• Veröffentlichungsdatum : 02.06.2023
  • – Letztes Update : 06.06.2023

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Irgendwohin und zurück

Heinrich Thaler

Heinrich Thaler

Irgendwohin und zurück

Edition Roesner, 2022

204 Seiten

ISBN 978-3-9505217-4-0

22,90 €

Das Ende des Zweiten Weltkrieges war eine Zeitenwende. Wie diese genau ablief war individuell sehr unterschiedlich, oft waren es banale Zufälle die über Leben oder Tod entschieden. Jedenfalls ist diese Zeit eine Leerstelle, die häufig mit Begriffen wie „die Wirren des Jahres 1945“ beschrieben werden. Konkretere Erzählungen sind selten, auch weil diese Monate für viele Menschen bzw. Familien ein scham- und schmerzbehaftetes Tabuthema sind bzw. waren.

Der Wiener Arzt Heinrich Thaler widmet sich genau dieser Zeit. Sein Zugang ist ungewöhnlich und erfrischend zugleich. Grundlage seines Werkes sind die Aufzeichnungen seines Onkels, der den Zweiten Weltkrieg als Sanitäter sowie das Ende des Krieges in Österreich er- und überlebte. Die Erlebnisse des jungen Soldaten und angehenden Arztes in dieser Zeit des Umbruches ergänzte der Autor, um die Schilderungen abzurunden. Das Ergebnis ist ein gut lesbares und interessantes Buch, das ein individuelles Kriegs- und Nachkriegsschicksal.

Diese Einzigartigkeit der Erlebnisse eines Menschen – konkret des Protagonisten des Buches, Othmar – zeigt, dass es nicht eine, sondern unzählige Erzählungen zum Ende des Krieges gibt. Dieser Umstand kommt in der Betrachtung der Vergangenheit, egal welcher Epoche, häufig zu kurz. Das ist aber nur ein Aspekt, der dieses Buch zu einer wertvollen Lektüre macht. Ein weiterer ist die Schilderung, wie sich diese Zeit für einen jungen Menschen „angefühlt“ hat, welche Gefahren wo lauerten, wie die Lebensumstände tatsächlich waren, aber auch welche Möglichkeiten es gab, um „durchzukommen“.

Mit „Irgendwohin und zurück“ schafft der Hobbyautor ein kompaktes, interessantes, kurzweiliges und gut lesbares Werk, das informiert, berührt und dennoch unterhält. Bei einigen Schilderungen hätte er vielleicht mehr die Tiefe gehen können und manche surreal erscheinenden Aspekte der Erzählung sind Geschmackssache. Das soll aber der historisch interessierte Leser selbst beurteilen, dem dieses Buch jedenfalls zu empfehlen ist. Stellt sich am Ende noch eine Frage: Welche Elemente sind Teil von Othmars Aufzeichnungen, welche stammen aus Thalers Feder?

Link zum Buch

-keu-

 

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