• Veröffentlichungsdatum : 28.06.2017
  • – Letztes Update : 26.06.2017

  • 2 Min -
  • 422 Wörter

Besatzungskinder

Barbara STELZL-MARX und Silke SATJUKOW (Hg.)

Die Nachkommen alliierter Soldaten in Österreich und Deutschland

Kriegsfolgen-Forschung Band 7

538 Seiten, 23 x 15.5 cm, gebunden, 94 s/w-Abbildungen und 3 Tabellen

€ 35,00

ISBN 978-3-205-79657-2

Böhlau Verlag Ges.m.b.h. & Co.Kg, Wien 2015

Die Nachkommen alliierter Soldaten in Österreich und Deutschland

Beim vorliegenden Werk handelt es sich um den siebenten von derzeit insgesamt acht erschienenen Bänden der Reihe „Kriegsfolgen-Forschung“ von Herausgeber Univ.-Prof. Dr. Stefan Karner, welcher unter anderem auch die Leitung des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgen-Forschung inne hat. 

Neun Monate nachdem im Frühjahr 1945 die alliierten Truppen in Deutschland und Österreichisch einmarschiert sind, kamen die ersten durch alliierte Soldaten gezeugten Kinder zur Welt. Diese sogenannten „Besatzungskinder“ entsprangen Liebesbeziehungen, kurzen Affären, Überlebensprostitution aber auch Vergewaltigungen. In Deutschland geht man von etwa 400 000, in Österreich von rund 30 000, von alliierten Soldaten gezeugten Kindern aus. Gemeinsam mit ihren Müttern wurden sie oft Diskriminierung und Stigmatisierung ausgesetzt. Sie waren ja Nachkommen des Feindes - obwohl es zum Zeitpunkt der ersten Geburten de facto keinen Feind mehr gab.

Auch wenn Besatzungskinder nicht die einzigen unehelichen Kinder der Nachkriegszeit waren, stellte sich für diese Gruppe dennoch ein besonderes Problem dar: Ihre Väter waren im besten Falle nur sehr kurze Zeit vor Ort stationiert – meist waren sie zum Zeitpunkt der Geburt schon gar nicht mehr im Lande. Daher war das Feststellen der Vaterschaft schon aus zeitlichen und räumlichen Gründen überwiegend nicht möglich. Großteils wurde die Vaterschaftsfeststellung durch die alliierten Mächte sogar verhindert. Das Resultat waren Lebensumstände, welche neben den schon angesprochenen katastrophalen sozialen Belastungen, auch noch von materiellen und finanziellen Entbehrungen gekennzeichnet waren.

Besonders in ländlichen Regionen war dieser Umstand stark fühlbar und prägt die Betroffenen teilweise bis in die heutige Zeit. Dass die Suche nach den Vätern daher eine große Bedeutung für die meisten Besatzungskinder darstellt, ist unter diesem Blickwinkel zu sehen.

Die beiden Herausgeberinnen, Barbara Stelzl-Marx und Silke Satjukow, geben mit diesem Buch erstmals einen Überblick über die Situation der besonderen Gruppe der Kriegskinder und Besatzungskinder. Es werden sowohl die Sozialisations- und Lebensbedingungen als auch die, teils von wenig Erfolg gekrönten, lebenslangen Nachforschungen nach den Vätern behandelt. Das Thema wird von verschiedenen Autoren interdisziplinär behandelt und durch autobiografische Texte sowjetischer, amerikanischer, britischer und französischer Besatzungskinder komplimentiert. Somit verknüpft das vorliegende Buch die Rekonstruktion biografisch-individualpsychischer Geschichten von Besatzungskindern mit deren sozialpsychisch-politischer Geschichte.  

Sowohl die wissenschaftlichen als auch autobiografischen Texte sind für den Leser leicht verständlich und interessant verfasst. Zahlreiche Archivbilder beleuchten die verschiedenen Lebenssituationen der Besatzungskinder und deren Mütter und machen die Materie für den Leser greifbarer.

Ludwig Boltzmann-Institur für Kriegsfolgenforschung

-hst-

 

 

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