• Veröffentlichungsdatum : 05.07.2016
  • – Letztes Update : 09.08.2016

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Kasernen der Gegner Napoleons - Teil 1

Redaktion Truppendienst

Napoleons militärische Gegner haben sich in Österreich in unterschiedlicher Weise verewigt. Eine davon sind die Namen von Kasernen des Bundesheeres. Zahlreiche militärische Einrichtungen sind nach österreichischen Feldherren und Freiheitskämpfern benannt, die gegen den französischen Kaiser kämpften. 

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Kommandogebäude FM Radetzky, Wien

Die Radetzky-Kaserne wurde 1894 bis 1896 als Infanteriekaserne erbaut. Sie steht im 16. Wiener Gemeindebezirk in der Nähe der Schmelz. Die Schmelz diente der k.u.k Monarchie als Übungs-, Exerzier- und Paradeplatz.

Nach dem Zusammenbruch des Kaiserreichs und dem Ende des Ersten Weltkrieges wurden die Gebäude zunächst für Obdachlose verwendet. Danach nutzte das Bundesheer der Ersten Republik, später die Deutsche Wehrmacht und nach dem Zweiten Weltkrieg die Rote Armee sowie die französischen Besatzer die Anlage.

Nach 1955 wurde die Kaserne durch das Bundesheer verwendet und ist seit 1980 Sitz des Militärkommandos Wien.

Adresse: Panikengasse 2, 1163 Wien

Radetzky-Kaserne, Horn

Als Antwort auf die Aufrüstung Hitlerdeutschlands und der Gefährdung der Souveränität Österreich wurde das Bundesheer ab 1935 vergrößert. Im Zuge dessen wurde 1937 in Horn die Albrechts-Kaserne errichtet. Das österreichische Infanterieregiment, für das die Kaserne erbaut wurde, traf bereits im Herbst des gleichen Jahres ein.

Nach dem Anschluss 1938 verwendeten die Deutsche Wehrmacht und nach dem Zweiten Weltkrieg die Rote Armee die Kaserne. 1956, ein Jahr nach dem Staatsvertrag und fast 20 Jahre nach dem Baubeginn wurden wieder österreichische Soldaten darin stationiert. 1967 wurde die Anlage in Radetzky-Kaserne umbenannt und in den 1980ern um einen Kreuzbau und später um ein Werkstattgebäude erweitert.

Zurzeit sind zwei Aufklärungskompanien des Aufklärungs- und Artilleriebataillons 4, eine Gardekompanie und das Kommando Dienstbetrieb 1 vom Militärkommando Niederösterreich dort stationiert.

Adresse: Riedenburgstraße 38, 3580 Horn

 

Feldmarschall Joseph Wenzel Graf Radetzky (1766 bis 1858) gilt als bedeutendster Heerführer Österreichs im 19. Jahrhundert.

Er kämpfte in mehreren Schlachten erfolgreich gegen Napoleon. Seine größten militärischen Siege konnte er jedoch in den Jahren 1848 und 1849, über dreißig Jahre später, erringen. Damals kämpfte er in mehreren Schlachten erfolgreich gegen das Königreich Piemont und dessen verbündete Aufständische. Radetzky wurde auf eigene Bitte nach 72 Dienstjahren im Alter von 90 Jahren in den Ruhestand versetzt.

Noch heute ist er in Denkmälern, Straßennamen oder dem nach ihm benannten, wohl berühmtesten österreichischen Marsch, dem Radetzky-Marsch, präsent.

Kommandogebäude General Hess, St. Pölten

Die Hesser-Kaserne entstand 1957, als die nebeneinanderliegende Franz-Josephs-, Rainer- und Eugenkaserne zusammengefasst wurden. Diese drei Kasernen wurden als Einrichtungen der Landwehr zwischen 1889 und 1900 gebaut.

In der Zwischenkriegszeit war eine Infanterieeinheit in dem Areal untergebracht, das ab 1938 von der Deutschen Wehrmacht genutzt wurde. Mit dem Ende des Besatzungszeit wurde die Anlage wieder vom Österreichischen Bundesheer genutzt.

Heute befinden sich das Miliärkommando Niederösterreich mit der Stellungskommission und der Militärmusik in der Hesserkaserne.

Adresse: Schießstattring 8-10, 3100 St. Pölten

Feldmarschall Heinrich Freiherr von Hess (1788 bis 1870) kämpfte als junger Offizier gegen die Napoleonische Armee.

1831 diente er erstmals im Stab von Feldmarschall Radetzky, dessen Generalstabschef er ab 1848 wurde. 1850 wurde er zum Chef des Generalstabes für das gesamte Heer ernannt. Im Sardinischen Krieg 1859 kämpfte er noch einmal gegen eine Französische Armee unter einem Kaiser Napoleon. Dieses Mal war der Gegner aber Napoleon III., der das Königreich Sardinien unterstützte. Der Krieg ging jedoch verloren.

Die entscheidende Schlacht von Solferino war nicht nur die erste militärische Niederlage von Kaiser Franz Joseph. Das Schicksal der Verwundeten am Schlachtfeld veranlasste Henry Dunant dazu, das Rote Kreuz zu gründen. 

Erzherzog Johann-Kaserne, Straß in der Steiermark

Die Kaserne wurde als Schloss Strass von 1583 bis 1616 erbaut. Bereits davor stand dort eine Befestigungsanlage, die beim Einfall der Türken im Jahre 1580 zerstört wurde. 1852 begann die militärische Nutzung des Areals, das von Kavallerie,- Artillerie- aber auch Jägerverbänden genutzt wurde.

Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Anlage als Kadettenanstalt und Militärunterrealschule verwendet und später als Kaserne genutzt. Im Zweiten Weltkrieg diente das Areal der Deutschen Wehrmacht als Lazarett. Nach Kriegsende wurde es als Flüchtlingslager genutzt und später unter britische Verwaltung gestellt. 1951 wurde eine Gendarmerieschule in der Kaserne untergebracht.

Ab 1955 wurde die Einrichtung vom Österreichischen Bundesheer verwendet und 1967 in Erzherzog Johann-Kaserne unbenannt. Seit 1999 ist das Jägerbataillon 17 in dem ehemaligen Schloss stationiert.

Adresse: Hauptstraße 75, 8472 Straß

Feldmarschall Erzherzog Johann von Österreich (1782 bis 1859) war der Sohn des Habsburgerkaisers Leopold II.

Er gilt als Modernisierer und Förderer von Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft. Besonders verbunden war er mit der Steiermark. Noch heute bestehen zahlreiche Institutionen, die er begründete, wie die Universität in Graz. Bereits 1800 kämpfte er gegen die Napoleonische Armee. In Tirol organisierte er die Landwehr und unterstütze Andreas Hofer in seinem Freiheitskampf.

1809 befahl Erzherzog Johann unter anderem die Verteidigung von Malborgeth durch Hauptmann Hensel und jene des Grazer Schloßberges durch Major Hackher.

Hensel-Kaserne, Villach

Die Kaserne wurde etwa 1860 als Teil eines Gutsbetriebes erbaut. 1912 wurde das Areal vom k.u.k. Militär übernommen und als Kaserne verwendet. Sie diente den, im gleichen Jahr gegründeten Sappeuren (Pioniere, die auf den Bau von Landbefestigungen spezialisiert waren) als Kaserne.

Ab 1936 waren wieder Pioniere in der Anlage stationiert. Zuerst ein Osttiroler Pionierbataillon des Bundesheeres und während des Zweiten Weltkrieges Pioniere der Deutschen Wehrmacht. Nach dem Ende des Krieges waren bis 1954 englische Soldaten in der Kaserne untergebracht, bevor die Einrichtung kurz eine Abteilung der Gendarmerieschule beheimatete. Seit dem Ende des Besatzungszeit sind wieder Soldaten des Österreichischen Bundesheeres in der Hensel-Kaserne stationiert.

Noch heute wird die Anlage von Pionieren des Pionierbataillons 1 und einer Betriebsversorgungsstelle des Militärkommandos Kärnten genutzt.

Adresse: Obere Fellacher Straße 60-69, 9501 Villach

Ingenieur-Hauptmann Friedrich Hensel (1781 bis 1809) wurde 1808 von Erzherzog Johann zum Bauleiter der Festung in Malborgeth ernannt.

Diese Sperranlage war für die Sicherung der österreichischen Südgrenze gegen französische Truppen von entscheidender Bedeutung. 1809 wurde Malborghet unter Führung des Hauptmannes gegen die Franzosen verteidigt.

Knapp 400 Mann konnten die Anlage vier Tage lang halten, bevor sie die französische Übermacht von etwa 15 000 Soldaten eroberte. Die meisten Verteidiger, darunter Hensel, fielen. 

Hackher-Kaserne, Gratkorn

Die Kaserne wurde 1940 während des Zweiten Weltkrieges für die Deutsche Wehrmacht erbaut. Die damals errichteten Gebäude gehörten zum Pionier- Wasserübungsplatzes und wurden vorwiegend als Lager genutzt.

Nach dem Kriegsende wurde das Areal von der Steiermärkischen Landesregierung verwaltet und für Betriebs- und Wohnzwecke verwendet. 1955 wurde das Gelände an das Österreichische Bundesheer übergeben und von 1966 bis 1971 ausgebaut. In weiterer Folge waren in der Kaserne Artillerie-, Ausbildungs- und Aufklärungsverbänden stationiert.

Seit 2008 wird die militärische Einrichtung von Teilen des Versorgungsregimentes 1 genutzt.

Adresse: Kasernstraße 6, 8101 Gratkorn


Oberst Franz Xaver Freiherr Hackher zu Hart

(1764 bis 1837) verteidigte den Grazer Schlossberg 1809 während der Belagerung durch die französischen Truppen Napoleons.

Davor kämpfte er von 1787 bis 1792 gegen die Türken und nahm bei der Belagerung von Mantua in Südtirol teil. Von 1813 und 1814 kämpfte Hackher zu Hart erneut gegen Napoleon; dieses Mal jedoch in der schwedischen Nordarmee. 

Andreas-Hofer-Kaserne, Absam

Das Gelände wurde ab 1900 als Schießplatz militärisch verwendet. 1939 wurde mit dem Bau der Kaserne begonnen, der ein Jahr dauerte.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges waren zuerst amerikanische und danach französische Soldaten in der Kaserne stationiert. Ab 1953 wurde die Einrichtung an die Gendarmerieschule übergeben. Seit dem Ende der Besatzungszeit in Österreich wird das Areal vom Bundesheer verwendet, in dem 1956 die ersten Grundwehrdiener einrückten. 1965 erhielt die Anlage den Namen Andreas-Hofer-Kaserne.

Heute befindet sich das Kommando der 6. Jägerbrigade und zwei Kompanien des Stabsbataillons 6 in der Kaserne.

Adresse: Jägerstraße 6, 6067 Absam

Andreas Hofer (1767 bis 1810) war ein Wirt aus St. Leonhard in Passeier und Major der Passeirer Schützen.

Ab 1805 wurde Tirol aufgrund der Niederlage Österreichs im dritten Koalitionskrieg gegen Napoleon von Bayern beherrscht. Die Repressalien der Besatzer gegenüber den Tirolern führten zum Aufstand von 1809. Hofer wurde zum Anführer dieser Bewegung gewählt. Bei dem Aufstand konnte er zahlreiche Erfolge gegen bayrische und französische Besatzer erringen, dennoch war der Freiheitskampf nicht von Erfolg gekrönt. Hofer musste fliehen, wurde verraten und auf direkten Befehl Napoleons erschossen.

Er gilt in Tirol als Freiheitskämpfer gegen die bayerische und französische Fremdherrschaft und als Nationalheld.

-keu-

 

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Meinungen (1)

  • ObstltdhmfD Dr. Andreas FREUND,MBA // 11.07.2016, 10:58 Uhr Sehr übersichtliche und kompakte Zusammenfassung - gut gelungen!
    Detail am Rande: Erzherzog Johann war nicht Gründer der (Karl-Franzens-) Universität Graz sondern der Technischen Lehranstalt am JOANNEUM aus welcher in weiterer Folge die Technische Universität Graz hervorging.