• Veröffentlichungsdatum : 13.01.2023
  • – Letztes Update : 17.01.2023

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Garant für den Korpsgeist

Wolfgang Brunner

Der Kommandounteroffizier (KdoUO) ist keine Erfindung des Bundesheeres und er ist auch nicht neu. Seit mehr als zehn Jahren ist er in den Kommanden der großen Verbände anzutreffen. Neu ist, dass es nun auch in Bataillonen KdoUO gibt, wenngleich diese nicht offiziell diese Bezeichnung führen oder das damit verbundene sichtbare Verwendungsabzeichen tragen. Dieser Umstand ist ein passender Anlass, um diese Funktion und ihre Aufgaben zu beleuchten.

Der KdoUO ist grundsätzlich der ranghöchste Unteroffizier einer militärischen Formation. Einen eigenen Arbeitsplatz gibt es zurzeit nur in großen Verbänden und in den Streitkräften. Dennoch kann er – informell, aber dennoch offiziell – auch in einem Bataillon installiert werden, wie es das Panzergrenadierbataillon 35 (als Vorreiter) und das Jägerbataillon 18 gemacht haben. Dort wurden erfahrene und anerkannte Unteroffiziere zum KdoUO bestellt. Auf Einheitsebene übernimmt diese Funktion – wenngleich inoffiziell – der Dienstführende Unteroffizier oder der Kommandant der Kommandogruppe.

Egal auf welcher Ebene, ob offiziell oder informell: Der KdoUO sollte immer das Bindeglied zwischen Kommandanten, Unteroffizieren, Mannschaften sowie Zivilbediensteten sein. Diese Scharnierfunktion übt er außerhalb des militärischen Führungskreises aus, obwohl er stets im Auftrag des Kommandanten handelt.

Eine wesentliche Aufgabe ist es, die „blinden Flecken“ seines Kommandanten zu erkennen und zu benennen – als „High Value Assset“, der das Lagebild vervollständigt. Um das zu können, dient er als Ansprechpartner aller Soldaten. Er geht auf sie zu, redet mit ihnen und stellt fest, wo „der Schuh drückt“. Danach steht es ihm frei, diese Informationen in einem bottom-up-Verfahren weiterzuleiten. Das kann, abhängig vom Anliegen, den betroffenen Personen bzw. der Bedeutung der Sache, formell oder informell geschehen. Jedenfalls erfolgt es in einer angemessenen, vertraulichen und konstruktiven Art.

Warum das dem KdoUO leichter fällt, als seinem Kommandanten oder einem Stabsoffizier ist einfach erklärt: Unter Gleichen redet es sich leichter! Der KdoUO ist Unteroffizier und in diesem Stand sozialisiert. Er kennt die Bedürfnisse und er kennt seine Kameraden – viele seit Jahrzehnten. Das schafft jene Vertrauensbasis, die nötig ist, damit er seine Aufgabe erfüllen kann. Zu dieser gehören auch unangenehme Gespräche, wenn es Probleme gibt – auch im zwischenmenschlichen oder persönlichen Bereich. Dann wirkt er als kameradschaftlicher Vermittler und Berater, der aufgrund seiner Erfahrung und der Rückmeldung von Kameraden, Probleme bereits erkennt, bevor diese tatsächlich entstehen.

Um diese heikle Aufgabe erfüllen zu können, ist eine besondere Vertrauensbasis zwischen dem KdoUO, seinen Kameraden und dem Kommandanten notwendig. Vertrauen kann weder verordnet noch kann es befohlen werden. Es ist das Resultat von jahrelangem Wirken, gemeinsamer Arbeit und kameradschaftlichen Erlebnissen – am besten im Einsatz. Aus diesem Grund muss der KdoUO eine in seinem Verband anerkannte Persönlichkeit sein.

Um auf dem Gefechtsfeld zu bestehen, benötigt es eine wirklichkeitsnahe Ausbildung. Bei dieser steht der KdoUO seinen Kameraden mit Rat und Tat zur Seite und ermutigt sie zu kritisch-kreativem Handeln.

Der KdoUO ist der Garant für den Korpsgeist in einem Verband. Vor allem für junge Kadersoldaten ist er eine wichtige Ansprechperson, die sie in den Verband und seinen Eigenheiten einführt. Er steht für Stabilität, Moral, soldatische Tugenden und Kameradschaft, aber auch für die Auftragserfüllung im Sinne des Kommandanten. Denn: Was zählt ist der Entschluss des Kommandanten und daraus abgeleitet das Erfüllen seiner Aufträge!

Die Kernkompetenz von Unteroffizieren sind Handlungen, die das Bundesheer von Führungskräften erwartet: führen, entwickeln, erreichen.

  • Führen (Kommando übernehmen): Ziel, Richtung und Motivation vorgeben, Vertrauen aufbauen, mit gutem Beispiel vorangehen, kommunizieren.
  • Entwickeln (Teambuilding): Positives Klima schaffen, sich selbst und Untergebene entwickeln, Talente erkennen und fördern.
  • Erreichen (Auftrag erfüllen): Aufgaben und Aufträge gemäß den Standards und im Sinne des Kommandanten pünktlich erfüllen.

Unteroffiziere, die Mitglieder eines Teams sind, tragen gemeinsam mit den Offizieren die Verantwortung für die effektive Nutzung verfügbarer Ressourcen, die Planung der Ausbildung, die Organisation, die Führung, die Koordinierung und die Kontrolle der Erfüllung der zugewiesenen Aufgaben. Soldaten erwarten von Kommandanten eine Führung, die über das bloße Ausüben formaler Autorität hinausgeht. Die Kommandanten aller Ebenen müssen mit gutem Beispiel vorangehen und ihnen als Vorbilder dienen.

Vizeleutnant Wolfgang Brunner, Kommandounteroffizier der 4. Panzergrenadierbrigade

 

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