• Veröffentlichungsdatum : 16.04.2021
  • – Letztes Update : 22.04.2021

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Insel der Unseeligen. Das autoritäre Österreich 1933-1938

Bertrand Michael BUCHMANN

Bertrand Michael BUCHMANN

Insel der Unseeligen. Das autoritäre Österreich 1933-1938

255 Seiten

ISBN 978-3-222-15031-09

Molden Buchverlag, Wien Graz 2019

Kein Zeitabschnitt der jüngeren österreichischen Geschichte ist bis heute so umstritten und bietet nach wie vor die Möglichkeit zu unterschiedlichsten Ansichten wie die Periode zwischen 1933 und 1938, je nachdem, wo sich der Betrachter selbst politisch angesiedelt sieht. Des Weiteren sind viele der Meinung, bestens über diese Zeit informiert zu sein. Klischees werden oftmals durch das private und politische Umfeld weitertradiert.

Bertrand Michael Buchman versucht mit seinem Buch „Insel der Unseeligen“, sowohl mit Klischees als auch mit falschem Wissen aufzuräumen. In der Einleitung setzt sich der Autor mit der Terminologie auseinander und stellt die Begriffe Austrofaschismus, autoritärer Ständestaat und Kanzlerdiktatur gegenüber. Dabei vergleicht er das Dollfuß-Schuschnigg-Regime mit dem italienischen Faschismus sowie dem Nationalsozialismus und weist eindringlich auf die Unterschiede dieser drei Systeme hin.

Das Buch selbst ist in drei Teile gegliedert. Der erste Abschnitt, die Vorgeschichte, beschäftigt sich mit dem Zeitraum bis zur Auflösung des Parlaments, der zweite Teil mit dem Weg zum autoritären Staat und dem Bürgerkrieg. Zum Schluss wird auf die Umgestaltung des gesamten Staates, vom gescheiterten Juliputsch 1934 bis zum Finis Austriae, eingegangen. In seiner gewohnt verständlichen Art erläutert Buchmann vor allem die Rolle der verschiedenen Parteien, die Zusammensetzung der zahlreichen Regierungen und die Probleme, die sich auf Grund der verschiedenen Weltanschauungen zwischen den Parlamentsparteien ergaben. Die Ereignisse von Schattendorf und der daraus resultierende Justizpalastbrand werden ebenso erläutert wie die Rolle der verschiedenen Wehrformationen. Der interessierte Leser erfährt dabei, dass es sich vor allem bei den verschiedenen Heimwehren – die auch untereinander konkurrierten – nicht, wie oftmals tradiert, um die Formationen der Christlich-sozialen Partei, sondern um eigenständige Formationen handelte, die sich erst später zusammenschlossen und auch politisch aktiv wurden. Besonders ausführlich behandelt der Autor die Ausschaltung des Parlaments, die daraus resultierende Etablierung des Dollfuß-Schuschnigg-Systems und das damit einhergehende Parteiverbot mehrerer Parteien, was schlussendlich in den Februarkämpfen gipfelte.

Mit der Maiverfassung 1934 kam es zur Etablierung des Führerprinzips ohne Kontrollinstanzen, das auch nach der Ermordung Dollfuß während des nationalsozialistischen Putschversuchs vom Juli 1934 von seinem Nachfolger Schuschnigg übernommen wurde. Die 1933 ins Leben gerufene Vaterländische Front wurde ab 1934 zur politischen Einheitsorganisation, in der alle zu dieser Zeit noch existierenden Parteien aufgingen. Da sich diese – im Gegensatz zur faschistischen Partei Italiens oder auch der NSDAP – aber nie einer Wahl stellen musste und lediglich von oben oktroyiert wurde, hatte sie trotz Bemühungen der Regierung nie besonderen Rückhalt in der Bevölkerung. Auch die Heimwehren mussten dem neuen System weichen, wurden aufgelöst und in die neu geschaffene Frontmiliz übernommen. Besonderes Augenmerk widmet der Autor auch den Aufrüstungsversuchen des Österreichischen Bundesheeres ab 1934 bis unmittelbar vor dem Anschluss, der dann auch das Ende des Buches bildet. Für jene, die sich in das Thema weiter vertiefen wollen, bildet das angefügte Literaturverzeichnis eine gute Auswahl!

-rei-

 

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