• Veröffentlichungsdatum : 31.07.2017
  • – Letztes Update : 28.07.2017

  • 2 Min -
  • 372 Wörter

Verminte Kindheit

Maria BRANDL (Redaktion)

Erinnerungen von Kindern und Jugendlichen in der Kriegs- und Nachkriegszeit

267 Seiten, 17 x 24 cm, gebunden, zahlreiche schwarz/weiß Fotografien und sonstige Dokumente wie handschriftliche Briefe, Ausweise etc.

€ 23,90

ISBN 978-3-901661-33-4

Veröffentlichungen des Ludwig Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgen-Forschung,

Graz - Wien 2015

Herausgegeben von Stefan Karner und KOBV Österreich

Erinnerungen von Kindern und Jugendlichen in der Kriegs- und Nachkriegszeit

Am 17. April 1945 wurde die „Zentralorganisation der Kriegsopfer Österreichs“ gegründet. Das Motto und klare Bekenntnis waren „Nie wieder Krieg“. Zum 70-jährigen Bestehen brachte der Kriegsopfer- und Behindertenverband Österreichs ein eigenes Werk heraus, um den vielen Schicksalen von Kindern und Jugendlichen in der Kriegs- und Nachkriegszeit Rechung zu tragen. Auch sie sollten zu Wort kommen und ihre Erinnerungen einer breiten Öffentlichkeit zukommen lassen. Dies war für viele mit Sicherheit nicht sehr leicht - sprachen doch einige zum ersten Mal öffentlich über ihre Erinnerungen an diese Zeit. Die Erinnerungen handeln von Angst, Hunger, Flucht, Minen, Bomben, Besatzern, verlorenen Vätern und Vergewaltigungen. Aber auch von Puppenwägen oder Stöckelschuhen, die für die Mädchen als Erlebnis bleibender waren, als die Kriegserlebnisse oder das fehlende Essen. Auffallend ist die Unvoreingenommenheit und Objektivität, mit der die damaligen Kinder und Jugendlichen von Opfern und Tätern berichten.

Einleitend beleuchtet Univ.-Prof. Dr. Stefan Karner in einem Artikel den Begriff Kriegsopfer gemäß dem internationalen humanitären Kriegsvölkerrecht. Weiters geht ein Beitrag von Psychotherapeutin Claudia Wielander der Transgenerationalen Weitergabe von Kriegserfahrungen auf den Grund. Heute sprechen wir davon, dass etwa ein Drittel der über 70-Jährigen an Symptomen, einer Posttraumatischen Belastungsstörung, leiden, die mit aufdrängenden (Kindheits-) Erinnerungen, mit Albträumen, Schlafstörungen, Schreckhaftigkeit, Konzentrationsstörungen und Depressionen einhergehen und in der Folge mit körperlichen Erkrankungen verbunden sein können. 

Im Hauptteil des vorliegenden Buches werden, unterteilt in insgesamt sieben Themenbereiche wie der Anschluss, Kinder auf der Flucht, Besatzungszeit oder Leben ohne Vater, Erlebnisse und Kindheitserinnerungen von vielen verschiedenen Autoren geschildert. In großteils sehr ansprechendem Stil werden Geschichten, Anekdoten und Schicksale einer grausamen Zeit authentisch präsentiert. Wo vorhanden, werden die Erzählungen mit Bildern untermauert.

Das Buch ist deswegen besonders interessant und lesenswert, da damit wahrscheinlich die letzte Chance wahrgenommen wurde, Berichte der österreichischen Kriegsopfer, die zwischen 1927 bis 1945 geboren wurden und heute über 70 Jahre sind, zu sammeln und ihre Aussagen in den öffentlichen Diskurs zu bringen.

-hst-

 

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