• Veröffentlichungsdatum : 22.08.2019

  • 4 Min -
  • 848 Wörter

Modern Chinese Warplanes

Andreas RUPPRECHT

Chinese Air Force - Aircraft and Units

240 Seiten, 21 x 28 cm, broschiert

€ 38,95

ISBN 978-0-9973092-3

Harpia Publshing, L.L.C 2018

Selbst wenn man als Ausländer lange in China lebt, tief in eine chinesische Familie eingebettet ist und Freunde hat, wird man täglich in China vor neue Rätsel und Erkenntnisse gestellt. China ist immer dynamisch, versteht sich schnell auf Herausforderungen einzustellen, löst Probleme stets pragmatisch und lässt sich niemals mit westlichem Denkmustern verstehen. Chinesisches Denken ist stets komplex. Man sieht immer das gesamte Bild und denkt einige Schritte voraus. Im Gegensatz zum Westen ist das Einzelschicksal nicht wichtig, sondern es wird immer im Sinne das Ganzen und der Allgemeinheit gedacht und gehandelt. So auch mit Informationen. Chinesen sind zwar ungeheuer neugierig, aber im Grunde wird mit Informationen auch im Privatem stets sehr restriktiv umgegangen. Selbst in der Familie muss nicht jeder alles wissen. Die Meinungsführer in der Familie entscheiden, wer was wissen soll. Transparenz, wie wir sie im Westen kennen, ist keinem Chinesen wichtig. Es wird auch nicht spekuliert, was in der Politik passieren wird, sondern man wartet auf die Realität. Wenn die Regierung oder der Familienvorstand eine Entscheidung bekannt gibt, dann wird darauf reagiert. Entweder man richtet sich danach, oder man findet Wege damit zu seinem Vorteil zu leben. Grundsätzlich liegt über Allem in China eine gewisse Geheimhaltung. Eröffnungen von U-Bahnen, Eisenbahnstrecken oder Autobahnen, werden nicht, wie bei uns angekündigt, sondern man findet in den Medien stets einen Bericht, der mitteilt, dass diese vor zwei oder drei Tagen eröffnet wurden und der Verkehr fließt. Eröffnungszeremonien, wie sie bei uns Politiker zelebrieren, sind vollkommen unbekannt. So verhält es sich auch mit dem Militär. Man ist stolz auf seine People’s Liberation Army (PLA - Volksbefreiungsarmee), bekommt diverse Informationen, aber kaum Details.

Ein Buch über die chinesische Luftwaffe zu schreiben, ist bereits eine große Herausforderung für einen chinesischen Autor - umso grösser ist die Herausforderung für einen Ausländer. Man muss Andreas Rupprecht für seine Arbeit gratulieren, trotz schwierigster Quellenlage ein derartiges Werk zu verfassen. Wie der Autor schon in seiner Introduktion anmerkt, muss das Werk als Richtlinie verstanden werden und nicht als Faktum. 

Das Buch über die Luftwaffe gibt einen Einblick in die Ausrüstung und die Aufstellung der Verbände, soweit es dem Autor durch seine Recherchen möglich war. Die technischen Beschreibungen von Flugzeugen und Waffen sind sehr detailliert und zeugen von großer Fachkenntnis. Bei der Zusammensetzung der Verbände, deren Kommandostrukturen und Aufträgen, muss eine gewisse Vorsicht beim Leser angebracht sein, nicht alles auf die Goldwaage zu legen. Mit der Wahl von Präsident Xi, als Generalssekretär der kommunistischen Partei und Vorsitzenden der Zentralen Militärkommission, setzte eine tiefgreifende Reform der Streitkräfte der PLA ein. Bis dahin, war die PLA eigentlich ein Papiertiger, der nicht auf der Höhe der modernen militärischen Anforderungen war. Korruption und Vetternwirtschaft war weitverbreitet und hatte die Kampffähigkeit der PLA schwer beeinträchtigt. Bei der PLA Luftwaffe kam noch hinzu, dass sie allgemein als Verräter galt, da Lin Baio als Marschall von China und Verteidigungsminister und sein Sohn Lin Ligou (stellvertretender Kommandant der Luftwaffe) während der Kulturrevolution gegen Mao Tsetung konspirierten. Beide starben mit ihren Familien, als sie vor dem Zugriff, mit einer Luftwaffenmaschine abstürzten, als sie in Richtung Russland flohen. Im Sinne der Sippenhaftung, wurden Luftwaffenangehörige während der Kulturrevolution härter angefasst, als alle übrigen Angehörigen der Streitkräfte. Nach der Kulturrevolution dauerte es lange Jahre, bevor die Luftwaffe, die notwendige politische Unterstützung bekam. Erst die Erkenntnisse des ersten Golfkrieges leitete ein Umdenken in der politischen und militärischen Führung ein. Mit Präsident Xi kam der grosse Reformschub, der auch die Luftwaffe erfasste. Seit 5 Jahren wird die PLA Luftwaffe zu einer modernen, schlagkräftigen Streitmacht umstrukturiert. Aus diesem Grund kommt es immer noch zu laufenden Veränderungen bei der Organisation und Zusammenstellung. 

So sehr der technische Bereich des Buches gelungen ist, muss eine gewisse Kritik bei der Analyse des historischen Überblicks angemerkt werden. Hier sieht der Autor zu sehr mit der Brille des westlichen Beobachters auf die historischen Abläufe. Aus chinesischer Sicht haben sich dort einige Ungenauigkeiten eingeschlichen. Die vielen Doppelbedeutungen von chinesischen Wörtern und Phrasen, sind schon im Original schwer zu verstehen und machen dadurch eine Bewertung für eine westliche Interpretation schwierig. Durch die Übersetzung kommt noch eine Ungenauigkeit hinzu. Am Beispiel Taiwan und dem Koreakrieg, würde ein Chinese wie folgt urteilen: Nach dem Sieg über Koumingtan war China vollkommen erschöpft. Mao war sich bewusst, dass man die Gelegenheit nicht nutzen konnte, sofort Koumingtan zu folgen, bevor sie sich etablieren konnten. Das Land war zu arm, um den letzten Schritt nach Taiwan zu machen. Es fehlten schlicht die Resourcen. Ebenso war der Einsatz der PLA in Korea, keine machtpolitische Entscheidung, sondern geschah auf Druck von Stalin, der für seine Hilfslieferungen an China, chinesische Truppen zur Unterstützung der Nordkoreaner erzwang, um nicht eigene Truppen einsetzen zu müssen. Stalin wollte kein Risiko eingehen, dass russische Truppen auf amerikanische Truppen treffen. Nordkorea misstraute auch dem Einsatz der chinesischen Truppen. 

Das Buch Modern Chinese Warplanes /Airforce ist jedenfalls eine gute Grundlage für militärisch interessierte Leser, einen Einblick in die PLA Luftwaffe zu bekommen. Dieses Buch sollte in keiner guten militärischen Bibliothek fehlen.

-nt-

 

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