• Veröffentlichungsdatum : 17.11.2020
  • – Letztes Update : 18.11.2020

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Gedenktafel für Teodat Andric enthüllt

Manuel Martinovic

Am 3. November 2020 fand die feierliche Enthüllung der restaurierten Gedenktafel zu Ehren des österreichisch-ungarischen Hauptmanns Teodat Andric in Tasovcici bei Capljina statt. Das 1914 errichtete Denkmal war im Laufe der Jahre stark beschädigt worden.

Teodat Andric wurde am 4. Mai 1875 in Triest geboren und starb am 17. Mai 1913 bei einem Flugzeugabsturz bei Capljina. Andric war der erste Kommandant des Luftwaffenstützpunktes in Mostar und das erste „Opfer" eines Flugunfalls in Bosnien und Herzegowina. Andric war Berufssoldat und ursprünglich Kadett im Infanterieregiment Nr. 84, bis er 1894 zum Leutnant befördert wurde. 1899 wurde Andric in das erste Tiroler Kaiserjäger-Regiment versetzt. 1912 absolvierte er den Pilotenkurs in Wiener Neustadt und erhielt das Pilotenzeugnis mit der Seriennummer 89. Am 9. Jänner 1913 wurde er zum Kommandanten der neuen Flugzeugflotte in Mostar bestellt.

Unter der Leitung von General Emil Uzelac, dem ersten Befehlshaber, entwickelte sich die neu gegründete österreichisch-ungarische Luftwaffe mit großen Schritten. Ab 1913 wurden Schulungen auf vier Flugplätzen durchgeführt, der Kampfpilotenschule in Görz (heute Italien), den Pilotenschulen in Wiener Neustadt und Fischamend (Österreich) sowie in Novi Sad (Serbien). Die Anwärter wurden dort zu Militärpiloten bzw. zu Feldpiloten ausgebildet. Zusätzlich zu den bestehenden Schulen wurden Ende 1913 die Luftwaffenstützpunkte Przemysl (Polen), Mostar und Sarajevo-Rajlovac (Bosnien und Herzegowina) errichtet.

Zu Lebzeiten von Andric flogen Flugzeuge gleichermaßen über Wien und Mostar. In Mostar war auch einer der ersten Flugplätze in Europa, der den technischen Fortschritt der Zivilisation während der k.u.k. Monarchie auch am Rande des Habsburgerreiches bezeugt. Der Luftwaffenstützpunkt wurde in der Nähe des Stadtteils Rodoc, etwa 3 km südlich der historischen Altstadt, errichtet. Zu Beginn waren dort nur vier Flugzeuge stationiert. Anfang 1916 wurde der Flugplatz erweitert. Bei der Wiener Firma „Waagner Biro" wurden von der Luftwaffe insgesamt 50 Stück Eisenhangars bestellt. Jene vier, die für Mostar bestimmt waren, existieren noch heute (siehe: Spuren der Militär-Luftfahrt in Mostar).

Der tödliche Flugzeugabsturz, bei dem Andric ums Leben kam, ereignete sich am 17. Mai 1913 in Tasovcici bei Capljina. Gemeinsam mit seinem Begleiter Leutnant Josip Flassnig war Andric von Mostar zu einem Aufklärungsflug aufgebrochen. Die Flugroute führte über die Städte Nevesinje und Bileca über Trebinje, weiter entlang der montenegrinische Grenze und von dort bis nach Dubrovnik an die dalmatinische Küste. Beim Rückflug entlang des Neretva Tales verlor Andric aus ungeklärter Ursache in etwa 2.000 m Flughöhe bei Capljina das Bewusstsein. Dadurch kam das Flugzeug ins Trudeln und bewegte sich Richtung Boden. Seinem Begleiter, Leutnant Flassnig, gelang es nicht den Absturz zu verhindern, er konnte das Flugzeug jedoch einigermaßen stabilisieren und sich durch einen Sprung aus etwa zehn Metern Höhe vor dem Absturz retten. Flassnig wurde nur leicht verletzt. Andric verstarb noch am Unfallort, nur fünfzehn Tage nach seinem Amtsantritt. Sein Leichnam wurde auf dem Militärfriedhof Mostar beigesetzt.

Zu Ehren von Andric wurde am 17. Mai 1914 – ein Jahr nach seinem tödlichen Flugunfall – ein Denkmal am Unglücksort errichtet. Bei der damaligen Eröffnung waren Beamte aus Capljina, Stolac und Mostar anwesend sowie Erzherzog Eugene Ferdinand (1863 bis 1954), General der Kavallerie, österreichisch-ungarischer Feldmarschall, Militärkommandeur und Urenkel der Kaiserin Maria Theresia. Im Laufe der Jahrzehnte der wechselvollen Geschichte der Region wurde das Denkmal stark beschädigt und die Bronzestatue des fallenden Adlers sowie die Inschrift entwendet. 2019 erneuerte die EUFOR das Denkmal des österreichisch-ungarischen Piloten und dessen Kameraden, Leutnant Oskar Dudic, der zwei Monate nach Teodat Andric, ebenfalls bei einem Flugzeugabsturz verstarb.

Bei der feierlichen Enthüllung der neuen Gedenktafel am 3. November 2020 waren unter anderem der Bürgermeister von Capljina, Dr. Smiljan Vidic, der österreichische Militärattaché in Bosnien und Herzegowina, Oberst dG Erich Simburger, Soldaten der Streitkräfte von Bosnien und Herzegowina und des österreichischen EUFOR-Kontingentes vor Ort sowie Manuel Martinovic vom Verein zum Schutz der Befestigungsanlagen „Werk" aus Mostar, der Initiator der Restaurierung.

Manuel Martinovic ist Jurist und Historiker aus Mostar.

 

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