• Veröffentlichungsdatum : 16.10.2017

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  • 688 Wörter

Typenkompass - Panzer der UdSSR 1917-1945

Alexander Lüdeke

128 Seiten, broschiert

€ 12,40

ISBN: 978-3-613-03994-0

Motobrauch Verlag, Stuttgart

Der Typenkompass widmet sich den Kampfpanzern, die zwischen 1917 und 1945 in der Sowjetunion bzw. in Russland entwickelt wurden. Zu Beginn des Betrachtungsabschnittes verfügte Russland de facto über keine Panzer und keine Produktion für dieses Kriegsgerät. Dementsprechend gab es in dem riesigen Zarenreich auch fast kein Know-How hinsichtlich dieses Waffensystems, das auch international noch in den Kinderschuhen steckte, am Ende des Ersten Weltkrieges jedoch immer bedeutender wurde. Dieser Zustand sollte in der UdSSR fast zehn Jahre anhalten bis 1927 die Produktion des ersten sowjetischen Kampfpanzers (T-18) begann.

Keine zwanzig Jahre später, im Jahr 1945, hatte sich die Situation der sowjetischen Panzertechnik grundlegend geändert. Die UdSSR verfügte über eine gigantische Panzerindustrie, die alle Produktionsschritte inklusive aller Vorleistungen wie die Rohstoffgewinnung und Verarbeitung, völlig autark bewerkstelligen konnte. Die Techniker hatten wegweisende Panzer entwickelt - wie den T-34, der den Ausgang des Zweiten Weltkrieges vermutlich wesentlich beeinflusste - und verfügten, abgesehen von den deutschen Panzern, des geschlagenen Hitlerdeutschlands - über die schlagkräftigste Panzerwaffe der Welt.

Der Aufstieg der sowjetischen Panzerwaffe ist nicht nur aus militärischer, sondern auch aus politischer und wirtschaftlicher Hinsicht bemerkenswert. Das zeigt einerseits die Bemühungen der Sowjetführung, die UdSSR vom Agrar- in ein Industrieland zu verwandeln, aber auch wie rückständig das Zarenreich war. Dieser Umstand wird auch beim Lesen dieses Buches deutlich, wobei diese Information zwischen den Zeilen steht, da das Schwergewicht in der Darstellung der Panzertypen liegt. Das Buch ist in vier Kapitel gegliedert, die sich den leichten, mittleren, schnellen und schweren Panzern widmen. Die Bearbeitung der einzelnen Typen bilden den Kern des Buches, wobei der Autor chronologisch vorgeht, weshalb die Entwicklungsschritte und die „Evolution“ der sowjetischen Panzerwaffe nachvollziehbar sind. Das wird dadurch erleichtert, dass die Beschreibung jedes Modells dem gleichen Muster folgt: Zuerst wird der geschichtliche und militärische Hintergrund erläutert sowie das Ziel der Produktion in strategischer, taktischer, aber auch rüstungstechnischer Hinsicht erklärt. Danach wird die Test- und Produktionsphase beschrieben sowie die Verwendung im Feld bzw. im Einsatz (sofern es so weit kam). Anschließend werden die Erfahrungen, die damit gemacht wurden erläutert. Abschließend wird der Verbleib der Panzer und seine Bedeutung für die Entwicklung der Panzerwaffe erörtert.

Obwohl der Typenkompass kompakt ist und sich in der Darstellung auf das Wesentliche konzentriert, bleibt auch Platz für die Beschreibung von Kuriositäten. Ein Beispiel dazu ist der BT-7, der eine abnehmbare Kette hatte und auch auf Rädern fahren konnte. Einen wesentlichen Platz des Buches nimmt der T-34 ein. Das zeigt, dass dieser Panzer nicht zufällig so kampfkräftig und „erfolgreich“ war - er stellte praktisch den Kulminationspunkt der sowjetischen Panzertechnik dar, in dem die wesentlichen Erfahrungen der Militärs und Ingenieure eingeflossen sind. Das wird deutlich, wenn man die anderen Panzer des Buches betrachtet, die auf den ersten Blick wie ein T-34 aussehen, aber doch keiner sind. Der T-34 war aber nicht nur der Kulminations- sondern auch der Ausgangspunkt der weiteren Serienpanzerproduktion in der Sowjetunion. Das zeigen die Darstellungen des T-44, dem Nachfolger des T-34, der in der Silhouette den folgenden Modellen wie dem T-55 oder dem T-72 bereits sehr ähnlich war, jedoch die 85-mm-Kanone des T-34/85, der ebenfalls beim Österreichischen Bundesheer in der Nachkriegszeit verwendet wurde, hatte.

Das Buch bietet einen interessanten Ein- und Überblick über die Panzer der UdSSR in jener Zeit. Es ist logisch und leicht verständlich aufgebaut und enthält eine Vielzahl von interessanten Informationen. Die zahlreichen Grafiken, Zeichnungen und Bilder geben einen Einblick in die Modellvielfalt und erlauben trotz der teilweisen nur kurzen Darstellung der einzelnen Typen einen guten Überblick. Die Darstellung der technischen Daten in einem Infokasten runden die anschauliche und - trotz vieler Abkürzungen - flüssig lesbare Beschreibung ab. Darüber hinaus erlauben sie eine Gegenüberstellung der Leistungsfähigkeit der verschiedenen Panzer. Für einen „Panzerexperten“ wird die Darstellung des Buches vermutlich nicht genügend in die Tiefe gehen - das dürfte aber auch nicht der Anspruch des Autors gewesen sein, da er sonst ein mehrbändiges Werk verfasst hätte. Für jemanden, der einen Überblick über Panzer der Zeit erhalten möchte und an dem Thema interessiert ist, ist dieses Buch sehr empfehlenswert, weil es immer wieder zum Durchsehen, Lesen und Nachschlagen einlädt und keine „Regalleiche“ sein wird.

-keu-

 

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