• Veröffentlichungsdatum : 07.09.2022
  • – Letztes Update : 04.10.2022

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Entschlussbeispiel Stabilisierung

Gerald Luger, Alexander Wurzer

Beim Streitkräfteprofil „Unser Heer“ wird prioritär der militärischen Landesverteidigung zur Abwehr überwiegend nicht-konventioneller Angriffe entsprochen. Darüber hinaus liegt der Fokus auch auf einer Umfeldstabilisierung Österreichs und der Europäischen Union bei konflikthaften Entwicklungen mit Auswirkungen auf Österreich. Derartige Einsätze im Ausland erfolgen in erster Linie mit stabilisierendem Charakter bzw. Zielsetzung. Die österreichische Ambition ist die Bereitstellung von Kräften mit einer hohen Bandbreite von Aufgaben. Kernelement ist ein durchsetzungsfähiger, verlegbarer kleiner Verband mit den, für derartige Einsätze wesentlichen Unterstützungselementen. Dieser Verband kann durch zusätzliche Kräfte und Mittel von Partnernationen verstärkt werden.

Das vorliegende Entschlussbeispiel spielt in einem EU-geführten Auslandseinsatz mit stabilisierendem Charakter. Es beschreibt die Sicht des Kommandanten der (AUT)InfBKG33, der mit seinem Verband einer multinationalen Brigade unterstellt und in einem eigenen Verantwortungsbereich für ein sicheres und stabiles Umfeld verantwortlich ist. Vignettenartig werden unterschiedliche Einzelereignisse bzw. Lageentwicklungen dargestellt, die ein Kommandantenverfahren zur Beurteilung der Lage und entsprechende Erwägungen erfordern. Die in ihrer Ausprägung unterschiedlichen Entschlussfassungen, einschließlich der damit verbundenen Maßnahmen der Befehlsgebung, betreffen die gefechtstechnische und taktische Führungsebene gleichermaßen. Ein wesentlicher Beurteilungspunkt ist die Verfügbarkeit von Kräften und Mitteln der Kampfunterstützung des Joint Fire Support (JFS) sowie deren Einsatzmöglichkeiten, sowohl letal als auch non-letal.

Definitionen

Einsätze mit stabilisierendem Charakter orientieren sich an den Einsatzgrundsätzen des Schutzes, unter besonderer Berücksichtigung der Besonderheiten im jeweiligen Einsatzraum, dem multinationalen Umfeld sowie den vorgegebenen Rules of Engagement. Die nachfolgenden Definitionen entsprechen jenen des Entwurfes der MilStrat „Militärische Verfahren im Einsatz“ (Stand: 1. Jänner 2022).

Schutz (Security and Protection)

… Einsatzart der LaSK mit dem Zweck, wichtige Objekte, Verkehrswege, Räume und Personen vor einem überraschenden Zugriff durch offen oder verdeckt vorgehende gegnerische Kräfte oder zivile Störer zu bewahren.

Schutz von Räumen

… Einsatzform des Schutzes, bei der Bedrohungen durch Überwachung und Aufklärung frühzeitig erkannt und Maßnahmen dagegengesetzt werden, wobei bei Bedarf auch die Kontrolle des Raumes, der Schutz von Objekten, Transporten, Verkehrswegen und gegebenenfalls von anvertrauten Personen miteingeschlossen ist.

Schutz von Verkehrswegen 

… Einsatzform des Schutzes, bei der wichtige oder gefährdete Abschnitte mit Kontroll- oder Stützpunkten geschützt werden und die Verkehrswege mit Spähtrupps, Patrouillen und technischen Aufklärungsmitteln überwacht werden.

Schutz von Objekten

… Einsatzform des Schutzes, bei der Objekte durch Überwachung, Bewachung oder Verteidigung vor Zerstörung, Beschädigung oder anderen Beeinträchtigungen sowie vor Inbesitznahme bewahrt werden und ihre Nutzbarkeit erhalten bleibt.

Schutz von Transporten

… Einsatzform des Schutzes, bei der Personen oder Güter durch Überwachung und Aufklärung entlang der Marschstrecke, Einsatz einer Bedeckung und Bereithalten von Reserven sicher von einem Ort zu einem anderen gebracht werden.

Key Leader Engagement

Unter Key Leader werden folgende Personen verstanden: Führer/Anführer, Opinion-Leader, Vorsteher/Oberhaupt von ethnischen und/oder religiösen Gruppierungen, aber auch Kommandanten/Befehlshaber von militärischen oder irregulären Gruppierungen. Ein Key Leader Engagement (KLE) erfolgt durch Kommandanten bzw. einzelne Stabsmitglieder.

Beeinflussen (Influence)

… allgemeine militärische Aufgabe im Einsatz, bei der ausgewählte Zielgruppen im Einsatzraum durch zielgerichtete Maßnahmen zu einer Änderung ihrer Einstellung, ihres Verhaltens oder des Verständnisses für eigene Maßnahmen beeinflusst werden. Das Ziel ist das Beeinflussen und der Zweck eine Verhaltensänderung.

Aspekte der Einsatzführung

Die besonderen Bedingungen, unter denen ein Einsatz mit stabilisierendem Charakter durchzuführen ist, haben wesentlichen Einfluss auf die eigenen Maßnahmen. Zu diesen Bedingungen zählen insbesondere

  • die Existenz eines schwer greifbaren Gegners, der anfänglich stets die Initiative besitzen wird,
  • die große räumliche Ausdehnung des eigenen Verantwortungsbereiches (für eine BKG maximal 33 x 25 km; das beinhaltet die Überwachung des Raumes und den Schutz einzelner Objekte),
  • die kaum kalkulierbare Dauer des Einsatzes, insbesondere im Hinblick auf die Sicherstellung der Durchhaltefähigkeit,
  • die Durchführung des Einsatzes inmitten der ortsansässigen Bevölkerung sowie die Koordinierung der eigenen Einsatzführung mit einer Vielzahl von Akteuren.

Im Schutz wird der überwiegende Teil des eigenen Verantwortungsbereiches zumeist nur überwacht. Wichtige Räume, Verkehrswege und Objekte sowie Teile der Zivilbevölkerung und Transporte werden geschützt. Durch örtlich verfügbare Reserven wird eine rasche Reaktion auf eine Aktion gegnerischer Kräfte durch entsprechende Gegenmaßnahmen sichergestellt (DVBH Das Jägerbataillon, RdNr. 1365-1367).

Das Ziel der eigenen Maßnahmen im Schutz ist, dass der Gegner immer weniger in der Lage ist, erfolgreiche Aktionen gegen bedeutende Ziele durchzuführen und diese letztendlich beendet (DVBH Das Jägerbataillon, RdNr. 1378).

Taktisches Führungsverfahren – Besonderheiten in der Einsatzart Schutz

In der Einsatzart Schutz ist es grundsätzlich nicht möglich, nur eine wesentliche Leistung zu definieren. Mehrere zu erreichende Ziele sind entscheidend, um den taktischen Zweck in Form eines sicheren und stabilen Umfeldes zu schaffen. Zumeist wird kein entscheidendes Gelände festgelegt. Vielmehr werden anlassbezogen wichtige Räume und Geländeabschnitte, besondere Objekte sowie Bewegungslinien definiert, die für die Auftragserfüllung entscheidend sind. Grenzen der Verantwortungsbereiche werden nicht ausschließlich nach taktisch zusammengehörenden Geländeteilen festgelegt. Vielmehr sind wichtige Räume, zu schützende Objekte, insbesondere zivile Verwaltungsbereiche für die Grenzziehung ausschlaggebend.

 

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Szenario

Das Szenario in diesem Beitrag ist fiktiv und der Raum in dem dieses stattfindet wurde zufällig gewählt.

Jahrzehntelange Spannungen zwischen den fiktiven Staaten MIDLAND (XML, umfasst das Staatsgebiet von TSCHECHIEN und der SLOWAKEI) und LOWLAND (XLL, umfasst das Bundesland NIEDERÖSTERREICH und die Hauptstadt WIEN), im Interessensbereich der EUROPÄISCHEN UNION (EU) gelegen, führten immer wieder zu Grenzstreitigkeiten. Dabei geht es neben wirtschaftlichen Interessen insbesondere um die ethnische Minderheit der MIDLÄNDER, die in einigen, vor allem ruralen Räumen in XLL die Bevölkerungsmehrheit stellen (siehe Karte: Szenario und Ausgangslage). Sie fühlen sich von der Regierung in XLL benachteiligt bzw. unterdrückt und versuchen mithilfe der Schirmherrschaft von XML ihre Rechte einzufordern. Dies führte in den vergangenen Jahren zur Formierung gewaltbereiter Gruppen, die durch Übergriffe auf die andere Ethnie mittel- bis langfristig eine Vormachtstellung der eigenen Bevölkerungsgruppe sowie die Unabhängigkeit bzw. gegebenenfalls sogar eine Eingliederung in das Staatsgebiet von XML erreichen wollen.

Die (XLL) Sicherheitskräfte (Polizei und Streitkräfte) konnten diese irregulären Gruppierungen nie vollständig neutralisieren und müssen sich den Vorwurf der Parteilichkeit zugunsten der eigenen Bevölkerungsmehrheit vorwerfen lassen. Die EU hat im Herbst 2021 entschieden, diesen regionalen Konflikt durch die Entsendung einer Eingreiftruppe (EUFOR) zu stabilisieren sowie durch zielgerichtete CIMIC-Maßnahmen einen Beitrag zur Herstellung von Sicherheit und staatlicher Ordnung in LOWLAND zu leisten. Die EUFOR-Kräfte bestehen im Wesentlichen aus einem operativen Kommando in der Hauptstadt WIEN, sechs multinationalen Landbrigaden, davon vier mit eigenen Verantwortungsbereichen (Areas of Responsibility – AOR), und aus Verstärkungskräften anderer Domänen.
 

Ausgangslage

Die (AUT)InfBKG33 ist ein kleiner Verband, welcher der EUFOR-Eingreiftruppe der multinationalen Brigade „SOUTH“ (MNB„S“) unterstellt ist. Die derzeitige Absicht der (AUT)InfBKG33 ist es, den Schutz in der zugewiesenen AOR durchzuführen, unter

  • stationärer und beweglicher Aufklärung mit SG an den LOCs,
  • HUMINT-Teams vorwiegend in den Ortschaften und im städtischen Umfeld,
  • Bewachung/Überwachung/Verteidigung kritischer Infrastruktur sowie sonstiger wichtiger Räume und Objekte bzw. Verkehrsknotenpunkte an den LOCs einschließlich Campsicherung,

mit

  • drei JgKp in zugewiesenen Gefechtsstreifen (1.JgKp im NW, 2.JgKp im SW – hier SG, 3.JgKp im O),
  • Bereithalten dezentraler Reserven bei den Jägerkompanien,
  • einer vmindJgKp (4.JgKp) als Reserve mit NTM 60´ in Camp GECKO, insbesondere für CRC-Einsätze bzw. zur Gegenjagd,

um ein stabiles und sicheres Umfeld zu gewährleisten.

Die Sicherheits- und Bedrohungslage in der AOR ist derzeit als „Mittel“ eingestuft. Sie hat sich, infolge von Angriffen und IED-Anschlägen irregulärer Kräfte auf die Bevölkerung bzw. auf zivile Infrastruktur, Patrouillen und Konvois sowie stationäre Einrichtungen der EUFOR-Kräfte, jedoch verschlechtert. Dieser Bedrohungslage wurde durch verstärkte Aufklärung, Maßnahmen zur Eigensicherung, auch in Form von zumindest temporärer Besetzung von Kontrollpunkten (Checkpoints – CKP) an den LOCs, sowie durch Bedeckung ziviler Versorgungskonvois in der AOR Rechnung getragen.

Ausgangslage und Dislokation der Kräfte STF/JFS

Die Force verfügt über eine AVIATION BRIGADE, die auf der Airbase der Force stationiert ist. Zusätzlich ist ihr eine Staffel F-16 unterstellt, die sich, durch das ACC geführt, außerhalb der AOR befindet und bei Bedarf abgerufen bzw. eingesetzt werden kann.

Der MNB„S“ ist ein deutsches AAB unterstellt. Dieses besteht aus

  • drei Panzerhaubitzbatterien zu je zwei PzHbZg mit je vier Geschützen vom Typ PzH2000, einem JFS-Zug mit einem JFSCT und fünf JFST sowie zwei BÜR-Gruppen mit je einem System ABRA,
  • einer gepanzerten Aufklärungskompanie,
  • einer geschützten Aufklärungskompanie,
  • einer Aufklärungs-Artilleriebatterie mit zwei Artillerieortungsgruppen (je ein System COBRA), einem Drohnenzug (System KZO) und einem Schallmesszug sowie
  • einer technischen Aufklärungskompanie.

Zusätzlich wurde der MNB„S“ eine Aviation Task Force unterstellt, die den FARP im Camp der Brigade bezogen hat. Diese besteht aus

  • einer Staffel Transporthubschrauber S-70 „Black Hawk“ mit zwei Schwärmen,
  • einer französischen Staffel Kampfhubschrauber „Tiger“ mit zwei Schwärmen,
  • einer Staffel Transporthubschrauber für Medical Evacuation (MEDEVAC),
  • einer Staffel Aufklärungshubschrauber OH-58 und
  • einer Feldflugplatzkompanie.

Anforderungen der Kompanien erfolgen über das JFSCT an die JFSCG mittels HELICOPTER REQUEST. Sie richten sich nach der Lage und dem genauen Bedarf. Die Auftragserteilung an die AVTF und die Rückmeldung an die anfordernde Stelle erfolgen durch den HELICOPTER TASK. Für das Airspace Management innerhalb der AOR der Brigade ist diese, unter Berücksichtigung der Vorgaben der Force und Meldung der getroffenen Maßnahmen, selbst verantwortlich und wird durch die JFSCG sichergestellt.

Um innerhalb des gesamten Verantwortungsbereiches der Brigade eine Steilfeuerunterstützung sicherstellen zu können, wird durch das AAB kein geschlossener Feuerstellungsraum bezogen. Vielmehr werden in den Camps der BKG vorgeschobene Feuerstellungen (Forward Firing Bases – FFB) errichtet, die jeweils aus einem Geschützzug bestehen und den BKG im Direct Support (DS) auf Zusammenarbeit angewiesen (TACOM) werden. So ist auch im Camp GECKO ein Geschützzug gefechtsbereit in Stellung.

 

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Die AORGrp werden unmittelbar durch die JFSCG der MNB„S“ geführt und befinden sich im Camp der Brigade. Auf Befehl werden durch die Gruppen bereits erkundete Räume (Artillerie Reserved Area) in den Verantwortungsbereichen der Bataillone bezogen. Damit ist eine Abdeckung des gesamten Verantwortungsbereiches der Brigade sichergestellt. Die Sicherung erfolgt zumeist durch einen InfHZg der Brigadereserve. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt befindet sich eine AORGrp im Verantwortungsbereich der InfBKG33 im Rm REIDLINGWALD (6351).

Der Drohnenzug der Aufklärungsartilleriebatterie sowie der technischen Aufklärungskompanie befinden sich im Camp der Brigade. Auf Befehl beziehen sie erkundete Räume bzw. können bei Bedarf auch aus dem Camp heraus ihren Auftrag erfüllen. Die BKG der Brigade können eine temporäre Zuweisung auf Zusammenarbeit beantragen bzw. auf die Aufklärungsergebnisse zugreifen. Aufgrund eines Antrages der InfBKG33 befindet sich der Drohnenzug der Aufklärungs-Artilleriebatterie im Camp GECKO und wurde auf Zusammenarbeit angewiesen.

Die JFS-Züge und die BÜRGrp der Panzerhaubitzenbatterien sind den BKG TACOM zugewiesen und befinden sich bereits in deren Verantwortungsbereichen. Das JFSCT ist in die Gefechtsstandorganisation der (AUT)InfBKG33 integriert und bildet in der Führungszentrale eine Zelle „Feuerunterstützung“. Jeder Kompanie wurde je ein JFST TACOM zugewiesen, die sich bereits bei diesen befinden. Das vierte und fünfte JFST verbleiben als Reserve im Camp GECKO. So kann bei Bedarf einerseits ein Schwergewicht durch Beobachtung und Wirkung gebildet werden und diese andererseits als Unterstützung des JFSCT herangezogen werden, um die Schichtfähigkeit am Gefechtsstand sicherzustellen.

Der Aufklärungszug der (AUT)InfBKG33 ist mit zwei Drohnengruppen verstärkt, die über je zwei Systeme „Tracker“ verfügen. Die Steilfeuerbeobachtungstrupps des Granatwerferzuges befinden sich im Camp GECKO und können bei Bedarf den Kompanien auf Zusammenarbeit angewiesen werden. Zusätzlich können diese bei der Camp Security Beobachtungsstellen außerhalb des Camps beziehen, um eine Beobachtung bzw. Aufklärung sicherzustellen sowie bei Bedarf Steilfeuer anzufordern und zu leiten.

Lageentwicklung – Aufgabenstellung – Lösungsansätze

Nachstehend sind vignettenartig mehrere Lageentwicklungen bzw. Lagefortsetzungen beschrieben, die der Ausgangslage angepasst in diesem Szenario auftreten können. Je nach Art und Umfang der Lageentwicklung führt der Kdt der (AUT)InfBKG33 im Kommandantenverfahren bzw. unter Einbindung seines Stabes ein Planungsverfahren durch, aus dem eine Befehlsgebung bzw. Auftragserteilung resultiert. Aufgrund der Komplexität bzw. zumeist nicht vorhandener Vorkenntnisse wird der Bereich JFS bei einer Situationsbeschreibung aus Sicht STF/JFS vorweggenommen.
 

Lageentwicklung 1: KLE (Teil 1)

Zwischen den Einwohnern der beiden Ortschaften BÖHEIMKIRCHEN (5638), mit vorwiegend MIDLÄNDISCHER Bevölkerung und den Bewohnern von NEULENGBACH (6738) bestehen seit Jahren ethnisch begründete Spannungen. Insurgenten machen sich diese Umstände in letzter Zeit vermehrt zunutze und führen zielgerichtet Aktionen zur Vertreibung der in NEULENGBACH lebenden LOWLÄNDER durch. Um mittel- und langfristig weitere Auseinandersetzungen zu vermeiden, wurde bei den laufend durchgeführten KLE durch den S9 der MNB„S“ ein Treffen der beiden Ortsvorsteher und anderer Gemeindevertreter vorbereitet. Diese haben der Zusammenkunft im Camp OSCAR (2.JgKp) zugestimmt und werden in Kürze erwartet. Sie als Kdt (AUT)InfBKG33, der das Treffen leiten wird, befinden sich bereits vor Ort. Es ist 1400B.

 

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Situationsbeschreibung aus Sicht STF/JFS 

Das JFSCT der InfBKG33 befindet sich mit einem JFST beim BKdt und berät diesen in allen Belangen des JFS. Bei Bedarf kann das zusätzliche JFST als Verstärkung der 2.JgKp eingesetzt oder unmittelbar durch den BKdt geführt werden.

Eine Gruppe des sGrWZg befindet sich in unmittelbarer Anlehnung an das Camp OSCAR und stellt die Gefechtsbereitschaft her. Das Fest- und Einschießen erfolgt in einem Raum, in dem die Beobachtung durch einen B-Trupp des sGrWZg sichergestellt wird. Die Sicherung des Feuerstellungsraumes wird durch eine Gruppe der 2.JgKp durchgeführt. Die sGrWGrp kann bei Bedarf für ein Demonstrationsfeuer, sowohl mittels Nebel- als auch Sprenggranaten, herangezogen werden.

Die BÜRGrp können westlich und ostwärts des Camp OSCAR eingesetzt werden und sämtliche Bewegung von und nach NEULENGBACH bzw. BÖHEIMKIRCHEN aufklären. Mögliche Räume ergeben sich bei PALTRAM (6039) und UNTERWOLFSBACH (6440). Eine Drohnengruppe des Aufklärungszuges kann sich ebenfalls im Camp OSCAR verfügen und bei Bedarf aus diesem die Drohnen zur Verdichtung des Lagebildes einsetzen. Zusätzlich kann durch das JFSCT eine Mission CAS durch Kampfhubschrauber (Standard Rotte) oder Starrflügler angefordert werden. Sie können bei Bedarf zum Zwecke der „Show of Force“ als non-letales Mittel eingesetzt werden und eine zusätzliche Beobachtung aus der Luft sicherstellen.

Da der genaue Zeitpunkt des Bedarfes nicht absehbar ist, verbleibt das zugewiesene Luftmittel auf dem Boden und wird bei Bedarf unmittelbar abgerufen (Ground CAS). Eine weitere Anforderung kann für die Bereitstellung eines MEDEVAC durch die AVTF erfolgen, da eine Verbringung von etwaigen Verletzten und Verwundeten durch Kfz oftmals schwierig ist. Das „Airspace Management“, die Koordinierung des Einsatzes der Drohnen, eines Demonstrationsfeuers durch die GrW und das Abtransportieren durch Luftmittel kann durch das JFSCT oder ein mitgeführtes JFST unmittelbar erfolgen.
 

Lösungsvorschlag

Aufgrund der Ausgangslage sind insbesondere nachstehende Elemente mit einer geringen Zeitspanne NTM zumindest im Camp GECKO verfügbar zu halten:

  • Masse der 4.JgKp(ges), zumindest 2 JgZg, CRC-fähig;
  • Teile der PiKp zum raschen Errichten von Sperren bzw. Teile EOD als Reaktion auf mögliche IED-Bedrohungen;
  • Herabsetzen der Reaktionszeit für alle Kräfte im Camp GECKO auf NTM 10´;
  • Teile des MPZg werden vor Ort sein, darüber hinaus Bereithalten der Kräfte für Ordnungseinsätze bzw. Verkehrsleitung sowie zum Halten der Verbindung mit örtlichen Sicherheitskräften;
  • Versorgungsmaßnahmen, insbesondere Transportkapazitäten für San-Versorgung einschließlich SanHS.

 

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Lageentwicklung 2: Verdächtige Aktivitäten

Kurz vor Eintreffen der Delegationen für das bevorstehende KLE im Camp OSCAR erhalten Sie als Kdt der InfBKG33 um 1400B vom KpGefStd 3.JgKp folgende Lagemeldung: 

Aufklärung meldet im Waldgebiet s ELSBACH (7744) mehrere Insurgenten mit Handfeuerwaffen bewaffnet sowie 4 Pick-ups mit üsMG. Darüber hinaus wurden erkannt: weitere Transportfahrzeuge, unbewaffnet, von denen einige größere Kisten auf die Pick-ups umgeladen werden – vermutlich Schmuggeltätigkeit, möglicherweise Waffen und Munition bzw. Sprengstoff. Klären weiter unter Einsatz einer AufklGrp vor Ort im Raum RAPOLTENKIRCHEN (7542) sowie eines BÜR am AUBERG (7746) auf!

Situationsbeschreibung aus Sicht STF/JFS:

Zur Generierung eines Lagebildes kann der TACOM-Drohnenzug der Aufklärungs-Artilleriebatterie zum Einsatz gebracht werden, da die verfügbaren Drohnen über eine Aufklärungsausstattung hinsichtlich der Sensoriken und eine große Verweildauer verfügen. Ebenfalls könnte eine AIRRECCE durch OH-58 bei der MNB„S“ beantragt werden, die jedoch aufgrund ihrer Lautstärke im Vergleich zu Drohnen leichter erkannt werden und somit eine Gegenreaktion der aufzuklärenden Elemente herbeiführen können.
 

Lösungsvorschlag

Ein ausreichendes Aufklärungsbild ist durch die AufklGrp der 3.JgKp und dem Einsatz BÜR am AUBERG gegeben. Eine Verdichtung des Lagebildes wäre durch den Einsatz des Drohnenzuges bzw. durch Einsatz von Teilen AufklZg/StbKp (derzeit im Camp GECKO) möglich. Konkrete Aufträge/Maßnahmen wären:

  • Auftrag an GefStd (S2) zur Beurteilung der weiteren Absicht der erkannten Insurgenten, insbesondere hinsichtlich möglicher Angriffsziele im Raum SIEGHARTSKIRCHEN (7444);
  • Überprüfen der Reaktionszeit der Eingreifkräfte im Camp GECKO – NTM 10´.

 

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Lageentwicklung 3: Ziviler Konvoi

Die Delegationen der beiden Ortsvorsteher von BÖHEIMKIRCHEN und NEULENGBACH sind bereits im Camp OSCAR eingetroffen. Es finden gerade die Begrüßungsformalitäten statt, als sie der KpKdt der 3.JgKp am Mobiltelefon erreicht. Er meldet, dass ein ziviler Konvoi, bestehend aus 8 LKW mit Medikamenten und anderen Hilfsgütern für die Zivilbevölkerung im Raum TULLN, soeben unter Begleitschutz eines JgZg(ges) der Kompanie auf der LOC JULIET mit Spitzen auf Höhe der Ortschaft KRONSTEIN (7439) unterwegs ist. Eine Gefährdung des Konvois durch die zuvor gemeldeten Insurgenten im Waldgebiet s ELSBACH (7744) kann aus seiner Sicht nicht ausgeschlossen werden.

Situationsbeschreibung aus Sicht STF/JFS:

Zur Unterstützung des Begleitschutzes des Konvois kann ein JFST eingeteilt werden, um im Falle einer Bedrohung luft- und bodengebundenes Feuer anzufordern und eine Zielbekämpfung durchzuführen. Dazu ist die Anforderung einer Mission CAS möglich, um bei Bedarf über ein zugewiesenes Luftmittel (Standard Rotte) und einen koordinierten Luftraum zu verfügen. Die Bereitstellung ist auf Abruf festzulegen.
 

Lösungsvorschlag

Der KpKdt der 3.JgKp ist an den GefStd der InfBKG33 im Camp GECKO zu verweisen, da für sie die Leitung und Gesprächsführung des unmittelbar bevorstehenden KLE zunächst Priorität hat. Konkrete Maßnahmen könnten sein:

  • Beurteilung, ob die Hilfsgüter, die mit dem Konvoi transportiert werden, dringend am Zielort TULLN benötigt werden bzw. die Medikamente besonderer zeitkritischer Behandlung bedürfen;
  • wenn kein dringender Bedarf gegeben ist, kann aufgrund der Bedrohung ein Zeitverzug in Kauf genommen werden;
  • gegebenenfalls Anhalten des Konvois und Unterziehen in KRONSTEIN unter der Bedeckung durch den JgZg/3.JgKp;
  • zusätzlicher Schutz der LOC JULIET durch weitere Kräfte und Mittel der 3.JgKp, erforderlichenfalls Aufklärung sowie Überwachung wichtiger oder gefährdeter Straßenabschnitte durch Einsatz von Kontroll- oder Stützpunkten bzw. Einsatz von Spähtrupps, Patrouillen sowie technischer Aufklärungsmittel.

Oberst Gerald Luger, MSD MA; Hauptlehroffizier Taktik und Forscher; Referat Taktik/IHMF/LVAk. 

Major Mag.(FH) Alexander Wurzer; Lehroffizier Feuerleitdienst; Institut Artillerie/HTS.

Den zweiten Teil des Entschlussbeispiels finden Sie unter Entschlussbeispiel Stabilisierung - Teil 2.

 

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