• Veröffentlichungsdatum : 21.04.2023
  • – Letztes Update : 20.04.2023

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Hell in the trenches

Paolo Morisi

Paolo Morisi

Hell in the trenches

Austro-Hungarian Stormtroopers and Italian Arditi in the Great War

Helion & Company: Warwick 2018

344 Seiten

126 s/w Abb., 7 Karten,

€ 39,95

ISBN 978-1-912174-98-0.

Eine der Wurzeln der heutigen Spezialeinheiten („special operation forces“, SOF), die mittlerweile fixer Bestandteil jeder Armee sind, geht in Deutschland, Österreich sowie in Italien auf Spezialeinheiten aus dem Ersten Weltkrieg zurück. Als das Deutsche Reich erkannte, dass an der Front in Frankreich die bisherigen taktischen Erkenntnisse und Fähigkeiten der Infanterie nicht mehr ausreichten, um den schon im Jahr 1914 an der Westfront in einen Stellungskrieg erstarrten Konflikt wieder in einen Bewegungskrieg zu verwandeln, suchte man nach Lösungen.

Man entschied sich zu einer speziellen Taktik, die nach einem kurzen, aber intensiven Feuerkampf der Artillerie, das Eindringen dieser Spezialverbände an Schwachstellen der gegnerischen Stellungen vorsah. Dabei umgingen sie stark verteidigte Abschnitte, die die nachrückenden regulären Infanterieeinheiten zu bekämpfen hatten, und setzten ihren Weg ins Hinterland des Feindes fort. Hier galt es nun gegnerische Reserven an einem Gegenangriff zu hindern.

Paolo Morisis stringent angelegtes Buch über die österreichisch-ungarischen Sturmtruppen und die italienischen Arditi beginnt nach einer kurzen Einleitung mit dem Vorbild der österreichisch-ungarischen Sturmtruppen und der italienischen Arditi, den deutschen Sturmbataillonen. In einem knappen Abriss werden hier Aufstellung, Ausbildung und Einsatzbeispiele an der Westfront dargestellt. Danach folgt ein Kapitel über die Österreichisch-Ungarischen Streitkräften. Der Autor stellt zuerst die Landstreitkräfte dar, um dann über die Infanterietaktik hin zur Aufstellung, Ausbildung und Bewaffnung der Sturmtruppen zu gelangen. Es folgt eine Beschreibung der königlich-italienischen Armee, jedoch ohne noch auf die Arditi einzugehen. Dem folgend beschäftigt sich das vierte Kapitel mit dem Einsatz der Sturmtruppen an der Italienfront. Morisi trifft eine Auswahl an Gefechtsbeispielen („Austrian-Hungarian Stormtroopers Operations“), die sich unter anderem auf die Hochfläche der sieben Gemeinden, den Monte Pasubio, die Schlacht von Flondar, den Monte Ortigara, den Monte Piana, die 12. Isonzoschlacht und die Piavefront konzentrierten. Der Autor fokussiert sich fast ausschließlich auf die Einsätze der Spezialeinheiten, bevor er mit einer Conclusio das Kapitel abschließt.

Dem folgt das italienische Gegenüber, das sich jedoch zum Großteil mit der Gründung, dem Aufbau, dem Training und der Ausrüstung der Arditi beschäftigt. Hier werden nur drei Gefechtsbeispiele gebracht: die Feuertaufe der Arditi auf der Hochfläche von Bainsizza im August 1917, den Kampf um den Monte San Gabriele September 1917 und den Monte Madoni Ende des Monats September 1917. Im sechsten Kapitel geht es vom Wiederaufbau der italienischen Armee nach dem Durchbruch von Flitsch-Tolmein im Allgemeinen bis hin zu den beim Vormarsch der Verbündeten ebenfalls schwer getroffenen Arditi. Es folgen zahlreiche für die Arditi erfolgreich verlaufene Gefechtsbeispiele von den Dolomiten bis hin zur Piavefront und der Schlacht von Vittorio-Veneto im Jahr 1918. Den Schluss bildet eine Conclusio des gesamten Buches, bevor der Autor in einem Appendix („Visiting the Sites of Austrian-Italian Front“) Hinweise für Frontbesuche und Museen gibt.

Das Buch von Paolo Morisi ist ein akribisch recherchiertes Werk über das Thema Sturmtruppen und Arditi, das verstärkt auf Originalquellen aus dem Kriegsarchiv in Wien und dem Ufficio Storico dello Stato Maggiore dell´esercito in Rom und neben den Standardwerken auf viel neue Literatur zurückgreift. Es ermöglicht einen direkten Vergleich beider Spezialeinheiten. Besonderes Augenmerk verdient auch, dass Paolo Morisi in den Archiven beider Länder Bewertungen der jeweils anderen Spezialformation gefunden hat. Eine deutsche bzw. italienische Ausgabe dieses ausgezeichneten Werkes wäre dringend angebracht!

-mpr-

 

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