Bereit für Österreich
Knapp 700 neue Wachtmeister des Lehrganges „Mount Hermon“ musterten am 28. Februar 2018 an der Heeresunteroffiziersakademie aus. Zu diesem Anlass fand ein militärischer Festakt in der Stadthalle von Enns statt. Zahlreiche Ehrengäste, allen voran Bundesminister Mario Kunasek, der selbst Unteroffizier ist, nahmen daran teil.
Die Ausmusterung der neuen Wachtmeister des Österreichischen Bundesheeres (ÖBH) an der Heeresunteroffiziersakademie (HuAk) hatte zwei Premieren. Erstens war es die erste Ausmusterung von Unteroffizieren, die gemäß dem neuen System - der Kaderanwärterausbildung neu - ausgebildet wurden. Zweitens nahmen nicht nur Berufs-, sondern auch Milizunteroffiziere im großen Stil offiziell an dem Festakt teil. Von den 679 Unteroffizieren, die ihre Unteroffiziersausbildung beendeten, sind 527 (33 davon Frauen) Berufssoldaten, 152 (drei davon Frauen) kommen aus der Miliz. Somit war die Ausmusterung die zahlenmäßig größte an der HUAk und im ÖBH, wobei beim Festakt selbst 533 neue Wachtmeister vor Ort waren.
Kaderausbildung neu
Die aktuelle Ausbildung zum Berufs- oder Milizunteroffizier dauert, ab dem Zeitpunkt des Einrückens, planmäßig 18 Monate und begann am 1. September 2016. Neben allgemeinen und spezifischen militärischen Themen sind auch die Bereiche Wehrpolitik, Rechtslehre, Politische Bildung und persönlichkeitsbildende Fächer die Inhalte der Ausbildung zum Unteroffizier. Diese findet nicht nur an der Heeresunteroffiziersakademie in Enns, sondern auch in anderen Garnisonen sowie an den Waffen- und Fachschulen des ÖBH statt.
Das Ziel der Kaderanwärterausbildung bzw. der Ausbildung zum Unteroffizier ist es, einen Ausbilder und Kommandanten zu formen, der über die nötigen fachlichen, methodischen und sozialen Kompetenzen verfügt, die er zur Ausübung seines Berufes benötigt. Er soll ein militärischer Profi sein, der seine Aufgaben menschlich, lageangepasst und selbstverantwortlich im Sinne des Auftrages erfüllt.
Der letzte Akt der Ausbildung
Die Ausmusterung ist nicht nur der erste Meilenstein eines Unteroffiziers, sondern auch der letzte Akt der Unteroffiziersgrundausbildung und dauert zwei Tage. Am ersten Tag fassen die neuen Wachtmeister ihre maßgeschneiderte A-Garnitur - die graue Ausgangsuniform - aus, erhalten ihre Beförderungsdekrete und durchlaufen einige administrative Stationen. Am zweiten Tag stehen nach der letzten Standeskontrolle im Hof der Towarek-Schulkaserne erneut administrative Tätigkeiten am Programm, bevor die Teilnehmer auf die Ausmusterung warten. Um die Wartezeit am 28. Februar zu verkürzen, fanden am Vormittag zwei Vorträge statt. Dabei nutzte der Milizbeauftragte des ÖBH, Generalmajor Mag. Erwin Hameseder, die Chance, um mit den Milizunteroffizieren zu sprechen und Vizeleutnant Paul Kellermayr stellte die Österreichische Unteroffiziersgesellschaft (UOG) vor, deren Präsident er ist.
Generalmajor Hameseder betonte die Qualität der Ausbildung an der HUAk und sagte: „Es gibt keine Hochschule, Universität oder andere Bildungseinrichtung, in der man besser lernt zu führen, als an der HUAk oder der MilAk.“ Er plädierte dafür, die positive Stimmung, die zurzeit für das ÖBH herrsche, „mitzunehmen“ und aktiv zu einer positiven Entwicklung beizutragen. In diesem Sinne forderte Hameseder die Milizsoldaten auf, ihre Anliegen zu artikulieren, da nur so eine positive Weiterentwicklung möglich sei, denn „die Zeiten, in denen man nichts sagen darf, sind auch im Bundesheer schon lange vorbei.“
Vizeleutnant Kellermayr fand ähnliche Worte und betonte den hohen Ausbildungsstand des österreichischen Unteroffiziers, der sich unter anderem im Vergleich zu anderen Armeen zeigt. Hinsichtlich der Ausmusterung meinte Kellermayr: „Der Dienstgrad Wachtmeister ist der sichtbare Schritt ins militärische Leben, das in vielen Bereichen nach anderen Regeln abläuft als das zivile.“ Er merkte dabei an, dass der Unteroffizier „sowohl ein Sicherheitsfachmann als auch Herz, Hand und Seele der Armee“ ist. Darüber hinaus gab er den neuen Wachtmeistern einen Einblick in die Aufgaben der UOG, die sich als überparteiliche Plattform zur Vertretung von Standesinteressen sieht.
Militärischer Festakt
Der Höhepunkt des 28. Februar 2018 war der militärische Festakt in der Stadthalle von Enns. Neben den angetretenen Wachtmeistern waren etwa 150 Ehrengäste anwesend; allen voran der Bundesminister für Landesverteidigung, Mario Kunasek, der 1997 selbst als Wachtmeister an der HUAk ausmusterte. Generalleutnant MMag. Dr. Karl Schmidseder, Leiter der Sektion IV, war der militärisch Höchstanwesende und Mag. Christian Kemperle, Leiter der Sektion I, der höchste zivile Vertreter des Bundesministeriums für Landesverteidigung. Die Anwesenheit von Kommerzialrat Viktor Sigl, Präsident des oberösterreichischen Landtages, und des Bürgermeisters von Enns, Franz Stefan Karlinger, unterstrichen die Bedeutung der Veranstaltung ebenso, wie der Besuch des Kommandanten der ungarischen Unteroffiziersakademie, Brigadegeneral Tibor Bozo.
„Heute ist ein großer Festtag für das Bundesheer und die Republik Österreich!“ Mit diesen Worten begann der „Hausherr“ und Kommandant der HUAk, Brigadier Nikolaus Egger, seine Rede. In Richtung der neuen Unteroffiziere sagte er: „Sie haben sich für einen der herausforderndsten Berufe und für den Dienst an der Öffentlichkeit entschieden. Sie haben eine lange und schwierige Ausbildung abgeschlossen, und mussten Entbehrungen auf sich nehmen, die es bei keiner anderen Berufsausbildung gibt.“ Mit Blick auf den Dienst bei der Truppe betonte Egger, dass „nun der Fokus auf den Aufgaben als Führungskraft liegt, für die sie eine fundierte Ausbildung erhalten haben und die sie meistern werden. Denn sie sind…“ wie die 533 neuen Unteroffiziere lautstark ergänzten: „Bereit für Österreich!“
„Ich habe bei der letzten Ausmusterung prophezeit, dass der Platz in der Ennser Stadthalle im Februar 2018 eng wird, und ich hatte Recht“, meinte Generalleutnant Schmidseder. Er sieht die hohe Anzahl an neuen Unteroffizieren als Ergebnis des Weges, der vor zwei Jahren eingeschlagen wurde und der dem ÖBH in der Gesellschaft ein hohes Ansehen brachte, „weil wir unsere Aufgaben in allen Bereichen gut erfüllen!“ Hinsichtlich dieser Aufgaben stellte Schmidseder klar: „Früher oder später werden sie im Einsatz sein, und als junger Unteroffizier werden sie in der ersten Reihe stehen“, weshalb es notwendig sei „mental und körperlich fit zu sein, aber auch Verständnis für das zivile Umfeld und für andere Kulturen zu haben.“
Mario Kunasek begrüßte die neuen Wachtmeister als Kameraden mit den Worten: „Ich freue mich sehr, Ihnen heute zum Dienstgrad Wachtmeister gratulieren zu dürfen.“ Rückblickend auf seine Ausmusterung meinte er, dass er an der HUAk das nötige Rüstzeug erhielt, um als Unteroffizier bestehen zu können, es aber auch der Unterstützung durch erfahrene Kameraden an der Dienststelle bedarf. Kunasek unterstrich die Notwendigkeit einer fordernden Ausbildung im ÖBH, denn auch „die Aufgaben des Bundesheeres sind fordernd, und wir müssen diese pünktlich und genau erfüllen, damit wir ein verlässlicher Partner sind.“ In diesem Zusammenhang stellte Bundesminister Kunasek klar, dass der Unteroffizier eine gesellschaftliche Rolle hat, in der er ein tugendhaftes Vorbild sein soll, das militärische Werte lebt. Abschließend wünschte er den neuen Wachtmeistern „eine gute Hand für Ihre Untergebenen, Geduld und Nachsicht und viel Soldatenglück!“
Der Beste des Lehrganges „Mount Hermon“ ist Wachtmeister Kevin Gugler, der KPE-Kompanie des Jägerbataillons 12 in Amstetten. In seiner Rede erwähnte der frisch gebackene Wachtmeister, dass „während der Ausbildung zum Unteroffizier die militärischen Grundfähigkeiten genauso vermittelt werden wie jene Fähigkeiten, die nötig sind, um als Kommandant zu bestehen.“ Darüber hinaus betonte er, dass „die Laufbahn des Unteroffiziers nicht mit dem Dienstgrad Wachtmeister endet, und wir noch viel zu lernen haben.“ Gugler, der acht Auszeichnungen erreichte, bleibt jedoch kaum Zeit, um zu feiern. Bereits am Tag nach der Ausmusterung verlegt er mit seiner Einheit in den Assistenzeinsatz, um dort sein Wissen in der Praxis anwenden zu können.
Neben den über 500 neuen Wachtmeistern war eine große Anzahl von Angehörigen und Freunden in die Ennser Stadthalle gekommen, die bis auf den letzten Platz gefüllt war. Die Gäste verliehen der Veranstaltung, die von den Märschen der Gardemusik umrahmt wurde und etwas über eineinhalb Stunden dauerte, ein würdiges Ambiente. Der Tenor der Redner spiegelte die aktuell positive Stimmung hinsichtlich der Wahrnehmung des Bundesheeres in der Öffentlichkeit. Darüber hinaus wurde in Enns auch ein Generationenwechsel innerhalb des ÖBH sichtbar. Das zeigte sich daran, dass manche Unteroffiziere, die vor etwa 20 Jahren an den ersten Ausmusterungen der HUAk teilnahmen, am 28. Februar 2018, ihre Söhne und Töchter zu deren Ausmusterung begleiteten.
Heimat der Unteroffiziere
Die HUAk versteht sich als Heimat der österreichischen Unteroffiziere und wurde in Enns 1958 als Heeresunteroffiziersschule gegründet. Seit nunmehr 60 Jahren findet dort ein Großteil der Kurse der Unteroffiziersausbildung sowie Aus-, Fort-, und Weiterbildungen statt. Im Jahr 1995 erfolgte die Umstrukturierung der Schule zu einer von drei Akademien des ÖBH: der Landesverteidigungsakademie, der Theresianischen Militärakademie und der Heeresunteroffiziersakademie, die alle aktuell zum Wirkungsverbund Militärhochschule zusammengefasst sind.
Ebenfalls 1995 wurden die Unteroffizierslehrgänge ins Leben gerufen. Das war auch der Startschuss für die Lehrgangsnamen und die Ausmusterungen, die seit diesem Jahr stattfinden. Der aktuelle Lehrgangsname „Mount Hermon“ steht für die UN-Soldaten des ÖBH, die jahrzehntelang ihren Dienst am Golan versahen. Dieser Name unterstreicht nicht nur die gelebte Tradition der HUAk, sondern auch die Einsatzorientierung dieses Kompetenzzentrums für Ausbildung.
Offiziersstellvertreter Gerold Keusch ist Redakteur beim TRUPPENDIENST.