• Veröffentlichungsdatum : 03.03.2022
  • – Letztes Update : 14.03.2022

  • 8 Min -
  • 1695 Wörter
  • - 13 Bilder

KIOP/KPE 13 - Egal wann, egal wo, egal wie lange

Lorenz Kitzmüller

Wer die Einsätze des Bundesheeres verfolgt, erkennt, wie häufig Soldaten der Kräfte für internationale Einsätze/Kaderpräsenzeinheit (KIOP/KPE) des Panzergrenadierbataillons 13 (PzGrenB13), dort ihre Aufträge erfüllen. In diesem Artikel werden die Entstehung der KPEKp des Bataillons und ihre Leistungsfähigkeit beschrieben sowie ein Überblick zu ihren Einsätzen gegeben.

Dem Innviertler wird nachgesagt sturköpfig, wortkarg, rauflustig und etwas mürrisch zu sein. Betrachtet man diese Eigenschaften in einem militärischen Kontext, können in mehreren Bereichen die Führungsgrundsätze des Bundesheeres erkannt werden. Der Sturköpfige beharrt auf das klare Ziel und führt eine Schwergewichtsbildung durch, um es zu erreichen. Der Wortkarge bringt eine einfache und rasche Befehlsgebung sowie Klarheit in der Befehlssprache hervor. Rauflustigkeit geht mit Initiative und Beweglichkeit gepaart mit Überraschung und Täuschung einher, um im Kampf eine Entscheidung zu eigenen Gunsten herbeizuführen. Mürrisch und zurückhaltend wird nicht alles sofort preisgegeben, um die Informationsüberlegenheit zu erlangen. Dabei wird immer ein Joker in der Hinterhand gehalten, ganz nach dem Grundsatz der Reservenbildung. 

Gerade im Innviertel einen Panzergrenadierverband anzusiedeln (1936 Garnisonstandort Ried/I., ab 1963 PzGrenB13), trifft somit auf nahrhaften Boden. Gemäß der Vorschrift „Die Panzergrenadierkompanie“ und den dort angeführten Anforderungen an einen Panzergrenadier kommen die Wesenszüge eines Innviertlers zur Geltung: „Ausdauer, Stärke, Gewandtheit, Gewöhnung an Anstrengungen und Entbehrungen, Erziehung zum Mut und zur Initiative sind wesentliche Grundlagen für den Erfolg der Panzergrenadiertruppe im Einsatz. Körperliche und seelische Widerstandsfähigkeit, Spannkraft sowie Entbehrungsbereitschaft erleichtern dem Panzergrenadier seine Aufgabenerfüllung.“ (BMLV: Die Panzergrenadierkompanie, Wien, 2006, S. 18, RdNr. 5)

Geschichte der KPE 13

Das PzGrenB13 stellt mit seinem Leitspruch „TAPFER, STANDHAFT und TREU“ seit jeher einen hohen Anspruch an sich selbst und an die Auftragserfüllung bei nationalen sowie internationalen Einsätzen. Seinem Willen und der Leistungsfähigkeit bewusst, betraute man das Bataillon im Jahr 2004 bei der Einführung des KPE-Systems mit der Aufstellung eines Zuges am Standort Ried im Innkreis. Von Anfang an waren damit Kräfte im KPE-Status in Ried beheimatet und stellten einen Teil der ersten in Österreich aufgestellten KPEKp.

Der Rieder Panzerabwehrlenkwaffenzug (PALZg), in der gemischten Kompanie (disloziert in Weitra, Ried und Horn) des damals noch existenten PzGrenB9, war der Grundstein für die Aufstellung einer geschlossenen Kompanie am Standort Ried. Dieser Zug konnte schon bei AUTCON15/KFOR seine ersten Auslandserfahrungen sammeln. Zwei Jahre nach der Etablierung des PALZg erging der Aufstellungsauftrag über eine gesamte Kompanie an das Bataillon. Die Erhebung von Freiwilligen für die geplante Neuaufstellung einer reinen Grenadierkompanie erfolgte im Sommer 2006. 

Nach erfolgreicher Kadergewinnung für das KPE-System konnte im Dezember 2006 die Einnahme einer Rumpfstruktur, unter Stilllegung der 2.PzGrenKp, der „neuen KPEKp“ aus Teilen der 3.PzGrenKp und des PALZg, erfolgen. In der ersten Phase konnte mit dem Grundstock des anfänglichen Kaders der aufgesessene Kampf forciert und beim Vollkontingent im Jänner 2007 die Masse der Mannschaften geworben werden. Personell wurde die Phase der Aufstellung mit dem Befüllen der Versorgungsgruppe, Kommandogruppe und zwei Panzergrenadierzügen abgeschlossen. Mit dem ersten Kommando über die Kompanie wurde der damalige Hauptmann und heutige Kommandant des Panzerstabsbataillons 4, Oberstleutnant Thomas Unterbrunner, betraut.

Schwergewichtsmäßig wurden bereits während des Einrückungstermines Jänner 2007 alle Interessenten zusammengezogen und die Fähigkeit zum Kampf als PzGrenKp bis Ende 2007 hergestellt. Zeitgleich wurde die KPE 13 zum ersten Mal als nationale Verstärkungskraft bereitgehalten. Im Frühjahr 2008 trat die junge Kompanie ihren ersten Auslandseinsatz als Teil des AUTCON18/KFOR an. Der seit den Anfangsjahren ständige Wechsel der Ausbildung in der Waffengattung und für friedenssichernde Einsätze (Peace Support Operations) begleitet die Kompanie bis heute. Während der Abwesenheit vom Heimatstandort wurde aus den Folgekontingenten das Kader für die Aufstellung eines weiteren Zuges geworben. Zum Ende des Jahres 2008 stand die Kompanie mit drei Panzergrenadierzügen als gefestigte Einheit für kommende Aufgaben bereit.

Karriere bei einer KPEKp

Die KPEKp soll als rasch einsetzbares Element verfügbar sein, um bei Krisensituationen im In- und Ausland in den Einsatz gehen zu können. Dazu benötigt es die Einwilligung des Soldaten für eine jederzeitige Entsendung zu Auslandseinsätzen. In besonderen Bereitstellungsphasen wird die Einheit mit einer verkürzten Reaktionszeit behaftet, in der bei Alarmierung alle Maßnahmen für die Entsendebereitschaft abgeschlossen sein müssen. Darüber hinaus sind KPE auch für Normrotationen bei internationalen Einsätzen des Bundesheeres ein integraler Bestandteil. Je nach Einsatzraum wird vorgestaffelt eine spezifische Einsatzvorbereitung absolviert. Um sich zu verpflichten, ist neben der Freiwilligkeit eine positive Eignungsprüfung erforderlich. Sind alle Voraussetzungen erfüllt, kann der erste Verpflichtungszeitraum von drei Jahren angetreten werden. Darin ist ein Auslandseinsatz von sechs Monaten vorgesehen. Danach kann um ein oder drei Jahre bis zu einer maximalen Gesamtverwendung von neun Jahren verlängert werden.

Die Bereitschaft zum Einsatz bei auftretenden Krisen wird in zweierlei Hinsicht abgegolten. Einerseits mit der Bereitstellungsprämie von 480,88 Euro und andererseits mit der KIOP-Vergütung von 284,50 Euro monatlich. Letztere wird im Hintergrund angespart und nach Erfüllung des Vertrages ausbezahlt. Wer nach der militärischen Verwendung in die zivile Arbeitswelt zurückkehren möchte, kann eine Berufsförderung in Anspruch nehmen. Die maximale Förderhöhe beträgt 30.000 Euro.

Die KPE 13 hat sich als Karrierechance innerhalb des Bataillons, wie auch für eine externe Folgeverwendung, etabliert. Dank des stetigen Zulaufes an Soldaten wird der Nachwuchsentwicklung bei Kommandanten- und Fachfunktionen kompanieintern ein hoher Stellenwert beigemessen. Das Anerkennen und Fördern von Leistung ermöglichen es jedem Soldaten, seinen Weg zum Kadersoldaten in Teilbereichen mitzugestalten. Wissenserwerb und -anwendung begleiten den angehenden Unteroffizier oder Offizier während seiner gesamten Laufbahn und ermöglichen der KPE eine stabile Führung auf hohem fachlichen und gefechtstechnischen Niveau. Ein Beispiel dafür sind die derzeitigen Zugskommandanten der KPE 13, die als Mannschaften eingerückt sind und sich bis in ihre heutige Funktion hochgedient haben. Als Qualitätsmerkmal ist auch die Vielzahl von ehemaligen Soldaten der KPE 13, die heute bundesweit ihren Dienst bis in die Ebene der Generalstabsoffiziere versehen, zu erwähnen. 

 

Aufgaben und Fähigkeiten

Als Primäraufgabe hat die KPE 13 ihre Verpflichtung zur Auftragserfüllung für die militärische Landesverteidigung wahrzunehmen. Damit ist die notwendige Ausbildung in der Waffengattung Panzergrenadier unabdingbar verbunden. Die Fähigkeiten, aufgesessen mit dem Schützenpanzer gegen feindliche Kampfahrzeuge zu kämpfen und abgesessen den infanteristischen Kampf bis in den Nahkampf zu suchen, sind hier in sich vereint. Diese Kampfweise ermöglicht es dem Panzergrenadier, sich in wechselndem Gelände jederzeit unter Feuer und Bewegung zu bewegen. Egal ob im urbanen Umfeld, über Wiesen und Felder oder im Wald, der Grenadier muss jedes Terrain beherrschen. Dahinter stecken langwierige Einzel-, Zugs- und Kompanieausbildungen, um den Anforderungen gerecht zu werden.

Diese Ausbildungen führt die Kompanie zwischen den Auslandseinsätzen durch. Der Truppenübungsplatz Allentsteig bietet, neben dem garnisonseigenen Übungsplatz, beste Voraussetzungen, um den mechanisierten Kampf zu trainieren. Mehrwöchige Verlegungen ermöglichen es, die Einsatzarten intensiv zu üben. Höhepunkte sind zweifelsfrei die Gefechtsschießen, beginnend von der Gruppe bis zur Brigadeebene. Anderenorts ergab sich für die KPE 13 die Möglichkeit, ihr Können auf EU-Ebene zu präsentieren. Als Teil der Battlegroup der Europäischen Union im ersten Halbjahr 2018 zeigte sich, dass sie sich dem internationalen Vergleich jederzeit stellen kann. Die KPE 13 wurde bei all ihren Selbst- und NATO-Evaluierungen (SEL/NEL) seit 2007 wiederholt mit „Exzellent“ oder „Sehr gut“ bewertet. 

Ausrüstung und Ausbildung

Panzergrenadiere der KPE 13 ziehen mit ihrem Schützenpanzer „Ulan“ ins Gefecht. Neben der Besatzung, bestehend aus Panzerkommandant, Fahrer und Richtschütze, bringt der Schützenpanzer sieben Grenadiere auf das Gefechtsfeld. Jeder Soldat hat eine spezialisierte Ausbildung und Aufgabe. Zwei Soldaten bilden jeweils den Maschinengewehrtrupp und den Panzerabwehrrohrtrupp, ein Sturmgewehrschütze kann mit einem Granatgewehr als Zusatzbewaffnung ausgestattet werden. Als Einstieg bei einer KPE-Verwendung wird eine der genannten Funktionen erlernt.

Die Ausbildung an den Waffen, deren Handhabung und das dazugehörige lageangepasste Verhalten am Gefechtsfeld sind das A und O des Panzergrenadiers. Der Gruppenkommandant führt seine Gruppe innerhalb des Panzergrenadierzuges und stellt die Ausbildung sicher. Dabei wird der selbst erlebte und erarbeitete Erfahrungsschatz zielgerichtet an die nächste Generation weitergegeben. Mit der modernen und teilweise nur für die KPE vorgesehenen Ausrüstung hebt sich ein KPE-Soldat von anderen ab. Diese besteht unter anderem aus modularen ballistischen Schutzwesten, speziellen Pistolen-Holstern und Lichtmodulen.

Neben der allgemeinen, grundlegenden Ausbildung erwartet den Soldaten eine vertiefte Nahkampfausbildung mit dem Schwerpunkt auf militärisches Boxen. Zur Steigerung der Überlebenswahrscheinlichkeit auf dem Gefechtsfeld führt die Kompanie eine intensive erweiterte Selbst- und Kameradenhilfeausbildung durch. Um den Bedrohungen von Sprengfallen und Minen auf dem Gefechtsfeld entgegenzutreten, wird die Kampfmittelabwehr intensiv vermittelt. Die letzten beiden Ausbildungen werden unter Einbeziehung von Schützenpanzern durchgeführt. Diese Ausbildungsschritte sind die Voraussetzung, um in den Einsatzarten sowie in den Elementen Zug und Kompanie trainieren zu können. 

Spezialfunktionen und Verwendungen

Zur jederzeitigen Einsatzbereitschaft braucht eine KPEKp neben „Kämpfern“ auch Spezialfunktionen. Der Organisationsplan sieht hier Arbeitsplätze für Mechaniker, Feldköche oder IT-Fachpersonal vor. Die Kompanie kann so mit erhöhter Autarkie in Einsätze gehen und die Gefechtsbereitschaft von Mannschaft und Gerät länger aufrechterhalten. Die Zweitfähigkeit Crowd and Riot Control wird zum Beherrschen, Lenken und Auflösen von Demonstrationen angewandt. Dazu wurde die Kompanie wesentlich zur Entwicklung der 13er Pflicht/KÜR/Finale herangezogen und trug maßgeblich zur Entstehung der Richtlinien für das Bundesheer bei. Durch mannigfaltige Verwendung in Auslandseinsätzen flossen das Wissen und die Expertise der Kommandanten aller Ebenen der KPE 13 ein.

Im Zuge des Einsatzes als Operational Reserve Force (ORF) 2011 im Kosovo erwies sich diese Ausbildung als essenziell. Damals wurde ein Roadblock geräumt und anschließend eine Kreuzung offengehalten. Trotz des gleichzeitigen Drucks der Demonstranten von drei Seiten, des Gewehrfeuers sowie einer gegnerischen Handgranate und den daraus resultierenden eigenen Verwundeten, blieb dieser neuralgische Punkt in der eigenen Hand und wurde für die weitere Einsatzführung ausgebaut. Diese Standhaftigkeit resultierte aus dem Drill in der Ausbildung in Kombination mit der daraus gewonnenen Handlungssicherheit aller Soldaten. Den Merkmalen von Kaderpräsenzeinheiten (ständiges Üben und Lerndrang bezüglich neuer Techniken) wurde Rechnung getragen. Mit der Auszeichnung als „Unit of the Year“ im Jahr 2012 erfuhr die Kompanie durch das Bundesheer die höchste Anerkennung und Wertschätzung. 

Einsätze und Kameradschaft

Erwähnt werden muss an dieser Stelle auch, welche persönlichen Belastungen die KPE-Verwendung mit sich bringt. Wegen der Auftragsdichte ist die Zeit zuhause oft kurz bemessen, bevor der nächste Auftrag beginnt. Das Leistungsniveau vom Schützen bis zum Kompaniekommandanten aufrechtzuerhalten, bedarf Kameradschaft, Eigeninitiative, Entschlossenheit, Leistungswille und Entbehrung. Bislang erfüllte die Kompanie Auslandseinsätze in der Gesamtdauer von 37 Monaten. 

Seit der Aufstellung der KPE 13 erfüllen bzw. erfüllten dort über 500 Soldaten ihren Dienst. Diese Zahl zeigt den hohen Befüllungsgrad und guten Ruf der KPE 13. Bei Ehemaligentreffen („Veteranentreffen“) wird auch nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst oder einem Dienstellenwechsel eine tiefe Kameradschaft gelebt. Fazit: Die KPE 13 bietet jedem Soldaten eine abwechslungsreiche und unvergessliche Zeit.

 

Hauptmann Lorenz Kitzmüller, BA; Stellvertretender Kommandant 2. Panzergrenadierkompanie des Panzergrenadierbataillons 13.

 

 

Ihre Meinung

Meinungen (0)