• Veröffentlichungsdatum : 15.12.2020

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Chaos – Die Krisen in Nordafrika und im Nahen Osten verstehen, 2019

Gilles KEPEL

Gilles Kepel

Chaos – Die Krisen in Nordafrika und im Nahen Osten verstehen, 2019

496 Seiten, 15 x 22 cm, gebunden mit Schutzumschlag

€ 28,80

ISBN 978-3-95614-320-5

Kunstmann Verlag, München 2019

Wer tragfähige Lösungen für ein stabiles Umfeld Europas sucht, muss zunächst die Ursachen für Krisen und Konflikte südlich und ostwärts des Mittelmeeres verstehen aber auch die Mitverantwortung der westlichen Welt für deren Entstehung. Gilles Kepel gilt als profunder Kenner des Raumes. Er studierte Soziologie, Anglistik, Arabistik und Politikwissenschaft und bereiste die Länder Nordafrikas und des Nahen Ostens wiederholt zu unterschiedlichen Zeitpunkten. So konnte er hautnah die Entwicklung der letzten Jahrzehnte mitverfolgen und auch persönliche Eindrücke und Erkenntnisse aus Gesprächen mit Entscheidungsträgern in der Region in seinem Buch dokumentieren.

Unter dem treffenden Titel „Chaos" verbirgt sich der Anspruch des Autors die Zeitgeschichte im Wesentlichen seit 1973, mit kurzen Exkursen zu den Wurzeln in der Vergangenheit, zu skizzieren und Hintergründe der Konflikte aufzuzeigen. Vorweg, dieser Spagat gelingt - die Geschichte ist Großteils spannend aufbereitet. Wermutstropfen bleiben stellenweise langatmige Schachtelsätze und sprunghafte Szenenwechsel. Jedenfalls kein Buch für Einsteiger in die komplexe Materie, Leser mit Vorkenntnissen erhalten einen guten Überblick und werden mit interessante Details versorgt. 

Wie ein roter Faden zieht sich die ständige, althergebrachte Gegnerschaft zwischen Sunniten – Hauptrepräsentant Saudi-Arabien, und Schiiten – Hauptrepräsentant Iran, sowie deren Mitläufer, Unterstützer und verlängerter Arm als Konfliktpotential durch Buch und Region. Auf der literarischen Reise begegnen dem Leser die beiden wesentlichen Träger der Sunniten in Konfrontation: Salafisten in Saudi-Arabien und Vereinigte Arabische Emirate (VAE), Unterstützer der Muslimbruderschaft durch die Türkei und Katar, sowie in entscheidender Nebenrolle dessen Sender Al Jazeera. Im Hintergrund, aber deswegen nicht weniger wichtig, die USA als Unterstützer von Saudi-Arabien und Russland für den Iran. Die Auswirkungen dieser Gemengelage mit wechselndem Erfolg sind insbesondere im Verlauf und Auswirkungen des „Arabischen Frühlings" erkennbar. Hier sind auch die wechselnden Partnerschaften in den unterschiedlichen Regionen erkennbar, basierend auf deren nationalen Interessen. Ausschlaggebend sind hierbei auch die unterschiedlichen Generationen der Dschihadisten wie die Al-Qaida oder die dritte Generation der Dschihadisten, zu denen der „IS" zählt.

Zusammenfassend – keine einfache Lektüre, aber jedenfalls lesenswert und als Nachschlagewerk geeignet.

-scb-

 

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