Italien und seine Kolonien. Askaris, Uniformen und afrikanisches Erbe in den Museumssammlungen von Trentino-Südtirol
Nicola Labanca, Davide Zendri
Italien und seine Kolonien. Askaris, Uniformen und afrikanisches Erbe in den Museumssammlungen von Trentino-Südtirol
Verlag Militaria (Wien 2025)
zwei Bände, zahlreiche s/w und farbige Abbildungen
ISBN: 978-3-903341-48-7
Euro 149,90
Das im Jahre 1861 gegründete Königreich Italien stieß erst in den 1880er des 19. Jahrhunderts zu den europäischen Kolonialmächten. Anders als die großen Kolonialmächte dieser Zeit – Großbritannien und Frankreich – konzentrierte sich das Königreich mit einer Ausnahme, die italienische Konzession von Tientsin in China, auf Nord- und Ostafrika. Dieses nach dem Zweiten Weltkrieg verlorengegangene italienische Kolonialreich, das auch durch teils brutale Eroberungskriege erworben worden war, brachte Italien in Kontakt mit der dortigen afrikanischen und der chinesischen Bevölkerung. Dadurch bildete sich auch eine eigene Militärkultur der Kolonialtruppen heraus, die sich durch zahlreiche Uniformsorten und Spezialbewaffnungen manifestierte.
Diese Veröffentlichung entstand durch die Aktivitäten des Euregio-Museumsjahres 2025, innerhalb des Projektes „Una storia nascosta. Un nuovo sguardo sui beni cologniali conservati nei Musei dell´Euregio“, verbunden mit der Ausstellung im Museo Storico Italiano della Guerra (M/ITA/G) in Rovereto. Unter der Leitung der beiden Herausgeber entstand ein reich bebilderter Katalog von zivilen und militärischen Gegenständen aus Museumssammlungen aus dem Trentino und Südtirol. Eingeleitet wird dieses Werk durch historische Kapitel über den italienischen Kolonialismus, die Museumssammlung des M/ITA/G (Kolonial- und Fotosammlung) in Rovereto, einer Vorstellung des italienischen Kolonialismus sowie der Vorstellung des „Askari“, des einheimischen Soldaten im Dienst der Kolonialmacht. Dabei wird Italiens Rolle von den Autoren in den Epochen des Imperialismus, der faschistisch geprägten Zwischenkriegszeit und des Zweiten Weltkriegs auch kritisch beleuchtet wird.
Danach kommt ein großes Kapitel über die Uniformierungen der italienischen Kolonialtruppen und der Askaris, dem das Großkapitel über die afrikanischen Kolonien (Eritrea, Somalia, Sudan, Lybien und Italienisch-Ostafrika) folgt, in dem spezielle Artefakte und Bilder (Gemälde, Fotografien) mit Bezug vorgestellt werden – z. B. für Eritrea ein aus Ebenholz gefertigtes Modell der italienischen Festung Enda Jesus in Meqele (heute: Macallè). Im vorletzten Kapitel sind Beiträge über den Boxeraufstand und die Konzession von Tianjin sowie die von Italien besetzten Inseln von Rhodos und des Dodekanes. Als Abschluss dieses zweibändigen Werkes werden koloniale Artefakte anderer Euregio-Museen vorgestellt, unter anderem aus dem Museo Nationale Storico degli Alpini in Trient.
Nicht nur die Fotografien der musealen Gegenstände überzeugen, sondern auch die Auswahl der Fotografien bis hin zu Abbildungen von Plakaten, Zeitungen und Postkarten. Die für die Beiträge verwendete Literatur umfasst nicht nur italienische Fachpublikationen, sondern auch solche aus dem englischen Sprachraum. Das hier vorliegende Werk ist ein Beispiel wie man einen heereskundlich ausgerichteten Museumskatalog gewinnbringend herstellt, bei dem Artefakte erklärt und mit wissenschaftlich fundierten Aufsätzen kombinieren kann. Fazit: Dieser Doppelband bietet dem Leser einen ausgezeichneten Eindruck über ein zumeist unbekanntes Stück Kolonialgeschichte und kann uneingeschränkt empfohlen werden.
-mpr-

