Austria - A Soldiers Guide
„Österreicher und Deutsche sprechen zwar die gleiche Sprache, Österreicher sind aber in vielerlei Hinsicht ein anderes Volk“. So beginnt das Vorwort der Herausgeber zu Austria - A Soldiers Guide. Dieses Büchlein, das neu aufgelegt wurde, diente den amerikanischen und britischen Soldaten als Leitlinie für ihre Dienstzeit in Österreich ab 1945. Dem Land, dass ein Teil des Dritten Reiches war und dessen Bevölkerung spätestens aufgrund der Erfahrung von Krieg und Terror wusste, dass es nun in einem eigenständigen Staat leben möchte.
Was charakterisierte diese Bevölkerung? Wie sollte man sich ihr gegenüber als Besatzungssoldat verhalten? Darauf gibt der Ratgeber eine Antwort. Bier trinkt er gerne der Österreicher, Charme hat er und er ist freundlich, musikalisch und fährt gerne Schi. Darüber hinaus zieht er sich gerne „Faschingskostüme“ an, die er als Tracht bezeichnet, spielt hervorragend Fußball und verfügt in Sachen Humor über eine hohe Auffassungsgabe. So der erste Befund, der uns bis auf die Faschingskostüme nicht weiter irritiert, und sogar ein wenig schmeichelt, vorausgesetzt, man ist Biertrinker, Fußballfan und ein lustiger Mensch.
Weniger schmeichelnd sind jedoch jene Zeilen, in denen die Fibel einem Viertel der Bevölkerung unterstellt, an Geschlechtskrankheiten zu leiden, oder dass sich die österreichischen Frauen aus mangelnden Ehrgefühl gerne den alliierten Soldaten anbieten würden. Ein schonungsloses Urteil, dass auch noch mehr als 70 Jahre nach Kriegsende kränkt und zeigt, wie wir Österreicher damals auch im Ausland wahrgenommen wurden.
Das Buch stellt klar: die alliierten Soldaten kommen als Sieger und Befreier. Sie kommen in ein Land in dem sie nicht nur Freunde haben. Dessen Bevölkerung eine Teilschuld daran hat, das es zum Zweiten Weltkrieg kam und auch für die Kriegsopfer- und Schäden, teilweise selbst verantwortlich ist. Schließlich haben viele Österreicher 1938 den Anschluss an Deutschland begrüßt und Hitler zugejubelt.
Das Buch enthält aber nicht nur eine Beschreibung über das Wesen des Österreichers und eine Einschätzung seiner Verantwortung. Es beschreibt auch die historischen Hintergründe, die zum Anschluss führten. Ein Teil des Buches widmet sich den Do´s and Don´ts für die amerikanischen und britischen Soldaten, die noch heute wenig von ihrer Aktualität verloren haben. Im Grunde gelten diese Verhaltensregeln noch immer für alle Soldaten, die ihren Dienst in einem anderen Land versehen. Relativ viel Platz des Buches nimmt ein kleiner Sprachführer mit nützlichen Wörtern und Phrasen ein, der für die Soldaten damals sicherlich hilfreich war.
Austria - A Soldiers Guide ist ein kurzweiliges und interessantes Buch, das im Buchregal eines historisch Interessierten nicht fehlen sollte. Es bleibt jedoch zu hoffen, dass man es zwischen den anderen Büchern auch findet, da es doch ein wenig winzig ist. Für den Preis von € 15,- bekommt man 20 Seiten Inhalt, der in einer halben Stunde gelesen ist. Die restlichen Seiten sind das Vorwort, der Sprachführer und der gesamte Text ein zweites Mal in der englischen Originalfassung.
-keu-