• Veröffentlichungsdatum : 15.11.2016
  • – Letztes Update : 30.01.2018

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General Emil Spannocchi

Redaktion Truppendienst

Der Sohn einer alten k.u.k. Offiziersfamilie gilt als Schöpfer der Panzerwaffe des Österreichischen Bundesheeres und als „Vater der Raumverteidigung“. Seine militärische Laufbahn begann 1934 als Einjährig-Freiwilliger bei der Kavallerie und endete 1981 als General der Panzertruppe.

Emil Spannocchi wurde am 1. September 1916 als Sohn von Anton Graf Spannocchi und Gabriele Gräfin Attems-Heiligenkreuz in Aigen bei Salzburg geboren. Die alte k.u.k. Offiziersfamilie hat ihre Wurzeln in der Toscana. Nach der Grundschule besuchte der spätere General das Stiftsgymnasium des Benediktinerklosters Seitenstetten, wo er 1934 mit Auszeichnung maturierte.

Im Bundesheer der 1. Republik

Am 1. September 1934 trat Spannocchi als Einjährig-Freiwilliger beim Dragonerregiment Nr. 2 in Enns seinen Dienst beim Österreichischen Bundesheer der Ersten Republik an. Ein Jahr später erfolgte seine Aufnahme an die Theresianische Militärakademie in Wiener Neustadt. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 wurde Spannocchi in die Deutsche Wehrmacht übernommen. Noch im gleichen Jahr erhielt er sein Offizierspatent als Leutnant und wurde dem Kavallerieregiment 17 in Bamberg zugeteilt.

Im Zweiten Weltkrieg

Kriegsbeginn

Nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges am 1. September 1939 nahm er bis zum Dezember 1939 als Zugskommandant bei der motorisierten Aufklärungs-Abteilung 7 am Polenfeldzug teil. Während dieses Feldzuges wurde er zum Oberleutnant befördert und absolvierte den Kompanieführerlehrgang. Danach diente Spannocchi als Schwadronchef beim Reiterregiment 2 in Frankreich, Holland und Polen.

Nach Absolvierung eines Umschulungslehrganges von der Kavallerie zur Panzertruppe kam der spätere General am 22. Juni 1941 zur Heeresgruppe Mitte nach Russland. Sein Reiterregiment wurde am 3. Dezember 1941 in das Panzerregiment 24 eingegliedert, und Emil Spannocchi übernahm das Kommando über eine Panzerkompanie. 1942 erfolgte seine Beförderung zum Rittmeister und die Unterstellung seines Verbandes unter die Heeresgruppe Süd. 1943 wurde er Abteilungsführer seines Panzerverbandes und nach Frankreich abkommandiert.

Generalstabsausbildung

Ab dem Sommer 1943 absolvierte Spannocchi die Generalstabsausbildung an der Kriegsakademie in Berlin-Hirschberg. Nach erfolgreicher Beendigung des Generalstabslehrganges von Dezember 1943 bis Oktober 1944 kam er als Kompaniechef erneut zum Panzerregiment 24 nach Italien. Während dieser Zeit nahm Spannocchi an einem Schulungslehrgang für die schweren Panzer („Panther“ und „Tiger“) teil. Zum Major i. G. befördert, kam er ab Dezember 1944 zur 2. Panzer-Division an die Westfront, wo er in Luxemburg, Belgien und Deutschland stationiert war.

Kriegsende und Nachkriegszeit

Gefangenschaft und Privatwirtschaft

Von 27. April bis 3. Juni 1945 befand sich Spannocchi in amerikanischer Kriegsgefangenschaft. Während seiner Fronteinsätze zwei Mal verwundet, wurde er mit dem Eisernen Kreuz I. und II. Klasse, dem Sturmabzeichen in Silber, der Ehrenblattspange des Heeres und dem Verwundetenabzeichen in Schwarz ausgezeichnet.

Nach der Kriegsgefangenschaft war Spannocchi bis Dezember 1946 beim Sinter-Metallwerk Berghaus als Abteilungsleiter beschäftigt, wechselte als Geschäftsführer zur Salzburger Metall AG und ein Jahr später als Prokurist zur Firma Imhoff und Stahl. Danach arbeitete er bis 1952 als Abteilungsleiter bei der Firma Ricma und bis zum Jänner 1954 bei der italienischen Firma Cinescolux als Präsident des Verwaltungsrates.

Eintritt in die B-Gendarmerie

Am 26. Februar 1954 trat Spannocchi als Gendarmerie-Rittmeister in die B-Gendarmerie ein. Er wurde der Gendarmerieschule Kärnten I zugeteilt und ab dem Mai 1954 Kommandant der Fahreinheit Kärnten. Noch im November des gleichen Jahres erfolgte seine Dienstzuteilung nach Wien.

Im Bundesheer der 2. Republik

Nach der Unterzeichnung des Staatsvertrages wurde Spannocchi im August 1955 dem Amt für Landesverteidigung zugeteilt, das damals ein Teil des Bundeskanzleramtes war. 1956 kam er als Oberstleutnant des höheren militäischen Dienstes in die Zentralleitung des neu aufgestellten Bundesministeriums für Landesverteidigung. Kurz darauf erfolgte seine Versetzung zur Panzertruppenschule, deren Kommandant er ab dem Mai 1957 war. In dieser Funktion war Spannocchi für den Aufbau der Schule und die Ausbildung der gesamten österreichischen Panzertruppe verantwortlich.

1960 wurde Spannocchi Kommandant der 9. Panzergrenadierbrigade und 1963 Kommandant der Stabsakademie. Spannocchi erwarb sich Verdienste um den Ausbau dieser Institution zur heutigen Landesverteidigungsakademie. 1973 wurde er an die Spitze des neugeschaffenen Armeekommandos berufen und zum General der Panzertruppe ernannt. In dieser Funktion übernahm er die Aufgabe, das Heer in eine neue Gliederung überzuführen. Ihm oblag die Umsetzung der Heeresgliederungen 1972 und 1978 mit der Aufstellung der Bereitschaftstruppe und der Landwehr.

Spannocchi-Doktrin 

Unter Leitung von General Spannocchi wurde das Konzept des österreichischen Verteidigungssystems ausgearbeitet und eingeführt. Er versuchte das „Raumverteidigungs-Konzept“ mit griffigen Slogans verständlich zu machen. Die „Raumverteidigung“ wurde auch als „Spannocchi-Doktrin“ bekannt. 1978 wurde der General, unbeschadet seiner Funktion als Armeekommandant, mit der Führung der Sektion III des BMLV betraut und einige Monate später zum Leiter dieser Sektion bestellt. Diese Funktion erfüllte er bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand am 30. September 1981.

Ruhestand

General Spannocchi blieb dem Österreichischen Bundesheer auch nach seiner Versetzung in den Ruhestand verbunden. Er hielt Vorträge, referierte bei Fachtagungen, nahm als Militärjournalist zu aktuellen Anliegen Stellung und gab eine Zeitung für Soldaten heraus. Im Mai 1992 erlitt General Spannocchi während eines Ausrittes einen Schlaganfall und zog sich durch den Sturz vom Pferd schwere Kopfverletzungen zu. Infolge dieses Unfalles verstarb General Emil Spannocchi am 29. August 1992 im Krankenhaus Wiener Neustadt.

Redaktion Truppendienst

Link: Der Weg zur Raumverteidigung


 

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