• Veröffentlichungsdatum : 09.05.2025

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  • 558 Wörter

Deutsche Militärfahrräder bis 1945

Barbara Maiwald

Barbara Maiwald

Deutsche Militärfahrräder bis 1945

Verlag: Motorbuch Verlag

Erscheinungsjahr: 2021

160 Seiten

Über 200 Illustrationen inkl. umfassender Ausstattungs- und Typenübersicht

ISBN-13: 978-3-613-04276-6

24,90 €

Das Fahrrad – ein durch Muskelkraft angetriebenes, im Alltag zur umweltfreundlichen Fortbewegung eingesetztes Vergnügungsfahrzeug, das in den Köpfen der Menschen nicht sofort mit dem Militär assoziiert wird. Barbara Maiwald versucht genau diese Verbindung herzustellen und zeigt auf, wie das Fahrrad die militärische Welt in Deutschland eroberte. In „Deutsche Militärfahrräder bis 1945“ folgt sie den Radwegen des Kriegsalltages, beschreibt Fahrradmodelle, ihre Aufgaben und Einsätze und listet darüber hinaus auf, welche Bewaffnungen zu den diversen Truppenfahrrädern gehörten. Als erstes Sachbuch zu diesem Thema ermöglicht es der Leserschaft Einblicke in die technische und strategische Entwicklung einer Maschine, die – trotz ihrer vermeintlichen Schlichtheit – eine bemerkenswerte Rolle in der deutschen Militärgeschichte spielte.

Bevor sich die Autorin den deutschen Militärfahrrädern widmet, beginnt sie ihre militärhistorische „Radtour“ mit einem Exkurs in die Fahrradvielfalt ausländischer Armeen. Von Belgien über Großbritannien und Japan bis hin zu Norwegen, Russland und den USA beleuchtet sie die unterschiedlichen Traditionen und Einsatzkonzepte militärischer Zweiräder. Auch Österreich findet Erwähnung: Hier wurde das Fahrradfahren bereits 1881 als verpflichtender Bestandteil des Ausbildungsplans beim k.u.k. Militär-Fecht- und Turnlehrer-Kurs an der Theresianischen Militärakademie eingeführt. Neben technischen und historischen Fakten bietet dieses Kapitel auch amüsante Einblicke in die Terminologie verschiedener Staaten – so wurden beispielsweise die Radfahrer der ungarischen Armee als „Gummihusaren“ bezeichnet.

Im nächsten Kapitel rückt das Fahrrad in den deutschen Streitkräften – sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg – in den Fokus. Die Entwicklung reicht von den ersten Versuchen Ende des 19. Jahrhunderts, die militärische Brauchbarkeit des Fahrrads zu erproben, über die schrittweise Einführung von Radfahrertruppen und Infanterie-Radfahr-Bataillonen bis hin zu Produktion und Vermarktung. Schließlich wird der Einsatz des Fahrrads im Zweiten Weltkrieg beleuchtet, wo es aufgrund der Materialknappheit und taktischer Erfordernisse zunehmend für die Panzerbekämpfung und -abwehr genutzt wurde.

Darauf folgt der sogenannte Katalogteil, der eine umfassende Ausstattungs- und Typenübersicht bietet. Hier werden nicht nur verschiedene Fahrradmodelle detailliert erfasst, sondern auch die Waffen, die auf den Truppenfahrrädern montiert werden konnten. Einen besonders charmanten Akzent setzt die Autorin in Kapitel 5, in dem sie die Radfahrer beim deutschen Militär aus der Perspektive der Soldatensprache betrachtet. Zur Auflockerung des Werks erfährt der Leser hier unter anderem, dass die Redewendung „Nach unten treten, nach oben buckeln“ seinen Ursprung im Radfahrerjargon hat. Im abschließenden Kapitel „Anlagen“ werden weitere technische und organisatorische Details aufgeführt. Dazu gehören Kennzeichnungen der Fahrräder, taktische Zeichen, eine Auswahl der Hersteller sowie Fertigungskennzeichen. Auch Kriegsstärkenachweisungen sind in diesem Abschnitt enthalten, wodurch das Buch mit einer Fülle an weiterführenden Informationen abgerundet wird.

Das Werk wird durch eine Vielzahl historischer Fotoaufnahmen, zeitgenössischer Werbeplakate und schematischer Darstellungen der verschiedenen Fahrradtypen untermauert. Diese visuelle Ergänzung verleiht den technischen und historischen Ausführungen zusätzliche Tiefe und eröffnet dem Leser einen neuen Blickwinkel auf das Thema. Es erweitert nicht nur das Verständnis für die Rolle von Zweirädern im Militär, sondern für die Kriegsführung und den Kriegsalltag insgesamt. Während Panzer, Zugfahrzeuge und Pferde als militärische Transportmittel allgegenwärtig sind bzw. waren, bleibt das Fahrrad meist unbeachtet – eine Lücke, die dieses Buch eindrucksvoll schließt. Ob technikaffiner Fachkundiger oder geschichtsinteressierter Laie – „Deutsche Militärfahrräder bis 1945“ vermittelt Wissen, das den meisten bislang unbekannt gewesen sein dürfte, und eröffnet somit eine neue Perspektive auf ein oft unterschätztes, aber erwähnenswertes Kapitel der Militärgeschichte.

-gam-

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