• Veröffentlichungsdatum : 31.07.2020

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Sicherheit und Staat

Oliver Bange

Die Bündnis- und Militärpolitik der DDR im internationalen Kontext 1969 bis 1990

614 Seiten, 15,5 x 21,5 cm, broschiert

€ 51,40

ISBN 978-3-86153-934-6

Ch. Links Verlag, Berlin 2017

Oliver Bange, Mitarbeiter am Militärgeschichtlichen Forschungsamt der Bundeswehr in Potsdam, schreibt über die Sicherheitspolitik der DDR und des Warschauer Paktes. Um dieses weitläufige Thema besser einordnen zu können, gliedert er es in fünf Hauptkapitel auf, was weitgehend auch einer chronologischen Gliederung entspricht. Militärische Sicherheit war für einen Parteistaat wie die DDR sowohl nach innen als auch nach außen die alles entscheidende Bestandsgarantie. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sowohl der Armee als auch dem inneren Sicherheitsapparat immer besonderes Augenmerk geschenkt wurde.

Im ersten Kapitel „Die persönliche Dimension der Sicherheit“ beschäftigt sich der Autor mit den Schlüsseljahren des Ost-West-Konfliktes, die vor allem durch Erich Honecker und Helmut Schmidt personifiziert wurden. Dabei analysiert er eingehend die Auswirkungen der Helsinki Konferenz 1975 auf die deutsch-deutschen Beziehungen und wie das politische Interagieren in den jeweils eigenen Staaten erfolgte.

Im Kapitel „Die atomare Dimension der Sicherheit“ geht es primär um die Atomwaffenproblematik der Jahre 1977 bis 1983, das Aufrüsten der Supermächte am europäischen Kontinent, die Neutronenbombenentscheidung der NATO sowie deren Doppelbeschluss von 1979 und die entsprechende Reaktion der Warschauer Vertragsstaaten.

Besonders interessant ist das Kapitel „Die innere Dimension der Sicherheit“, da hier der Zusammenhang zwischen Entspannungspolitik nach außen und innerstaatlichen Repressionen aufgearbeitet wird. Die von Breschnew forcierte friedliche Koexistenz und die damit einhergehende Entspannungspolitik sollten vor allem den erreichten Status Quo gegenüber den USA absichern. Die DDR musste – ob sie wollte oder nicht – mit dem „großen Bruder“ mitziehen. Die KSZE, deren Schlussakte und der Folgeprozess sollten die Weichen für die frühen 1980er-Jahre stellen. Die Konferenz von Madrid 1980 und die von Moskau abgesegnete „Friedenspolitik“ der DDR schließen dieses Kapitel ab.

Den Kern des Buches bildet das Kapitel „Die militärisch-operative Dimension der Sicherheit“, in dem die neue Defensivdoktrin der DDR behandelt wird. Hier wird die Rolle der DDR und ihrer Streitkräfte im Rahmen der östlichen Militärdoktrin aufgearbeitet und ihre geostrategische Lage als Durchgangszone, Operationsbasis und Schlachtfeld erläutert. Beginnend mit den Offensivkonzepten Ende der 1960er-Jahre werden die Entwicklung der Kriegsbilder und die daraus resultierenden Auswirkungen auf die Bündnispolitik der Vertragsstaaten dargelegt. Um dies zu verbildlichen, werden zahlreiche Manöver beschrieben, wie beispielsweise „Waffenbrüderschaft 1980“, eines der größten Manöver des Warschauer Paktes überhaupt. Mit der Berliner Doktrin 1987 wurde der seit 1983 schleichende Übergang zur Defensivdoktrin endgültig vollzogen.

Das letzte Kapitel „Die nachwirkende Dimension der DDR-Sicherheit. Erbe und Erblasten des Ost-West-Konfliktes“ beginnt mit dem Abzug der sowjetischen Streitkräfte aus Deutschland und den daraus resultierenden Problemen. Ab 1990 folgen zahlreiche Abkommen zwischen der Bundesrepublik und Russland, auch die Weiterverwendung der MIG-29 wird extra behandelt. Abschließend erläutert der Autor nochmals seine Zugangsweise zu den fünf geschilderten Dimensionen, nach denen er sein Werk gegliedert hat.

So informativ das vorliegende Werk auch ist, mitunter muss man manche Passagen doppelt lesen, um zu verstehen, was der Autor genau meint. Diese „Verwissenschaftlichung“ führt leider auch dazu, dass das Lesen mitunter anstrengend wird, leichte Lektüre ist dieses Buch sicher nicht, aber als solche ist es auch nicht gedacht.

-rei-

 

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