• Veröffentlichungsdatum : 25.04.2017
  • – Letztes Update : 26.04.2017

  • 5 Min -
  • 1098 Wörter

Österreichs Orden und Ehrenzeichen

M.Christian Ortner und Georg Ludwigstorff

Teil I: Die kaiserlichen Orden bis 1918

2 Bände im Hartkarton-Schuber, gesamt 832 Seiten,

25 x 29,5 cm, gebunden mit Schutzumschlag

mehr als 2 500 Farb- und Schwarzweiß-Abbildungen;

€ 179,90

ISBN 9783-902526-81-6 (deutsche Fassung)

ISBN 9783-902526-82-3 (englische Fassung)

Verlag Militaria, Wien 2017;

Wenn der Direktor des Heeresgeschichtlichen Museums in Wien und der Ordensexperte des Dorotheums gemeinsam die Geschichte der österreichischen Orden bearbeiten, verspricht das ein wahrhaft monumentales Werk zu werden. Das Vorhaben ist gelungen – inhaltlich durch die überragende Kompetenz der Autoren und optisch durch die opulente Bildausstattung.

Das altösterreichische Ordens- und Auszeichnungswesen stellt ein facettenreiches und spannendes Forschungsgebiet dar. Seine Wurzeln reichen zu den sagenumwobenen geistlichen und weltlichen Ritterorden des Mittelalters zurück. Von den Orden gelebte Ideale wie Wohltätigkeit und Aufopferung für den Glauben führten in Verbindung mit der Tatsache, dass ihre Angehörigen meist adeliger Herkunft waren, zu einem besonderen Elitebewußtsein.

Die geistlich-spirituelle Prägung der Orden auf den Glauben und die damit verbundene Forderung nach Wohlverhalten und Gehorsam übertrug sich später auf den Souverän bzw. weltlichen Herrscher. Zu den ältesten weltlichen Ritterorden der Welt gehört jener vom Goldenen Vlies, nach ersten Ansätzen im 14. Jahrhundert im Jahre 1430 vom Burgundischen Herzog Philipp dem Guten gestiftet. Infolge der Heirat Maximilian I. mit Maria von Burgund kam der Orden vom Goldenen Vlies an das Haus Habsburg. In den Orden konnten nur nachweislich besonders ehrenhafte Männer aufgenommen werden, die dem Souverän und Herrscher zu besonderer Treue verpflichtet waren.

Der exklusive Orden besteht bis heute. Die Mitgliedschaft in einem Orden wurde durch ein Ordenszeichen, ein meist wertvolles Kleinod, gezeigt. Daraus leitet sich die heute landläufige, aber meist unzutreffende Bezeichnung „Orden“ für sichtbar getragene Auszeichnungen ab.

Erst im 18. Jahrhundert wurde für die Aufnahme in - dafür geschaffene - Orden besonderer Verdienst maßgeblich. Das bei uns bekannteste Beispiel ist der 1757 von Maria Theresia gestiftete Militärische Maria-Theresien-Orden, der Militärpersonen vorbehalten war. Die erste Ordenspromotion erfolgte am 7. März 1758 in der Wiener Hofburg: der Sieger von Kolin, Feldmarschall Leopold Joseph Graf Daun, Fürst von Teano wurde zum ersten Träger dieser höchsten militärischen Auszeichnung Österreichs. Zu den namhaften Trägern späterer Epochen gehörten Feldmarschall Graf Radetzky ebenso, wie Erzherzog Albrecht oder Generaloberst Roth Freiherr von Limanowa.

Um besonders die Verdienste Ungarns bei der Rettung der ab 1740 in schwere Bedrängnis geratenen Monarchie zu würdigen und eine Auszeichnung zu schaffen, die nicht nur für militärische Verdienste vorgesehen war, schuf man 1764 den königlich ungarischen St. Stephans Orden. Seine eher nationale Ausrichtung ergab sich aus der Funktion Maria Theresias als Königin von Ungarn und aus dem Umstand, dass dieses Land nicht Teil des Heiligen Römischen Reiches war. Der namensgebende Heilige Stephan galt seit seiner Heiligsprechung 1083 - bis heute - als Nationalheiliger Ungarns.

Die Ära der Koalitions- und Napoleonischen Kriege ließ es angezeigt erscheinen, eine sichtbare Würdigung von besonderer Anhänglichkeit an das Kaiserhaus und der Anstrengungen zur Erhaltung der staatlichen Souveränität zu schaffen, vor allem, nachdem man 1804 das Kaisertum Österreich begründet hatte. Kaiser Franz legte als Bezeichnung für den von ihm 1808 gestifteten Orden den Namen „Leopold Orden“ fest – in Erinnerung an seinen Vater, Kaiser Leopold II. Staatspolitisch heikel erwies sich die Übernahme des ursprünglich von Kaiser Napoleon gestifteten Ordens der Eisernen Krone nach der Einverleibung der Lombardei durch Österreich infolge des Wiener Kongresses. Die Autoren schildern dieses Kuriosum der Ordensgeschichte kenntnis- und detailreich in ihrem Buch.

Am ersten Jahrestag seiner Thronbesteigung stiftete 1849 der junge Kaiser Franz Josep I. als fünften „Hausorden“ den Franz-Joseph-Orden. Damit konnten nun neben militärischen auch bürgerliche Verdienste, etwa in Staatsverwaltung und Wirtschaft, ohne Rücksicht auf den Stand des Ausgezeichneten, gewürdigt werden. Weitere Vorrechte wie Nobilitierung oder Pensionen waren damit nicht verbunden.

Da St. Stephans Orden, Leopold-Orden, Orden der Eisernen Krone und Franz Joseph Orden sowohl für Verdienste im Frieden, als auch im Krieg verliehen werden konnte, schuf man zur Unterscheidung bei diesen Orden eine eigene „Kriegsdekoration“, deren Genese und Ausgestaltung bei den einzelnen Kapiteln zu den Orden eingehend geschildert wird.

Insgesamt entstand bis in das 19. Jahrhundert in Österreich bzw. Österreich-Ungarn nicht nur ein umfassendes, sondern auch komplexes, doch fein differenziertes Auszeichnungssystem. Entsprechend war die Rangordnung der Orden untereinander streng geregelt. Stets galt der sichtbar getragene „Orden“ als eine öffentliche Anerkennung besonderer Leistungen. Er hob das Solzialprestige des Trägers, sein Ansehen in der Öffentlichkeit, forderte aber auch besondere Loyalität und integren Lebenswandel.

Gegenstand des Buches sind aber nicht nur die klassisch Männern vorbehaltenen Orden. Auch der Sternkreuz- und Elisabeth Orden sowie der kurzlebige, heute im Titel fast obskur anmutende „Orden der Sklavinnen der Tugend“ werden ausführlich behandelt. Letzterer war, 1662 gegründet, dem Ziel der Förderung der katholischen Religion verpflichtet. Der „hochadelige Sternkreuz-Orden“, 1668 von Kaiserin Eleonore gestiftet, ist der einzige altösterreichische Damenorden, der (in geänderter Rechtsform) bis heute besteht. Er ist kein eigentlicher Verdienstorden, sondern eher in der Tradition mittelalterlicher Orden eine "Versammlung hochadeliger Frauen". 1898 stiftete Kaiser Franz Joseph I den einzigen exklusiv Damen vorbehaltenen Verdienstorden der Monarchie, den Elisabeth-Orden - benannt nach der Namenspatronin der in diesem Jahr in Genf ermordeten Kaiserin Elisabeth, der Heiligen Elisabeth von Thüringen.

Im vorliegenden Doppelbildband wird neben der kulturhistorischen Entwicklung der Orden naturgemäß ihren Insignien breiter Raum eingeräumt. Sie werden in einer bisher nie dagewesenen Fülle und Dichte auf 832 Seiten mit mehr als 2 500 Abbildungen detailliert dargestellt. Auch bedeutende Träger der Auszeichnungen werden vorgestellt, u.a. eine große Anzahl der im (bzw. nach dem) Ersten Weltkrieg ausgezeichneten Militär Maria Theresien Ordensritter.

Es gehört durchaus zu den vielen Kuriosa der österreichischen Ordensgeschichte, dass selbst nach dem politischen Untergang der Monarchie die aus den Kriegstagen noch anhängigen Verfahren um Zuerkennung von Orden akribisch von der Bürokratie abgearbeitet wurden - bis 1931. Wie man trotz der geänderten staatsrechtlichen Gegebenheiten dabei pragmatisch vorzugehen wusste, gehört zu den vielen spannenden und äußerst lesenswerten Inhalten dieses Buches. Als letzter Träger des Militär Maria Theresien-Ordens verstarb 1986 der Seeflieger Gottfried Freiherr von Banfield. Mit ihm erlosch dieser traditionsreiche altösterreichische Orden.

Den Autoren war es möglich, nicht nur auf die umfangreiche Ordenssammlung des Heeresgeschichtlichen Museums in Wien, sondern auch auf die Bestände des Kunsthistorischen Museums, des Österreichischen Staatsarchivs, der Esterhazy-Privatstiftung, des Ungarischen Nationalmuseums Budapest oder der Royal Collection London und des Belgischen Armeemuseums in Brüssel zurückzugreifen. Geradezu einmalig war die vom gegenwärtigen Souverän des Ordens vom Goldenen Vlies, Karl Habsburg, eingeräumte Erlaubnis, erstmalig für eine solche Publikation die Bestände dieses noch auf das alte Burgund zurückgehenden Ordens zu nutzen. Auch europäische Auktionshäuser und namhafte Privatsammler haben die Abbildung ihrer Objekte gestattet, sodass mit dem vorliegenden Werk eine umfassende Dokumentation des Ordenswesens Österreichs vor 1918 gelungen ist.

Auf den geplanten II. Teil mit den altösterreichischen Ehrenzeichen, Dienstzeichen und Medaillen darf man schon heute gespannt warten.

-heh-

 

Ihre Meinung

Meinungen (0)