie die Revolution 1848 als Wegmarken verwendet. Zu Beginn des ersten Abschnittes führt Artlieb den Leser zuerst in die fachliche Begriffswelt ein – Kategorien der von ihm beschriebenen Blankwaffen, die Herstellung durch Klingenschmiede samt den Meistermarken – etwa den „Mohrenkopf“ der Waidhofener Klingenschmiede und liefert zusätzlich eine wirtschaftshistorische Abhandlung über die Klingenschmiede im österreichischen und süddeutschen Raum. Als ein Beispiel führt er auch das steirische Hammerherrengeschlecht der Klingenschmiede der Krottendorfer-Lehr-Mosdorfer an.
Bevor Artlieb sich aber den Blankwaffen und ihrer Behältnisse bei den einzelnen Waffen- und Truppengattungen (Reiterei und Fußtruppen, wobei er darin auch technische Einheiten und Artillerie subsumiert, sowie ab dem III. Abschnitt auch die Marinekräfte des Habsburgerstaates miteinbezieht) widmet, verfasste er eine allgemeine Darstellung des Militärwesens dieser Epoche bzw. eine Systematisierung, wobei er auch auf die Quellenlage eingeht und sich mit der Produktion der Blankwaffen beschäftigt; dazu liefert er anschauliche Beispiele für Zeughäuser oder auch die „Montur-Ökonomische-Kommission“ seiner Heimatstadt Stockerau und liefert damit einen kurzen regionalhistorischen Einblick.
Als Abschluss des Gesamtwerkes folgt der Einblick in das Blankwaffenwesen zweier Garden und einiger Freiwilligenverbände. Die beiden Bücher sind eine gelungene Ergänzung seines vor 22 Jahren erschienen Werkes über die Zeit der Doppelmonarchie. Sie bestechen nicht nur durch die ausgezeichneten Fotos der einzelnen Waffen, sondern auch durch den Abdruck von zeitgenössischen, sich auf das Thema beziehenden Dokumenten – etwa spätmittelalterliche Fechtbücher („Fechtbuch von Hans Talhoffer aus 1476“ oder das waffenkundliche Buch von Jacob de Geyn „Waffenhandlung von den rören, musquetten undt spiessen“). Zusätzlich gibt es eine Auswahl zeitgenössischer Abbildungen, in der Artlieb bekannte Darstellungen wie jene von kaiserlichen Musketieren um 1630 zeigt, aber auch eher unbekannte Gemälde und Zeichnungen z. B. aus der Esterházy-Privatstiftung.
Erich Artlieb liefert mit seinem zweiten großen Werk über sein Spezialthema Blankwaffen ein Opus magnum und schließt damit eine der zahlreichen Lücken der österreichischen Militärgeschichte. Für Sammler und Museumsmitarbeiter heereskundlicher Sammlungen sind beide Bücher ein Muss, ebenso wie für jene Personen, die sich systematisch in das Thema einlesen möchten, was durch die guten Abbildungen und Erklärungen erleichtert wird.
-mpr-

