• – Letztes Update : 29.02.2016

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Pancratius Pfeiffer

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Cover

Impressum

Stefan SAMERSKI

Pancratius Pfeiffer - der verlängerte Arm von Pius XII.
Der Salvatorianergeneral und die deutsche Besatzung Roms 1943/1944

311 Seiten, 13,5 x 21,5 cm, broschiert

€ 30,80

ISBN 978-3-506-76726-4

Ferdinand Schöningh, Paderborn 2013

Zum Buch

Der Name Pancratius Pfeiffer ist einer breiteren Öffentlichkeit eher unbekannt. Er wurde am 18. Oktober 1872 als Markus Pfeiffer in Brunnen im Allgäu geboren. Bereits während seiner Lehrzeit als Bäcker kam er mit dem knapp zuvor, 1881 gegründeten Salvatorianerorden in Berührung. Dessen Grundanliegen faszinierten ihn so, dass er nach Rom ging und diesem beitrat. Der bald zum Generaloberen des Salvatorianerordens aufgestiegene Pancratius Pfeiffer zeichnete sich in der schwierigen Nachkriegssituation als umsichtiger Neuorganisator des Ordens aus.

Dem Autor des vorliegenden Werkes, Stefan Samerski, geht es weniger um eine biographische Darstellung des Ordensgenerals als vielmehr um dessen Rolle in der Besatzungszeit Roms durch das Deutsche Reich 1943/44. Stefan Samerski ist seit 2000 außerplanmäßiger Professor für Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit der Katholisch-theologischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität in München und lehrt seit 2011 auch Kirchengeschichte in Berlin.
Bei seiner in manchen Teilen unharmonischen Darstellung - vor allem was die Textseiten in den einzelnen Kapiteln anbelangt - greift der Autor auf umfang- und detailreiches Archivmaterial zurück. Er zeichnet das Bild eines umtriebigen, mit den verschiedenen Stellen des Vatikans und der Besatzungsmacht eng vernetzten Ordensgeistlichen, der weniger systemisch als vielmehr fallbezogen versuchte, aus der Situation der Besatzung das Beste für die Kirche und die Verfolgten herauszuholen. Die systematische Auseinandersetzung Pfeiffers mit der Ideologie des Nationalsozialismus umfasst lediglich fünf Textseiten. Die 60 Seiten lange Namensliste von jenen Personen, denen Pfeiffer half und die die Darstellung abschließt, ist hingegen beeindruckend.
Im Gegensatz zu anderen besetzten Gebieten ging es den Deutschen in Rom um eine Beruhigung der Lage und um eine Kooperation mit dem Vatikan.

Bald wurde Pfeiffer, der deutscher Staatsbürger war, nicht zuletzt wegen seiner Sprachkenntnisse, zum Verbindungsmann zwischen dem Vatikan und den deutschen Behörden. Damit wurde das Salvatorianerhaus zu einer „Drehscheibe des internen deutsch-vatikanischen Kontakts“, Pfeiffer „avancierte (…) zum wichtigsten Mittelsmann, der zwischen den beiden Parteien auf höchster Ebene agieren sollte“. Offenbar stand er auch mit Papst Pius XII. in relativ engem Kontakt.

Samerski arbeitet heraus, dass es nur auf der Basis dieser guten Kontakte zu den deutschen Behörden möglich war, aktiv für Verfolgte und Inhaftierte einzutreten. Die verschiedenen kirchlichen Einrichtungen versteckten hunderte Personen, vor allem Juden und Widerstandskämpfer. Ein Wermutstropfen wird nur zwischen den Zeilen der Untersuchung erkennbar: Das Engagement betraf in erster Linie Römer und Getaufte, auch bei den Juden. Zu einer besonderen Herausforderung wurde die von Berlin aus geplante Verfolgung der 8 000 bis 10 000 römischen Juden Ende September, Anfang Oktober 1943, wobei letzten Endes nachweislich über 7 000 Juden gerettet werden konnten.

Ab dem Frühjahr 1944 näherten sich die Alliierten immer mehr Rom; selbst der Vatikan wurde vereinzelt bombardiert. Bei den Bemühungen, die Stadt aus Kampfhandlungen herauszuhalten, intervenierte Pfeiffer mit Erfolg gegen die militärische Nutzung und die damit verbundene Zerstörung weiterer italienischer Städte.

„Pius XII. hielt auch nach dem alliierten Einmarsch in Rom seine Position der strikten Unparteilichkeit weiter aufrecht.“ Wie er sofort nach Besatzung mit den Deutschen kooperiert hatte, so kooperierte er nun mit den Alliierten, ohne jedoch die alten Besatzer zu verteufeln. Nach dem Abzug der Deutschen zog sich Pfeiffer auf seinen angestammten Aufgabenkreis im Salvatorianerorden zurück. Er starb unmittelbar nach Kriegsende am 12. Mai 1945, nachdem ihn zwei Tage davor ein britischer Militär-Jeep angefahren hatte. Er ist der einzige Deutsche, der nach dem Zweiten Weltkrieg in Rom als Namensgeber einer Straße, der Via Pfeiffer, geehrt wurde.

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