• Veröffentlichungsdatum : 15.12.2022
  • – Letztes Update : 14.12.2022

  • 7 Min -
  • 1451 Wörter
  • - 14 Bilder

Faszination Fliegen - Das war die AIRPOWER22

Anna Hlawatsch, Selina Lukas

Generationenverbindend – so lässt sich Europas größte Airshow beschreiben. 2022 feierte die Flugshow ihr zehntes Jubiläum. Bei Volksfeststimmung wurde dieses am 2. und 3. September mit rund 275.000 Besuchern gefeiert. Die TRUPPENDIENST-Redakteurinnen Anna Hlawatsch und Selina Lukas waren vor Ort.

Als wir am Eröffnungstag auf dem Fliegerhorst eintreffen, ist der Parkplatz beinahe voll. Obwohl die Eröffnung erst in einigen Stunden beginnt, drängen bereits zahlreiche Besucher durch die Eingangskontrollen. Um die Anreise so stressfrei wie möglich zu gestalten, sind viele mit dem Fahrrad oder der Bahn angereist. Mit einem derartigen Besucheransturm hat aber wohl niemand gerechnet. Wir beobachten das bunte Treiben, während wir uns über das frisch gemähte Gras Richtung Veranstaltungsgelände aufmachen. 

Die meisten Besucher sind mit Campingsesseln, Bergschuhen, Decken und Sonnenhut ausgerüstet. Wir folgen dem Strom Richtung Startbahn. Zu unserer Enttäuschung sind die besten Plätze direkt hinter der Absperrung bereits vergeben. Der Stimmung tut dies keinen Abbruch, zu groß ist die Vorfreude auf das nahende Spektakel. Schließlich bieten rund 200 Zivil- und Militärluftfahrzeuge, davon rund 50 des Österreichischen Bundesheeres, an beiden Veranstaltungstagen ein jeweils achtstündiges Programm. 

Wir lassen unsere Blicke über das Gelände schweifen. Jung und Alt sitzen auf den mitgebrachten Picknickdecken nebeneinander, viele sind mit der ganzen Familie angereist. So auch Marina W. aus Vorarlberg. Bereits zum dritten Mal besucht sie die Airshow mit ihrem Vater: „Es ist einfach ein besonderes Feeling, man hört alles, man sieht alles. Und die Shows jeder einzelnen Nation sind toll.“ Ihr Vater freut sich insbesondere auf den Überflug der B-52 „Stratfortress“ der U.S. Air Force. Der Überflug des ältesten Strahlflugzeugbombers der Welt war erst kurz vor Beginn der AIRPOWER angekündigt worden. Doch die US-Maschine ist nicht das einzige Highlight: „Unsere Abfangjäger sind der Wahnsinn“, sind sich Vater und Tochter einig.

Auch die Kunstflugstaffeln stehen bei den Besuchern hoch im Kurs. Verena F. haben es vor allem die Italiener angetan: „Die Frecce Tricolori sind immer ein tolles Highlight. Auf sie freue ich mich besonders. Die Patrouille Suisse verspricht auch super zu werden.“ Verena ist mit ihrem Vater angereist und bereits zum vierten Mal bei der AIRPOWER. Sie genießt vor allem die Atmosphäre der Flugshow: „Die Stimmung ist sehr gut, das Wetter spielt heuer mit, und ich glaube, gerade nach den vergangenen Monaten sind alle froh, endlich wieder etwas erleben zu können.“ 

Auf unserem Weg über das Gelände kommen wir an Imbissständen und dröhnenden Lautsprechern vorbei, aus denen Kommentatoren über das Luftspektakel informieren. Beinahe fühlen wir uns, als wären wir in einem Fußballstadion. Dabei fällt uns auf, wir haben das wohl wichtigste Utensil für die AIRPOWER vergessen – den Gehörschutz. Auf unserer Suche nach Abhilfe treffen wir auf Renhold B. und seinen Schwiegervater Johann L. Sie sind aus Salzburg angereist. Renhold kümmert die Lautstärke wenig: „Ich war selbst lange beim Bundesheer bei der Fliegerabwehr. Die Lautstärke macht mir nichts, dafür gefallen mir die Flugzeuge einfach viel zu sehr.“ 

Als sich pünktlich um 0900 Uhr die ersten Hubschrauber des Bundesheeres für die Welturaufführung „Vibes in the Sky“ in die Luft stemmen, ist die Spannung auf dem Boden beinahe greifbar. Wenige Sekunden später „tanzen“ neun Aérospatiale „Alouette“ III mit drei Pilatus PC-6 „Turbo Porter“ und einem Eurofighter „Typhoon“ zu der Komposition von Tristan Schulze, dem Chefdirigenten der Wiener Konzertvereinigung, über den Köpfen der Besucher. Die Motor- und Fluggeräusche dienen dabei als weitere Stimmen der Partitur, die die von 100 Militärmusikern eingespielte Sinfonie ergänzen. Abgelöst werden die „Alouette“ III von ihrem Nachfolger, einer AgustaWestland AW169M. Zur Freude zahlreicher Spotter, die ihre Objektive gekonnt auf das Luftspektakel ausrichten. 

Während sich die Schwingungen der Lüfte dem großen Schlussakkord nähern, fällt uns auf, dass die Besucher der AIRPOWER ein Faible für Speed und Lärm zu einen scheint. Je lauter das Krachen der Motoren, desto größer die Euphorie im Publikum, oder wie Ursula R. es zusammenfasst: „Mich begeistert alles, das laut und schnell ist und nach Kerosin riecht.“ Sie und ihr Begleiter Hannes sind bereits um vier Uhr früh aufgestanden, denn sie sind aus Wiener Neustadt angereist. „Das nächste Mal nehmen wir uns aber ein Hotel, das ist weniger anstrengend“,  lacht Hannes. Für beide ist die AIRPOWER das beste Event in Österreich. „Wenn nicht sogar in ganz Europa“, meint Ursula R. und legt nach: „Wenn es nach mir ginge, könnte die AIRPOWER einmal im Monat stattfinden, ich würde sie mir jederzeit ansehen.“ 

Zwischen den waghalsigen Luftmanövern, die den Piloten höchste Präzisionsarbeit abverlangen, können sich Flugbegeisterte an den zahlreichen Ständen am Boden über Innovationen und Karrieremöglichkeiten in der Luftfahrt informieren. Zu bestaunen gibt es bei den „Static Displays“, wie das Bodenprogramm auf der AIRPOWER genannt wird, einiges. Neben der Möglichkeit, die persönliche Piloteneignung zu testen, bieten Fliegerpsychologen Einblicke in die fliegerische Aufnahmeprüfung. Auf dem Weg zu einem dieser Zelte, treffen wir Manuela S. Sie ist zum ersten Mal auf der AIRPOWER und begeistert: „Die Stunts, die Show, alles ist einzigartig. Genauso habe ich es mir vorgestellt“, schwärmt sie und lacht: „Leider sehe ich zu schlecht, sonst würde ich auch Pilotin werden wollen.“ 

Einblicke in die Zukunft der Elektromobilität finden wir im Zelt nebenan. Dort wartet ein elektrisch betriebenes Flugtaxi, das gänzlich ohne Piloten seine Passagiere zur Wunschdestination chauffiert. Publikumsmagnet ist jedoch eine andere Attraktion. Dank Virtual-Reality-Brille können Flugbegeisterte ihrem Traum vom Eurofighter-Piloten ein Stück näherkommen. Und auch vor dem schwedischen Mehrzweckkampfflugzeug Saab JAS-39 „Gripen“, das mit Biofuel betrieben wird, hat sich bereits eine Schlange gebildet. Vor allem das junge Publikum fühlt sich im Cockpit des „Öko-Kampfjets“ augenscheinlich wohl. 

Unterdessen hat über uns eine weitere Welturaufführung des Mitveranstalters Red Bull begonnen. Für das Aerobatic Triple wird Wingsuit-Pilot Marco Waltenspiel aus der fliegenden Pilatus PC-6 springen. Für Hannes L. ist spätestens jetzt klar: „Die AIRPOWER darf nicht sterben.“ Die Sorge, dass die heurige Flugshow eine der letzten ihrer Art sein könnte, beschäftigt nicht nur ihn, sondern auch Stefan B. aus Freilassing: „Man sollte dabei sein, solange es sie gibt. Ich fürchte, irgendwann wird es sie nicht mehr geben.“ Verteidigungsministerin Klaudia Tanner kennt die Sorge des Publikums und beruhigt: „Die AIRPOWER ist die größte militärische Übung des Bundesheeres. 6.000 Soldaten sind bei der Airshow im Einsatz. Nicht nur im Luftraum, sondern auch die Einsatzkräfte am Boden erhalten durch sie eine einzigartige Möglichkeit zu trainieren.“ Von einem wichtigen Impuls für die Region spricht Landesrat Werner Amon. Das Land Steiermark profitiere durch die AIRPOWER von 9,2 Millionen Euro an Wertschöpfung. Zudem generiere die Flugshow Jahr für Jahr zusätzliche Dienstleistungen. 

Solange es die AIRPOWER noch gibt, sollte man wenigstens einmal dabei gewesen sein,“ meint Andreas R. Gemeinsam mit seinem Bekannten Stefan B. hat er die dreistündige Anfahrt aus Deutschland auf sich genommen: „Es zahlt sich jedes Mal wieder aus hierherzukommen. So etwas sieht man nicht jeden Tag.“ Nicht alle Tage, dafür aber bereits zum zehnten Mal sehen Martin und Nicole O. zu, wie die Flieger in den Lüften ihre Runden drehen. Die Zeltweger sind von Anfang an bei der AIRPOWER dabei und geben ihre Begeisterung an ihre drei Kinder Sophia, Johanna und Simon weiter. Was daran besonders cool ist? „Dass es so laut ist,“ antwortet Simon wie aus der Pistole geschossen. „Das Flair ist einzigartig, deswegen kommen wir immer wieder,“ meint Martin. Nicole ergänzt: „Für die Kinder ist es immer wieder ein Erlebnis. Wann kann man sonst auf der Tragfläche eines Flugzeuges sitzen?“ Ein Erlebnis, das sowohl für Klein als auch für Groß in Erinnerung bleibt. 

Für alle, die ihre Erinnerung dennoch ein wenig unterstützen wollen, gibt es auf dem Gelände zahlreiche Stände, an denen man Andenken kaufen kann. Von T-Shirts über Kappen und Schlüsselanhänger ist alles dabei – wenn man früh genug dran ist. David L. hat Pech. Mit seinem Großvater war er 2013 schon einmal auf der AIRPOWER. „Ich versuche gerade, irgendwo eine Kappe für ihn als Andenken zu finden, aber die sind bei allen Ständen schon ausverkauft.“ Ob es ihn wundert, dass die Souvenirs so schnell vergriffen sind? „Nein, es ist echt ein Wahnsinn, wie viele Leute auf dem Gelände sind. Teilweise kommt man nur schwer voran. Dafür ist die Stimmung super.“ Am Schluss entscheidet er sich für eine metallene Jausenbox, die das Logo der AIRPOWER22 ziert. Die Verkäuferin hinter dem als Tresen umfunktionierten Biertisch lächelt zufrieden und streicht die „Jausenbox“ von der Preisliste. „Das war die letzte!“ ruft sie und wendet sich dem nächsten Kunden zu. Die Standbetreiber freut es, das erklärte Ziel lautet: „Bis Samstag 1700 Uhr soll alles verkauft sein.“ 

Als sich kurz nach 1600 Uhr der Himmel über unseren Köpfen in den Farben der italienischen Nationalflagge färbt, liegt Aufbruchsstimmung in der Luft. Auf den Hügeln werden die ersten Picknickdecken zusammengerollt und auch die ersten Standbetreiber haben mit dem Abbau ihrer Stände begonnen. Wir folgen Renate St. und ihrem Mann Karl Richtung Ausgang. Für beide ist klar: „Morgen sind wir wieder hier!

Mag. Anna Hlawatsch; Redakteurin beim TRUPPENDIENST.

Selina Lukas, MA; Redakteurin beim TRUPPENDIENST.­

 

Ihre Meinung

Meinungen (0)